Betrieb vs. Fahrbetrieb

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27.01.2009 15:33 (zuletzt bearbeitet: 04.04.2014 14:06)
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#1 Betrieb vs. Fahrbetrieb
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OOK

Zu den diversen Unwörtern, dich ich in unserer Szene ausmache, gehört neben Fahrmöglichkeiten und Rangiermöglichkeiten auch das Wort Fahrbetrieb, das nicht ausrottbar scheint. Auch du, lieber Forenleser, hast es schon benutzt. Also habe ich mir vorgenommen, wieder einmal ein Pampflet gegen den Begriff Fahrbetrieb abzufassen. Gerade wollte ich mich ans Formulieren machen, da fiel mir eben noch rechtzeitig ein, dass ich doch vor langer langer Zeit, ganz zu Anfang des FREMO, sowas schonmal gemacht habe. Da könnte ich doch einfach bei mir selber abschreiben.
Ein Griff ins Regal zu dem dicken Band aller von mir editierten Ausgaben von Hp1-Modellbahn und ein bisschen geblättert. Ich brauchte nicht lange zu blättern. Schon das Editorial des dritten Heftes (Juni 1982) war das, was ich suchte. Und das kredenze ich euch nachstehend.

Zitat von OOK
"Fahrbetrieb", liebe Leserin, lieber Leser, ist eins von diesen Wörtern, die sich so einschleichen und dann ganz unreflektiert gebraucht werden. Eisenbahnbetrieb ohne Fahren ist gar nicht möglich. Und so ahnen Schöpfer und Benutzer des Begriffes Fahrbetrieb wohl unbewusst, dass das, was sie auf der Modellbahn praktizieren, ein rechter Betrieb wohl nicht sei. Sonst könnten sie ja gleich Betrieb sagen statt Fahrbetrieb.

Im Grunde genommen bin ich ganz froh, dass es schon ein Wort für die von mir nicht geschätzte Art, eine Modellbahn zu betreiben, gibt. So kann ich das Wort Betrieb ganz für die vorbildorientierte Auffassung, die vom FREMO vertreten wird, in Anspruch nehmen. Dazu ein paar erläuternde Worte:

Wenn Züge kreisen, und sei die Ringstrecke auch noch so lang und durch noch so viele Tunnel, Kehren und Höhenversetzungen getarnt, dann handelt es sich um Fahrbetrieb. Der Zweck ist, dass sich das Auge des Betrachters am fahrenden Zug erfreut, wie er wieder und immer wieder vorbeirauscht.

Beim Modellbahn-Betrieb versucht man, nicht nur den optischen Eindruck, sondern auch die Funktion des Vorbildes zu simulieren. Das heißt: Züge fahren nicht, sie verkehren. Und zwar von einem Ausgangspunkt zu einem Ziel. Nach Erreichen dieses Ziels kehren sie irgendwann als Gegenzug zurück, bei Reisezügen in der Regel mit der gleichen Wagenkomposition, bei Güterzügen mit einer völlig veränderten.

Die Zusammensetzung der Güterzüge einfach willkürlich zu ändern, wäre nun auch nicht gerade eine Simulierung der Vorbildsituation. Jedes Fahrzeug im Wagenladungsverkehr wird zunächst leer zu einem Versender, der ihn angefordert hat, geschickt, dann beladen zum Empfänger der Fracht transportiert. Je exakter dieser Vorgang simuliert werden kann, desto authentischer ist der Betriebsablauf der betreffenden Modellbahn.


Dem, was ich da vor über fünfundzwanzig Jahren als junger Springinsfeld geschrieben habe, brauche ich nichts hinzuzufügen. Es ist immer noch aktuell.

OOK
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27.01.2009 16:33
avatar  fgee
#2 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Ich versuche das an einem Beispiel zu illustrieren:



Gegeben sei eine Anlage dieses Grundtypus. In den beiden Kehren seien Schattenbahnhöfe von beliebigem Typus verborgen, welche S-Bahn-Züge, IC-Züge und Güter-Ganzzüge beherbergen. Im sichtbaren Teil liegt die Strecke - ob doppel- oder einspurig ist egal. Darauf findet Ep.V Betrieb statt: Der eine lässt die Züge nach Fahrplan fahren. Das gefällt OOK! Der andere lässt die gleichen Züge fahren, zwar ohne Fahrplan, aber nicht unbedingt planlos - eher "spontan". Das missfällt OOK?

Gehen wir noch etwas weiter.



Irgend ein Automatiker baut diese Anlage und betreibt sie vollautomatisch - nach Fahrplan! Ein Modell des heutigen (automatisierten) Eisenbahnbetriebs. Schaut zu und freut sich daran. Was denkt OOK darüber?

Ich habe verstanden, dass es dir darum geht, dass die verkehrenden Züge "Sinn" haben. Aber geht es dir um den Fahrplan? Oder um Automatik? Oder was ergibt "Sinn"?

Felix,
grübelnd


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27.01.2009 18:09
avatar  OOK
#3 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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OOK

Aha, zwei Ideologen im dialektischen Gespräch!

Ach, was war das damals 1982 noch gemütlich: Man schrieb ein Editorial, hatte seine Meinung gesagt - und wurde respektvoll in Ruhe gelassen. (Vielleicht hat es ja kein Aas interessiert.) Heute gibt es diese verdammten Foren und man muss sich auseinandernehmen lassen, was man denn nun genau meint.
Deine Hinterfragungen, Felix, sind ok, sie zwingen mich zum Nachdenken und zur Präzisierung. Aber da gibt es keine spontanen Antworten. Da brauche ich (Be-)Denkzeit. Würde auch gern noch warten, bis weitere Reaktionen gekommen sind.

