4.2- Die schönsten Planungs- und Baufehler (unsortierte

15.05.2008 21:02 (zuletzt bearbeitet: 15.05.2008 21:03)
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#1 4.2- Die schönsten Planungs- und Baufehler (unsortierte
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HFy

Planungsfehler:
Weichen, die genau über einem Träger liegen. Es gelang nie, einen Antrieb
zu montieren.
Weichen über unterirdischen Gleisanlagen mit ungenügendem Freiraum nach
oben. Dito.
Signale genau über einem unterirdischen Gleis. Bei den alten
Märklin-Signalen war das noch kein Problem, bei allen anderen schon.
Unteridrische Gleise mit zu wenig Gleisnägeln. Und nach oben war nicht genug
Raum zum Hämmern, als die Gleise Schlangenlinien machten.
Gleiswendel mit zuwenig Abstand zwischen den Etagen. Entgleiste Fahrzeuge
ließen sich nur mit Mühe bergen, geschweige denn eingleisen.

Die beliebten Viessmann-Formsignale haben einen 75 mm hohen Antrieb; die
üblichen Weichenantriebe sind 30-40 mm hoch, wobei die Kabel
derRoco-Antriebe nach unten hinausführen. Dazu kommt natürlich noch die
Dickeder Grundplatte. Will man also Gleise unter einem Bahnhof anordnen,
müßteder Höhenunterschied in H0 mindestens 14-15 cm betragen. Die Höhe
desUmgrenzungsprofils wäre umgerechnet 52 mm, hinzu kommen noch 4-5 mm für
das Gleis. Bei elektrischem Betrieb wäre noch Platz für die Stromabnehmer
undggf die Oberleitung samt Befestigung vorzusehen.

Bei der Planung unterirdischer Gleisanlagen (wenn sie denn sein
müssen) wird gern vergessen, daß alles, was darüber ist, auch Stützen und
Träger braucht. Deshalb sollte man z. B. einen hinreichenden Abstand zu den
Wänden einplanen und auch genug Abstand nach oben.

Dito bei Doppelstockanlagen oder Beleuchtungsanlagen. Es kann nötig
werden,senkrechte Stützen vorzusehen, wenn man die Wand nicht durchlöchern
will wie einen Schweizer Käse. Diese tragen zwar nicht so sehr auf, aber die
2-4cm kann man ja schon gleich bei der Planung berücksichtigen.

Gangbreiten:

Fehler 1:Ein Gleisbildstellpult, das in den Gang hineinragt, und das
natürlich auch noch an der engsten Stelle.

Man kann zwar ausreichend breite Gänge einplanen, aber wenn dann ein
Gleisbildstellpult hineinragt, entsteht wieder eine Staugefahr. . Die Idee,
beiPlatzmangel (der Normalfall bei unserem Zeitvertreib) Stellpulte
senkrecht in die Blenden der Beleuchtung zu integrieren, wie bei
einigenamerikanischen Anlagen, erscheint einleuchtend, solange die
Bedienerausreichend groß sind. Nicht nur das tellpult selbst, sondern auch
derdazugehörige Stellwerkswärter nehmen so am wenigsten Platz weg.

Jülicher Erfahrungswerte frei nach Murphy:
Ein Gang kann nie breit genug sein. An der engsten Stelle stehen immer
diemeisten Leute. Grüppchen bilden sich immer da, wo sie stören.
Allevorspringenden Teile hemmen den Personenverkehr im Gang. Wenn man
einenbreiten Gang vorsieht und dann ein Stellpult hineinbaut, stört man
damitnicht nur den Dienstbetrieb, sondern hat auch Platz verschenkt.

Wenn schon zwei Bahnhöfe sich beiderseits eines Ganges
gegenüberliegen,sollten wenigstens die Stellwerke nicht gegenüber
angebracht sein, sons tblockieren die Bediener den Gang. Bei Handbedienung
der Weichen solltens ich die Bahnhofsköpfe oder sonstige
Weichenzusammenballungen möglichst nicht gegenüberliegen.

Steckdosen für Handregler, wo sie systembedingt nötig sind, kann man nie
genug einbauen. Besonders dumm wäre es, sie nur auf einer Seite
eines Stellwerks einzubauen, weil man dann in 50% der Fälle um
de Stellwerkswärter herumlaufen muß.
Radien:

Gleisbogen von mehr als 180° mit 60 cm Radius, von der Außenseite zu
betrachten, einschließlich der Schienen, die unter den Schnellzugwagen
seitlich hervorlugten.

