Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm

21.10.2014 17:31 (zuletzt bearbeitet: 23.10.2014 13:22)
avatar  jaffa
#1 Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
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Aus aktuellem Anlass liegt mir daran, dass mein Anlagenkonzept hier in meiner Forums-Heimat ebenfalls präsent ist. Auch wenn das Konzept nicht hier im Forum öffentlich diskutiert wurde, so waren es doch viele Impulse im direkten Kontakt mit OOK, anderen Betriebsbahnern und Mitgliedern des Harzbahnforums, die schließlich zu einer schlüssigen Planung führten.
Es geht mir also mehr um mein »Outing« und die Identifikation mit diesem Forum; ich beschränke mich deshalb darauf hier einige Essentials zu zeigen und verlinke ansonsten auf die Seiten, wo man weitere Details erfährt.

Da diese Anlage an vier Stellen im Internet beschrieben wurde/wird (Stummiforum, Harzbahnforum, Spur-N-Forum und auf meiner eigenen Website) und weder in die Kategorie »Planen von Anfang an« noch in die Kategorie »Eigene Entwürfe« (= weil bereits technisch realisiert), stelle ich mein Anlagenkonzept hier bei »Diskussion veröffentlichter Anlagenpläne« ein.

Es geht also um die Innerstetalbahn, eine eingleisige Hauptbahnstrecke, die im Jahr 1929 dargestellt wird. Dafür stehen mir ca. 15 qm zur Verfügung. Gezeigt wir der Ausschnitt vom Gallenbergtunnel bei Wildemann bis Clausthal-Zellerfeld. Davor und dahinter verschwindet alles im Off und wird durch Schattenbahnhöfe repräsentiert:



Abgesehen von der vorbildnahen Gestaltung soll auch der Betrieb im Jahr 1929 möglichst realistisch erfolgen. Für den Personenverkehr habe ich mich am vorliegenden Winterfahrplan von 1929/30 orientiert. Der Zeitpunkt 1929 ergibt sich aus zwei Aspekten:
1. nach 1928 wurden die Einheitsloks der Baureihen 64 und 86 auch auf dieser Strecke eingesetzt; durch die Wahl dieses Zeitausschnitts vergrößert sich die Vielfalt der einsetzbaren Loks.
2. 1930 wurde die Zentralaufbereitung in Clausthal stillgelegt; insgesamt verringerte sich der Güterverkehr von diesem Zeitpunkt an drastisch.

In Realität ist der hier dargestellte Streckenausschnitt ca. 8,5 km lang. Umgerechnet auf den Modellmaßstab wird die Strecke auf gut 2 km verkürzt. Dabei sind die Gleislängen in den Bahnhöfen annähernd beibehalten. Die Verkürzungen gehen zu Lasten der freien Streckenabschnitte. Aber immerhin ist der Faktor 1:4 für den Nachbau so einer Strecke gar nicht schlecht.

Als Planungsgrundlage für den Betrieb liegt mir der Winterfahrplan von 1929/30 für diese Strecke vor:



Die eingegrauten Züge gelten nur an Sonn- und Feiertagen im Winterfahrplan.

... sowie der Auszug aus dem Reichsgüterkursbuch von 1938, aus dem sich die Nahgüterzüge auf dieser Strecke ablesen lassen:



