Genua-La Spezia

27.06.2018 17:14
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#1 Genua-La Spezia
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HFy

Hallo,

auf dieser Seite:
http://www.marklinfan.com/f/topic.asp?TO...107&whichpage=1
findet man alte und neue Fotos aller Bahnhöfe der Strecke Genua-La Spezia, die zwischen Meer und Bergen eingeklemmt ist. Die Bahnhöfe sind dementsprechend kompakt, obwohl es eine Hauptlinie mit internationalem Verkehr ist. Für Bahnhöfe zwischen zwei Tunneln findet man hier jedenfalls genug Vorbilder.

Herbert


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27.06.2018 19:31 (zuletzt bearbeitet: 28.06.2018 10:58)
#2 RE: Genua-La Spezia
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Hallo Herbert, danke für den Link!

Die FS- bzw Trenitalia-Linie zwischen Genua und La Spezia kenne ich gut, wir waren da schon mehrmals in Urlaub, zB in Cavi di Lavagna (das ist zwischen Rapallo und Sestri) oder in Levanto, das ist der nördliche Ausgangspunkt zu den Cinque Terre, das liegt auf dem Streckenabschnitt zwischen Sestri und La Spezia.

Zwischen den Orten ab Bonassola bis La Spezia gibt es keine direkte Straßenverbindung, man ist da also auf die Bahn (oder aufs Schiff) angewiesen. Diesen Streckenabschnitt kann man sich wie eine U-Bahn vorstellen, alles liegt im Tunnel, nur die Bahnhöfe in den Taleinschnitten sind zum Teil im Freien. Der Verkehr dort ist beeindruckend: Nahverkehrszüge in kurzen Abständen, sehr preisgünstig (damals, vor ca. 12 Jahren, ein Euro von Ort zu Ort) und absolut pünktlich. Dazwischen auch Schnellzüge ohne Halt. Die Strecke war früher eingleisig und führte durch ziemlich schmale kurvige Tunnel, die heute nur noch zum kleinen Teil in Betrieb sind. Die nicht mehr benötigten Tunnelstücke wurden zu sehr komfortablen Wander- bzw. Radwegen ausgebaut, beispielsweise zwischen Bonassola und Levanto.

Wir sind einmal die ganze Strecke von La Spezia bis Genua gefahren, während es zwischen Sestri und Rapallo eine Betriebsstörung gab: Ein Gleis war gesperrt, die mussten alle Züge über das eingleisige Stück lotsen. Ich habe über die Flexibilität des dortigen Bahnpersonals gestaunt, wir kamen mit weniger als einer halben Stunde Verspätung in Genua an!

Das Stück zwischen Bonassola und La Spezia haben wir zu Fuß erwandert, ein herrliche Gegend, alle Orte wie aus dem bunten Bilderbuch, als Urlaubsziel sehr zu empfehlen. Wer nicht mehr so gut laufen kann, nimmt den Zug!

Mir ist bei den Bildern aufgefallen, dass die Strecke früher mit Drehstrom betrieben wurde, dafür brauchte man zwei Fahrdrähte nebeneinander. Weiß jemand, wie man das an Weichen oder Kreuzungen gestaltet hat?

Mit Hp1-Gruß Helmut

P.S. Mit den italienischen Bahnen haben wir generell gute Erfahrungen, teilweise älteres Material, funktioniert aber!

Edit, Korrektur: Die Betriebsstörung war zwischen Sestri und Rapallo!


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27.06.2018 20:09 (zuletzt bearbeitet: 27.06.2018 20:16)
#3 RE: Genua-La Spezia
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Zitat von Fdl Triptis im Beitrag #2
Hallo Herbert, danke für den Link!
Mir ist bei den Bildern aufgefallen, dass die Strecke früher mit Drehstrom betrieben wurde, dafür brauchte man zwei Fahrdrähte nebeneinander. Weiß jemand, wie man das an Weichen oder Kreuzungen gestaltet hat?

Isolierte Stücke, Stromabnehmer vorn und hinten in großem Abstand - suche nach "Trifase" liefert z.B. das für eine DKW ("in presa" heißt wohl "unter Spannung" ... ich kann allerdings kein italienisch, daher ist das geraten; die Steckdoese heißt aber presa di corrente):

.

