Märklin Modellgleis, Vollon+Brun

26.04.2021 12:48 (zuletzt bearbeitet: 26.04.2021 16:34)
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#1 Märklin Modellgleis, Vollon+Brun
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Hi Alle,
im Hintergrund haben wir einige Informationen ausgetauscht über ein Märklin Modellgleissystem. Ich kannte es nicht - bin zu jung -, aber es gibt eine winzige Fangemeinde, die ihm frönt! Es wurde wirklich von Märklin vertrieben, hat seinen Ursprung aber bei der französischen Firma V+B. Nun hat ein frankophiler Spezialist einen veritablen Beitrag zu V+B im Netz berichtet, den ich hier präsentieren möchte:


Die „große Marke der kleinen Züge“ – VB – Vollon+Brun

Unter www.trains-vb.com erfahren wir viel über den französischen Modellbahnhersteller VB - Vollon+Brun: Die „große Marke der kleinen Züge“, gegründet 1947 in Paris von Albert Brun und Jacques-Antoine Vollon, startete mit der Produktion von Güterwagen-Modellen mit einem für die damalige Zeit hervorragenden Finish, vor allem Kesselwagen und offene Güterwagen, robust, in kleinen Serien, z.T. mit Federpuffern und mit einem Aufbau aus Pressspan mit strukturierter Oberfläche. Ab 1956 wurden die Waggons industriell hergestellt , aus Zamak (Zink +Aluminium +Magnesium +Kupfer) oder Kunststoff, weiterhin mit viel Liebe zum Detail.

Ab 1950 wurden Mittelleitergleise mit Kunststoff-Schwellen hergestellt, die in ein Metallschotterbett eingesetzt wurden. Große Krümmungsradien (535 und 585 mm) und schlanke Weichen (Abzweigwinkel von ca. 17 Grad) zeichneten das Gleissystem aus. Das Metall-Schotterbett war zunächst mit Steinchen beklebt und wurde wenig später durch einen beige-braun melierten Farbauftrag imitiert.

Dieses Gleissystem wurde 1953 von Märklin übernommen, mit Punktkontakten ausgestattet und als „Modellgleis 3900 und 3800“ bis 1957 angeboten und dann durch das M-Gleis abgelöst, das aber die Geometrie der früheren Standardgleise (mit durchgehendem Mittelleiter) erhielt. Das viel einfachere und kostengünstigere Metallgleis mit Mittelleiter brachte Märklin 1956 auf den Markt (nicht V&B 1959, wie der Autor schreibt). Auch die Gleise von V&B wurden in den späten 50er Jahren mit Punktkontakten ausgestattet, aber von 1959 an wurde im Wesentlichen ein Zweileiter-System angeboten.

1955 erschienen die erste Lok, die BB 9001, und der erste Reisezugwagen mit Kunststoffgehäuse aus der Reihe der „Inoxydables“, 1957 die zweite Lok, die BB 9211, 1958 der Elektrotriebwagen Z 5100 für den Vorort-Verkehr und 1960 die erste Diesellok, die 060DB - 7.

Zu dieser Zeit verfolgte die englische Gruppe LINES-BROS (Eigentümer von 39 Spielzeugfabriken auf der ganzen Welt sowie der Marke TRI-ANG) das Ziel, in den gemeinsamen europäischen Markt ein-zusteigen und erwarb VB Ende 1960. Absicht war, VB zu einem Spitzenkonkurrenten von FLEISCHMANN zu machen. Die Produktion wurde nach Calais verlagert, dann aber teilweise in ein Werk in Margate abgezogen.

In England wurde ein Katalog hergestellt und ab dem Winter 1960 (und bis 1962) vertrieben. Eine Dampflok 1-131 TB ähnelt Hornbys 1-131 VG aus dem Jahr 1959 – ist aber nur eine Fotomontage. 1961 präsentiert der TRI-ANG-Stand auf der Nürnberger Messe die Modelle der Marke VB, zeigt aber nichts Neues. Im Sommer 1962 stellt LINES-BROS die Tätigkeit der Eisenbahnabteilung ein.

