Tony Koester zum Thema Kunst

17.06.2008 22:06 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2014 09:14)
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#1 Tony Koester zum Thema Kunst
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OOK

Beim Blättern in alten Model Railroader-Heften fand ich in der Ausgabe Februar 1995 ein paar spannende Stellen in Tony Koesters Trains of thought Kolumne:

Are all modelers only boys and girls playing with toys or do we approach art with our best efforts? Some of us admit right up front that we are playing with toys – and are quite pleased about to boot. Why grow old when you can stay young forever, at least in some sense?
On ocasions we, like John Allen, may wonder if we’re just wasting our time on our hobby or if we’re doing something worthwile. That is, are we creating significant or merely incidental art?

If you aspire to do great things – write a great novel, paint a great picture, or design and build a great model railroad – it’s reasonable to assume that your success will be directily related not only to your skill but to the depth of your commitment.
TK: Trains of Thought Feb.95


Übersetzung:
"Sind alle Modellbahner nur Kinder, die mit Spielzeug spielen oder geben wir unser Bestes, um Kunst zu schaffen? Einige von uns geben unumwunden zu, dass sie mit Spielzeugen spielen – und gefallen sich darin. Warum alt werden, wenn man für immer jung bleiben kann, zumindest in einem bestimmten Sinn?
Manchmal fragen wir uns vielleicht, wie einmal John Allen, ob wir einfach unsere Zeit an unser Hobby vergeuden oder ob wir etwas tun, was sich lohnt. Das heißt, ob wir bedeutsame Kunst kreieren oder nur belanglose.
Wenn du großartige Dinge tun willst - einen großartigen Roman schreiben, ein großartiges Bild malen oder eine großartige Modelleisenbahn planen und bauen – darf man vernünftigerweise annehmen, dass der Erfolg nicht nur von deinen Fähigkeiten abhängt, sondern auch von der Tiefe deiner Hingabe."

Da drängt sich die Frage auf, ob es belanglose Kunst geben kann. Dennoch halte ich diese Gedanken für beachtenswert und auch wert, darüber nachzudenken.
Tja, warum alt werden, wenn man auch jung bleiben kann? Aber täuschen wir uns nicht. Wenn wir Alten wie Kinder spielen, sind wir nicht jung, sondern kindisch.
Meint

OOK
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17.06.2008 23:04
#2 RE: Tony Koester zum Thema Kunst
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Zitat von OOK
Wenn wir Alten wie Kinder spielen, sind wir nicht jung, sondern kindisch.



Vorsicht, lieber Otto! Auch (gerade?) das Spiel der Kinder gehorcht vorher festgelegten Regeln, wenn auch wohl kaum der EBO. So gesehen sind wir vielleicht gar nicht so weit davon weg. Warum fürchtest Du Dich so sehr vor dem Begriff 'Spiel'? Und wenn andere unser Tun kindisch finden - sollen sie doch!

Ein anderer von Satz beschäftigt mich:

Zitat von OOK
Manchmal fragen wir uns vielleicht, wie einmal John Allen, ob wir einfach unsere Zeit an unser Hobby vergeuden oder ob wir etwas tun, was sich lohnt.


Oha - Zeit vergeuden! Klar, wir könnten ja auch unsere zeitlichen Ressourcen nutzen um die Welt zu retten...jetz bloß nicht sarkastisch werden!
Mir wird sich z.B. nie die Welt der Philatelie erschließen; mich damit auseinander zu setzen wäre Zeitvergeudung - wohlgemerkt: für mich! Ich hüte mich dies auch dem Briefmarkenfreund zuzuschreiben, nämlich dass er seine Zeit verschwendet.
Natürlich kenne ich innerhalb des Hobbys schon mal das Gefühl in eine modellbahnerische Sackgasse gelangt zu sein (zuletzt mein Waldbahnengagement); bisweilen ärgere ich mich dann auch schon mal finanzielle Ressourcen strapaziert zu haben, aber als Zeitverschwendung sehe ich das nicht. Vielleicht deshalb, weil ich die Beschäftigung nicht als derart zeilgerichtet verstehe, dass ich in meinem Leben irgendeine ultimative Stufe der Modellbahnerei, sozusagen ihre höchste Weihe erlangen müsste.

