Wie "geht" Betrieb? Welche Auswirkungen hat das auf die Anlagenplanung?

28.01.2009 20:54 (zuletzt bearbeitet: 29.01.2009 09:32)
avatar  OOK
#1 Wie "geht" Betrieb? Welche Auswirkungen hat das auf die Anlagenplanung?
avatar
OOK
Felix schrieb im Forum "Wozu überhaupt...":
Zitat von fgee
Beim Nachdenken über das Thema und Betrachten des eBook-Inhaltsverzeichnisses ist mir ... noch was aufgefallen: Das eBook redet zwar von Punkt zu Punkt und Betrieb und Güterwagenzustellung und allem, und bringt mich dahin, dass meine Anlage diesen Anforderungen gewachsen ist. So weit so gut. Aber das ist eigentlich erst der Anfang. Was mache ich nun mit der Anlage? Wie "macht" man Betrieb? Wie erarbeite ich Fahrpläne, Umlaufpläne, Personaleinsatzpläne etc? Darauf gibt das eBook bisher keine Antwort.
Dies könnte das "Zuckerstück" sein in dem Sinne, dass es die Antwort gibt auf die Frage: Was mache ich dann konkret, praktisch mit der betriebsfähigen Anlage?


Ich war ursprünglich der Auffassung, dass das eBook das Thema Anlagendesign hat und dass Betrieb ein extra Thema ist, das notfalls ein eigenes Forum bräuchte. Aber Felix hat mir mit seiner Mängelbeschreibung klar gemacht, dass die beiden Themen eng miteinander verzahnt sind und das hat schlussendlich zu der Einrichtung dieses Unterforums „Modellbahn-Betrieb“ geführt.

Denn Recht hat er, der Felix. Wie will ich Menschen dazu bewegen, Anlagen ausgerichtet auf Betrieb zu planen und zu bauen, wenn wie von diesem keine Vorstellung haben? Wenn man in anderen Foren diesbezügliche Wunschlisten liest, dann heißt es da etwa „Ich will viele Fahrmöglichkeiten und viele Rangiermöglichkeiten“ oder „Ich will maximalen Rangierspaß“ oder ganz schlicht „Fahr- und Rangierbetrieb“. Vor allen Dingen aber gedenkt der Anlagenbesitzer in spe allen Ernstes die zweigleisige Haupt- und die eingleisige Nebenstrecke sowie das große BW mit 12 Schuppenständen, die dreigleisige Ortsgüteranlage und die drei Anschlussgleise auf freier Strecke ganz allein zu betreiben. Für mich heißt das nichts anderes, als dass er sich über den „Betrieb“, wie der da mal laufen soll, keinerlei Gedanken gemacht hat.

Genug der einleitenden Worten. Es wäre schön, wenn wir hier Gedanken und Praxiserfahrungen zum Thema Modellbahn-Betrieb zusammentragen können, die dann geordnet in das eBook einfließen sollen.
OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
29.01.2009 09:32 (zuletzt bearbeitet: 29.01.2009 09:40)
avatar  OOK
#2 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar
OOK
Ich bin ja nun grundsätzlich der Auffassung, dass Modellbahnbetrieb "eigentlich" erst mit mehreren Personen Sinn und Spass macht. Aber da die meisten unserer Zunft Einzelkämpfer sind, kann ich da nicht anfangen. Allein habe ich Betrieb eigentlich sehr selten gemacht, hauptsächlich auf der BAE I (Plan s.http://www.bae-by-ook.net/bae_seite/bae_historie_d.php ), weil der Herbert 400km entfernt wohnte und nicht alle naslang kommen konnte.

