Betriebsinseln

12.11.2016 14:38
avatar  mobama
#1 Betriebsinseln
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Hallo zusammen,

ein Problem, dass sich nicht wegdiskutieren laesst, ist der Platzbedarf (und
auch der Gestaltungsaufwand) von so mancher Vorbildszene. Hier mal zwei extreme
Beispiele:

1. Platz (und Gestaltungsaufwand) drastisch zusammengestrichen: ein Zugspeicher
ohne Gestaltung, aber mit echtem Rangieren (also ohne Finger). Braucht nur die
Gleise, die man braucht, sonst nix.

2. Grosse Fabrik, tolle aufwaendige Gestaltung. Leider findet der Betrieb dann
nur auf 10% der Flaeche statt, und unser Hirn blendet den aufwaendig
gestalteten 90%-Rest aus. Eigentlich schade um den Aufwand.

Nun helfen sich viele damit, eine Fabrik nur anzudeuten, sie in den
Hintergrund/Kulisse zu integrieren. Ein guter Ansatz, aber nicht fuer jedes
Vorbild. Denn: sind beim Vorbild nun die Ladestellen ueber das Fabrik-Gelaende
weit verteilt, so muesste man die Wagen durch die Kulisse schieben und weg sind
sie. Dann kann man auch gleich Beispiel 1 nehmen (weil man sich alles im Kopfe
ausmalen muss).

Manche Leute setzen aus Minidioramen groessere Szenen zusammen. Dies hat mich
auf die Idee (die es sicher schon gibt) gebracht, ob man nicht Betriebsinseln
gestaltet, den Raum, der beim Vorbild aber viel Raum einnimmt, radikal
schrumpft und nicht gestaltet.

Zum Beispiel:

Eine Chemiefabrik liegt neben einem kleinen Bahnhof. Es gibt 2-3 Aufstellgleise
innerhalb des Gelaendes; von da aus verzeigen sich die Gleise saegezahnmaessig
in alle Bereiche der Fabrik. Es gibt ein Tanklager fuer Erdoelprodukte, eine
Stelle, wo Salz abgeladen wird (zur Chlorgewinnung), und diverse Ladestellen
fuer Kesselwagen, die sich dort befinden, wo halt das Produkt oder
Zwischenprodukt rauskommt (NaOH als Abfall der Elektrolyse, Trichlorethan als
Produkt aus einer Trennstufe etc. etc).

Das alles darzustellen ist eine Lebensaufgabe. Aber was waere, wenn man z.B. 5
Lade-/Endladestellen auf minimalem gestalteten Platz unterbringt (also so wie
der Modulgedanke: nur das Unmittelbare an der Strecke rechts und links von den
Gleisen)? Den Raum dazwischen ungestaltet, aber ordentlich optisch abgehoben,
z.B. lackiert wie die Vorderseiten vieler Anlagen?

Dann koennte man Betrieb machen, viele Wagen rangieren und wuerde beim
Rangieren aufgrund des Blicks auf das Detail immer das Gefuehl haben, direkt
vor Ort am Geschehen zu sein.

Was haltet Ihr davon? Wuerde da das Rangieren Spass machen? Oder wirkt das eher
wie eine Karikatur?

Kennt jemand eine Anlage, die soetwas umgesetzt hat?

Danke & Gruss

Martin

PS: ich hoffe ich habe das richtige Unterforum getroffen - ansonsten bitte verschieben, danke!


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12.11.2016 19:57
avatar  OOK
#2 RE: Betriebsinseln
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OOK

Hallo Martin,
ja es ist die richtige Stelle für dein Thema.
Und es sind interessante Überlegungen, die du anstellst. Ganz auf Anhieb würde ich sagen: Ja, kann man so machen, macht Sinn.