OOK
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27.01.2009 19:49
#4 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Hallo zusammen,

ich denke OOK will nicht nur eine Eisenbahn nachbilden! Er will mehr.
Irgendwo habe ich mal gelesen: We should not create only a model railroad, we should model railroad jobs.
Um die Funktionen eines Lokführers, Schaffners, FDLs Weichenwärters, Rangierers und mehr nachbilden zu können, muss auch die Modelleisenban einige Ansprüche erfüllen (die hier noch zu definieren sind).
Nur zuschauchen ist nicht unser Ding, wir wollen agieren/spielen, aber der Hundeknochen mit Gleiswechselbetrieb, wo ein FDL überlegt wie der verspätete IC den DG überholen kann, könnte auch vielleicht OOK gefallen.

Meint Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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27.01.2009 21:31
#5 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Zitat von Pfalzbahn
Nur zuschauchen ist nicht unser Ding, wir wollen agieren/spielen, aber der Hundeknochen mit Gleiswechselbetrieb, wo ein FDL überlegt wie der verspätete IC den DG überholen kann, könnte auch vielleicht OOK gefallen.

Vermutlich wird OOK dazu selber Stellung nehmen, ich bin mir aber nicht so sicher, ob ihm das so gefällt. "...wo ein FDL überlegt wie der verspätete IC den DG überholen kann" hört sich gut an, aber wie ist denn der IC zu seiner Verspätung gekommen? Ich denke, solche einfchen Konstrukte geben es nicht her, "das Modell einer Eisenbahn " zu sein und ihren Betriebsablauf zu simulieren. Meint

Der Eisenhans


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27.01.2009 23:34 (zuletzt bearbeitet: 27.01.2009 23:49)
#6 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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zitat von fgee


Irgend ein Automatiker baut diese Anlage und betreibt sie vollautomatisch - nach Fahrplan! Ein Modell des heutigen (automatisierten) Eisenbahnbetriebs. Schaut zu und freut sich daran. Was denkt OOK darüber?

Ich habe verstanden, dass es dir darum geht, dass die verkehrenden Züge "Sinn" haben. Aber geht es dir um den Fahrplan? Oder um Automatik? Oder was ergibt "Sinn"?




Ich denke wir sollten uns nicht so sehr darauf konzentrieren, was OOK meinen könnte (obgleich seine Meinung auch für mich von allergrößter Wichtigkeit ist), sondern getrost die eigenen Anschauungen äußern, weil davon dieses Forum lebt.
Es geht um die Abgrenzung "Fahrbetrieb" gegen "Betrieb", wobei der Fahrbetrieb wohl die geringeren Vorstellungsschwierigkeiten zu machen scheint.

Der springende Punkt beim Betrieb und damit auch seiner Umsetzung ins Modell ist seine Fremdbestimmtheit.
Beim Güterverkehr des Vorbilds müssen Transportaufgaben gelöst werden, die von "Dritten", wie es im Amtsdeutsch so schön heißt, an das Verkehrsunternehmen herangetragen werden.

Im Modell bedeutet das, der Betreiber muß weg von der Vorstellung, er würde das Geschehen bestimmen. (Das würde im Endeffekt nur zu dem berüchtigten "ach jetzt stelle ich mal den Rungenwagen an die Rampe, oder auch nicht, oder vielleicht den Kesselwagen..." -dies steht so ähnlich ja auch im e-buch- führen)
Der Betreiber ist - ade "Mehdorn" - nur Erfüllungsgehilfe, nur Rädchen im Betrieb, er weiß nicht, was in der nächsten halben Stunde auf ihn zukommt.

Wie erreicht man sowas?
Ich bin absolut sicher, daß ich damit nichts neues zum Besten gebe:
Macht euch für jeden Güterwagen verschieden lautende Wagenzettel (natürlich mit realistischen, mit den Gegebenheiten der Anlage lösbaren Beladungen und Zielen) und lost diese in jeder Betriebssitzung aus. Streng genommen müssen es eigentlich Frachtbriefe + Wagenzettel sein, da nur auf dem Brief das genaue Transportgut und nur auf dem Wagenzettel die genaue Ladestelle des Empfängers steht.
(Der Fremo hat das ein bißchen vereinfacht, sich aber damit m.E. auch vom Vorbild etwas entfernt)
Und dann macht mal, daß das Zeugs vom Hof kommt!

Wenn nicht, gibt's beim Vorbild auch einen sogenannten "Restezettel", auf dem dann die vergessenen Sendungen gesammelt werden.
Wenn es so läuft, dann kann man es "Betrieb" nennen. Ein Fahrplan, den man natürlich auch braucht, ist dagegen etwas relativ simples.
Diese Vorgehensweise ist typisch für Epoche II und III, eventuell noch IV, für mich persönlich die einzige, die ich mir unter Modellbahnbetrieb vorstellen kann.