Ich hatte also eine kurze eingleisige Strecke von einem Schattenbahnhof über eine winzige Ausweichstation mit 2 Stumpfgleisen und einen Endbahnhof:

Da ich keine beschleunigte Uhr besaß, war das Aufstellen eines Fahrplans mit Zeiten unnötig. Ich hatte auch nur ein einziges Triebfahrzeug, den T 02 der Südharzbahn, der - ganz wie ein schweizer Triebwagen - Mädchen für alles war: ganz allein war er ein kompletter Zug, hatte 2. und 3. Klasse sowie ein Abteil für Gepäck und Stückgut. Und er war ein Schlepptriebwagen, fast eine Lokomotive, und konnte wie eine solche eingesetzt werden, also Güterwagen ziehen.
Mit diesem "Zug" konnte ich also die Strecke von Braunlage nach Sonnenberg beliebig oft hin und zurück fahren, wobei ich nur vorher festlegte, welches Eilkurse waren, denen keine Güterwagen beigegeben werden durften und welche als PmG verkehrten. Da ich anfangs nur sechs Güterwagen mein Eigen nannte, hätte eigentlich ein PmG-Paar pro Tag, also pro Session genügt. Ich fuhr aber deren zwei, einfach, weil ein gemischter Zug mehr Spaß macht, mir jedenfalls. Also doch Willkür!

In einem nächsten Beitrag werde ich versuchen, zu schildern, wie das ging mit dem PmG. Bis bald.
OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
29.01.2009 20:48
avatar  OOK
#3 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar
OOK

Im allerallerersten Mittelpuffer (Oktober 1993) brachte ich einen kleinen Artikel mit dem Titel
Wenig zu tun in Königskrug
Und der ist noch heute genau so gut, um zu erklären, wie man allein auf einer winzigen Anlage Betrieb macht. Deshalb setze ich ihn hier ein:

Wenig zu tun in Königskrug
Nur zwei kleine Rangieraufgaben



Modellbahnbetrieb hat hierzulande keine Tradition, das Rangieren demzufolge auch nicht. Wenn es mal Rangieraufgaben in der Fachpresse gegeben hat, dann hatten sie meist weniger mit realistischem Eisenbahnbetrieb zu tun sondern gehörten eher in die Rätselseite einer Tageszeitung. Da gab es Wagen, die nicht durch eine tunen passten, Loks mit nur einer Kupplung, Umsetzgleise, die nur ei Drittel der mitgeführten Wagen fassten und derlei Schikanen mehr. Grundgedanke war offensichtlich, dass das ganz normale rangieren ohne besondere Schwierigkeiten sterbenslangweilig ist. Ich möchte hier heute das Gegenteil beweisen.

Königskrug ist ein winzigkleiner Unterwegsbahnhof auf meiner derzeitigen 0m-Kelleranlage, der einzige Unterwegsbahnhof, nebenbei gesagt. Die grenzzeichenfreie Umsetzlänge zwischen den Weichen 2 und 4 beträgt gerade mal 65cm. Das habe ich mir nicht als Schikane ausgedacht. Mein bescheidener Keller gibt nicht mehr her. Allerdings besitze ich auch noch nicht so viele Fahrzeuge, so dass ein gar zu großes Gedränge hier nicht herrscht.

Es geht los

Mein bisher einziges Triebfahrzeug, der T5 (ex SHE T 02) ist gerade mit drei Schachteln am Haken von Braunlage her in Königskrug eingelaufen. Wie es Vorschrift ist, hat der Triebfahrzeugführer so angehalten, dass der Bahnübergang frei geblieben ist, wodurch leider der letzte Wage nicht ganz grenzzeichenfrei steht. Drei Güterwagen hat der T5 mitgebracht: einen offenen (O1) und zwei g-Wagen (G2 und G3). Mehr hätte er auch nicht gedurft, denn hinter ihm liegt eine längere 3,3%-Steigung.

Es gibt nicht viel zu tun in Königskrug: Der o1 soll zum Beladen an die Holzrampe, dafür soll der inzwischen beladene O5 mitgenommen werden. Der G2 wiederum soll an den Lagerschuppen, dorthin wo jetzt der G6 steht. Und der G3 bleibt im Zug und geht mit nach Sonnenberg, der derzeitigen Endstation meiner Bahn. Die Gleise 2 und 3 müssen inklusiver Weichenverbindungen frei hinterlassen werden. Na, das wird ja eben schnell zu erledigen sein.

