Schattenbahnhöfe ans Licht!

11.06.2008 17:19 (zuletzt bearbeitet: 02.07.2008 23:06)
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#1 Schattenbahnhöfe ans Licht!
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OOK
Sind Schattenbahnhöfe eine deutsche Erfindung? Ich vermute mal, ja. Welche Idee liegt ihnen zu Grunde? Einmal natürlich die, dass man den "Anschluss an die Welt" braucht, wie im MAD e-book thematisiert. Damit ist aber nicht erklärt,warum sie im Schatten liegen müssen, also unter dem dargestellten Teil des Bahnsystems, dort, wo man die abgestellten Züge nicht sehen kann und erst recht nicht anfassen.
Das wäre doch eigentlich die absolute allerletzte Notlösung. Die Amerikaner favorisieren schon seit vielen Jahren das open staging, das dem britischen Fiddle Yard verwandt ist, nur, dass nicht unbedingt beachsichtigt ist, die Züge dort in der Zusammensetzung zu ändern.

Wenn ich mir die Anlagenentwürfe in deutschen Publikationen oder Foren anschaue, so ist ihnen gemein, dass sie auf sehr begrenzter fast immer rechteckiger Fläche eine Hauptbahn mit "Hauptbahnhof" darstellen wollen und, um diesen zu speisen, waghalsige Dünndarm-Geschlinge in die Fläche unter der Anlage konstruieren, wo dann eben ein Schattenbahnhof angeschlossen werden soll. Viele Lösungen wirken auf mich wie Krampf.

In einem anderen Thread dieses Forums wird ja die Frage behandelt, wie groß im Vergleich amerikanische, deutsche und britische Anlagen sind. Das soll hier jedoch nicht vertieft werden, denn noch ist nicht 2050. Dann werde ich 110 sein und neu darüber nachdenken.

Jetzt aber, im Jahre 2008, stelle ich einfach nur fest, dass es eine Denkbarriere gibt, eine Ideensperre, eine Kreativitätsbremse, die verhindert, für die Zugspeicher andere Lösungen zu finden als den oben beschriebenen Schattenbahnhof.

Der Gedanke, im eigenen Haus ein Loch durch eine zehn Zentimeter dicke Kalksandsteinwand zu schlagen und den Zugspeicher in einem Regal des Nachbarraumes anzulegen, scheint verwegen, abartig und sittenwidrig.

Dass es andere Lösungen gibt, habe ich bei der BAE II schon bewiesen. Der Zugspeicher Sieber war auf einem Unterschrank, der bei Nichtbetrieb mit einer Platte abgedeckt wurde und als Sideboard diente. Der Nachteil war, dass die Züge nach Betriebsschluss weggeräumt und vor der nächsten Session neu aufgestellt werden mussten.

Den gleichen Nachteil hatte der Zugspeicher Braunlage, ein von HFy gebauter Fiddle-Yard für das Modulsystem des FKSB, der nach Betriebsschluss zusammengeklappt und in den Keller gebracht werden musste. Na und? Immer noch viel besser als ein Schattenbahnhof. Und man konnte an den Zügen fiddlen.

Dann gibt es ja noch die in GB entwickelten Kassettenlösungen oder Fiddle Yards auf Selbstfahrlafette und und und.
Meine Losung: Weg mit dem Denkverbot!
OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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11.06.2008 18:36
avatar  HFy
#2 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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HFy

Ich vermute, daß die Dunkelmänner keinen "wertvollen Platz verschenken" wollen. Dann gerät natürlich der Abstellbahnhof unter die Landschaft oder - noch schlimmer - unter einen Bahnhof und ist dann bei Pannen unzugänglich. Daß die solchermaßen verlängerte Fahrstrecke unterirdisch verläuft und daher ziemlich uninteressant ist, fällt dabei gar nicht auf. Unsichtbare Gleise verursachen m.E nur Kosten und Probleme und sollten vermieden werden.
Freilich hat ein Schattenbahnhof den Vorteil, daß man sich nicht an den abgestellten Zügen zu schaffen machen muß. Dafür muß man aber eine Vielzahl von Nachteilen in Kauf nehmen, die m.E weit überwiegen, wie hohe Kosten, schlechte Zugänglichkeit und Zwänge in der Streckenführung und Landschaftsgestaltung. Daß man zum Betrieb bei diesem Konzept viel Rollmaterial braucht, ist allerdings für die Jäger und Sammler unter uns kein Argument.
Übrigens sah ich auf einer Ausstellung eine niederländische Anlage, die einen eingleisigen Fiddle - yard auf einem Drehstuhl-Untergestell hatte. Leider sind meine Fotos davon nichts geworden.