Neulich wieder in Jülich. EinZug mit maßstäblichen Silberlingen quälte sich
um die berühmte Außenkurve
mit 65 cm Radius. Dazu wieder eine feuchtinsulare Erkenntnis: Beim Vorbild
sieht man bei einem vorbeifahrenden Zug von den Stirnseiten der Wagen so
gut wie nichts. Wenn es im Modell anders ist, ist schon etwas verkehrt. Am
besten wäre es gewesen, die Kurve komplett in einen Tunnel zu legen.

Noch ein schöner Planungsfehler: Eine Strecke, die um einen
Ringlokschuppenh erumführt. Mittelpunkt des Radius = Drehpunkt der
Drehscheibe. Und keine Schmalspurbahn, sonder eine Normalspurstrecke, die
beim Vorbild mindestensden dreifachen Radius haben müßte.

In Baugröße H0 sollte man etwa 50 cm Radius auch bei nicht
sichtbaren Gleisen nicht unterschreiten, weil heutezutage manche Fahrzeuge
von der Industrie mit 45 cm Mindestradius konstruiert werden.


Steigungen:

Eine Gleiswendel mit derselben Steigung wie auf dem Rest der Anlage. Züge,
die sonst überall durchkamen, blieben durch den Kurvenwiderstand da hängen.

Zeichenfehler aus Bahn&Modell: Zwei parallele Strecken, die von einer
Straße gequert werden, einmal mit Brücke, einmal mit Bahnübergang, und das
einen halben Meter von der Abzweigweiche.

James D. Hediger hat vor der Wendel auf seiner Ohio Southern (76 cm
Radiusund Steigung 1:45) ein Stück Strecke mit 1:40 Steigung eingebaut; ein
Zug,der da hochkommt, schafft es auch durch die Wendel. Zwar ist im Wendel
derFahrtwiderstand größer, weil der Zug sich ständig mit der ganzen Länge
in der Kurve befindet, aber die größere Steigung genügt, um diesen
Effektauszugleichen. Natürlich muß die Strecke vor der Wendel so lang sein
wieder längste Zug, sonst nützt es wenig.


Weichen:

Große Weichenwinkel sparen zwar Platz, aber nach meiner persönlichen
Erfahrung sehen H0-Vierachser auf 12°-Weichen etwas unbeholfen aus.

Ein bischen über Weichen:
Die Länge einer Weichenverbindung errechnet sich aus Weichenneigung
und Gleisabstand.

Der Abstand vom Weichenanfang zum Weichenmittelpunkt (wo sich die Achsenvon
Stammgleis uns Zweiggleis schneiden) ist abhängig vom Radius und
derZungenbauart, üblicherweise ist er aber kleiner als Spurweite
malWeichenneigung. Beispiel: Die Reichsbahnweiche 1:9-49 hätte
hiertheoretisch 12,9 m, es sind aber nur 10,5.

Zwischen der Herzstückspitze einer Weiche und der Zungenspitze der
nächstenwird Platz für die Flügelschienen bzw. Radlenker und die
Isolierstellegebraucht. Beim Vorbild ist das auch so, wobei hier allerdings
keine
Isolierverbinder gebraucht werden.

Bogenweichen sind länger als gerade Weichen, weil sie bei
demselbenMindestradius einen kleineren Winkel haben müssen - sonst könnte
dasStammgleis nicht gebogen sein! Ausnahmen gibt es beim Vorbild in
Rangiergleisen, die Mindestradien gelten ja nur für Streckengleise.


Zugänglichkeit:

Beliebte Planungsfehler:
Weichen, die von oben nicht zugänglich sind. Natürlich brach gerade bei so
einer Weiche die Stellschwelle.
Weichen, die von unten nicht zugänglich sind; Weichen auf
Stahlfachwerkbrücken (wo soll denn da der Antrieb hin)

Unterirdische Gleisanlagen (am besten vermeidet man sie ganz)
sollten möglichst von der Anlagenkante aus erreichbar sein. Geländeteile
oder gar Gleisanlagen abnembar oder klappbar zu bauen, hat nicht nur den
Nachteil, daß man die Trennkanten im Gelände sieht. Man braucht auch Platz,
um dieherausgenommenen Teile gegebenenfalls abzustellen.
Gleisanlage n herausnehmbar zu gestalten, ist nicht praktikabel. Weil an den
Stoßstellen Verwerfungen auftreten, sollten die Schienen besser miteinander
verbunden werden. Wenn man zuerst die Gleise freiräumen, die
Schienenverbinder zurückschieben, die Kabelverbindungen lösen, die
Oberleitung aushängen und dann noch das Teil losschrauben muß, um an einen
entgleisten Wagen zukommen, erhält die Freude an der Modellbahn doch einen
leichten Dämpfer.