Nun bin ich ja, wie gerade andernorts von einem auch hier mitwirkenden Modellbahner betont, ein beinharter Betriebler. Wenn das zu 100% stimmte, würde ich sagen, ich machs künftig so, wie von dir vorgeschlagen. Ich bin aber auch ein Freund von Modelllandschaft und gestalteten Szenen, wenn ich da auch einen anderen Geschmack habe als die Miwulaner. Als socher kann ich mir solche Sperrholzflächen zwischen den Betriebsstellen nicht so gut vorstellen.

Aber du wirst sicher noch andere Meinungen hören. Warten wir's ab.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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12.11.2016 21:05 (zuletzt bearbeitet: 12.11.2016 21:06)
avatar  Gilpin
#3 RE: Betriebsinseln
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Hi Martin,

Deine Idee, Industrien als Reliefs darzustellen, ist erstens gut und wurde auch hier schon diskutiert. Ich kann mich sogar an eine Model Railroader-Stelle erinnern, wo genau das vorgeschlagen wurde, und auch noch anhand genau dieser oder einer ähnlichen Chemie-Anlage. Gegenüber Deiner Darstellung gab es nur noch die Ergänzung, dass die von Dir skizzierten Gleise eingezäunt gehören. Allerdings: womöglich funktionieren diese Reliefs nur, wenn du die Anlagenhöhe stark anhebst und der Betrachter quasi ebenerdig auf die Chemieanlagen schaut, anstatt auf deren nicht vorhandene Dächer...

Zur radikalen Abstraktion: es gab schon mal eine ganz berühmte Anlage dieser Art, die IVA-Messeanlage der Bundesbahn 1965. (Leg' mich da nicht auf's Jahr fest, bitte.) Statt grünem Lack gab's mattweiße Flächen (und Sperrholz ist ein No Go) für alles abseits der unmittelbaren Gleise, die immerhin eingeschottert waren. Insgesamt war es eine Fdl-Anlage allererster Güte, mit großen Radien und schlanken Weichen, feinster Darstellung aller Signale - und eben aller Abläufe unter weitgehender Abstraktion von Rangierbewegungen. (Komisch übrigens, dass beim aktuellen Erinnern an diese IVA in der Modellbahnpresse die E03 gefeiert wurde, nicht aber diese Anlage.) Wir sind hier ja gegen "Hingucker", und Dein Vorschlag ist eigentlich nur die radikalste Umsetzung dieser Aversion.

An anderer Stelle hier im Forum wurde schon diskutiert, wie der Eindruck von Entfernung entlang der Strecke verstärkt werden kann - lasst uns da mal gucken und dann weiter nachdenken.

Schönes Wochenende,
Gilpin


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13.11.2016 17:26
avatar  mobama
#4 RE: Betriebsinseln
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Hallo zusammen,

vielleicht war meine Beschreibung etwas zu abstrakt. Ich habe mal zwei
Beispiele mit meiner (im Bau befindlichen) Anlage und einigen Test-Dioramen und
Basteleien in etwa so zusammengesetzt, wie ich das mit den Inseln meine.

Beispiel 1


Im Vordergrund eine "Betriebsinsel" mit Silos, Schuppen und 2 Waggons. Dahinter
die optische Trennung (antrazitfarbene Anlagenkante), dann ein Bahnhof mit
Hintergund/Kulisse. Wenn man nun auf der Betriebsinsel rangiert, wuerde man den
Bahnhof geistig ausblenden...

Beispiel 2


Im Vordergrund eine "Betriebsinsel" in Form eines Dorfes (man stelle sich z.B.
eine Bahnstrecke ganz im Vordergrund vor). Dahinter dann abgesetzt die Silos.

Vielleicht wird jetzt klarer, was ich mit Insel meine: zwischen Vordergrund
(Insel) und Hintergrund (Bahnhof in Beispiel 1 bzw. Silos in Beispiel 2) liegen
beim Vorbild viel viel Raum. Und dieser ist radikal geschrumpft. Aber
natuerlich ist alles ausgestaltet.

Wie breit der "Graben" oder die "Stufe" zwischen Insel und Hintergrund sein
sollte, kann ich auch noch nicht abschaetzen. Haengt wohl vom Thema ab.