Wirklich? Das durchaus nicht unerfahrene Team meiner Eisenbahngesellschaft hat nicht weniger als 26 Rangierbewegungen gebraucht, bis der Zug abfahrbereit dastand. Da dies keine Rätselzeitschrift ist, liste ich hier mal die Bewegungen auf, die mein Team in Königskrug gemacht hat.

1. T5 zieht mit den Wagen vor, bis G3 grenzzeichenfrei steht. Hinter O1 wird
abgekuppelt.
2. T5 zieht mit O1 vor über W4
3. T5 drückt O1 zurück in Gl.3a. O4 und O5 werde angekuppelt.
4. T5 zieht mit den drei Wagen vor, bis W3 frei ist. W3 wird gestellt.
5. Tfz drückt zurück . O5 wird grenzzeichenfrei abgekuppelt.
6. Vorziehen mit O4 und O1 bis W3 frei ist.
7. O4 und O1 werden in Gleis 3a zurückgedrückt und dort abgekuppelt.
8. Tfz zieht vor bis über W3.
9. Tfz fährt zurück bis an O5, der wird angekuppelt.
10. Tfz drückt mit O5 weiter zurück, bis W2 frei ist.
11. Tfz zieht mit O5 vor bis an den in Gl.2 stehenden Wagenzug. G3 und G2 werden angekuppelt.
12. Zurück mit den drei Wagen bis über W1.
13. Tfz (mit O5 hinten dran) schiebt G3 und G2 in Gl.1 bis an G6. G6 wird angekuppelt.
14. Tfz fährt mit allen vier Wagen zurück bis W1 frei ist.
15. Vorwärts in Gl.2 soweit bis G6 hinter W2 grenzzeichenfrei steht. G6 wird abgekuppelt.
16. Zurück über W1 und
17. 2 in Gl.1 schieben bis an Lagerschuppen. G2 abkuppeln.
18. Zurück bis über W1 und
19. vorziehen und an G6 ankuppeln
20. zurück über W1
21. G6 in gl.1 bis über den Bahnübergang schieben und abkuppeln
22. Zurück über W1
31. G3 in gl.2 schieben und grenzzeichenfrei abkuppeln
24. Zurück über W2
25. Durch Gl.3 bis über W4 vorziehen und
26. Zurück in Gl.2, an G3 ankuppeln.
Der Zug besteht nun aus T 5, O5 und G3. Fertig.

So, das war’s. Sechsundzwanzig Rangierbewegungen! Wer’s mit weniger schafft, möge mir das gern mitteilen.



OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
29.01.2009 22:23
avatar  fgee
#4 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Danke, OOK

Der Beitrag zeigt sehr schön, dass knappe Gleisanlagen anspruchsvoller (und spannender) sind als ein riesen Bahnhof.

In Antwort auf:
Wer’s mit weniger schafft, möge mir das gern mitteilen


Wenn man gleich zu Beginn den G3 hinter W1 zurückdrückt und später mit G6 am Haken den G2 holt, ist der Zug nach 18 Bewegungen abfahrbereit

Felix


 Antworten

 Beitrag melden
29.01.2009 22:31
#5 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar


Kurze Frage: Wie lange hat denn das Rangieren gedauert?

Gruß Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

 Antworten

 Beitrag melden
31.01.2009 20:47
#6 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Hallo fgee,

ich fürchte, es kommt (demnächst) OOKs Einwand, daß sich die erwähnte 33 Promille Steigung bis unmittelbar an die Einfahrweiche erstreckt, und es daher aus Sicherheitsgründen verboten ist, Wagen ohne Kupplung mit einem Triebfahrzeug auf der freien Strecke abzustellen.
Sonst wär's ja zu einfach.
Ein herrliches Beispiel und genau nach meiner Kragenweite. Und das beste: Beim nächsten Zug oder am nächsten Tag kann es schon wieder ganz anders sein.

Peter


 Antworten

 Beitrag melden
01.02.2009 00:04
avatar  jpachl
#7 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Zitat von OOK

So, das war’s. Sechsundzwanzig Rangierbewegungen! Wer’s mit weniger schafft, möge mir das gern mitteilen.


