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Bildfahrpläne erstellen und lesen
Zitat von Conrail-Markus
Der Fahrplan an sich ist relativ einfach zu entwickeln, besonders wenn die Verhältnisse sehr einfach und übersichtlich sind und das Vorbild dabei nicht vergessen wird.
Zitat von Pfalzbahn
, aber ein guter, vorbildlicher Fahrplan ist gar nicht einfach oder gar schnell entwickelt.
Diese beiden Zitate stammen aus dem Fred "Wieviel Betrieb braucht der gemeine Mensch?" und ich habe sie mal zum Anlass genommen, hier ein neues Fass, äh Thema aufzumachen: Wie stellt man überhaupt einen Fahrplan auf? Der Basisfahrplan ist stets der Bildfahrplan. Viele Forumsmitglieder wissen vermutlich, wie man einen Bildfahrplan liest und versteht (aber gewiss nicht alle), und selbst wenn man das kann, heißt das noch nicht, dass man auch einen aufstellen kann. Um diese Grundkenntnisse soll es hier gehen. Die konkreten Probleme einer bestimmten Anlage sollen hier möglichst nicht diskutiert werden, sondern mehr das Allgemeingültige.
#2 Die Grundlagen: Anlegen eines Bildfahrplans
In der Schule haben wir gelernt, ein Zeit-Wege-Diagramm zu zeichnen (hoffentlich heißt das heute auch noch so). Also z.B. eine Grafik, in der von einem Nullpunkt aus die Zeit nach links oder rechts geht und der Weg nach oben oder unten.
Bei Bildfahrplänen gibt es zwei Varianten: a)Zeit nach rechts, Weg nach unten, das ist z.B. in der kleinen Titelgrafik dieses Unterforums (mit Uhr und Telefon) zu sehen.
Ich lege meine Bildfahrpläne gern nach der Variante b) an: Weg nach rechts, Zeit nach unten. Hier nun ein einfaches Musterbeispiel für die Strecke von Adorf über Ceringen und Dedesdorf nach Eburg für die Zeit von 5 bis 8 Uhr. Bebruch ist kein Bahnhof, sondern ein Steinbruch mit einem Ladegleis auf freier Strecke:
Die dünnen waagerechten Linien zwischen den fetten Stundenlinien sind Zehnminutenlinien, es sind auch gröbere oder feiner Unterteilungen möglich, je nach Dichte des Fahrplans.
Jetzt zeichne ich mal einen Zug ein, der 5.37 Uhr von Eburg abfährt und 5.41 in Dedesdorf eintrifft. Das sieht dann so aus:
Wenn der Zug langsamer führe, würde die Linie steiler nach unten gehen, um z.B. 5.45 in Dedesdorf einzutreffen. So, nach kurzem Aufenthalt (erkennbar an dem kleine Stüfchen in der Zuglinie) fährt der Zug weiter, hält nochmal in Ceringen, offentsichtlich etwas länger als in Dedesdorf, fährt bei Steinbruch Bebruch durch (kein Stüfchen in der Zuglinie) und kommt schließlich um 6.08 Uhr in Adorf an. Das sieht so aus:
In Kürze geht es mit dem Teil 2 der Kurzeinführung weiter. Bis dahin fröhliches Studieren und Kapieren. Euer
#5 RE: Die Grundlagen: Anlegen eines Bildfahrplans
Zitat von eisenhans
wann geht es denn endlich weiter?
Jetzt!
Also, der erste Zug ist einmal über die ganze Strecke geschleust worden. Nun kommt der Gegenzug hinzu, und man kann gut sehen, wo sie einander begegnen: in Ceringen. Dort kreuzen sich die Zuglinien, deshalb nennt man die Begegnung der Züge ebenfalls Kreuzen.(Im Teil 1 hatte ich vergessen zu erwähnen, dass die Strecke eingleisig ist!)
Eine Frage am Rande: warum ist die eine Zuglinie grün, die andere rot? In ganz einfachen Bildfahrplänen sind alle Zuglinien gleich, zumindest in der gleichen Farbe, das lag schon in den begrenzen Möglichkeiten begründet, Farbe zu drucken. Bei der DB waren die Güterzüge in blau angelegt.