Die Lagerbestände und die Mehrzahl der Formen übernimmt der Modellbahn-Enthusiast Daniel Lejeune, alle Werkzeuge und einige Formen JOUEF. Lejeunes Unternehmen vermarktet Triebzüge vom Typ BB 9001, BB 9211, 060 DB - 7, Niederbord- und O-Wagen. Das Sortiment wird von seinem Geschäftspartner Faguette erweitert: die BB 9281 in roter Lackierung (Capitole), ein Zwischenwagen für den Triebwagen Z5100, einarmige Stromabnehmer, Aufkleber Capitole, Le Mistral

Daniel Lejeune beendet 1972 aus gesundheitlichen Gründen seine Aktivitäten; das Unternehmen wird zum 31.12.1976 geschlossen.

Der Autor informiert uns ausführlich, wann auf Modellbahnbörsen VB-Restbestände aufgetaucht sind, welche Preise auf Auktionen gezahlt wurden und welche Publikationen VB würdigen. Die Marke sei bei Sammlern sehr gefragt, schreibt er, sie habe zweifellos dank Patenten und innovativem Design zur Entwicklung von Miniaturbahnen im HO-Maßstab in Frankreich beigetragen.

Wir finden Aufstellungen über die einzelnen Teile des Gleissystems, ausführliche Beschreibungen der Loks, Listen der fast 100 zweiachsigen Güterwagen (auf der Basis von 8 Grundtypen) und der ebenfalls fast 100 Drehgestell-Güterwagen, der 3 Reisezugwagen aus der Reihe der Inoxydables und der 4 wagons utilitaires (davon 3 Teile eines Unkraut-Spritzzuges).

Der Autor informiert uns über Werbung für VB, Kataloge, Preise, Gebrauchsanleitungen, Baupläne, Patentschriften und Veröffentlichungen, die drei verschiedenen Motoren, die VB verwendet hat, verschiedene Rotoren, die Codes der von der SNCF für die Loks verwendeten Farben, über die wahl-weise mit zwei Motoren ausgestatteten Loks, die Pantographen.

Ausführlich widmet er sich der „Zinkpest“ („la peste du zamac“). Die von VB verwendete Legierung Zamak sei für dieses zerstörerische Phänomen nicht empfindlich.

Wir erfahren den 16stufigen Entwicklungsprozess eines Lokmodells, z.B. für das Gehäuse, Schritt 5: Das Holzmodell erhält eine Bleibeschichtung und wird in Gips eingelegt, um einen Abguss zu erhalten.

Viele sehr gute Produkt-Photos runden diese ergiebige Beschreibung der Marke VB ab, Videos zeigen Präsentationen der Modelle der B 060 DB-7, der BB 9211 und der BB 9281 Capitole auf Messen und ein Video dokumentiert die Weltrekordfahrten der CC 7107 und 9004 im Jahr 1955 (331 km/h).

Bleibt zu ergänzen, dass die Gleise sehr viel besser aussahen als das „Punktkontaktgleis“ und dass sie sehr viel geräuscharmer waren als diese, obschon älteren Konstruktionsdatums. So sagt man… Ich empfehle einen Besuch der genannten Website.

Beste Grüße,
Gilpin


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28.04.2021 15:28 (zuletzt bearbeitet: 28.04.2021 15:35)
#2 RE: Märklin Modellgleis, 3800, 3900
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In der Bucht werden diese Gleise in nicht unerheblichen Mengen angeboten.
Ich wurde durch einen MIBA - Artikel (Ende der 60-er Jahre) auf diese Gleise aufmerksam, habe es aber vorgezogen, große Metallgleisradien durch Stückelung von 7,5° und 6° - Gleisen mit 1/8, 3/16 und 1/4 Geraden zu erzeugen, wie von einem H. Körrer aus Singapur im gleichen Artikel vorgeschlagen wurde.

Gruß von Ruhr und Nette
Hans


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