Wir haben in Nürnberg seit einiger Zeit eine nicht unumstrittene fahrerlose U-Bahn, die absolut ferngesteuert bremst, anhält und wieder anfährt. Das wäre, wie ich gerne zugebe, im Nachbaufall eine "Modell"bahn per definitionem, mit der vorbildgetreuer "Betrieb" genmacht werden könnte. Ich würde so etwas niemals schlechtreden, es interessiert mich nur eben nicht, da zu reiz- und beschäftigungsarm.

Peter

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28.01.2009 11:48 (zuletzt bearbeitet: 28.01.2009 11:49)
#7 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Zitat von Pfalzbahn
We should not create only a model railroad, we should model railroad jobs.



Die Amerikaner schreiben ja auch so schön von operation und op session, im Gegensatz zu running trains.

Wolfgang

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28.01.2009 12:41
#8 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Zum Betrieb, d.h. zum Betreiben einer Bahn, ob nun Modell oder Vorbild gehört meiner Meinung nach mehr als das Fahren. Dazu gehören Wartung und Reparaturen, rangieren und disponieren und und und....

Das was mit Fahrbetrieb wohl ausgedrückt werden soll, ist eben das reine Fahren(-lassen) der Züge. Das wir hier in diesem Forum wenige finden werden, die sich eine solche Beschäftigung mit der Modellbahn überhaupt vorstellen können, liegt auf der Hand. Auch ich war zu Beginn der Zeit hier im Forum noch davon überzeugt, dass ein Kreis/Oval auf meiner Anlage ein Muss ist. Da ich aber nicht für den Abriss planen und bauen möchte, haben mich die Argumente hier von dem gänzlich anderen Betrieb überzeugt.

Wie OOK schon schrieb, einige Wortbildungen werden übernommen und ohne Wissen, was sie bedeuten sollen weiter benutzt wobei sie ihren eigentlichen Sinn nicht unbedingt behalten.

Gespannt auf OOKs Überlegungen wartet


der Jim


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28.01.2009 13:23
#9 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Zitat von sieben_k

Der springende Punkt beim Betrieb und damit auch seiner Umsetzung ins Modell ist seine Fremdbestimmtheit.

Da stimme ich voll zu. Oder frei nach Sepp Herberger: Warum gehen die Leute zum Fussballspiel? Weil Sie nicht wissen wie es ausgeht!
Diese Fremdbestimmheit sollte man aber nicht nur auf den Güterverkehr begrenzen.
Beim Personenverkehr gibt es ja auch ähnliche "Transportaufträge".
Zur Fremdbestimmtheit beim Vorbild gehören auch z.B. Einflechten von Sonderzügen, Bedarfswagen, Lokausfälle, Störungen auf der Strecke etc.
Dies alles gehört für mich zu einem Betrieb. Windbergbahn macht dies gut auf seiner Harzbahn mit Ereigniskarten.

Gruß Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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28.01.2009 18:53 (zuletzt bearbeitet: 26.11.2013 21:32)
avatar  OOK
#10 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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OOK

Heute musste ich nach Münster fahren und hatte mir für den Zug etwas zu lesen mitgenommen: In eine alte Ringbuchkladde eingeklebte Kopien von Tony Koester’s Trains of Thought-Kolumnen. Mehrere Dutzend davon! Gelesen habe ich nur eine, und zwar die, wo er Modellbahn-Betrieb mit einem Brettspiel vergleicht. Das wird häufig miteinander verglichen, drüben zumindest. Tony findet, dass Modellbahnbetrieb etwas ganz anderes ist!

Was tun wir bei einem Brettspiel? Wir machen Züge etc. nach Regeln, die sich jemand anders ausgedacht hat. Und zwar willkürlich. Es gibt keinen logischen Grund, wieso beim Schachspiel Läufer nur diagonal und Türme nur randparallel ziehen dürfen. Und auch der Rösslsprung ist eine willkürliche Festsetzung, reale Pferde springen geradeaus.

Und wie ist es mit den Regeln für den Modellbahnbetrieb? Da machen, nein fahren wir ebenfalls Züge nach Regeln, die Dritte vorgegeben haben, aber nicht willkürlich, sondern weil die Logik des Bahnbetriebs es so erforderlich gemacht hat.

Zitat von sieben_k
Der springende Punkt beim Betrieb und damit auch seiner Umsetzung ins Modell ist seine Fremdbestimmtheit.



Der Haken ist, dass vieles sich nicht 1:1 umsetzen lässt und wir im Modell Entsprechungen entwickeln müssen. Die Fremdbestimmtheit der Realität (Ruhrkohle AG will 3000t Kohle an ein Kraftwerk liefern, das diese Kohle angefordert hat, weil es sie braucht) müssen wir ersetzen durch ein ausgeklügeltes System, das diese Notwendigleiten simuliert oder sagen wir ganz ehrlich vortäuscht. Und damit ist auch der „Sinn“ nach dem Felix fragte, eben auch nur vorgetäuscht.
Da zitiere ich noch einmal den unbekannten Hollywood-Regisseur, der gesagt hat: es muss nicht echt sein, es muss echt wirken. Der Kommissar im Krimi zieht ja auch nur deshalb los, weil sich jemand einen Mord – gottlob - nur ausgedacht hat.