Hier für die Betriebsplanung einer Modellbahnanlage können die Farben noch andere Dinge darstellen, um die es beim Vorbild nicht geht, z.B. wie in diesem Falle um die Planung des Triebfahrzeugumlaufs. Rot sei ein Triebwagen, grün eine Dampflok, ein C-Kuppler.Man kann nun aus diesem Bildfahrplan auch ersehen, wo sich welches Triebfahrzeug jeweils befindet (bzw. befinden soll). Darüber später mehr.
In der obige Abb. haben beide Züge an den Endstationen gewendet und sind zurück gefahren, wobei sie wiederum gekreuzt haben, diesmal jedoch in Dedesdorf. Das kann nun den ganzen Tag so weiter gehen. Es fehlt der Pep. Den bringt jetzt der tägliche Nahgüterzug. Seine Zuglok ist ein Fünfkuppler, Farbe der Zuglinie schwarz:
Die Zuglinie des Nahgüterzuges hat lange senkrechte Balken in den Stationen Dedesdorf und Ceringen. Das sind die lange Aufenthalte, die zum Rangieren nötig sind. In Bebruch jedoch fährt der Ng durch, obwohl doch vermutlich auch das Ladegleis des Steinbruchs bedient werden muss. Wenn der Zug hier grundsätzlich durchfährt, muss das konkrete Gründe haben. Z.B.: Die Weiche des Anschlusses ist in dieser Fahrtrichtung spitz zu befahren, es gibt jedoch kein Umfahrgleis. Oder: die Strecke liegt in der Steigung, es kann kein abgekuppelter Zugteil abgestellt werden.
Die nächste Grafik zeigt, wie das Anschlussgleis des Steinbruchs dennoch bedient werden kann. Der Fünfkuppler fährt, nur mit den dafür bestimmten Wagen, noch einmal zurück zum Steinbruch. Da gibt es aber ein Problem.
Der Steinbruch ist kein Bahnhof und somit auch keine normale Betriebsstelle. Der Zugleiter muss die ganze Strecke zwischen Ceringen und Adorf sperren, damit es keine Kollision geben kann. Daher nennt man eine solche Übergabefahrt auch Sperrfahrt.
Normal wäre, dass der Fünfkuppler rasch seine Arbeit am Anschluss verrichten und dann flott wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Dann könnte die Streckensperrung aufgehoben werden. Das geht aber nur bei sehr schwach belegten Strecken. In unserem Beispiel wartet der Triebwagen schon wieder in Ceringen auf die Weiterfahrt nach Adorf.
Die Sperrfahrt hat daher die Anweisung erhalten, sich im Anschluss einzuschließen. Das heißt, der Rangierleiter stellt die Weiche zurück auf die Strecke und verschließt sie. Falls vorhanden muss er auch noch eine Gleissperre schließen. Dann meldet er seine Rangiereinheit als "im Anschluss eingeschlossen". Nun kann die Strecke frei gegeben werden und der Triebwagen weiterfahren.
Wenn der Triebwagen wiederum in Adorf eingetroffen ist, kann die Strecke wieder gesperrt werden und die Rangiereinheit wieder als Sperrfahrt zurückkehren.
Auf Wiedersehen bei der dritten Folge.
#6 RE: Die Grundlagen: Anlegen eines Bildfahrplans
Schauen wir uns die letzte Grafik noch einmal insgesamt an:
Ich habe versucht, darzustellen, wie ein Bildfahrplan erstellt wird. Jetzt zum Lesen. Normalerweise ist es so, dass das Fahrpersonal den Bildfahrplan gar nicht zu sehen bekommt, sondern nur der Zugleiter, Fahrdienstleiter und andere, die einen Überblick über den gesamten Betrieb auf der Strecke haben müssen. Bei meiner BAE ist das so.
Früher, bei der BAE I war das anders. Da gab es nur zwei Fahrpersonale und sonst niemanden. Und die Strecke war kurz. Fiddle - Kreuzungsbahnhof - Endbahnhof. Da hatten beide Fahrpersonale, also HFy und ich, einen graphischen Fahrplan und konnten so sehen, wo wir das nächste mal den anderen Zug treffen würden und auch, ob wir vor der Trapeztafel halten mussten oder nicht.
A propos: kann man das auf dem obigen Bildfahrplan auch sehen? Ja, kann man.Bei der erste Kreuzung in Ceringen z.b. kommt der Triebwagen (rote Linie) zuerst an und fährt auch zuerst ein, der grüne Zug hält vor der Trapeztafel.