Herbert


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07.07.2008 23:43
#3 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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Hallo HFy,
genau das "Ich vermute, daß die Dunkelmänner keinen "wertvollen Platz verschenken" wollen" war auch mein Grund, große Schattenbahnhöfe unter der sichtbaren Ebene meiner "Windbergbahn" vorzusehen. Nun sind sie mal da und funktionieren leidlich (die darüber liegenden Bahnhofsgleise können bei Störungen weggeklappt werden, es müssen allerdings die dort stehenden Züge erst weggefahren sein). Heute würde ich vielleicht anders bauen: Es gibt da z.B. die wunderbaren befahrbaren Acrylröhren von Train Safe, in jeder Baugröße, mit Längen von bis zu 250cm, was zumindest in HO für jeden Hauptstrecken D-Zug reichen wird. Diese als Zugspeicher einzusetzen und die in ihnen gespeicherten Züge sogar noch offen auf Regalträgern an der Zimmerwand gestapelt bei Betriebsruhe präsentieren zu können, das ist es doch! Dabei braucht es lediglich eine schnurgerade Lücke zwischen zwei Gleisenden von 250cm an einer gut zugänglichen Stelle der Anlage und schon kann jeder denkbare Zugwechsel durch ein einfaches Ansetzen der Vitrinen an die an den Anlagen-Gleisenden fest installierten Adapter mindestens genauso gut erfolgen wie bei einem umfangreichen Schattenbahnhof.
Schade, dass die Erkenntnis für mich 30 Jahre zu spät kam. Aber wenigstens beim Epochenwechsel kann ich sie noch nutzen: Epoche 2- Fahrzeuge fahren hinein in die Vitrine und im Wechsel fahren die gesammelten Epoche 3- Fahrzeuge hinaus in die gerade frei gewordenen Schattenbahnhofsgleise. Ist doch auch was, oder?
windbergbahn


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12.07.2008 10:01
avatar  HFy
#4 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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HFy

Nicht zu vergessen, daß inzwischen digitale Steuerungen Stand der Technik sind. Nicht einsehbare Gleisanlagen sollten deswegen ohnehin besser vermieden werden, und sei es, weil man wie bei Märklin nicht weiß, in welche Richtung der Zug losfährt!

Herbert


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13.07.2008 12:58
#5 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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Ich finde zwar auch staging yards besser, die man sehen und bedienen kann, aber wenn der Platz nun mal super knapp ist, würde ich den ungern für staging opfern. Also notfalls doch im Dunkeln.
Andererseits ist nicht nur die digitale Zugsteuerung stand der Technik, sondern auch Videoüberwachung in jeder Form. Und kleine Kameras sind spottbillig. Geben keine guten Bilder, stimmt, aber um zu sehen, in welche Richtung ein Zug losfährt und wo er gerade ist, reichen sie immer.
Außerdem: wenn ein digital gesteuerter Zug im Schatten angehalten wird und später wieder gestartet, wird er in die gleiche Richtung losfahren. Denn er hat ja kein Fahrtrichtungsänderungssignal erhalten.
Also so schwierig ist das alles nicht.
Meint

Der Eisenhans


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13.07.2008 16:30
avatar  HFy
#6 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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HFy

haben wir in Jülich auch so gemacht. Das Problem läßt sich lösen, aber besser ist es, es zu vermeiden.

Herbert


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29.07.2008 17:30
avatar  wjk
#7 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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wjk

Vielleicht sollte man den Begriff "Schattenbahnhof" mal positiv sehen. Schattenbahnhof kann ja auch bedeuten, dass dieser "Bahnhof" nicht ausgestaltet ist, das er nur die Möglichkeiten eines Bahnhofs bietet und das so beabsichtigt wurde.

Wie dem auch sei. Ein nicht im Dunkel liegender Schattenbahnhof kann gerade als Kehrschleife eine Forderung erfüllen, die immer wieder im Raum steht. Er kann die Lok "drehen" und den Personenzug so stehen lassen, wie er in den "(End-)Bahnhof" eingefahren ist. Wenn es nur Züge sind, deren Wagen bei der Ausfahrt in der gleichen Reihung stehen, können sogar alle zur Verfügung stehenden Gleise zum Abstellen genutzt werden. Siehe Abbildung 2 in Kapitel 5.3.
Bei der Ausfahrt ist die ursprüngliche Reihung wieder/immer noch gegeben, die Lok ist gedreht, ggf. auch gewechselt worden. Und kein Fahrzeug wurde mit dem "fünf-Finger-Kran" bewegt. Und wenn ich die Lok nicht drehen will, muß ich halt ein Gleis freihalten. Allerdings muß rangiert werden. Nur das gilt auch für Fiddle-Yards etc..
Gestalterisch könnte man den Teil mit den "Bahnhofsgleisen" sichtbar anlegen, während die Kehrschleife größtenteils in der zweiten Reihe verläuft.


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22.03.2009 03:28
avatar  CST
#8 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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CST

Hallo in die Runde,

auch wenn die Diskussion schon etwas älter ist, steige ich aus aktuellen Gründen hier mal ein.