Noch mal zum Spiel: im Halbdunkel sich langsam alzheimernder Hirnzellen habe ich was abgespeichert, wonach dem homo sapiens in der Evolution der homo ludens, der spielende Mensch folge (oder folgen sollte). Fragt nicht, wer so was Geistreiches in welchem Zusammenhang von sich gegeben haben mag...

Liebe Grüße

Michael


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18.06.2008 16:41 (zuletzt bearbeitet: 19.06.2008 08:00)
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#3 Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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OOK
Zitat von OOK
Wenn wir Alten wie Kinder spielen, sind wir nicht jung, sondern kindisch.


Zitat von Michael Sterna:
Vorsicht, lieber Otto! Auch (gerade?) das Spiel der Kinder gehorcht vorher festgelegten Regeln, wenn auch wohl kaum der EBO. So gesehen sind wir vielleicht gar nicht so weit davon weg. Warum fürchtest Du Dich so sehr vor dem Begriff 'Spiel'? Und wenn andere unser Tun kindisch finden - sollen sie doch!
Fürchte ich mich vor dem Begriff „Spiel“? Ich habe mal darüber nachgedacht. Sagen wir mal so: ich habe ein Problem mit dem Begriff Spiel in Zusammenhang mit unserem Hobby, aber nicht deshalb, weil ich nicht gern spielte, sondern weil der Begriff in der Öffentlichkeit verzerrt gebraucht wird. Wenn Fußballer spielen, ist das toll, so toll, da „spielt“ die ganze Nation verrückt. Wenn aber Männer mit der Eisenbahn spielen, ist es lächerlich.
Damit komme ich zu den Regeln. Niemand - auch die Allerkleinsten nicht - spielt Fußball ohne Regeln. Aber Modellbahner, bis hin zu den größten und ältesten, spielen zumeist ohne Regeln. Das sollen sie auch tun dürfen, aber ich habe das Bedürfnis, mich von ihnen abzugrenzen.

Wenn einer, wie der Eindringling Daniel (ich hatte versehentlich den Zugriff für Gäste nicht gecancelt) gerne zum „maximalen Spielspaß“ seinen ICE auf seiner Epoche III-Anlage kreisen lässt, ist das eine Sache, wenn ich/wir mit unseren Zügen Betrieb machen, eine andere. Wenn beides durch den gleichen Begriff abgedeckt wird, dann ist mir dieser zu unscharf, und nur darum geht es. Das ist so, als gäbe es für gehen, schlendern und laufen nur ein einziges Verb.

<blockquote><font size="1">Zitat von Michael Sterna
Und wenn andere unser Tun kindisch finden - sollen sie doch![/quote]
Michael, das Thema hatten wir schon im alten Forum. Schön, wenn du so easy bist, ich bin da halt (str)enger. Wäre ich es nicht, gäbe es kein MAD-e-book und auch dieses Forum nicht.

Ich kann mich nicht mit der Idee anfreunden, zu sagen: „Ich gehe jetzt in den Keller und spiele mal ein bisschen mit meiner elektrischen Eisenbahn.“
Michael, lass uns da ruhig verschiedener Meinung bleiben, in der Modellbahnpraxis scheint das ja keine negativen Auswirkungen zu haben.
LG
OOK
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18.06.2008 21:31
#4 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Lieber Otto,

ich verstehe schon, was Du meinst. Und ich sehe uns da auch gar nicht so weit auseinander. Vielleicht liegt der Unterschied eher darin begründet, dass Du Dich seit vielen Jahrzehnten zu unser aller Wohl auch in der (nichtinfizierten) Öffentlichkeit für unser Hobby stark gemacht und mit Sicherheit da auch einiges bewirkt hast (siehe die Sache mit dem Fremo). Und dennoch bleibt die gesellschaftliche Anerkennung immer noch aus; Schiffs-, Flugzeug-, Automodellbau haben es da leichter.
Ich hingegen halte mich öffentlichkeitswirksam außerhalb unserer eigenen Gruppe eher zurück. Nicht, dass ich mich für mein Tun schämen würde, aber es ist doch oft ermüdend auf die höflich gestellten, aber eigentlich völlig uninteressierten Fragen von Außenstehenden ebenso fachlich fundiert wie engagiert zu antworten.
Ich weiß nicht ob die Modellbahnerei in anderen Ländern einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert einnimmt. Ich befürchte aber, dass sich unser Image hierzulande nicht mehr verbessern wird.
Übrigens gebe ich den o.g. (Pseudo-)Interessierten mittlerweile gerne meine Web-Adresse (auch schon mal die von der BAE-Seite) und beschränke mich darauf hinzuweisen, dass dort alles nachzulesen ist. Fragt mich hinterher noch mal nach meiner 'Platte'.
Bei der Sache mit den 'entregelten Modellbahnern' gebe ich Dir nachdenklich recht - so gesehen sind Kinderin ihrem regelhaften Spiel mitunter sogar ernster zu nehmen?!