Außerdem muß man damit rechnen, daß man das Teil alleine anheben muß, daher
gibt es eine Grenze an Größe und Gewicht. Mit der Entfernung
vomStandortnimmt das Gewicht, das jemand zu heben imstande ist, doch
ziemlich ab.


Zeichnen:

Eine der wichtigsten Regeln beim Zeichnen von Gleisplänen ist, daß die
Kurven exakt an die Geraden anschließen, d.h. am Beginn der Kurve muß der
Bogenstrahl im rechten Winkel zur Geraden stehen. Stoßen zwei Radien
aneinander, müssen die Bogenstrahlen an dieser Stelle übereinanderliegen.
Sonst ist nachher ein Knick im Gleis.

Eine Kehrschleife braucht einen Platz, der etwa dreimal dem
Mindestradius entspricht, weil ein Gegenbogen nötig ist.

Beim Vorbild findet man häufig mehrere Strecken oder mehrere Ebenen
derselben Strecke nahe beieinander. Üblicherweise überzeugt das auf der
Modellbahn nicht so, weil z.B. wegen der im Vorbild viel größeren Radien
inKehrtunneln etc. die Ebenen in der Wirklichkeit einen größeren
Höhenabstand voneinander haben, als das im Modell möglich ist.

Bei Traversern und Schwenkscheiben muß das Streckengl eis in das amweitesten
von der Wand entfernte Gleis eingeführt werden. Bei einerDrehscheibe muß
das Streckengleis auf den Drehpunkt zielen. In allen Fällen ist der Abstand
von der Wand recht groß. Das gilt aber zum Beispiel auchvon einer
Gleisharfe, deren Weichenstraße im Bogen liegt. Der Mindestradiusmuß
nämlich dann von derjenigen Fahrstraße eingehalten werden, die in
das vorderste Gleis führt.

Landschaftsplanung:

Fehler 1: Beim Gleisemalen keinen Gedanken an die Landschaftsgestaltung
verschwendet. Wir hätten in Jülich einen ganzen Baum für Baumrindefelsen
opfern müssen, weil Gleise mit verschiedener Höhe zu nahe beieinander
lagen.

Eine Eisenbahnstrecke ist ein geometrisches Element in einer Umgebung, die
vor der Geometrie da war.

Unabhängig von der Bauweise der Anlage empfiehlt es sich, bei der
Planung den Geländeverlauf, den Aufstellungsort von Gebäuden etc.
festzulegen, um diese Gegebenheiten schon beim Unterbau berücksichtigen zu
können. Das Verfahren, zunächst den Unterbau zu zimmern, dann die
Gleistrassen daraufzu schrauben und sich anschließend zu überlegen, wo man
gipst und streut,hat seinerzeit in Jülich zuerst zu langen Gesichtern und
dann zu unglücklichen Lösungen geführt.

Praktisch jede Eisenbahn außer temporären Feldbahnen etc. braucht
einen Unterbau. Weil es zumindest in Mitteleuropa kein völlig flaches
Gelände gibt (und wenn doch, ist es meistens so naß, daß man ohnehin einen
Bahndamm bauen muß) verläuft der größte Teil der Bahnstrecken auf einem Damm
oder in einem Einschnitt. Auf der Modellbahn sieht man demgegenüber häufig
Gleiseauf Geländeniveau. Das gibt es beim Vorbild nur zufällig oder
auf großflächig angeschüttetem Gelände. Oft fehlen im Modell sogar
die Wassergräben, die wir bei uns (Mitteleuropa) aus gegebenem Anlaß an
jederBahnstrecke haben.

Das Gelände liegt beim Vorbild oft genug unter dem Gleisniveau; derBahndamm
weist dabei häufig Brücken oder Durchlässe für Bäche, Wege oder dergleichen
auf, was man auf der Modellbahn nicht so häufig sieht wie beim Vorbild.