Die Train-Safe-Röhren haben ihren Charme als befahrbare Vitrine. Allerdings konservieren sie den Zug 1:1, verhindern also jeglich Fiddle-Eingriffe (vom Preis mal ganz abgesehen). Daher erscheinen mir die hier schon öfter erwähnten offenen Kassetten geeigneter. Frei nach den Vorbildern aus GB bzw. Herberts Minimax-Buch reicht ein Holzbrett mit zwei Alu-Winkelleisten, zwei Griffen und ggf. einer Absturzsicherung.

Vor einigen Wochen habe ich einen radikalen Schnitt gewagt und meine Schattenbahnhof-Planung kurz vor Beginn der Ausführung komplett umgeworfen. Statt langer Gleiswendel (40cm Höhenunterschied) und 13 Sbf-Gleisen soll die Hauptbahn nun von Kassetten gespeist werden.

Eine Kreisfahrt würde statt 50 nur noch 12 Meter betragen. Das wird nicht zuletzt den Bedienungs"aufwand" der durchlaufenden Züge verringern, sodass mehr Zeit für die auf die Privatbahn übergehenden Züge bleibt.
(Disclaimer: Kreisfahrten enden spätestens nach einer Umdrehung Sbf-Bf-Sbf !)

Gespart habe ich mir dadurch:
- über 25 Weichen samt Antrieben, Verdrahtung und Stellpult
- weit über 100 Meter Gleis
- eine zweite deckungsgleiche Ebene an Segmenten
- viel Geld
- viel Zeit
- viele mögliche Fehlerquellen (hoffentlich)

Ohne zu sehr auf meinen Anlagenplan eingehen zu wollen, den ich endlich mal genauer vorstellen sollte, habe ich einen schematischen Plan angehängt. Die ockerfarbenen vier Segmente (100 x 80) stellen den durchgestalteten Bahnhof dar. Die beiden grauen Schleifen könnten auch durchgestaltet werden.
Hier fallen die Gleise ab (leider so eng und steil wie vorher in der Wendel), um auf der dem Bediener zugewandten Seite ca. 9cm unter Bahnhofs-SOK auf einem schmalen Brett zu verlaufen (alles zweigleisig). Hier werden die Andockstellen für die Kassetten liegen. Mit der längsten Kassette (2,24m) wäre eine durchgehende Kreisfahrt möglich, z.B. für Testfahrten.

Für eine Hauptbahn-Anlage ist die Lösung vielleicht etwas unkonventionell, aber ich finde sie trotzdem schlüssig. Die Züge können direkt vor dem Bediener gefiddelt und ausgetauscht werden, und U-Bahn-Stücke gibt es höchstens noch in den kurzen Wendeschleifen.

Das ist ungefähr das, was Windbergbahn meinte, oder?

Ciao
Christoph

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23.03.2009 21:20
#9 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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Hallo Christopf,

interessante Idee. Bin aber im Moment etwas skeptisch. Ich gehe davon aus das Du eine Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn bauen willst. Für die Züge die auf die Nebenbahn übergehen ist der manuelle Aufwand vielleicht noch in Ordnung. Auf der Hauptbahn wird es aber wahrscheinlich durchgehende Schnell- und Durchgangszüge geben. Die werden den Bahnhof in vielecht 10 Sekunden durchfahren und du bist dann 30 Sekunden beschäftigt die Kassette zu wechseln. Ist das Wechseln bei 2,4 Länge überhaupt vom einer Person möglich, wieviel Leute betreiben die Anlage und wie stellst Du dir deinen Betrieb vor? ). Ich würde das Konzept mit ein paar Schienen und einem Brett mal testen.
Ich hoffe es kommt nicht zu kritisch rüber und freue mich auf deine Anlagenplanung.

Gruß Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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25.03.2009 23:14
avatar  CST
#10 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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CST

Hallo Hubert,

richtig, ich baue einen Bahnhof an einer Hauptstrecke mit abzweigender Privatbahn (letztere fiktiv). Durchfahrende Personenzüge kannte das Vorbild nicht, durchfahrende Güterzüge natürlich schon. Die spare ich mir aber nicht, wenn ich einen "normalen" Schattenbahnhof bauen würde.
Wie gesagt: Mehr dazu ein ander Mal, wenn ich zum Zeichnen gekommen bin.

Das Heben einer Kassette von 2,24m Länge werde ich testen, sollte aber bei hinreichender Stabilität, Absturzsicherungen und günstigen Tragepunkten funktionieren.

Im Übrigen ist ein weiterer Vorteil des Kassettensystems, dass man dieselben Kassetten an verschiedenen Stellen der Anlage einsetzen kann, also auch am Fiddle Yard der Nebenstrecke.

Ciao
Christoph


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27.02.2014 23:26
#11 RE: Schattenbahnhöfe ans Licht!
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Ein Schattenbahnhof kann auch zum Lichtbahnhof werden, wenn man ihn bis fast auf Fußbodenniveau absenkt. Die Eingriffshöhe kann dann mehr als 50 cm betragen, außerdem man hat eine direkte optische Überwachung des Schattenbahnhofs und kann jede Menge Rückmelder einsparen.

Harald.

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