Noch ein paar Bilder:
foto74 (doch "in tensione" für "unter Spannung"?)
foto62
foto66

H.M.


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27.06.2018 21:04
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#4 RE: Genua-La Spezia
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HFy

Die Strecke wurde tatsächlich 1925/1926 im Dreiphasensystem elektrifiziert und 1947/48 auf Gleichstrom umgestellt. Die Überspannung von Weichen war recht kompliziert und wurde mit hölzernen Isolationsleisten und Hilfsdrähten bewerkstelligt. Deshalb auch die weit auseinanderstehenden Stromabnehmer. Meines Wissens hat man für Doppelweichen (Modellbahner sprechen von "Dreiwegweichen") keine Lösung gefunden.
In der Zeichnung stellen die seltsamen Klammern die Stromabnehmer der Lokomotive dar. Die dicken Striche sind die hölzernen Isolatoren; die jeweils äußeren Drittel stehen nicht unter Strom, da der Hilfsdraht in der Mitte je nachdem den rechten oder linken Stromabnehmer führt.
Vor etwa zwei Jahren war in "Tutto Treno Modelismo" ein Artikel über den Bau einer Drehstromfahrleitung in 1:87. Es geht also auch im Modell, wenn auch nicht mit zwei Phasen funktionsfähig!
Der Drehstrombetrieb in Oberitalien ist ein faszinierendes Thema, vor allem wegen der Schwierigkeiten. Die doppelpolige Fahrleitung war nur eine; die größerem Probleme machten die Triebfahrzeuge. Sie konnten nur bestimmte Geschwindigkeiten erreichen, die durch die Zahl der Pole der Motoren und die Frequenz vorgegeben waren.


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27.06.2018 21:18
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#5 RE: Genua-La Spezia
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HFy

Fortsetzung:
Mit allerlei Kniffen war es möglich, Lokomotiven mit zwei (für den Güterverkehr) oder vier (für den Personenverkehr) Dauergeschwindigkeiten zu konstriuieren, aber bei diesen Geschwindigkeiten waren Zugkraft und Leistung oft sehr verschieden, so daß es manchmal zwei Lokomotiven brauchte, weil nur eine mangels Zugkraft nicht die Geschwindigkeit erreicht hätte, bei der sie alleine zurecht gekommen wäre. Die üblichen Geschwindigkeiten waren 25/50 für Güterzugloks und 37,5/50/75/100 für Personenzugloks; schnellere Maschinen gab es nicht, weil die Stromabnahme zu wünschen übrigließ.
Die Anfahrt bewerkstelligte man mit Flüssigkeitswiderständen mit Verdampfungskühlung, so daß diese Elloks dampften und Wasser nehmen mußten. Einige rauchten obendrein, weil sie ölgefeuerte Kessel für die Zugheizung hatten.

Herbert


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28.06.2018 10:44
#6 RE: Genua-La Spezia
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Danke für die Informationen! Es geht doch einfacher als ich mir das vorgestellt hatte. Wenn die Stromabnehmer an zwei Positionen auf dem Fahrzeug angebracht sind, dann sind die stromlosen Stücke im Fahrdraht kein Problem, die Stromabnehmer müssen nur in der Spur gehalten werden, und Kurzschlüsse müssen ausgeschlossen werden.

Es gibt auch heute noch Bahnen mit Drehstrombetrieb, beispielsweise die Gornergratbahn oder die Jungfraubahn. Da beide reine Zahnradbahnen sind, hat man sowieso die Anzahl der komplizierten Zahnradweichen möglichst niedrig gehalten.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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28.06.2018 23:27
#7 RE: Genua-La Spezia
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Moin Herbert,
sehr schön! (Habe mir extra das Foto-Buch vom EK über Trifase-E-Loks gekauft.)
Liebe aber auch die italienischen Dampfer, insbesondere die locomotiva a vapore FS743 mit ihrer Technik.
Die Lok-Bücher über italienische Dampfloks sind sehr schön (Locomotiva a Vapore in Italia - Ferrovie dello Stato) und dabei gibt's auch jede Menge Schmalspur!!! (Ein Grund, mal italienisch zu lernen.)
Nicht nur die Reste, die man heute noch in Sardegna sehen und befahren kann, sondern auch aus Sizilien (Le locomotive a vapore FS a scartamento ridotto Sicilia) ... warte ich noch drauf! 950mm Spurweite (offensichtlich gemessen von Mitte Schiene/ Mitte Schiene -> ~900mm Spurweite). Die Ferrovia Circumetnea gib's heute noch, die ganzen Bahnen im Westen Siziliens sind leider verschwunden ...
mit freundlichem Glückauf aus dem Pott
Klaus