<blockquote><font size="1">Zitat von fgee


Ich habe verstanden, dass es dir darum geht, dass die verkehrenden Züge "Sinn" haben. Aber geht es dir um den Fahrplan? Oder um Automatik? Oder was ergibt "Sinn"?[/quote]

Es geht mit nicht primär um den Fahrplan, sondern darum, den Betrieb möglichst genau so abzuwickeln, wie das Vorbild es tut. Und da läuft nun mal, hier in Mitteleuropa zumindest, nichts ohne Fahrplan. Die das vermeiden wollen, weichen in die Feldbahn aus, die keinen braucht. In Deutschland zumindest (in der Schweiz wird es ähnlich sein), darf kein Zug, nicht einmal ein Hilfszug oder eine Draisinenfahrt, ohne einen solchen verkehren.

Jetzt kommen wir in einen Grenzbereich. Die Kleinheit unserer Anlagen (auch die der BAE) ermöglicht es nicht, originale Fahrpläne 1:1 zu übernehmen. Das ist allenfalls bei solchen Ausschnitten möglich wie die, die Felix in seinen Beitrag kopiert hat. Da reduziert sich der Fahrplanbetrieb jedoch auf die korrekte Reihenfolge der Züge. Ist trotzdem einer.

Bei den allermeisten Anlagen ist dies nicht einmal im Ansatz möglich. Erst recht nicht bei solchen nach fiktiven Vorbildern wie die BAE. Da greife ich beispielsweise zu dem Hilfstrick, die realen Ankünfte und Abfahrten der Südharzeisenbahn in dem von mir gewählten Jahr in Braunlage mit Anschlüssen zu bedienen. Das ist eine ganz hervorragende Form der von Peter eingebrachten „Fremdbestimmtheit“.

Felix fragt weiter, ob es mir um Automatik geht. Eindeutige Antwort: Nein. Ohne wenn und aber. Für „automatisch“ gibt es ja noch das altgediente deutsche Wort „selbsttätig“. "Vorsicht, Türen schließen selbsttätig nach Verlassen der Trittstufen!“ Solange man nicht die o. g. Nürnberger U-Bahn nachbaut, macht jegliche Automatik im Modellbetrieb insofern keinen Sinn, als sie keine entsprechende Funktion beim Vorbild nachstellt. Auch die beliebte automatische Zugbeeinflussung bei Hauptsignalen ist ein Artefakt. Wenn ein realer Zug durch die Indusi angehalten worden ist, ist der Tf entweder eingeschlafen, ohnmächtig geworden oder sturzbesoffen. Und dann erwartet ihn ein Verfahren.

Automatisierter Modellbahnbetrieb ist zwar einer – wenn er gut gemacht ist – hat aber mehr mit Freude an der Automatik als mit Modellbahn zu tun. Er gehört auf Ausstellungsanlagen wie das Miwula und tut hier nichts zur Sache.

Hubert zitiert Tony Koester mit We should not create only a model railroad, we should model railroad jobs. Damit ist das Meiste gesagt. Einer, der den reibungslosen Ablauf einer automatisch funktionierenden Modellbahnanlage überwacht, ist kein (Modell-)Eisenbahner.
So, es gäbe noch viel zu sagen, aber ich mache hier mal , damit auch andere wieder zu Wort kommen.

Eine Bitte noch: Einzelheiten wie Güterwagenumlauf mit Wagenkarten etc. bitte ins Unterforum Praxis des Modellbahnbetriebes

OOK
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29.01.2009 00:05 (zuletzt bearbeitet: 29.01.2009 00:06)
avatar  fgee
#11 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Ich versuche mal eine Ultrakurzzusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

"Betrieb" ist, wenn die Züge nicht planlos verkehren, sondern nach einem Plan (Fahrplan). Dieser muss jedoch nicht auf Papier festgehalten sein. Eine Zugfolge, die man im Kopf hat, kann auch einem Fahrplan entsprechen. Wesentlich ist, dass der Verkehr nicht zufällig, sondern geplant erfolgt.

Eine grosse Hilfe bei der Planung ist der Gedanke der "Fremdbestimmtheit" - die Eisenbahn fährt nicht für sich selber, sondern um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Ich rangiere also den Güterwagen nicht aus Spass an der Freud an die Rampe, sondern weil ich mir vorstelle, dass der Wagen dort Stückgut aufnehmen soll, die in den Schattenbahnhof zu spedieren sind. (Natürlich macht das auch Spass )

"Fahrbetrieb" ist demnach das andere: wenn die Züge einfach für sich selber verkehren, aus Freude am Spiel.

Ohne die beiden Begriffe gegeneinander auszuspielen: Es ist sehr interessant in diesem Zusammenhang, was Wikipedia zum Thema "spielen" sagt!

Felix

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29.01.2009 12:17
#12 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Felix,

Da bist du auf dem richtigen Weg (zu einer Modellbahn, die den Namen verdient).
Einen Absolutheitsanspruch darf man hier jedoch nicht postulieren, denn es muß jedem selbst überlassen bleiben, ob er eine Modellbahn betreibt, oder mit der „Elektrischen Eisenbahn“ spielt. Er darf aber folgerichtig auch nicht den Anspruch erheben, zu ersterer Gruppe gezählt zu werden.

Allerdings reicht es nicht, wenn sich die Transportaufgaben nur in der Vorstellung des Betreibers entwickeln. Die Gedanken sind frei, daher ist jedes Hintertürchen offen, sich die Rangierbewegungen zurechtzubiegen – wo ist da die Fremdbestimmung?

Außerdem ist die eigene Gedankenwelt für eventuelle Mitbetreiber nicht ohne weiteres zugänglich, so dass schon deshalb schriftliche Unterlagen unverzichtbar sind.