So ähnlich läuft der Betrieb auf meinen Anlagen auch ab. Da ist mit so einer kleinen Rangieraufgabe schnell eine halbe Stunde 'rum. Da reicht dann als Schattenbahnhof u.U. ein einzelnes Gleis, das man an die Rangieranlage anschließt, um am Anfang und Ende den Zug ein- bzw. ausfahren zu lassen. So handhabe ich das auf meiner US-Anlage und habe daher auf einen traditionellen Schattenbahnhof verzichtet.

Um auf die Ursprungsdiskussion zurückzukommen, ich habe noch keine endgültige Meinung, inwieweit man in einem Anlagenplanungsbuch auf die Betriebsproblematik eingehen sollte. Dieses Thema wird doch in aller Ausführlichkeit bereits vom FREMO abgedeckt. Da entwickeln einige Leute eine ausgesprochene Professionalität. Wie ich kürzlich hörte, wird zur Gruppenbildung der Güterzüge jetzt sogar mit dem Simultanverfahren experimentiert. Man könnte natürlich einwenden, dass der FREMO keine externen Veröffentlichungen herausgibt. Inzwischen ist da aber so viel Betriebswissen und Erfahrung da, dass man eigentlich mal über ein Buch für den allgemeinen Markt nachdenken könnte. Wobei wahrscheinlich, ähnlich wie bei OOKs Buch, der kommerzielle Erfolg eines gedruckten Werkes im Buchhandel eher fraglich wäre, da es zu weit am Mainstream vorbeizielt.

Jörn


 Antworten

 Beitrag melden
01.02.2009 12:33
avatar  fgee
#8 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

In Antwort auf:
Dieses Thema wird doch in aller Ausführlichkeit bereits vom FREMO abgedeckt. (...) Man könnte natürlich einwenden, dass der FREMO keine externen Veröffentlichungen herausgibt


Eben genau dies ist ein Problem! Solange Fremo ein "Geheimzirkel" bleibt, ist er für PR-Arbeit und Ausbildungszwecke nicht zu gebrauchen.

Es gibt daher, aus meiner Sicht, durchaus Potential für ein "Betriebsbuch".

Felix


 Antworten

 Beitrag melden
01.02.2009 13:47 (zuletzt bearbeitet: 01.02.2009 13:52)
#9 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar
...und ab und zu hat sich auch schon jemand von den "Renommierten" dieses Themas angenommen:

Ich möchte hier auf zwei Serien verweisen, die von Ivo Cordes vor Jahren im "eisenbahn-magazin" veröffentlicht wurden:

1983/84 "Spielen mit Sinn", mit 9 Folgen, eigentlich umfassend über alles, was mit "Betrieb" zu tun hat, und 1985 nochmal spezialisiert mit 4 Folgen unter dem gleichen Titel, aber am Beispiel einer schmalspurigen(!) Straßenbahn(!) mit Güterverkehr(!) Und das in einem eher "mainstream-Heft"!!!
Hat der Auflagenhöhe sicher nicht geschadet. So etwas in Buchform - das hatte ich mir damals schon als wünschenswert vorgestellt.
Den Inhalt finde ich heute noch richtungsweisend. Allein die Einleitung gibt ungefähr das wieder, was wir in gemeinsamer Anstrengung bisher zusammengepostet haben, und die Folgeartikel enttäuschen mit keiner Seite! Dazu tragen sicher auch die unvergleichlichen Zeichnungen und Skizzen von Ivo Cordes bei.
Ich habe dieses Werk - als "Buch" zusammengefaßt - heute noch griffbereit, wenn mir auch das dort vorgestellte Wagenkarten und Frachtkarten- System immer ein bißchen zu "kinderpostmäßig" vorkam. Aber das tut dem Wert keinen Abbruch.
Wie die Serie "ankam", ist mir als Leser natürlich nicht bekannt, obwohl es genügend positive Zuschriften gab.
Jedoch zu solcher Höhe hat sich seither bei diesem Thema keine der mir bekannten Fachzeitschriften mehr aufgeschwungen.

