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Sinnvoller Betrieb auf großen und kleinen Anlagen
#1 Sinnvoller Betrieb auf großen und kleinen Anlagen
Ich betreibe (im Unterschied zu ach so vielen Obertheoretikern) seit 30 Jahren eine recht große und weithin doch schon bekannte HO- Anlage. Mein Nick, der auch der Name meiner Anlage ist, leitet sich aus meinem Nachnamen ab. Das ist schon das ganze Geheimnis. Ansonsten hat meine Bahn mit der bekannten Original Windbergbahn gar nichts zu tun, dafür umso mehr mit der Lübeck-Büchener Eisenbahn. Und da hat mich Ottos Kommentar in "Des Deutschen liebstes Anlagenkonzept" natürlich kalt erwischt, denn meine Strecke von Lübeck nach Travemünde ist natürlich eine Hauptbahn (die heutige Vogelfluglinie) mit abzweigender Neben- (nein, mit abzweigender eingleisiger Haupt-)Bahn (am Abzweig Schwartau Waldhalle). Dass ich Fahrplanbetrieb mache, ist wohl ebenfalls landesweit bekannt, doch Otto zweifelt im E-Buch wie folgt:
"Die zentrale Frage lautet: Wie händelt ein einzelner Modellbahner eine Anlage mit einer zweigleisigen Hauptstrecke und einer eingleisigen Nebenbahn?"
Otto, es geht! Ich habe auch nur allzu selten eine kundige Mannschaft zur Seite, die außer engagiert prosten auch engagiert eine ihnen immer wieder aufs Neue fremde Eisenbahnanlage steuern können. Deshalb habe ich mich schon früh von solcherlei Mumpitz wie zeitgeraffte "Modellbahnuhren" etc. verabschiedet. Bei mir rückt die Uhr weiter, wenn die dazugehörige Zugfahrt abgeschlossen ist. Und da spielt es gar keine Rolle, wenn z.B. der in Dänischburg eingefahrene LBE- Personenzug von Travemünde nach Hamburg mit seiner LBE 17.3 wesentlich länger als die vorgesehenen echten 2 Minuten hält, weil ich eben noch auf der etwas davon entfernt liegenden Hauptstrecke die zeitlich parallele Zugbegegnug des mit 03 des Bw Kiel bespannten Berlin- Kieler D-Zuges mit dem Neustadt- Lübecker Personenzug, der von einer 74er der Außenstelle Neustadt des Bw Kiel gezogen wird, durchspielen will.
So helfe ich mir als Einzelkämpfer. Und glaube mir, ich habe Spaß dabei. Ich fahre gerne 1-2 Stunden am Stück, rangiere hier neue, später benötigte Güterzüge zusammen, beobachte dort einen die komplette lange Strecke durchrauschenden HL-Schnellverkehrszug und setze anschließend den in Niendorf eingefahrenen Pendelzug in aller Ruhe um. Das sind meine erfüllten Träume. Und man kann in der Tat da träumen ohne sich allzusehr schämen zu müssen, da brauche ich keine ach so "weise" Beschränkung auf "Klein Kleckersdorf Unterer Bahnhof" bis "Klein Kleckersdorf Oberer Bahnhof" in 0e oder einer anderen Baugröße, um mich als echter Modellbahner zu fühlen.
Wir werden sicher noch oft darüber diskutieren, aber soooo schlecht, wie du, Otto das Abzweigkonzept beschreibst, ist es nun wirklich nicht, wenn man es denn einigermaßen überlegt angeht...
windbergbahn
Tut mir also leid, Jörg, wenn es dich „kalt erwischt“ hat. Wie schon Herbert einwarf, warst du mit deiner LBE der allerletzte, den ich hätte meinen können.
Wenn wir auf der Sachebene weiterreden, ist zu sagen, dass deine Auffassung und Art und Weise, den Betrieb auf der Anlage abzuwickeln, eine andere ist als meine. Neu und fremd ist sie mir allerdings nicht. Zuerst habe ich sie 1980 bei Hugo Schwilch in Domat/Ems (CH) kennengelernt, der seine Züge bei Zweizugbetrieb (mehr nicht!) auch nacheinander fährt. Und die Methode „Wenn der Zug in F. angekommen ist, ist es 11.33 Uhr“ statt „Um 11.33 soll der Zug in F. ankommen“ habe ich mit Herbert zusammen auf der BAE I geübt.
Diese Methode möchte ich auf der BAE III nicht anwenden, würde sie dennoch nicht als „Mumpitz“ bezeichnen. Ich habe gute Erfahrungen mit beschleunigter Modellzeituhr gemacht, allerdings im Mehr-Personen-Betrieb, wo sie ja eigentlich nur Sinn macht.
Doch nun noch ein paar Worte zum eigentlichen Thema Zweigleisige Hauptstrecke mit eingleisiger Nebenbahn:
Die meisten Modellbahner, die so etwas planen, haben keine konkreten Vorstellungen über den Betrieb, der dort abgewickelt werden soll, erst recht nicht, wie. Du hast dein System. Es stimmt – für dich. Viele träumen jedoch von einer zweigleisigen „Paradestrecke“ auf der alle ihre wunderbaren Züge sich ein Stelldichein geben sollen und zugleich vom beschaulichen Nebenstreckenbetrieb. Merkwürdigerweise hört man wenig bis nichts davon, dass solche Anlagen dann auch betrieben werden. Da bist du eine ganz große Ausnahme. Und Ausnahmen haben ja, wie man weiß, die Aufgabe, die Regel zu bestätigen.