Liebe Grüße

Michael


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22.06.2008 23:18
avatar  Nico2
#5 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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In einer Ausgabe des MR Ende letzten Jahres war ein Bericht über die im Aufbau befindliche Anlage des in der internationalen Musikszene nicht unbekannten Rod Stewart. Die modellbauerischen Fähigkeiten haben mich durchaus beeindruckt, das Konzept eher weniger, aber darum soll es mir hier nicht gehen.
In diesem Artikel wurde erwähnt, dass Sir Rod, wenn er in Interviews von „amüsierten“ Journalisten darauf angesprochen wird, wieso ein so erfolgreicher Rockstar „in den Keller geht, um Eisenbahn zu spielen“, regelmäßig versucht deutlich zu machen, dass es da um weit mehr geht – aber wohl häufig auf Granit beißt. (Warum, kann ich von hier aus nicht beurteilen, ich habe so ein Interview bislang noch nie gelesen oder gehört, mag vielleicht an seinem Konzept liegen...)
Vor einer Woche wiederum war in einer verbreiteten deutschen Sonntagszeitung ein Interview mit Märklin-Chef Axel Dietz zu lesen, hier der Link ins Archiv:
http://www.welt.de/wams_print/article210...ech_werden.html
Da drängt sich schon der Eindruck auf, dass es sich um den Typ Manager handelt, der sein kaufmännisches Geschäft zwar gut versteht, dem aber im Prinzip egal ist, ob es sich um Schuhe oder Kühlschränke oder eben Modellbahn (oder doch Spielzeug?) dreht. Dagegen ist ja auch eigentlich nichts einzuwenden, allerdings trägt so ein etwas unbeholfenes Artikulieren („daran zeigt sich die Qualität des Zuges“ usw.) nicht unbedingt zur Steigerung der öffentlichen Wertschätzung des Hobbies Modellbahn bei. (Man beachte die Aufforderung des Journalisten: „Lassen Sie uns eine Runde Modellbahn fahren.“ Immerhin, er hat nicht „spielen“ benutzt...)
Interessant ist allerdings auch noch der Hinweis auf die Bauernweisheit, der Modellbahner will „in seiner kleinen Welt herrschen“. Erinnert schon ein bisschen an OOKs Typus des „Klein-Mehdorn“, oder? Ist Modellbahn also in Wirklichkeit Realitätsflucht? Oha, provozierend, provozierend, aber zumindest Herr Dietz scheint das wohl nicht zu bestreiten, jedenfalls ist Modellbahn für ihn etwas, bei dem man sich „abschottet, um zu entspannen“. Tja, da haben wir’s...


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23.06.2008 13:35 (zuletzt bearbeitet: 23.06.2008 18:13)
#6 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Also, ich habe mich mal schlau gemacht.
Zitat von wikipedia
Das Spiel ... ist eine Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung ausgeführt wird. Es ist eine Beschäftigung, die um der in ihr selbst liegenden Zerstreuung, Erheiterung oder Anregung willen und oft in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen wird. ... Einem Spiel liegen oft ganz bestimmte Handlungsabläufe zugrunde, aus denen, besonders in Gemeinschaft, dann Regeln hervorgehen können. Die konkreten Handlungsabläufe können sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln (Völkerball, Mensch ärgere dich nicht) oder aber aus der Tatsache ergeben, dass unterschiedliche Individuen miteinander interagieren wollen (Bau einer Sandburg).

So, also ist ein Fußball EM-Spiel eben gerade kein Spiel, oder? Schließlich geht es um Geld, viel Geld.
So, immerhin passt ja unsere Beschäftigung mit der Modellbahn voll in diese Definition, sei es nun der Bau von Fahrzeugen oder Anlagen (sofern wir sie nicht verkaufen wollen) als auch der Betrieb.