Peter

 Antworten

 Beitrag melden
02.02.2009 20:21
avatar  OOK
#10 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar
OOK

Zitat von sieben_k
ich fürchte, es kommt (demnächst) OOKs Einwand, daß sich die erwähnte 33 Promille Steigung bis unmittelbar an die Einfahrweiche erstreckt, und es daher aus Sicherheitsgründen verboten ist, Wagen ohne Kupplung mit einem Triebfahrzeug auf der freien Strecke abzustellen.
Sonst wär's ja zu einfach.

Ach, ich bin gar nicht so für zusätzliche Erschwernisse. Hier würde ich einen „Hemmschuh“ vorlegen, was auch immer das gerade sein könnte.
Zitat von jpachl
.... inwieweit man in einem Anlagenplanungsbuch auf die Betriebsproblematik eingehen sollte. Dieses Thema wird doch in aller Ausführlichkeit bereits vom FREMO abgedeckt. Da entwickeln einige Leute eine ausgesprochene Professionalität.

Gerade diese Professionalität wirkt, das habe ich mir erzählen lassen, auf viele Menschen schon einschüchternd. Da sind wirklich Semiprofis am Werk, die sich auf bestimmte Betriebsvorschriften und Abwicklungsweisen der DB spezialisiert haben, da kommt der heimische Anlagenbauer meist nicht mit.
Daher sollten wir hier versuchen, Betriebsweisen zu entwickeln und darzustellen, die einerseits sehr vorbildnah sind aber andererseits ohne riesiges Fachwissen und Maschinerie vom durchschnittlichen Modellbahner übernommen werden können.
Ich habe es natürlich mit einer Schmalspurbahn, die im Zugleitverfahren betrieben wird, relativ einfach. Einer, der den Bahnhof Ottbergen vorbildgetreu betreiben will, dürfte da als Einzelkämpfer kaum Chancen haben.

Zitat von sieben_k
Ich möchte hier auf zwei Serien verweisen, die von Ivo Cordes vor Jahren im "eisenbahn-magazin" veröffentlicht wurden:
1983/84 "Spielen mit Sinn", mit 9 Folgen, eigentlich umfassend über alles, was mit "Betrieb" zu tun hat, und 1985 nochmal spezialisiert mit 4 Folgen unter dem gleichen Titel, aber am Beispiel einer schmalspurigen(!) Straßenbahn(!) mit Güterverkehr(!)

Au ja, die Ausgaben hatte ich alle. Vieles was Ivo das schrieb, hat er praktisch auf meiner Felsentalbahn „erfahren“. Leider habe ich die ganzen alten em mal verkauft, als ich von Hobby pausierte, so dass ich das nicht mehr nachlesen kann.
Zitat von sieben_k
Und das in einem eher "mainstream-Heft"!!!
Hat der Auflagenhöhe sicher nicht geschadet.

Das ist noch die Frage. Die Redaktion hat dem Ivo ganz schön enge Grenzen gesetzt und dann auch stopp gesagt. Die hatten sehr wohl Angst um ihre Auflage.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
02.02.2009 22:05
avatar  fgee
#11 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

In Antwort auf:
Gerade diese Professionalität wirkt, das habe ich mir erzählen lassen, auf viele Menschen schon einschüchternd... Daher sollten wir hier versuchen, Betriebsweisen zu entwickeln und darzustellen, die einerseits sehr vorbildnah sind aber andererseits ohne riesiges Fachwissen und Maschinerie vom durchschnittlichen Modellbahner übernommen werden können.



Exakt!

Ich muss gestehen, ich bin auch einer der "heimischen Anlagenbauer, die nicht mehr mitkommen". Bisher konnte ich mich nie für den Bürokratismus erwärmen, den Wagenkarten und Frachtbriefe für, sagen wir, 60 Güterwagen mit sich bringen. Obwohl mich "Betrieb" fasziniert.

Vielleicht geht es ja auch einfacher? Oder es braucht lediglich eine schrittweise Anleitung? Bin gespannt, was aus dem Fred wird.