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30.06.2018 13:41 (zuletzt bearbeitet: 30.06.2018 16:55)
avatar  Gilpin
#8 RE: Genua-La Spezia
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Hallo Klaus, hallo Alle,

eine gute Gelegenheit Italienisch zu lernen ist das thematisch passende Buch Renato Cesa de Marchi: Liguria, Il tramonto della trazione trifase e non solo, Saló: ETR 2012. Und es muss noch ein Buch geben, das sich ausschließlich mit den Trifase-Strecken und -Loks beschäftigt.

Ein Modell von Roco für das Dreiphasen-Drehstrom-System gibt's auch. Ob man sich diese Fahrleitung im Modell wirklich antut...

Aber: mich würde interessieren, ob die Masten und womöglich Quertragwerke bei der Umstellung auf Gleichstrom weiterverwendet wurden. Dann könnten wir auch in der Epoche 3 bis ... eine ganz kleine Referenz an diese historische Besonderheit erweisen.

Schönes Wochenende,
Reiner (und Edith)


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03.07.2018 13:54
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#9 RE: Genua-La Spezia
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HFy

Die Umstellung von Drehstrom auf Gleichstrom ging meines Wissens so vonstatten: Zunächst wurde die Fahrleitung an Gleichspannung angeschlossen und von Gleichstromloks mit speziellen Schleifstücken befahren. Dann schob man die Drähte so nahe aneinander, dass auch Gleichstromloks mit normalem Schleifstück verkehren konnten. Schließlich ersetzte man die Drehstromfahrleitung durch eine Gleichstromfahrleitung. Das war meines Wissens Voraussetzung, um schneller als 100 km/h fahren zu können. Ich weiß nur von E 626, die breitere Schleifstücke hatten; ob auch andere Baureihen so ausgerüstet wurden, ist mir nicht bekannt. Das wäre allerdings wenig sinnvoll gewesen, weil deren höhere Geschwindigkeit unter der Drehstromfahrleitung nicht auszunutzen gewesen wäre. Insofern kann man zumindest E 626 unter der Drehstromfahrleitung einsetzen, aber nicht zugleich mit Drehstromloks.
Bei den Systemwechselbahnhöfen war die Fahrleitung in der Mitte des Bahnhofs isoliert, und die Lokomotiven fuhren mit gesenkten Stromabnehmern ein. Eine Lok des anderen Stromsystems schob sie dann zurück, sofern nicht mit Dampf rangiert wurde. In jedem Fall werden bei diesem Thema ferngesteuerte Stromabnehmer nötig.

Herbert


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04.07.2018 20:01
avatar  HFy
#10 RE: Genua-La Spezia
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HFy

Einen habe ich noch... beim Zusammenspannen zweier Drehstromloks mußte man darauf achten, dass der Abnutzungsgrad der Radreifen nicht zu verschieden war, sonst hätte sich der Unterschied in der Geschwindigkeit in heftigem Schleudern manifestiert. Das geschah wohl auch bei gleichem Durchmesser, wenn die Widerstände verschieden eingestellt waren, und das Rangieren mit einer Lokomotive, die mindestens 25 oder gar 37,5 km/h schnell fährt, stelle ich mir auch unterhaltsam vor.
Herbert


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05.07.2018 19:47
#11 RE: Genua-La Spezia
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Hallo Herbert,

danke für deinen Link - die Strecke ist/war tatsächlich "was besonderes". Bin vor ein paar Jahren eher zufällig (die Frau hatte den Urlaub gebucht) auf der Trasse "gelandet". War eine sehr angenehme Überraschung.
Eins der Schemabildchen von der Oberleitung habe ich gerade an "meinen" Oberleitungexperten bei der Bahn AG geschickt - ich bin gespannt ob der damit was anfangen kann

Viele Grüße aus Südhessen

Alexander

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