Ich wollte nun wissen, wie es um das Ansehen des Modellbahners steht und googlete mal ein bisschen rum. Alle Fundstellen hatten das Wort "ansehen" als Verb, nicht als Nomen. Nur eine war richtig: Das e-book Modellbahn Anlagen-Design. Doch dann fand ich noch das bei Spiegel Online:
<blockquote><font size="1">Zitat von Spielel online
Sie verstecken sich in Mief geschwängerten Vorstadtkellern, tragen angestaubte Brillen und Fleece-Pullover und werden von ihren Ehefrauen mindestens so verachtet wie vom leistungssportelnden Nachbarn: Der gemeine Modelleisenbahner ist eigentlich immer auf der Flucht - vor quengelnden Familienangehörigen, schadenfrohen Kollegen und verständnislosen Partyhengsten mit gesellschaftskonformen Hobbys wie Tennis oder Squash.(http://www.spiegel.de/sptv/reportage/0,1518,135033,00.html)[/quote]

Das wird dann zwar sogleich als "soweit das Klischee" abgeschwächt, aber weiter unten im Text heißt es dann <blockquote><font size="1">Zitat von Anette Langer, Spiegel online
...dass endlich jemand aus illustren Kreisen den Mut findet, zu seinem doch eher spießigen Hobby zu stehen[/quote]
So, nun haben wir es schriftlich. Meint

Der Eisenhans


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23.06.2008 18:19
avatar  OOK
#7 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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OOK

Die Wikipedia-Definition von Spiel finde ich sehr interessant. Lässt sich alles gut für den Modellbahnbetrieb (sic, nicht Fahrbetrieb) anwenden. Man beachte, dass Entspannung und Zerstreuung keinesfalls im Widerspruch zu Regelhaftigkeit stehen.

Beim Thema Ansehen wird gesamtgesellschaftlich nicht viel auszurichten sein, wie ja schon Michael anmerkte. Aber ein Modellbahner, der sich von seiner Frau verachten lässt, hat entweder die falsche Frau oder - wahrscheinlicher - er betreibt das Hobby auf falsche Weise. So knallhart sehe ich das.

OOK
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23.06.2008 22:09 (zuletzt bearbeitet: 23.06.2008 22:13)
avatar  Rainer
#8 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Nein, Otto, da hat er definitiv die falsche Frau! Denn die Verachtung wird sich nicht auf das Hobby beziehen, sondern auf den Menschen. Meine Mutter hatte nie viel Verständnis für das Hobby meines Vaters, den Kartonmodellbau. Verachtet hat sie ihn deshalb in keinster Weise.

Das Bild des Modellbahners in der Öffentlichkeit wird auch durch Filme über solche stark unterstützt. Es gab vor vielen Jahren mal einen Film im Fernsehen über "Modellbahner". Keinen einzigen dieser terapiebedürftigen Typen möchte ich in meinem Bekanntenkreis haben. Vom angetrunkenen Ehemann, der sich über die Fähigkeit seiner Frau Regenwürmer zu finden auslies, bis zum 50jährigen Muttersöhnchen, das die Wohnung seiner Mutter mit Märklingleisen zubaute, war alles dabei. Die Anlagen spielten nur am Rande eine Rolle, völlig verständlich bei dieser geballten Ladung Glücksfälle für den Psychater. Aber auch sonst waren diese Anlagen keiner genauen Betrachtung wert.

Irgendwo habe ich in einem Artikel über die Gestaltung des Anlagenraues gelesen, man(n) solle auf keinen Fall ein Schild an die Tür hägen mit dem Satz "Keep the girls out" (etwas frei: Damen sind hier unerwüscht). Damit würde man nur Klischees bedienen und das Bild des Modelleisenbahners weiter beschädigen. Hätte nie gedacht, dass irgendjemand auf die Idee käme, so ein Schild aufzuhängen. Soll wohl lustig sein.

An prominenten Modellbahnern kann ich noch Bill Candit, den ehemaligen Chef von Boing anführen und unseren Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizäcker. Beide hatten kein Problem damit sich öffentlich zu outen. Übrigens hat der Ex-Chef der Qualitätssicherung bei Airbus, Dr. Georg Schrader, eine Märklin-Anlage.

Und zum Schluss wieder mein Lieblingsspruch: Wenn man Freude daran hat Zeit zu verschwenden, ist das keine Zeitverschwendung. Soll von Bertrand Russell stammen. Der war aber kein Modellbahner, soweit ich weis.

Rainer

P.S: Habe gerade festgestellt, dass mein Beitrag etwas "Off Topic" ist. Entschuldigung.