Felix


 Antworten

 Beitrag melden
03.02.2009 07:10
#12 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Zitat von fgee

Vielleicht geht es ja auch einfacher? Oder es braucht lediglich eine schrittweise Anleitung?




Volle Zustimmung... Ein Leitfaden für Einsteiger wie mich wäre ideal, nicht dass ich nicht selbst denken mag oder kann, aber manchmal hilft es, ein paar Schubser in die richtige Richtung zu bekommen ;-)

vom Jim


 Antworten

 Beitrag melden
04.02.2009 00:42
#13 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Hallo Felix, hallo Jim,

eure beiden Hilferufe soll und darf man nicht unbeantwortet lassen. Nur kann man so eine Anleitung leider nicht mit zwei drei Worten herbeizaubern. Ich schätze, das dürfte schon den Umfang einiger Kapitel des e-Buchs einnehmen. Aber ein wenig Mutmachen sollte schon sein.

Am Anfang muß nichts weder vollständig noch supergenau sein. Wenn man Gefallen am Nachbilden des Betriebs finden sollte, steht es doch ständig frei, zu verbessern, zu ergänzen und zu erneuern. Der Vorteil ist, dass keinerlei Beträge in den Sand gesetzt werden, sollte man sich anders entscheiden.
60 Güterwagen zu haben ist sicher die leichtere Übung, sie alle vorbildgetreu zu bewegen, ohne einen Mitarbeiterstab aussichtslos, zumindest keinen Spaß machend.
Aber: 60 Güterwagen, das sind ja keine 60 Individuen, sondern sie dürften gebündelt in Zügen auftreten, sagen wir mal 4x15, oder 5x12, kommt auf die Gleislängen und die Vorlieben des Betreibers an.
Nun hat er etwa einen Durchgangsbf mit drei, vier durchgehenden Gleisen und vielleicht sechs Ladestellen, wo Kunden, also Interessenten an Wagenladungen sitzen; auch der bahneigene Güterschuppen ist so eine Ladestelle.
Das heißt, den 15 Wagen-Zug wird man hier sowieso nicht gänzlich auflösen können, das will man auch gar nicht, er soll ja noch weiterfahren.
Und schon reduziert sich das Problem auf einen Bruchteil.

Der Zug wird etwa soviele Wagen abgeben (aussetzen), wie der Betreiber zu verkraften gedenkt.
Hier herrscht noch völlige Selbstbestimmung, denn das ganze soll ja Spaß machen, und nicht in Arbeit ausarten. Wäre also durch Versuche zu ermitteln, nach wievielen Rangiermanövern man genug hat. Dieser Wert kann und darf sich mit der Zeit jedoch gewaltig ändern.

Sagen wir mal, 4 Wagen (4zu und 4ab) sollen es im Durchschnitt sein, dann gibt es kein Chaos, wenns mal 6 sind, und keine Langeweile bei nur zweien.

Und nur für die paar Schachteln bräuchte man am Anfang Papiere.

Ab hier sollte der Betreiber nicht mehr bestimmen können, sondern ausführen.
Schon die Art und Menge der Ankömmlinge sollte dem Zufall überlassen bleiben, selbstverständlich vorher selbst ermittelt und möglichst in mehreren Varianten ausgetüftelt, aber nicht bekannt, was hier plötzlich auf der Matte steht.

Unsere vielzitierte Fremdbestimmung könnte man daher als

"freiwillige Unterwerfung unter eine willkürliche Auswahl aus einer Anzahl selbst aufgestellter konsensfähiger Aufgaben"

umschreiben. (Gebrauchsmusterschutz angemeldet)

Jetzt gibt es bei der Bahn eine sehr sinnreiche und leicht nachzuempfindende Unterlage, die Gütezugbildungsvorschrift. Diese sagt, daß ein (Durchgangs)Güterzug so zusammengesetzt sein muß, dass die Unterwegs-Rangierarbeiten minimal sind. Für unseren Bahnhof heißt das, dass alle hier auszusetzenden Wagen in einer Gruppe an einer bestimmten Stelle im Zugverband stehen, hier entweder hinter der Zuglok oder am Schluß, also en bloc einkassiert werden können, und der Dg wird nicht lange aufgehalten. Und dann beginnt eben die Verteilung nach den vorliegenden Anweisungen durch die Bf-Rangierlok.