Soweit mal,

Gruss Martin


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17.11.2016 21:05
avatar  mobama
#5 RE: Betriebsinseln
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Guten Abend zusammen,

> Was haltet Ihr davon?

Der Resonanz nach zu urteilen vermutlich nichts. Darf ich fragen, warum?

Gruss Martin


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17.11.2016 23:02 (zuletzt bearbeitet: 17.11.2016 23:03)
avatar  Gilpin
#6 RE: Betriebsinseln
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Hi Mobama,

zunächst mal habe ich mich über Deinen Nickname gefreut - klingt weitaus besser als, sagen wir mal, Motrump. Vielleicht hast Du eine Überlegung vorgelegt, die nicht einfach zu durchdenken ist; Ich habe Dich zunächst schlicht missverstanden, siehe oben. Aber der Reihe nach:

- zunächst sind Deine Ausgestaltungen sehr schön und vermitteln Identität: dass wir in Frankreich sind, brauchen wir nicht eigens einer SNCF-Aufschrift oder -Farbgebung entnehmen,
- außerdem ist Deine Grundannahme gut nachzuvollziehen: beim Betrachten einer Anlage können wir uns sehr gut auf einen Ausschnitt der Anlage konzentrieren und blenden ohne große Mühe dahinter befindliche Tapeten, Fenster oder Bedienpersonen aus. Das ist leider bei Bildern (im Forum, in Zeitschriften...) anders: die sind so klein, dass wir ohne weiteres alles auf einmal erfassen können, auch solche illusions(zer)störenden Elemente.

Und genau deshalb fällt es womöglich schwer, Deiner Argumentation und ihrer Illustration zu folgen - ich verstehe noch immer nicht sicher, was die schwarzen Flächen (in #4) bedeuten: Stufen, fascias hinter einem Bediengang...? Hast Du einfach Dein Telefon auf die Szenen gehalten und geknipst oder ein Teleobjektiv verwendet? Ich wünsche mir eine Foto schräg von oben...

mit freundlichem Gruß,
Gilpin


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18.11.2016 20:39
avatar  mobama
#7 RE: Betriebsinseln
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Hi Gilpin,

vielen Dank fuer Deine Antwort und Deinem Interesse an dem Thema!

Bzgl. meinem Nickname: das war gar keine Absicht - ich setzte ihn nur
zusammen aus Moba und Ma(rtin). Als ich ihn dann verwendete, merkte
ich auch die Aehnlichkeit. Naja, ist ja nicht schlimm.

> zunächst sind Deine Ausgestaltungen sehr schön und vermitteln
> Identität: dass wir in Frankreich sind, brauchen wir nicht eigens
> einer SNCF-Aufschrift oder -Farbgebung entnehmen

Vielen Dank! Das hoert man natuerlich gerne :-)

> außerdem ist Deine Grundannahme gut nachzuvollziehen: beim
> Betrachten einer Anlage können wir uns sehr gut auf einen Ausschnitt
> der Anlage konzentrieren und blenden ohne große Mühe dahinter
> befindliche Tapeten, Fenster oder Bedienpersonen aus. Das ist leider
> bei Bildern (im Forum, in Zeitschriften...) anders: die sind so
> klein, dass wir ohne weiteres alles auf einmal erfassen können, auch
> solche illusions(zer)störenden Elemente.
>
> Und genau deshalb fällt es womöglich schwer, Deiner Argumentation
> und ihrer Illustration zu folgen - ich verstehe noch immer nicht
> sicher, was die schwarzen Flächen (in #4) bedeuten: Stufen, fascias
> hinter einem Bediengang...?

Die beiden Bilder sind eine Zusammenstellung im wahrsten Sinne des
Wortes aus der Anlage selbst (40cm tiefe Segmente, mit Blende vorne
antrazit und Kulisse noch weiss) und auf Hocker und diversen Dingen
aufgestellte Test-Dioramen, nur zu Zwecken der Verdeutlichung. Die
Vorderseite der Segmente ist ca. 10cm hoch, davon sieht man in dem
Bild ca. 5cm; zwischen den Dioramen und der Vorderseite sind max
5-10cm Abstand.