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04.07.2008 23:58 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2014 09:50)
#9 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Mir ist auch erst jetzt bewusst geworden, dass "spielen" so unterschiedlich gewertet wird. ein paar Beispiele, die mir so einfielen:
# Heute Abend spielen die Wiener Philharmoniker in der Tonhalle.
# Am Sonntag spielt Schalke gegen die Borussen.
# Er spielt Skat wie ein Profi.
# Schach spielen ist etwas für Intellektuelle.
# Mein Mann spielt mit seinen Freunden mit der Modelleisenbahn.

Wirklich schlimm, wie unterschiedlich sich das - sogar für meine Ohren - anhört.

Es grüßt der Exil-Harzer
Lutterberger


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16.01.2009 12:04 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2014 09:50)
#10 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Hallo,

Spielen wir war die eigentliche Frage. Nun, sehen wir uns in verwandten Hobbys um, wird keiner sagen man spielt mit seinem Modellflugzeug oder mit dem Modellschiff? Stimmt, denn der Modellfliegerpilot fliegt sein Flugzeug und der Modellschiffkapitän fährt sein Schiff. Warum soll ein Modellbahntriebfahrzeugführer also seine Triebfahrzeuge nicht fahren, sondern mit der Modelleisenbahn spielen? Ich denke, es liegt an dem Unterschied der Tätigkeit. Wenn ich meine Züge fahren will, muss ich, sofern ich allein bin, nicht nur das Umfeld herstellen, in dem ich fahre, sondern ich muss Fahrdienstleiter, Zugführer, Triebfahrzeugführer, Disponent und noch vieles mehr in einer Person sein. Beim Modellflug oder auch bei den Schiffen bin ich einfach nur der, der das Gefährt lenkt.

Allerdings habe ich kein Problem damit in meinem Alter zu spielen, denn ich spiele auch Brettspiele, Konsolenspiele und anderes und auch dort ist der Begriff Spiel nicht immer passend, da es auch dort zum Teil ziemlich ernsthaft von Statten geht.

Ich selbst würde zum Beispiel keine Würmer baden wollen, auch wenn Angeln ein "ernsthaftes" und vor allem angesehenes Hobby ist.

nur meine Gedanken dazu....


so long

der Jim


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16.01.2009 16:19
#11 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Für die Modellpiloten dürfte das stimmen, es gibt sogar Leute, die der Meinung sind, ein Modellflugzeug wäre schwieriger zu fliegen als ein großes, da die körperlichen Sinneseindrücke (Beschleunigungen, Gleichgewicht etc. fehlen), aber die Modellschiffbauer (zu denen ich in einem anderen Leben auch gehöre) leiden unter der gleichen Fehleinschätzung der Masse wie die Modellbahner. Das hängt hier wie dort damit zusammen, dass es eben eine Vielzahl Hobbybetreiber gibt, die keine höheren Ansprüche an sich und an ihre Werke stellen, und so das Gesamtergebnis herunterziehen.
Bei den „Schifflesbauern“ sind es die vielen, die hauptsächlich vorgefertigte Plastikbausätze zusammenkleben (es gibt hier sogar den Begriff „plug and play“) und das ganze in der nächsten Pfütze – na sowas - im Kreis herumfahren lassen.
Insofern ist die Titulierung „Modellschiffkapitän“, die im übrigen sehr gerne auch von der Regionalpresse verwendet wird, eigentlich schon wieder eine Verballhornung, während sich die Piloten tatsächlich fast als solche fühlen dürfen.
Ihnen kommt eine in diesem Hobby liegende natürliche Barriere zugute, die von vorneherein verhindert, dass jederman ohne vorheriges gründliches und ernsthaftes Training in der Lage wäre, ein Flugzeug vom Boden weg und auch wieder sicher zu diesem hinunter zu bringen.

Peter


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16.01.2009 19:38
#12 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Zitat von jimknopf
Wenn ich meine Züge fahren will, muss ich, sofern ich allein bin, nicht nur das Umfeld herstellen, in dem ich fahre, sondern ich muss Fahrdienstleiter, Zugführer, Triebfahrzeugführer, Disponent und noch vieles mehr in einer Person sein. Beim Modellflug oder auch bei den Schiffen bin ich einfach nur der, der das Gefährt lenkt.