Die große Eisenbahn hat nun mal bestimmte Unterlagen für ihren Betrieb, genauso wie z.B. Lokomotiven an bestimmten Stellen genau definierte Nieten haben. Ich habe noch nie verstanden, warum letzteres bei Fehlen einer einzigen eine Katastrophe bedeutet, die gleichen Leute aber noch nie etwas von einem Zugbildungsplan gehört haben und sich ihres Defizits in keinster Weise bewusst sind.

Was man im Modell natürlich nur mit Abstrichen hinkriegt, ist die Simulation der Aufgabenfindung, da ja keine echten Kunden vorhanden sind.
Das muß in aller Regel vom gleichen Betreiber vorbereitet werden. Damit man sich hier nicht in die eigene Tasche lügt und der Überraschungseffekt erhalten bleibt, gibt es einige Hilfsmittel, die hier auch schon angesprochen wurden.

Das hat im Übrigen auch den Vorteil, dass die Transportaufgaben den Möglichkeiten der eigen Anlage automatisch angepaßt sind. Auf meiner kleinen Schmalspurbahn kann daher gar kein Ersuchen um 3000t Kohle eingehen , aber ein Pflug, fünf Milchkühe oder ein „Ommi“ mit Schotter machen sich auf den Begleitpapieren genauso gut.

Peter


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31.01.2009 23:44
avatar  jpachl
#13 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Zitat von OOK

Solange man nicht die o. g. Nürnberger U-Bahn nachbaut, macht jegliche Automatik im Modellbetrieb insofern keinen Sinn, als sie keine entsprechende Funktion beim Vorbild nachstellt. Auch die beliebte automatische Zugbeeinflussung bei Hauptsignalen ist ein Artefakt.


Die Zugbeeinflussung, egal ob punkt- oder linienförmig, wird daher auch nie mit dem Attribut automatisch versehen. Wer von einer automatischen Zugbeeinflussung spricht, hat nicht verstanden, was eine Zugbeeinflussung ist. Es gibt allerdings inzwischen auch außerhalb der Nürnberger U-Bahn eine ganze Reihe von Funktionen, die im modernen Bahnbetrieb automatisch ablaufen. Das beste Beispiel ist die fahrplanbasierte Zuglenkung in modernen ESTW, durch die im Regelbetrieb ein Großteil der Fahrstraßeneinstellungen automatisch abläuft. Ein automatisiertes Stellwerk kann man durchaus auch im Modell nachbilden. Auch die Weichenlaufkette sowie selbsttätige Blocksignale sind seit langen bekannte Automatisierungslösungen, die man auch auf Modellbahnanlagen findet. Und auf LZB-Strecken kann der Lokführer durch Einschalten der Automatischen Fahr- und Bremssteuerung (AFB) den Zug nach den Vorgaben der LZB automatisch fahren lassen. Allerdings kennt die LZB im Gegensatz zu der in Nürnberg eingebauten Technik die fahrplanmäßigen Halte des Zuges nicht, so dass der Lokführer schon aufpassen muss, keinen Halt auszulassen.

Jörn


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01.02.2009 08:59
avatar  OOK
#14 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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OOK

Ach klar, Jörn, du hast Recht.
Da war ich in meiner Aussage zu nassforsch. Automatische Selbstblocksignale standen schon im meinem allerersten Märklin-Katalog (1953!)Fand ich damals wahnsinnig attraktiv, allerdings finanziell weit ausserhalb meiner Reichweite.
Die weiteren Automatisierungen der modernen Eisenbahn, die du benennst, im Modell nachzubilden ist für einen Elektronik-Fan sicher höchst reizvoll. Dann wird die Eisenbahn zum Musterobjekt jenes Hobbys. Ich möchte lieber dabei bleiben, die Elektronik als Diener der Modellbahn zu betrachten, denn ich bin zu allererst Modell-Eisenbahner.

OOK
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01.02.2009 12:30
avatar  fgee
#15 RE: Betrieb vs. Fahrbetrieb
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Ich sehe es ähnlich wie OOK. Ich sage jeweils, dass ich selber Eisenbahn spielen will, das überlasse ich nicht dem Computer. Kommt dazu, dass das ganze Automatikgedöns eine rechte Stange Geld kostet und die Zuverlässigkeit der Anlage dadurch keineswegs zwangsläufig gesteigert wird.

Felix


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02.02.2009 17:06
avatar  OOK
#16 Fremdbestimmtheit
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OOK

Für das Thema "Sinn und Unsinn von Automatiken" haben wir ja einen eignen Fred, deshalb kann ich mich hier wieder auf eine Frage konzentrieren, die näher an der Ursprungsthematik dieses Freds (Betrieb vs. Fahrbetrieb) liegt. Die von sieben_k eingebrachte Fremdbestimmtheit. Die würde ich gern näher anschauen. Worin kann sie sinnvollerweise bestehen, wie können wir uns ihr "unterwerfen"?
Fremdbestimmtheit ist irgendwie kein schönes Wort, ich lebe viel lieber autonom. Beim Modellbahnbetrieb geht es ja darum., dass nicht der Modelleisenbahner selbst entscheidet
# wann er einen Zug fährt
# wo eine Kreuzung stattfindet
# welche Wagen er an seiner Lok hängen hat und was damit passiert
# wann eine Verspätung eintritt und welche Folgen diese hat
# ob ein bestimmter Kunde an seiner Bahn heute einen, drei oder elf Waggons bekommt.