Aber das muss der Triebfahrzeugführer hier nicht mit der Lupe herauslesen, er hat ja den Buchfahrplan in der Hand und da steht es schwarz auf weiß, ob er vor der Trapeztafel halten muss oder nicht.
Und was ist um 7.20 in Bebruch, wenn der Triebwagen auf die in der letzten Folge beschriebene Sperrfahrt trifft? Der Fahrplan geht offenbar davon aus, dass die Sperrfahrt sich rechtzeitig vor der planmäßigen Abfahrt des Triebwagens von Ceringen eingeschlossen und dies dem Zugleiter gemeldet hat. Und wenn das so ist, kann der Zl die Streckensperrung aufheben und dem Triebwagen Fahrerlaubnis bis Sonnenberg geben. Da kann der in Bebruch einfach durchrauschen.
Was kann der Zl noch so aus dem Bildfahrplan herauslesen? Er kann z.B. sehen, dass der Güterzug in Dedesdorf vom Zug mit der grünen Linie überholt wird und dann später noch mit dem Triebwagen kreuzt. So weiß er, dass dem Güterzug, wenn der seine Ankunft in Dedesdorf meldet, gleich den Auftrag gibt, zur vorgesehenen Ankunft des Dampfzuges die entsprechende Fahrstraße zu räumen und die Weichen entsprechend zu stellen.
Weiter bei der nächste Folge. Fragen dürfen zwischendurch gestellt werden.
#7 Bildfahrplan gestalten und lesen, 4.Folge
Nicht Neues hier, nur mal einen vergrößerten Ausschnitt aus dem Bildfahrplan der letzten Folge:
Zwischen 5.40 und 6.04 Uhr hat der Zugleiter keine ruhige Sekunde. (Vergessen wir nicht, dass das bei 1:6 beschleunigter Modellzeit lediglich vier reale Minuten sind!) In dieser Zeit hat er zwei Zugkreuzungen und eine Überholung abzuwickeln.
Dennoch ist das alles zu schaffen - sonst würde man den Fahrplan ja gleich anders gestalten - wenn, ja wenn alles pünktlich vonstatten geht.
Noch ein Blick auf die unterste rote Zuglinie: Der Triebwagen hat in Ceringen einen auffällig langen Aufenthalt. Und das bestimmt nicht zum Wassernehmen. Also wird er vermutlich auch ein wenig zu rangieren haben. Was kann das sein? Möglicherweise ist ein Stückgutkurswagen in das Stummelgleis des Güterschuppens zu bringen. (Im Buchfahrplan stünde das expliziter drin.)
Weiter in der fünften Folge.
Zitat von OOK
Weiter bei der nächste Folge. Fragen dürfen zwischendurch gestellt werden.
Hallo und guten Tag,
und da habe ich gleich eine, auch auf die Gefahr evtl. etwas vorzugreifen:
Wie erfolgt die Darstellung wenn Ceringen ein Abzweigbahnhof wäre, also auch eine Strecke Ceringen - Cebach - Cehausen - Cedorf bestünde und ein Nahgüterzug von Adorf bis Cedorf verkehren würde?
Dank und Gruß
Benno
#9 RE: Die Grundlagen: Anlegen eines Bildfahrplans
Ich musste zunächst einmal die Grafiken in diesem alten Strang wieder herstellen, die verschütt gegangen waren und dann alle OT-Beiträge entfernen. Die waren zwar nicht unbedeutend, gehörten aber nicht in diesen Lehrgang.
So, und nun kann "mit geringer Verzögerung" (schlappe drei Jahre) Bennos Frage beantwortet werden (Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt.)
Ich habe meinen Beispielbildfahrplan mal um eine abzweigende Strecke von Dedesdorf nach Gestätten erweitert. Das sieht dann so aus:
Und den unteren grünen Personenzug, jetzt mit P 04 bezeichnet, habe ich so umgezeichnet, dass er nicht mehr von Adorf nach Eburg, sondern von Adorf nach Gestätten fährt. Im linken Teil des Bildfahrplans endet die von Dedesdorf nach rechts weiterführende Zuglinie nach ca. einem Zentimeter im Nichts, also nicht an einer Bahnhofslinie. Daran erkennt der Fachmann auch ohne den rechten Teil, dass der Zug nicht auf dieser Strecke weiterfährt, sondern woanders hin.
#10 RE: Die Grundlagen: Anlegen eines Bildfahrplans
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