> Hast Du einfach Dein Telefon auf die
> Szenen gehalten und geknipst oder ein Teleobjektiv verwendet? Ich
> wünsche mir eine Foto schräg von oben...

Die Schienen-Oberkannte liegt auf 75cm (wegen der Dachschaege nicht
anders machbar) und die Anlage wird im Sitzen auf Rollhockern (nicht
Rollboecken ;-)) betrieben. Die Kamera habe ich eigentlich an der
Stelle, wo der Kopf ungefaehr waere, gehalten. Wenn nach den Skizzen
noch Bedarf besteht, stelle ich das nochmal zusammen und mache ein
paar mehr Fotos...

Bgzl. der Wirkung habe ich mir noch mal ein paar Gedanken gemacht:

1. Aus dem Strang, den Du erwaehnst (vermutlich meinst Du "Illusion
von Entfernung") habe ich folgendes entnommen: Kein Zug sollte an 2
Betriebsstellen gleichzeitig sichbar sein; das waere bei den
Betriebsinseln nicht der Fall, da in dem Strang horizontal gemeint
ist, die Inseln sind aber hintereinander angesiedelt, siehe unten

2. Damit der Blick auf einer Betriebsinsel bleibt, wuerde ich
versuchen, den Charakter stark gegenueber dem Hintergrundsegment und
den anderen Betriebsinseln abzuheben. Das wuerde im Beispiel 1 oben
bedeuten, dass die Betriebsinsel mit dem Silo ev. mit Asphalt
bedeckt sein sollte. Denn unser Auge wuerde dann eher eine
Trennung der Szenen wahrnehmen, weil beim Vorbild nicht der Asphalt
einfach endet und ein Gleisfeld mit Unkraut beginnt. Da gibt es einen
mehr oder weniger sanften Uebergang, Mauern, Zaeune, Buesche etc...

3. Ob nun Stufe oder Ebene: vermutlich ist hier der
Blickwinkel relevant. Je flacher man schaut, desto eher wuerde
wahrscheinlich eine Stufe besser als trennendes Elelement
wahrgenommen als eine ebene Trennflaeche. Daher denke ich, dass eine
Kombination aus Stufe und Flaeche sinnvoll waeren.

Ein interessantes Beispiel habe ich beim wunderbar schoen gestalteten
Albulamodell.ch gefunden:

http://www.albulamodell.ch/images/bau2014/suravaoben.jpg

Obgleich es so aussieht, also ob das Segment mit der Burg zum unteren
Deck einer Multideck-Anlage gehoert, so sieht man doch, dass die
beiden Segmente an dieser Stelle hintereinander aufgestellt sind (ein
eventueller Gang faellt optisch gar nicht auf). Als optische Trennung
aus dem Blickwinkel des Fotographen fungiert hier "nur" die
hochgezogene Wand des hinteren Segments. Das waere quasi ein
Extrembeispiel einer "Betriebsinsel" (auch wenn das in diesem Falle
eine Strecke und keine Betriebsinsel ist): Nur Stufe, keine Ebene.
Meiner Meinung nach wirkt die Trennung ausreichend "stark", hier
brauche ich keine Kulisse, um die Szene beim Betrachten gedanklich
getrennt zu halten - obwohl das durch den gleichen Charakter (beides
koennte beim Vorbild direkt zusammengewachsen sein) nach Punkt 2 oben
nicht optimal fuer die Trennung waere. Aber es wirkt meiner Meinung
nach trotzdem.

Hier habe ich mal 2 Skizzen gemacht, wie ich mir die Umsetzung
vorstellen koennte. Der Gleisplan ist erstmal nur "so dahin gemalt",
aber er sollte den Charakter (im Hintergrund Aufstellgleise, dann
Saegezahnfahrt in die Betriebsstellen) ungefaehr abbilden.