Die Liste ließe sich fortsetzen - und wir sollten sie auch verlängern.

Der Betriebs-Modellbahner ist also, wie der 1:1-Eisenbahner Diener und Vollstrecker des Systems Eisenbahn. Andererseits ist jeder Anlagenbesitzer auf seiner Anlage auch der liebe Gott. Schlussendlich bestimmt er doch all diese Dinge, die ich eben aufgelistet habe oder sorgt dafür, dass sie bestimmt werden, stellt ein System und/oder ein Prinzip dafür auf, aber nicht während des Betriebes, sondern vorher. Lange vorher. Ich arbeite schon geraume Zeit an dieser Systematik der BAE III, obwohl die offizielle Betriebsaufnahme noch auf sich warten lässt.

OOK
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02.02.2009 20:18 (zuletzt bearbeitet: 02.02.2009 20:43)
#17 RE: Fremdbestimmtheit
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Zum Thema Fremdbestimmtheit kommt mir gerade der Gedanke der Verbindung zum Monopoly. Bahnhöfe gibt es ja dort auch :-). Warum also nicht den Spies umdrehen?

Wie wäre es denn, wenn es, abgestimmt auf die spezielle Anlagenkonfiguration, auch eine Art Ereigniskarten und Gemeinschaftskarten gäbe, auf denen bestimmte Ereignisse und Betriebsaufgaben vorgefertigt sind, die dann beliebig zur Session, also in Echtzeit, gezogen und abgearbeitet werden müssen.
So könnte ich mir als Beispiel vorstellen:

Ereigniskarten
  • Wagenanforderung von Brauerei Durstig 3x G-Wagen

  • Verspätung des NgZ XYZ wegen schadhafter Achse um 20 Minuten

  • Drahtseilbruch einer Weichenleitung für das Hauptverkehrsgleis

  • verrutschte Wagenladung, Wagen muss im nächsten Bahnhof reguliert werden

  • usw.

    Das System ist sicher nicht bis ins Detail durchdacht, aber ich finde durch den Faktor Zufall kommt eine gehörige Portion Fremdbestimmtheit ins Spiel, der dem sonst minutiös vorher geplanten Fahrplan den Touch Realitätsnähe bringt, wo auch nicht jede Störung geplant werden kann. Dann heißt es eben schnell reagieren und improvisieren. Über eine Erweiterung um den Faktor Würfel bin ich mir noch nicht ganz im klaren. Mal sehen, was mir dazu noch einfällt.

    Mit dieser Vorgehensweise wird ein Automatikbetrieb "automatisch" ad Absurdum geführt und die Sinnfrage stellt sich in der angeführten Form plötzlich gar nicht mehr.

    mit verspielten Grüßen
    Thomas
    Meine Aktivitäten
    https://www.feine-module.de

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    02.02.2009 20:52 (zuletzt bearbeitet: 02.02.2009 21:16)
    #18 RE: Fremdbestimmtheit
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    zitat von OOK

    "Fremdbestimmtheit ist irgendwie kein schönes Wort, ich lebe viel lieber autonom"


    da müßte ich mich jetzt eigentlich herausgefordert fühlen, wenn schon meine Bemerkung "unters Messer" kommt. Ich möchte im Augenblick aber nur etwas erläuterndes nachschieben.

    Den Ausdruck habe ich von einem netten ehemaligen Kollegen, der lange Jahre begeisterter Betriebsrat war und diesen Begriff - zielgerichtet auf die Arbeitswelt, deren ständige Verbesserung sein erklärtes Ziel war - so oft im Munde geführt hat, daß er sich offensichtlich bei mir im Unterbewußten festgesetzt hat und durch diverse, bei unserer Betriebsdiskussion gelieferte Schlüsselreize wieder an die Oberfläche gelangt ist.

    OOK liegt völlig richtig, es ist kein schönes Wort, es "riecht" irgendwie nach Klassenkampf und Marx, wurde auch verwendet um die "entseelte " Maschinenarbeit des Industriezeitalters negativ zu beurteilen.
    Jedoch hat OOKs Alternative autonom (eben der Gegensatz zu heteronom = fremdbestimmt) auch nicht gerade nur positive Aspekte, wenn man an bestimmte Randgruppen unserer Gesellschaft denkt.

    Vielleicht gelingt es im Verlaufe der Diskussion ja auch, ein unserem Hobby besser entsprechendes, nicht in irgendeiner Richtung vorbesetztes Wort zu finden. Aber zum Anstoßen eines Gesprächsfadens war es offenbar ganz gut geeignet.

    Peter

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    02.02.2009 22:06
    avatar  OOK
    #19 RE: Fremdbestimmtheit
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    OOK

    Zitat von sieben_k

    Vielleicht gelingt es im Verlaufe der Diskussion ja auch, ein unserem Hobby besser entsprechendes, nicht in irgendeiner Richtung vorbesetztes Wort zu finden. Aber zum Anstoßen eines Gesprächsfadens war es offenbar ganz gut geeignet.

    Ja, das fände ich gut.Obwohl wir die "inkriminierten" Ausdrücke bis auf Weiteres gern weiter verwenden können. Habe da keine Empfindlichkeiten.