In diesem Plan sind keine exakten Fahrplanzeiten angegeben, sondern nur die vollen Stunden als Rahmen; abhängig von den Rangierzeiten an den einzelnen Bahnhöfen können sich die Fahrzeiten verschieben, sofern die Kreuzungs- und Überholstellen berücksichtigt werden. Gelb unterlegt sind die Züge, die im sichtbaren Bereich verkehren. (Bei meiner Planung ging ich bisher davon aus, dass z.B. 10 die Zeit von 10 bis 11 einschließt. Es soll aber wohl der Zeitraum bis 10 sein. Der Bildfahrplan muss also ggfs. noch verändert werden.)
Neben den Nahgüterzügen muss es auf der Strecke Bedarfsgüterzüge in erheblichem Umfang gegeben haben. Anders konnte das jährliche Gütervolumen in dieser Zeit von 225.000 t kaum bewegt werden. Ganzzüge wird es gegeben haben für Erz, Holzabfuhr und Kohletransporte zu den Hüttenbetrieben sowie Züge für die Steinindustrie.
Dafür sind bisher noch keine Belege vergleichbarer Qualität wie die oben gezeigten Fahrplanausschnitte verfügbar. Es gibt zusätzlich zu o.a. Gesamtvolumen lediglich ausschnitthafte Zahlen über Transportvolumen für verschiedene Güter, aus denen man gewisse Rückschlüsse ziehen kann:
1901 (Transportaufkommen relativ konstant bis 1930) wuden verladen: CLZ (an/ab) Großvieh: 277/36; Kleinvieh 1961/42; Wildemann (an/ab) Großvieh: 11/2, Kleinvieh 186/1.
Durchsatzvermögen der Zentralaufbereitung Clausthal: 110.000 t/a, wobei letztendlich nur 20-25 % als Erzkonzentrat verladen wurde - der Rest ging zurück in die Grube als Versatz, wurde aufgehaldet oder ging als Schlamm in die Schlammteiche.
225.000 Tonnen/Jahr heißt bei einer durchschnittlichen Ladekapazität von 15 bis 20 t für einen 2-achsigen Reichsbahnwagen, dass pro Jahr knapp 13.000 Waggons unterwegs waren. Auf 250 Werktage herunter gebrochen sind das rund 50 Waggons pro Tag.
Bei den Abbildungen, die ich von Güterzügen gesehen habe, habe ich immer nur relativ kurze Güterzüge gesehen ... nie mehr als 10 Waggons, oft deutlich weniger.
Nehme ich mal eine durchschnittliche Zuglänge von 7 Waggons an, dann kommen zu den Personenzügen je Richtung noch einmal vier bis fünf Güterzüge pro Tag dazu. Davon sind 2 bis 3 durch den Einsatz der Nahgüterzüge abgedeckt.
Wenn von 110.000 t/Jahr Durchsatz der Zentralaufbereitung knapp ein Viertel als Erzkonzentrat verladen wurde, dann sind das rund 100 t/Werktag = 5 Waggons. Es könnte also pro Tag einen Erzzug Richtung Langelsheim gegeben haben.
Zu den Viehtransporten: bei Großvieh (Pferde, Rinder) gibt es mehr Antransporte, bei Kleinvieh (Schweine, Schafe, Ziegen, Kälber, Geflügel) mehr Abtransporte; die Zahlen für Wildemann sind minimal, bei CLZ immerhin pro Woche ein Waggon mit Großvieh (Ankunft) und ein Waggon mit Kleinvieh. Viehtransporte sind - bezogen auf den Gesamtumschlag - eher eine zu vernachlässigende Größe. Diese Waggons werden nach Bedarf mit den Nahgüterzügen befördert.

Es müssen also andere Wirtschafts- bzw. Güterbereiche sein, die neben dem 10- bis 15-prozentigen Anteil des Roherzabtransportes die Gesamtumschlagmenge von 225.000 t/A ergeben. Mir fällt dazu ein:

• Holz- und Holzprodukte (Abtransport)
• Steinbruchprodukte: (Werk-)Steine, Schotter (Abtransport)
• Energie: Kohle, Mineralöl (Anlieferung)
• Maschinen-/Maschinenteile (Anlieferung)
• Konsumgüter (Anlieferung + Abtransport)

Im vorläufigen Bildfahrplan bildet sich der jetzige Stand der Informationen so ab:



Erläuterungen: durchgezogene Linien = Personenzüge, andere Linien = Güterzüge (gestrichelt und dick gepunktet); dünn gepunktet = Leerfahrten; dicke Farbpunkte = Anfang bzw. Ende der Lok-/Zugumläufe. Gelb unterlegt = der sichtbare Bereich der Anlage. Nach dieser Planversion »übernachtet« nur eine Lok im Oberharz; alle anderen beginnen und enden im BW Goslar.
Bis zu besseren Informationen gehe ich davon aus, dass es Ganzzüge für Erz, Holz und Schotter/Steine (talwärts) und Kohlezüge für die Hütten (bergwärts) gegeben hat; das sind die im Plan verzeichneten Bedarfsgüterzüge.

Der Betrieb, wie hier gezeigt, erfordert im Minimum sechs Loks, vier Personenzuggarnituren und die notwendige Anzahl an Güterwagen.

Da die Realisierung schon ein ganzes Stück vorangeschritten ist, gibt es bei Interesse hier Bilder vom Baufortschritt


Der momentan erreichte Zustand (Oktober 2014) ist: technische Betriebsbereitschaft hergestellt, Modellzeituhr installiert, Ausgestaltung und Bauwerke erst zu knapp 20 Prozent realisiert.

Interessant ist vielleicht ein Hinweis zur recherchierenden Vorarbeit: da war die Arbeit im Harz- und Harzbahnforum äußerst hilfreich, siehe Bereich Innerstetalbahn mit diversen Threads, aber auch Harz: Steinbrüche wie auch viele andere Bereiche in »Harzkunde - Landschaft - Wirtschaft - Kultur.

Und natürlich geht es nicht ohne »altmodische«, auf Papier gedruckte Literatur ... wie das Heusinkfeld-Buch Innerstetalbahn (Kenning Verlag) oder das Buch BW Goslar von Ulrich Herz ... um nur die beiden wichtigsten Quellen zu nennen.

Soweit erst einmal das, was mir für diesen Zusammenhang als Grundlage wichtig scheint.
Auch wenn die Anlage im Baustadium ist, kann der Plan natürlich trotzdem diskutiert werden. Meine vorrangige Motivation fürs Einstellen habe ich eingangs beschrieben.