Die linke Insel ist eine Verladestelle fuer Kesselwagen, mit viel
Rohrleitungswirrwarr, das einfach wie mit einem Messer verschnitten an
den Grenzen der Insel aufhoert.

Natuerlich koennte man jetzt sagen: verzichten wir auf die Stufe und
die Ebene dazwischen, lassen die Rohre an definierten Stellen
(Gebaeude) enden etc. Aber dann ist es schon etwas unrealistisch, weil
man dann ja gleich die Wagen auf den Aufstellgleisen per Rohrleitung
beladen koennte. Daher der Wunsch, die Szenen (Aufstellgleise,
Verladestelle) in der raeumlichen Tiefe zu komprimieren.

Gruss Martin


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18.11.2016 21:05
#8 RE: Betriebsinseln
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Moin Martin,
also wenn man Dein Konzept auf eine gesamte, raumfüllende Anlage überträgt, ist das gar nicht schlecht.
Das ist dann eine recht radikale Kombination von "selective compression" und Rolf Knippers black boxes, aber mehr als eine Überlegung wert.*
Bei dem Konzept, wie Du es ursprünglich beschrieben hast, ginge für mich der eigentliche Spaß am Rangieren, das möglichst sinnvolle Sortieren
der Wagen auf beschränkten Gleisanlagen, verloren. Übrig bliebe das schiere An- und Abkuppeln in den Ladestellen, und das finde ich irgendwie ein bisschen
"witzlos". Da schieb ich meine Wagen lieber ins Off, stelle dafür aber die Übergabegruppe dar.

*Allerdings würde ich gern mal eine Diskussion über das Anlagenkonzept "Aneinanderreihung von Betriebsstellen ohne jedwelche Strecke" anstoßen, gewisser Maßen eine
Aufskalierung dieser Idee. Was hielten die anderen davon?

Grüße
Alex


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19.11.2016 14:06
avatar  mobama
#9 RE: Betriebsinseln
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Hi Alex,

> also wenn man Dein Konzept auf eine gesamte, raumfüllende Anlage überträgt, ist das gar nicht schlecht.
> Das ist dann eine recht radikale Kombination von "selective compression" und Rolf Knippers black boxes, aber mehr als eine
> Überlegung wert.*

Kannst Du etwas mehr zu diesen Black Box Konzept sagen bzw. hast Du einen Link, wo man dazu was nachlesen kann?

> Bei dem Konzept, wie Du es ursprünglich beschrieben hast, ginge für mich der eigentliche Spaß am Rangieren, das möglichst
> sinnvolle Sortieren
> der Wagen auf beschränkten Gleisanlagen, verloren. Übrig bliebe das schiere An- und Abkuppeln in den Ladestellen, und das
> finde ich irgendwie ein bisschen
> "witzlos". Da schieb ich meine Wagen lieber ins Off, stelle dafür aber die Übergabegruppe dar.

Diese uebrig bleibende An- und Abkuppeln in den Ladestellen - woher kommt das?

Ich bin kein Experte des Betriebs, aber wenn ich mir vorstelle, dass im Werk nur 5km/h gefahren werden darf und das Werksgelaende gross und die Saegezahnweichen viele sind, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass die Rangierlok nur auf den Aufstell-/Einfahrgruppengleisen sortiert und dann sorten/zielrein die Wagen verteilt. Da waere sie mit zu vielen Fahrten unterwegs? Wuerde sie nicht zwar vorsortieren aber dann doch ein paar Gruppen mitnehmen und gleich 2-3 Ladestellen im Werk auf einen Rutsch bedienen? Das wuerde ich mir als Betriebslaie doch spannend vorstellen?