Ergänzen muß ich noch, dass ein Dg genauso auch Wagen mitnimmt (einstellt), was den Fluß nur umkehrt. Die abgehenden Wagen stehen in der Regel bereit, damit sie nicht erst vom hintersten Winkel geholt werden müssen, und auch hier entscheidet die GzV, an welche Stelle sie kommen. Aus Zeitgründen wird man sie aber genauso en bloc einstellen, obwohl sie natürlich alle verschiedene Ziele haben. Der nächste größere Knotenpkt mit Ablaufberg übernimmt dann die Feinarbeit.

Und nun kann man ja ein bißchen knobeln. Nehmt das Branchen-Fersprechbuch wegen schöner Firmennamen der Anschließer und eine Europakarte für die Versender und Empfänger zur Hand, oder tauft die Anschließer nach Kollegen, Verwandten oder Leuten, die ihr nicht leiden könnt - hab ich auch alles schon gemacht. Es ist am Anfang nicht viel, aber wie gesagt, wenn es gefällt, macht man automatisch in dieser Richtung weiter.
Hier kann man sich auch Läden ausdenken, die gerade die erklärten Lieblingswagen "brauchen" - bei mir sind es z.B. Säuretopfwagen, auch Weinwagen gefallen mir sehr....
Die Dokumente müssen am Anfang nicht top sein. Es genügen handschriftliche Zettel, aber es muß etwas schwarzes auf weißem sein, ohne das bleibt alles nur in der Vorstellung und man schiebt die Wagen halt hierhin und dorthin. Und das wollten wir ja vermeiden.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu langatmig, aber so ähnlich könnte ich mir vorstellen, bei dieser komplexen Materie einzusteigen.
Bitte nach Kräften widersprechen/ergänzen/vorantreiben.

Peter




 Antworten

 Beitrag melden
11.02.2009 22:03
#14 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar

Ja wie geht denn nun Betrieb?

Nun, so z.B.:
http://i191.photobucket.com/albums/z156/...090174gross.jpg
http://i191.photobucket.com/albums/z156/...090176gross.jpg
http://i191.photobucket.com/albums/z156/...090184gross.jpg

Der "Meister am Regler" fährt seinen GmP (oder wars ein PmG?) nach Bildfahrplan; sehr simpel gehaltene Wagenkarten nach Hausnorm sagen ihm, wo er welchen Wagen abzusetzen hat. Vor Ort findet er wiederum die Karten jener Wagen, die mittlerweile zur Weiterfahrt bereitstehen, in einem Ablagekästchen. Diese (die Wagen) gilt es nun in den Zug mit aufzunehmen.
Und wie das Leben so spielt, befinden sich eben diese mit Vorliebe irgendwo "zugeparkt". Dann heißt es: Rangieren, Rangieren, Rangieren...
Zu beschreiben ist das alles weit schwieriger.
Ich habe es mir anfangs auch wahnsinnig schwer gemacht. Ein "Durchbruch" war für mich das Mitmachen bei einem Fremo-Treff (natürlich bei der hochsympathischen 0e-Fraktion um Horst Bertram und Lars Vosteen; bei den Halbnullern würde mich auch der Mut verlassen!); da bekommt man ein Gespür dafür wie es geht.
Meine ersten Wagenkarten sind übrigens aktuell in Überarbeitung; das hat einfach der Betrieb so mit sich gebracht, nämlich zu sehen, wo Verbesserungen möglich wären.
Einfach mal anfangen, der Rest ergibt sich!

Lieber Gruß
Michael


 Antworten

 Beitrag melden
12.02.2009 08:14
avatar  OOK
#15 RE: Wie "geht" Betrieb?
avatar
OOK

Zitat von Michael Sterna
Und wie das Leben so spielt, befinden sich eben diese mit Vorliebe irgendwo "zugeparkt". Dann heißt es: Rangieren, Rangieren, Rangieren...