    Thomas, zu deinen Ereigniskarten:

    Zitat von Thomas Meinhold
    # Wagenanforderung von Brauerei Durstig 3x G-Wagen

    # Verspätung des NgZ XYZ wegen schadhafter Achse um 20 Minuten

    # Drahtseilbruch einer Weichenleitung für das Hauptverkehrsgleis

    # verrutschte Wagenladung, Wagen muss im nächsten Bahnhof reguliert werden


    Die erste ist regulärer Bestandteil des Wagenkarten/Frachtbriefsystems.
    Bei den anderen drei bin ich kritisch. Ohne dir nahe treten zu wollen, darf ich mal vermuten, dass du noch an keiner "richtigen" Betriebssession teilgenommen hast. Da merkst du schnell, dass es solcher Ereigniskarten kaum bedarf. Verspätungen ergeben sich von allein, Entgleisungen auch und viel unangenehmer als der virtuelle Drahtseilbruch ist das Ablösen der Weichenstellstange vom Stellhebel, was leider immer wieder mal vorkommt.

    Da gibts dann Kurzschlüsse durch falsches Befahren einer Weiche, die das ganze Digitalsystem lahmlegen können, Verhakeln von zwei Kupplungen beim Drücken und und und.
    Ich werde bei mir jedenfalls keine Ereigniskarten machen, die einen Unfall oder Schaden irgendwelcher Art enthalten. Was ich mir schon vorstellen kann, sind Sachen wie "Reisegruppe bestellt Zusatzwagen zum P 11"; Grube Charlotte Elise fördert heute 50% mehr / weniger als gewöhnlich; Schneeverwehung westl. von Oderteich; Umzug der Marinekamaradschaft Schluft zum Kriegerdenkmal macht das Befahren der Dorfstraße zwischen 14 und 14.30 Uhr unmöglich; etc.
    Nicht nötig sind Ereigniskarten von der Sorte "Ng 105 Vorspann zwischen Königskrug und Oderteich", da sich dieser Fall von allein ergibt, wenn durch die Frachtenauslosung (Fremdbestimmt!") so viele Wagen aufkommen, dass die Grenzlast der Zuglok (ist vorher festgelegt) überschritten wird.
    Bei der BAE II hatte ich immer mal vor, Ereigniskarten herzustellen, aber es ist nie dazu gekommen, denn wir hatten "Probleme" genug.

    OOK
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    03.02.2009 01:03
    #20 RE: Fremdbestimmtheit
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    zitat von OOK

    "regulärer Bestandteil des Wagenkarten/Frachtbriefsystems"



    auch auf die Gefahr, mich nicht beliebter zu machen, muß hierzu mal eine Bemerkung loslassen. Ich weiß, daß der FREMO solches verwendet, auch in der erwähnten em-Serie wurden sie vorgestellt.
    Jedoch: Bei der Eisenbahn gibt es keine Wagenkarten (vielleicht auch noch mit einem Konterfei des guten Stücks), also ist für mich kein Grund vorhanden, welche zu erfinden.
    Ich verwende stattdessen Kopien von Original-Wagenzetteln (Haupt- und Nebenzettel), für jeden Beladungsfall ein eigener. Ist ein bißchen Schreibarbeit, aber es muß ja nicht alles auf einmal vorhanden sein.
    Dazu bekommt jeder Güterzug seine Wagenliste (die früher bei beiden deutschen Bahnen aus unerfindlichen Gründen auch "Wagenzettel" hieß, und natürlich mehrere Seiten umfassen konnte.
    Ist nochmal ein bißchen Schreibarbeit, aber auf diese Weise lernt man seine Wagen etwas näher kennen und weiß endlich, warum Beschriftungen aufs i-Tüpfelchen stimmen mussten (jedenfalls von Leuten gefordert, die ger nichts damit anfangen).
    Das alles kann vor Beginn der Sitzung vorbereitet werden. Denn: Ausgangssituation ist doch in der Regel: Züge mit bestimmter Reihung im Schattenbf/fiddleyard/Bf1 was auch immer.
    Und in diesem Zustand kommt der Zufall ins Spiel: Die Anfangsverteilung kann doch aus mehreren Möglichkeiten gelost werden.
    Ein "Oppeln" kann bei mir z.B. Kunststoff-Spritzguß-Gehäuse für die Bayrische Akkumulatorenfabrik in Thalheim oder Düngemittel in Säcken für die Baywa in Beilstein enthalten. Das sieht man dem Wagen schließlich nicht an. Auf einer anderen Anlage könnte er auch ein "Durchläufer" mit einem Fernziel außerhalb der Platte sein.
    Vielleicht sollte ich noch dazusagen, um welche Wagen"mengen" es sich bei mir handelt: In einer Sitzung sind 20 im Umlauf, es handelt sich ja nur um eine Schmalspurbahn mit drei Stationen, aber die Beschäftigungsdichte ist so hoch, daß ich (wir, alleine macht man so etwas meist nur zum Ausprobieren) praktisch in Echtzeit fahren kann.

    Die Vorschläge von Thomas finde ich sehr anspruchsvoll, sie setzen allerdings voraus, daß jederman wissen müsste, was in den geschilderten Fällen zu tun wäre. Auch sind solche Vorkommnisse ohne wenigstens angedeutete praktische Darstellung nicht so leicht zu vermitteln.