Interessanter Gesichtspunkt: derjenige, der als Allroundmodellbahner eine gesamte Anlage dirigiert, ein Klein-Mehdorn, wie OOK solche in seinem e-book nennt, spielt. Aber derjenige, der bei einem FREMO-Treffen "nur" als Lokführer neben seinem Zug her geht, während jeweils jemand anderes die Weichen stellt, die Fahrerlaubnis gibt und die Ziele der Güterwagen definiert, der spielt nicht. Das gefällt mir, das muss ich mir noch auf der Zunge zergehen lassen. Sagt genüsslich

Der Eisenhans


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03.02.2009 18:41 (zuletzt bearbeitet: 03.04.2014 09:14)
#13 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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In einem seiner Ferrosophie-Beiträge berichtet OOK ja etwas über die Arbeit des Zugleiters bei der BAE II. Ich merke gerasde, dass ich "Arbeit" geschrieben habe. Ich wollte sowieso sagen, dass das, war er da schildert, gewiss nicht als "Spielen mit der elektrischen Eisenbahn" bezeichnet werden kann. Auch wenn die Einlage von Ivo Cordes das ganze sehr lustig aufgepeppt hat.
Und der Lokführer geht ja nicht, wie eisenhans schreibt "nur" neben seinem Zug her und überlässt alles andere den anderen, er muss ja die Anfragen beim Zugleiter machen und auch die Zuglaufmeldungen abgeben, außerdem auf die Pünktlichkeit achten und die Signale beachten etc. Insofern finde ich es eben auch schade, dass solche hochqualifizierte Tätigkeit unter den generellen Begriff "Spielen" fällt. Na, sei's drum. Wir wissen ja, was es wirklich ist.

Es grüßt der Exil-Harzer
Lutterberger


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05.02.2009 09:52
#14 RE: Unscharfer Begriff erfordert Abgrenzung
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Ich hab auf Grund des Märklinartikels im Spiegel Online die Verlinkung zu Wikipedia gefunden und diese widerum führte mich dann zu folgendem Link
Klick!

Hier ist der Unterschied zwischen Modelleisenbahn und Spielzeugeisenbahn klar abgegrenzt. Jeder für sich kann daran festgemacht entscheiden, ob er nun ein Spielzeug besitzt und damit spielt oder ob er ein Vorbild abbildet und eben nicht spielt.

In Antwort auf:
Zitat
Im Gegensatz zur Modelleisenbahn wird bei der Spielzeugeisenbahn der Fokus eher auf eine Nachahmung des Vorbildes unter Beachtung eines möglichst großen Spielwertes gelegt, als auf maßstabgetreue. Allerdings ist der Übergang von der Spielzeugeisenbahn zur Modelleisenbahn eher fließend und auch im geschichtlichen Kontext zu betrachten.

Spielzeugeisenbahnen unterscheiden sich von den Modelleisenbahnen Grundsätzlich auf die folgenden Arten:

* Sie sind vielfach eine Nachahmung des Vorbildes und so vielfach nicht Massstäblich.
* Sie sind primär als Spielzeug für eine junge Kundschaft ausgelegt.
* Modelleisenbahnen aus der Anfangszeit (Blecheisenbahnen, Tinplate), können Heute und wurden damals zu den Spielzeugeisenbahn, oder noch besser Technischen Spielzeugen, gezählt. Die damalige Modelleisenbahn dienten damals zu Spielzwecken oder zu Lernzwecken. Das Vorbild wurde unter den damals gegebenen technischen Möglichkeiten möglichst gut Nachgeahmt. Eine exakte Maßstäblichkeit stand nicht im Vordergrund.

In der Heutigen Zeit könnten auch Modelleisenbahnen als Spielzeugeisenbahn bezeichnet werden, wenn diese nicht strikte Maßstäblich sind. Wobei diese strikte Maßstäblichkeit auf Vereinfachungen zugunsten einer kindgerechten Robustheit oder einer kostengünstigen Fertigung bezieht. Traditionellerweise zeigt sich dies in verkürzten und vereinfachten Fahrzeugen wie diese in den Programmen vieler Modelleisenbahnhersteller zu finden sind und Beispielsweise unter dem Begriff Hobby kostengünstig angeboten werden.



Nun sollte klar sein, wer spielt und wer nicht, denkt

der Jim, der sich immer noch nicht ganz sicher ist, ob er den Ansprüchen an die Kriterien für Nichtspiel gerecht werden wird;-)


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