Ich sehe momentan noch ein Problem bei der Sache: die Fahrtzeit. Beim Vorbild ist die Lok gut und gerne 10min mit Weichenumstellen etc. zwischen 2 Ladestellen unterwegs - das waere beim Modell mit den Betriebsinseln viel kuerzer. Ob das den Vorbildeindruck zunichte macht? (ich sage jetzt bewusst nicht: den Spass am Rangieren zunichte macht)

Gruss Martin


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19.11.2016 18:51
#10 RE: Betriebsinseln
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Moin Martin,
wenn bei Deinem Konzept, ich beziehe mich jetzt mal auf Deine Skizze in Post 7,
eh ein Fiddleyard vorhanden ist, gestalten wir ihn doch einfach als Rangiergruppe
aus und sind beide glücklich, oder? Man könnte das ganze dann auch z.B. auf eine
Lokomotivfabrik übertragen, dann kann man zusätzlich seine unpatinierten Modelle
mit perfekten Geräusch- und Langsamfahreigenschaften genießen.
Das mit den Fahrzeiten ist natürlich so ne Sache, aber das würde ich unter
"Kompromiss" abhaken.
Rolf Knipper, so erinnere ich es jedenfalls, schlug einfach vor, eine Anlage aus mehreren
gestalteten Szenen zusammenzusetzen, und diese mit kurzen Blenden abzutrennen. Hattest Du
aber, glaub ich, auch schon vorgeschlagen.

Gruß
Alex


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19.11.2016 23:14 (zuletzt bearbeitet: 20.11.2016 04:15)
avatar  Gilpin
#11 RE: Betriebsinseln
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Hi Martin,

ich glaube, ich hab's mittlerweile kapiert, und würde gern auf Deine Ausgangsfrage zurückkommen:

Zitat von mobama im Beitrag #1
Was haltet Ihr davon? ... Oder wirkt das eher wie eine Karikatur?
Ich lasse das Thema Rangieren weg und konzentriere mich auf die optische Gestaltung! (Hi Alex, zu Deinen Argumenten später...)

Ich denke, so wie Du es Dir vorstellst klappt das nicht. Ein Autor in einem amerikanischen Magazin (RMC?) sagte einmal sinngemäß avoid the wedding cake appearance! Und eigentlich schlägst Du genau das vor – womöglich eher betont (durch die senkrechten Flächen zwischen den Szenen) anstatt gemildert. Nachdem er sein Argument für mehr oder minder selbstevident hielt, steige ich mal etwas tiefer ein: Du bekommst schlichtweg die Trennung der Szenen in der Wahrnehmung nicht hin!

Zweierlei vorweg:

- Wir können uns (als Betrachter) sehr wohl fokussieren: deshalb funktionieren Ausstellungsanlagen auch ohne Hintergrund - wir blenden die dort herumtappenden Menschen schlichtweg aus. Nehmen wir mal die Bilder 2 und 5 im Strang "Klein, gut und schön" / Neu Birkenfeld: der Mensch im dunklen Anorak ist uninteressant, wir konzentrieren uns auf die Anlage. (Stünde dort Maria Sharapova, liefe es umgekehrt.)

- Deshalb sind wir aber schnell gelangweilt, wenn wir einen zu kleinen Ausschnitt betrachten müssen, etwa eine dieser Kleinanlagen 1,40 x 1,0 Quadratmeter, wie sie früher in den Schaufenstern von Spielwarengeschäften standen, oder ein sog. Diorama. Exkurs: früher waren auch Filmleinwände quadratisch und mit einem Blick zu erfassen, bis Cinemascope erfunden wurde und wir uns im Bild orientieren, also ständig von rechts nach links blicken mussten. Das PAN erzwingt das gleiche...

Also - zwei Begründungen für mein "Nein":

- die hintereinanderliegenden Szenen Deines Modells ("Betriebsinsel" und "Segment") sind gleich interessant und auch zusammen erfassbar. Egal, ob Du sie mittels schwarzer Flächen trennst oder anhand von (wenn, dann bitte) langweiligen Ausgestaltungen – der Betrachter muss kaum den Blick heben, und neu fokussieren muss er auch nicht.

- Klar kannst Du die Aufmerksamkeit mittels Bewegung (Rangierfahrten) auf eine Ebene lenken. Sobald aber parallel etwas zusätzliches auf der anderen Ebene läuft, schaut der Betrachter (und Bediener) nach dort, und Dein Konzept ist perdu.