Ja, das war Freitagabend letzter Woche, eine wunderschöne ganz sanfte Zweimann-Betriebssession auf Michaels Rügnitzer Klb. Am Samstag war Michael dann bei mir (BAE-Bauwochenende), da hat er mir gestanden, dass nicht das Leben, sondern er so gespielt hat, dass da einige Wagen, die ich abzuholen hatte, "zugeparkt" waren. Er wollte einfach mal sehen, wie ich das so händele.
Der "Meister am Regler"? Naja, mindestens dreimal bin ich meisterlich an einer Trapeztafel vorbeigefahren, an der ich eigentlich hätte warten müssen.

Also, diesen Betrieb bei Michael sollten sich alle mal anschauen (mitmachenderweise natürlich), die noch Vorurteile, Schüchternheiten oder sonstwelche Hemmnisse in Bezug auf Modellbahnbetrieb haben. Alles easy, alles soft, alles ... jetzt fehlt mir das dritte englische Wort ... also alles einfach richtig schön. Appetitanregend!

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
12.02.2009 16:53 (zuletzt bearbeitet: 12.02.2009 21:41)
#16 Der Meister am Regler
avatar
Danke Michael, für die drei aussagekräftigen Fotos. OOK mal bei dem zu sehen, was er immer predigt, nämlich beim Betrieb, ist schon mal klasse. Aber noch mehr beeindrucken mich die Szenen deiner Anlage. Besonders dieses Bild:



Das sieht so sehr nach Ostseeküste und Rügen aus, wie man es sich nur wünschen kann, obwohl die Rügenschen Klassiker wie der Fähranleger gar nicht dabei sind. Aber die kleine Durchfahrt hinter OOK's Rücken mit irgend sonem komischen Anleger sieht wirklich sehr überzeugend aus.

Aber was macht der "Meister" denn da!? Rangiert mit den (besetzten?) Personenwagen, eingekeilt zwischen Güterwagen rum. Ist das so ok? Fragt

Der Eisenhans


 Antworten

 Beitrag melden
12.02.2009 21:07
#17 RE: Der Meister am Regler
avatar

Zitat von eisenhans
Aber was macht der "Meister" denn da!? Rangiert mit den (besetzten?) Personenwagen, eingekeilt zwischen Güterwagen rum. Ist das so ok?


Durchaus!
Zum einen ist es so, dass solche Kleinbahnen ihren Fahrgästen so einiges zugemutet haben, was konsequenter Weise zu der nicht immer erhörten Forderung nach Trennung von Personen- und Güterverkehr geführt hat. Wenn es nun gar nicht anders ging wurden auch schon mal die besetzten Personenwagen mit rangiert.
Soweit möglich sollte dies aber vermieden werden. Das wäre im dargestellten Fall in Altewiek auch möglich gewesen. So habe ich bei ähnlichen Rangieraufgaben die P-Wagen als erstes ein Stück raus aufs Streckengleis geschoben um mir 'Platz zu machen'. Nun ist aber in Altewiek Endstation, nachdem die einst bis Posnitz weitergehende Strecke stillgelegt (sowas gab es auch im Arbeiter- und Bauernstaat) wurde. Otto versicherte sich nur einmal kurz beim Betreiber der Anlage, dass eigentlich keine Fahrgäste mehr an Bord seien, und legte dann beherzt los.
Und ja, er hat recht! Niemand wird gestört, aber es sind doch einige Rangierbewegungen weniger. Wieder was gelernt!

Gruß
Michael


 Antworten

 Beitrag melden
12.02.2009 21:43 (zuletzt bearbeitet: 12.02.2009 21:43)
avatar  fgee
#18 RE: Der Meister am Regler
avatar
In Antwort auf:
die besetzten Personenwagen mit rangiert. Soweit möglich sollte dies aber vermieden werden.


Hm, aber die Personenwagen sind doch wegen der Heizung üblicherweise direkt hinter der Lok eingereiht. Habe ich recht verstanden: Der PmG oder GmP stellt auf jedem Unterwegsbahnhof erst mal die Personenwagen weg, und holt sie nach Beendigung der Manöver wieder??

Felix

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!