Gruß --- Jürgen


Mein (inzwischen verkauftes) Modellbahnprojekt: »Innerstetalbahn«
Meine Shop-Website Jaffas-Moba-Shop.de

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21.10.2014 18:11
avatar  OOK
#2 RE: Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
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OOK

Oh, da hat mir Jürgen einen lange gehegten (ihm aber nicht mitgeteilten) Wunsch erfüllt, seine Anlagenkonzeption doch bitte auch in diesem Forum darzulegen. Denn die ist noch wesentlich wichtiger als der gelungene Anlagengleisplan und absolut exemplarisch. Die in einem anderen Unterforum gestellte und nie wirklich beantwortete Frage: "Wie entwickelt man eine Konzeption?" ist hier in vorbildlicher Weise beantwortet. Jawohl, so geht Konzeption!

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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21.10.2014 18:37
#3 RE: Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
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Mir imponiert insbesondere der Fahrplanentwurf als Bildfahrplan. Eine sehr gute Idee ist es wohl, den Fahrplan der dargestellten Anlage als Teil einer größeren Strecke abzubilden. Da sieht man sozusagen den Kontext.
Sieben Pz-Paare und drei (!) Ng-Paare, Donnerwetter, wie wird man die händeln? Und dann soll es noch Bedarfsgüterzüge geben. Spannend! Besser gesagt: Ich bin gespannt, davon zu lesen, wenn diese Anlage in Betrieb geht, verrät

Der Eisenhans


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21.10.2014 19:00
avatar  jaffa
#4 RE: Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
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Zitat von eisenhans im Beitrag #3
Sieben Pz-Paare und drei (!) Ng-Paare, Donnerwetter, wie wird man die händeln?

Gute Frage, die ich bisher auch nur konzeptionell beantworten kann:
1a: Ich mache alleine Betrieb, es läuft keine Uhr ... 10 Uhr ist nicht, wenn die Uhr 10 zeigt, sondern wenn mein Zug, der um 10 Uhr ankommen soll, angekommen ist.
1b: Ich mache alleine Betrieb, die Uhr läuft ... aber es wird ein Sonntags-Fahrplan gefahren
2. Es wird mit mehreren Betrieb gemacht ... natürlich mit Uhr. Der Fahrplan wird der Personalanzahl angepasst, z.B.: Bedarfsgüterzüge gibt es erst, wenn drei Personen Betrieb machen.
Weitere Variable: die Modellzeit ist normalerweise auf den Faktor 1:4 eingestellt, kann aber auch 1:3 oder 1:5 laufen.

Soweit die Ideen ...

Gruß --- Jürgen


Mein (inzwischen verkauftes) Modellbahnprojekt: »Innerstetalbahn«
Meine Shop-Website Jaffas-Moba-Shop.de

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21.10.2014 23:42
avatar  STBR
#5 RE: Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
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Hallo Jürgen,

"Chapeau" !!
Tolle Konzeption / Umsetzung / Dokumentation !
Vielen Dank für diese beeindruckende Masse an Informationen und Anregungen.

Gruß:
Stefan


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22.10.2014 00:38
avatar  vauhundert ( gelöscht )
#6 RE: Innerstetalbahn (1-gleisige Hauptbahn) in Spur N auf ca. 15 qm
va
vauhundert ( gelöscht )

Hallo Jürgen,

das ist ein ganz großer Wurf und es freut mich das nun auch hier zu finden, da ich in den anderen Foren nicht auch noch aktiv werden möchte.

Ich beneide Dich ein wenig um den Umstand einen ganzen Abschnitt einer originalen Strecke nachbilden zu können, selbst, wie von Dir beschrieben, um den entsprechenden Verkürzungsfaktor. Die Sache mit dem Maßstab setzt Dich natürlich in einen gewissen Vorteil, aber auch wenn die heutigen N-Modelle sehr gut sind, kann ich mich mit dieser Baugröße doch nicht so recht anfreunden. Im Maßstab 1:45 ist es mir leider nicht möglich einen interessanten Streckenverlauf oder einen ebensolchen Bahnhof oder größeren Gleisanschluß in meinen Räumlichkeiten unterzubringen, der Versuch hat mich Jahre gekostet, aber Deine Baugrößenvorteile nutz Du hervorragend, um mit dem Fahrplan der entsprechenden Strecke Geschichte erlebbar zu machen.

Viel wichtiger ist es Deiner Konzeption und der dafür nötigen Recherche folgen zu können, deren Quintessenz Du hier vorstellst. Die Arbeit einer guten Nachforschung ist keinesfalls zu unterschätzen, was ich durch die Beschäftigung mit der Eisenbahnhistorie ein wenig nachvollziehen kann. Auch wenn ich mir bei meiner Anlage ein paar dichterische Freiheiten erlaube, liegen diese eigentlich in unmittelbarer räumlicher und/oder zeitlicher Umgebung und entsprechen realen Umständen, die ich eben als exemplarischen Normalfall darstellen möchte, um die hier auch propagierte Identität zu schaffen.

Gerne folge ich Deinen Ausführungen und freue mich auf mehr.

Beste Grüße aus dem Bergischen

Michael


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