So erklärt sich auch, warum in der Albula-Modellbahn der doppelstöckige Teil funktioniert, der andere nicht: In ersterem hat der Betrachter nur eine Szene vor Augen und kann einem Zug beim Fahren zuschauen (oder als Bediener Anschlüsse bedienen), in letzterem wird er dabei von etwelchem Geschehen auf einer anderen Ebene abgelenkt.

Bleibt die Frage "Was nun?" – und was aus dem Rangieren, siehe Alex' Argumentation, wird. Mal aus der Hüfte: im Anschluss an etwas größere (Güter-) Bahnhöfe gibt es Gleise auf einer oder beiden Seiten der eigentlichen Strecke, die anliegende Industriebetriebe bedienen (in der Epoche 3...), von der Hauptbahn durch mangelnde Qualität des Schotters gut zu unterscheiden und mit etwas Gestrüpp getrennt. Selbst, wenn du diese Industrien reliefartig darstellst: reicht das nicht an Tiefe? ... und an "action"?

Abschließend – das ist alles vor deutschem Hintergrund argumentiert; wie das in Frankreich aussieht...? Yo, hier im Forum findet wenig zur SNCF statt (Froideveaux...): lass doch mal mehr sehen...

Schönen Sonntag,
Gilpin


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20.11.2016 08:36
avatar  OOK
#12 RE: Betriebsinseln
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OOK

Zitat von Gilpin im Beitrag #11
Nehmen wir mal die Bilder 2 und 5 im Strang "Klein, gut und schön" / Neu Birkenfeld: der Mensch im dunklen Anorak ist uninteressant, wir konzentrieren uns auf die Anlage. (Stünde dort Maria Sharapova, liefe es umgekehrt.)
Damit auch ich mir das vorstellen kann: Wer zum Geier ist Maria Sharapova?

Zitat
- Deshalb sind wir aber schnell gelangweilt, wenn wir einen zu kleinen Ausschnitt betrachten müssen, etwa eine dieser Kleinanlagen 1,40 x 1,0 Quadratmeter, wie sie früher in den Schaufenstern von Spielwarengeschäften standen, oder ein sog. Diorama.

*auf die Barrikaden spring* Als einer, der gerade ein Diorama (2 x 0,6 m) für eine Ausstellung baut, habe ich jetzt die Wahl zwischen a) a priori beleidigt zu sein oder b) Das Argument ernst zu nehmen und aufzupassen, dass genau das nicht passiert. Ich denke, es wird auf b) hinauslaufen.

Aber sorry, das ist hier alles etwas OT. Aber:
Deine Argumentationskette, Gilpin, in Antwort auf Martin ist absolut spitzenmäßig.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
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20.11.2016 11:01
avatar  Gilpin
#13 RE: Betriebsinseln
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Hi Otto,

zu Maria Sharapova: tipp' den Namen bei Google ein, und halte Dich nicht lange bei Texten auf...

Zum Diorama: die zwei Meter Breite sind ja schon mal eine große Hilfe. Wenn Du den Betrachter verleitest, nahe genug heranzutreten, muss er ja den Kopf drehen. Mich würde als Besucher/Betrachter übrigens zum Stehenbleiben veranlassen, wenn es etwas zum Nachdenken gäbe: Wo ist das, was läuft da, warum gerade so...? Es dürfte also nicht alles völlig offensichtlich sein.

Sooo OT sind wir damit noch gar nicht: Auf diese Weise haben wir eine weitere Idee für Martin, der ja, falls er nicht sein Konzept weiter entwickelt, die Aufmerksamkeit der "Spieler" auf die Betriebsmodule lenken und dort halten muss, nämlich das Geschehen dort komplex, spannend und nicht ganz einfach verständlich zu machen. Das fällt womöglich bei einer Industrieanlage mit vielen Prozessschritten, die in vielgestaltigen und unübersichtlichen Anlagen ablaufen, leicht! Schade wäre es dann aber, die Rangiervorgänge auf das Zustellen von Wagengruppen zu beschränken.