    Außerdem passieren sie im Betrieb ohnehin, wie OOK sehr richtig bemerkte. Vor ein paar Tagen ist mir tatsächlich das "Drahtseil" zum Einfahrsignal A gerissen. Kamen endlich mal die schriftlichen Befehle "A" zur Anwendung.
    Falls jemand meint, die Zettel-Ausfüllerei wäre doch stinklangweilig: Ich habe selbst nicht geglaubt, wie interessant das ist. Man braucht plausible Versender, die nicht alle nur Müller heißen können, plausible Beladungen und jede Menge an Orten, ganz zu schweigen von Grenzbahnhöfen, denn meine oben erwähnten Batteriegehäuse kommen aus Kostengründen aus Karl-Marx-Stadt.

    Peter


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    03.02.2009 07:53
    #21 RE: Fremdbestimmtheit
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    Zitat von OOK
    Ohne dir nahe treten zu wollen, darf ich mal vermuten, dass du noch an keiner "richtigen" Betriebssession teilgenommen hast.


    Du trittst mir keineswegs zu nahe. Bis auf zwei oder drei Gastdienste auf einem TT-Modultreffen habe ich tatsächlich nicht sonderlich viel Erfahrung im Betriebssessionalltag und das waren auch nur "einfache" Personenzüge ohne Rangieraufgaben. Wobei ich sagen muss, dass man sich da, ohne echter Betriebsbahner (bei der großen Bahn) zu sein, sehr schnell verloren vorkommt. Ich kenne z.B nicht die Bedeutung sämtlicher Signale und sonstiger Betriebsvorschriften, was aber teilweise vorausgesetzt wird. Da gibt es ja auch sehr unterschiedliche Gruppen mit z.T. sehr stark differierenden Schwerpunkten. Ich hoffe aber, dass sich das nach der Fertigstellung meiner Anlage ändern wird und ich dann auch aus einem realen Erfahrungsschatz schöpfen kann.

    Thomas

    Meine Aktivitäten
    https://www.feine-module.de

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    03.02.2009 10:11 (zuletzt bearbeitet: 03.02.2009 10:12)
    #22 RE: Fremdbestimmtheit
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    Super Diskussion hier,

    Peter hast Du zu den Wagenlisten noch ein paar Details? In der Literatur werden sie zwar erwähnt, aber dem richtige Umgang damit kenne ich noch nicht. Bei den Amis gibt es ja auch die Switchlists. Es geht teilweise soweit das der der richtige Arbeitsplatz eines Zugschaffners in einem Caboose an der Anlage nachgebildet wir. Die Frage ist dann wo bekommen dann unsere Schaffner ihren Arbeitsplatz? Also nix mit engen Gängen => Designfrage.

    Zu den Ereigniskarten hätte ich noch einen Literaturtip: In MIBA 1+2/2006 beschreibt Windbergbahn so ein System, auf seiner Harzanlage.

    Gruß Hubert
    "Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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    03.02.2009 10:19
    avatar  OOK
    #23 RE: Fremdbestimmtheit
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    OOK

    Achtung:
    ich habe für die Diskussion des Güterverkehrs einen neuen Fred eröffnet. Hier bitte mögl. bei der Grundsatzdiskussion Betrieb vs. Fahrbetrieb bleiben.

    OOK
    Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
    https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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    03.02.2009 12:06
    #24 Vorteil des Modellbahnhobbys
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    Es wird ja (auch hier) das Modellbahnhobby gern mit anderen Hobbys, speziell im Bereich Modellbau verglichen: Flugmodellbau, Schiffsmodellbau, Militärmodellbau etc.
    Ich finde, dass das Modellbahnhobby das einzige ist, das die Möglichkeit eröffnet, die Funktion und die Aufgaben des Vorbildes nachzustellen. Ein Schiffsmodellbauer kann sein fertiges Modell wohl in einem Weiher fahren lassen und dank Funkfernsteuerung auch gut manövrieren. Heute kann er sogar ein U-Boot tauchen und wieder auftauchen lassen. Aber dass ein Modellfrachter in einem Hafen mit Containern beladen wird und in einem anderen diese wieder abgibt, nachdem er erst übers große Wasser gefahren ist und dann in einer Flussmündung an den Quermarkenfeuern die korrekten Kurskorrekturen vorgenommen hat bis er schließlich von einem Schlepper an die richtige Stelle bugsiert worden ist, das habe ich noch nicht gesehen und das wird es wohl auch nie geben. Nicht anders ist es mit Modellflugzeugen. Das Einzige, was die überzeugend nachbilden können, sind die Kunsttücke eines Flugakrobaten.

    Die Modellbahn hingegen hat die einmalige Chance, den Transport von Personen und Gütern, der die Aufgabe des Vorbildes ist, ziemlich überzeugend nachzustellen. Die Chance kann man nutzen - oder es lassen, klar. Ein Modellbahner, der seine Züge nur herumfahren lässt, versäumt den bestimmungsmäßigen Gebrauch. Meint

    Der Eisenhans


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    06.02.2009 09:14
    avatar  OOK
    #25 RE: Vorteil des Modellbahnhobbys
    avatar
    OOK

    Achtung!
    Den Beitrag von sieben_k habe ich in das Unterforum Praxis des Modellbahnbetriebs: Organisation des Güterverkehrs verschoben. Hier geht es nach wie vor um Modellbahnbetrieb als Ideologie oder meinetwegen Glaubenssache. Seid bitte so nett, beim Posten auf das passende Thema zu achten, das erspart mir Verschiebearbeit.

    OOK
    Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
    https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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