Gegenüber Bahndämmen sind Tunnels und Brücken teurer (m.W. gab es eine
eher grobe, auf Durchschnittswerten beruhende Faustregel, daß ein Tunnel
zehnmalund eine Brücke zwanzigmal teurer ist als ein Damm). Auch
die Unterhaltskosten sind höher. Daher hält das Vorbild solche Bauwerke
möglichst kurz.

Vollkommen ebene und gerade Straßen gibt es beim Vorbild eher selten,
noch weniger Bahngleise, die über eine längere Strecke ohne Neigungswechsel
aufder Höhe des umliegenden Geländes verlaufen. Auch in Norddeutschland
istder Boden nicht flach. Die Firstlinien von Häusern weichen normalerweise
voneinander ab. Die meisten Straßenabzweigungen haben keinen rechtenWinkel.
Nur viele Modellbahnen sehen so aus wie eben beschrieben.

Der Übergang zu Hintergrundkulisse (ein beliebtes Gestaltungsproblem)
kanndurch einen davorliegenden Bahndamm verdeckt werden. Außer bei
niedrigaufgebauten Anlagen ist der hintere Dammfuß nicht erkennbar.

Bäume und andere vertikale Elemente werden oft aus Unkenntnis
zu klein nachgebildet. Allerdings besteht die Gefahr, daß z.B, ein zu großer
Baum die Szene „erschlägt“.

Weil auf der Modellbahn nicht so viel von der Wirklichkeit
nachgebildetwerden kann, wie das menschliche Auge auf einen Blick erfassen
kann,überzeugt das Ergebnis nicht immer, wenn alles mit den genauen
Abmessungendes Vorbilds nachgebaut wird. Auf der Bühne oder beim Film macht
man das ja auch nicht.

Die Techniken der Bühnenbildnerei oder des Dioramenbaus oder die
Kompositionsregeln der bildenden Kunst können auf der Modellbahn
auchangewendet werden, allerdings muß man bedenken, daß der
Betrachterstandpunkt nicht so genau festgelegt werden kann wie im Theater
oder Museum.

Eines der Beispiele für die Nichtbeachtung der Kompositionsregeln ist
George Sellios‘ „Franklin&South Manchester“. Ich weiß natürlich nicht,
wiesie in natura wirkt. Auf den Fotos sieht sie nach horror vacui und
völlig übeladen aus, weil es keine gestalterischen Schwerpunkte gibt.

Außer Alleebäumen, Obstplantagen, Pappelreihen und dergleichen gibt es in
der Wirklichkeit keine geometrisch angeordneten Bäume. Dennoch verteilen
manche Modellbahner ihre Bäume gleichmäßig über die Anlage. Modellfiguren
und Autos übrigens auch.

Außer „laufenden“ Modellfiguren oder erstarrten Wasserfällen gibt es
nochmeh r Naivitäten wie etwa Autos vor einer Bahnschranke, die nicht
abfahren,wenn sich die Schranke hebt.

Halbreliefgebäude sehen von der Seite immer dumm aus. Man muß daher dafür
sorgen, daß man sie von der seite nicht sieht.

Eine Erkenntnis von der Website der Layout design SIG: Wer sagt; „Da hinten
machen wir einfach Wald hin“ sollte sich auf eine größere Investition in
die Firma Woodland Scenis gefaßt machen.“

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19.06.2008 21:46
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#2 RE: 4.2- Die schönsten Planungs- und Baufehler (unsortierte
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HFy

Weil es so schön geklappt hat mit dem Anhängen von Dateien, hier noch eine Zeichnung zu unterirdischen Gleisanlagen.

Herbert

Bildanhänge
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Hoehenabstand.gif

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29.10.2012 20:40
avatar  ET 65
#3 RE: 4.2- Die schönsten Planungs- und Baufehler (unsortierte
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Das ist doch mal eine schöne, ausführliche Zusammenfassung.

Was ich hier vermisse, ist der Hinweis auf die Anlagentiefe. Ab 80 cm werden die gestalterischen Elemente
an der Anlagenkante gefährdet. Oder wird ausschließlich davon ausgegangen, dass Module mit maximaler Tiefe
von 120 cm verbaut werden, die von beiden Seiten zugänglich sind?

Gruß, Heinz


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