Hi Martin,

nun habe ich in Dritter Person über Dich geredet, sorry. Aber nun: deute doch bitte mal an, welcher Raum dir zur Verfügung stünde, und wie Du ihn (ganz grob) nutzen willst. "Wir alle" achten hier meist auf geringe Tiefen der Anlagen-"Bretter" - womöglich hast Du ja einen Raum als Vorgabe, der die automatisch größere Tiefe irgendwie begünstigt?

Schönen Sonntag,
Gilpin


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20.11.2016 11:12
avatar  mobama
#14 RE: Betriebsinseln
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Hi Gilpin,

Obwohl ich ein echter Sturkopf bin, hast Du es mit Deinen Ausfuehrungen
geschafft, mir den Ansatz (im positiven Sinne) auszureden. Danke fuer deine
guten Argumente!

Der Grund, warum ich so verbissen versucht habe, diesen Ansatz umzusetzen,
haengt mit meinem Vorbild zusammen: Es ist die Fabrik Arkema in
Château-Arnoux-Saint-Auban, die liegt nunmal an meiner Strecke im Vallee de la
Durance. Daber dazu spaeter mehr.

> Bleibt die Frage "Was nun?" – und was aus dem Rangieren, siehe Alex'
> Argumentation, wird. Mal aus der Hüfte: im Anschluss an etwas größere
> (Güter-) Bahnhöfe gibt es Gleise auf einer oder beiden Seiten der
> eigentlichen Strecke, die anliegende Industriebetriebe bedienen (in der
> Epoche 3...), von der Hauptbahn durch mangelnde Qualität des Schotters gut zu
> unterscheiden und mit etwas Gestrüpp getrennt. Selbst, wenn du diese
> Industrien reliefartig darstellst: reicht das nicht an Tiefe? ... und an
> "action"?

Das kann ich noch nicht so klar mit ja oder nein beantworten.

> Abschließend – das ist alles vor deutschem Hintergrund argumentiert; wie das
> in Frankreich aussieht...?
> Yo, hier im Forum findet wenig zur SNCF statt (Froideveaux...):

Hmm, das interessiert mich natuerlich - hast Du einen Link dazu oder einen
Namen eines Stranges? Unter diesem Stichwort finde ich leider nichts, nur eine
Moebelfabrik in der Schweiz ;-)

> lass doch mal mehr sehen...

In diesem Strang ist das OT - ich werde mal was zusammenschreiben, ein paar
Bilder machen und einen Strang im passenden Unterforum bzgl. Bitte fuer
Planungshilfe aufmachen...

> nun habe ich in Dritter Person über Dich geredet, sorry. [Sorry! Tut mir
> leid]

Kein Problem :-)

> Aber nun: deute doch bitte mal an, welcher Raum dir zur Verfügung
> stünde, und wie Du ihn (ganz grob) nutzen willst. "Wir alle" achten hier
> meist auf geringe Tiefen der Anlagen-"Bretter" - womöglich hast Du ja einen
> Raum als Vorgabe, der die automatisch größere Tiefe irgendwie begünstigt?

Eigentlich meisst 40cm tief, aber eine Stelle haette ich, da koennten es auch
70-80cm werden. Aber auch dazu mehr in dem neuen Strang, wenn ich mal alles
zusammengeschrieben habe...

Danke nochmals &
Gruss Martin


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20.11.2016 12:09
avatar  Gilpin
#15 RE: Betriebsinseln
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Hi Martin,

nur auf die Schnelle: zu dem Bahnhof bzw. der Strecke von der Pfalz ins Elsass hinein findest Du hier unter II.3 einen Thread namens "Les Fourneaux" - seufz! Tja, und nun forsche ich mal nach Arkema in Château-Arnoux-Saint-Auban...

Mit freundlichem Gruß,
Gilpin


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