Ich bleibe dabei: Der Durchschnittsmodellbahner übernimmt sich mit dieser Konzeption hoffnungslos. Und wenn er eh nur 4 qm hat, dann wäre eine
Zitat von windbergbahn
ach so "weise" Beschränkung auf "Klein Kleckersdorf Unterer Bahnhof" bis "Klein Kleckersdorf Oberer Bahnhof"
gewiss nicht das Schlechteste, aber zwischen den Extremen gibt es ja jede Menge Zwischentöne.
Gruß
#3 Der Traum von der "großen weiten Welt"
ab und zu tauche ich doch mal aus meiner beruflich bedingten Versenkung auf und nehme mir etwas Zeit, hier mitzudiskutieren:
Nein, ich habe deine Abhandlung zum Hauptbahn-Nebenbahn- Thema eigentlich nicht wirklich persönlich genommen, wollte aber trotzdem nicht meine „gewisse Sympathie“ denjenigen gegenüber verhehlen, die auch auf kleinem Raum unverdrossen ihren Träumen nachgehen und lieber die „große weite Welt“, als „ von Klein Kleckersdorf Unterer Bahnhof nach Klein Kleckersdorf Oberer Bahnhof“ nachspielen wollen. Auch sie möchte ich nämlich nicht in der großen Gemeinde der Modellbahner missen, wenn sie denn wenigstens einige der Regeln beherzigen, die doch auch in vielen der deutschen Anlagenpläne und –broschüren der letzten Jahrzehnte auch für diese Klientel zum Besten gegeben wurden.
Deine „reine Lehre“ in allen Ehren, deren Klarheit ich sehr unterstütze, da du fast wissenschaftlich aufzeigst, was ein Kinderspiel von einem Erwachsenenhobby unterscheidet, aber sooo schlecht waren die Tipps in den renommierten Fachzeitschriften und Broschüren, angefangen von PitPeg, über Rudolf Merz (Loisl), R. Barkhoff, natürlich Ivo Cordes (einer der ganz Großen in meinen Augen), Rolf Knipper u.v.a.m. ja eigentlich auch nicht. Auch HFys Minimalkonzepte möchte ich in diesem Konzert nicht missen, aber nicht jedem liegt es eben, täglich immer wieder dieselben Zugbewegungen mit 3-7 Güterwagen und einem mit vorbildgetreuer langsamer Gangart hin- und herrangierenden Diesel an ein und derselben Güterrampe im 3-gleisigen Nebenbahn-Endbahnhof durchzuspielen.
Ich habe den starken Verdacht, dass viele unserer Meistermodellbahner ein solches, landauf landab in Foren und Fachzeitschriften vehement verteidigtes Minimalkonzept –wenn sie es denn auch mal wirklich erbauen- doch recht bald wieder ziemlich satt haben und klammheimlich froh wären, wenn sie mit der endlich fertig zusammenrangierten Garnitur „auf die Strecke“ gehen könnten, wenn sie denn eine hätten…. So scheint es denn leider häufig so zu sein, dass die viel gepriesenen Meisterwerke maßstäblicher Landbahnhöfe –ob in Normal- oder Schmalspur- selten länger leben als der erste Bericht hierüber in einer der Fachzeitschriften.
Da lobe ich mir mindestens genauso die „ehrlichen“ Hauptstreckenfahrer wie Otto Humbach, der einfach Spaß daran hat, seine mit viel Sachkenntnis gesammelten Epoche 3- „Garnituren“ über seine „Paradestrecke“ zu jagen und sie dort bei der Vorbeifahrt in immerhin realistischer Kulisse vom bequemen Sessel aus beobachten zu können, ganz wie ein kleiner Junge, der in den späten 50er Jahren an einer der Magistralen in Deutschland gestanden haben mag. Und ich muss ehrlich zugeben: Statt Bf. „Hungen“ oder „Mücke“ wäre mir persönlich ein Bahnhof „Großenbrode Kai“ (wie in TT im Nürnberger Verkehrsmuseum) mit im Fährschiffbauch Richtung Schattenbahnhof verschwindenden internationalen Kurswagen sowie einem Stück an den Bahnhof anschließender 1-gleisiger (!) Hauptstrecke nach Lübeck selbst in „selective compression“- Ausführung hundertmal lieber als jeder noch so maßstäbliche Nebenbahn- Haltepunkt.
Ja, und wenn man nun beides mag, wie die meisten deutschen Modellbahner? Dann baut man halt „Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn“ und rangiert nach Herzenslust auf seiner Nebenstrecke. Und wenn das langweilig wird, holt man einen oder zwei Hauptstrecken- Paradezüge aus den Schattenbahnhöfen und lässt sie sich im sichtbaren Bereich der Anlage begegnen. So viel Zeit muss halt sein, zwischen 2 Rangiermanövern mal aufzublicken und den herbeieilenden und schnell entschwindenden Hauptstreckenzügen zuzuschauen. Auch das Einmünden (oder Ausfädeln) eines Nebenbahnzuges in die oder aus der Hauptstrecke und der damit verbundene Übergang von Handbetrieb auf Automatik kann selbst bei automatisiertem Hauptstreckenbetrieb heute im Zeitalter des Computers und der Transponder eigentlich so schwer auch nicht mehr sein.
Lieber Otto, ich gebe hier mal nicht ein Votum für deine „reine Lehre“ ab, sondern –als Jemand, der wohl irgendwie „dazwischen“ stehen geblieben ist- ein Plädoyer für Träume und Träumer, zu denen wir uns ja eigentlich alle zählen. Lassen wir doch allen ihre Träume, zumindest dann, wenn sie halbwegs glaubwürdig und vorbildgetreu „rüberkommen“, auch wenn einer nicht so viel Platz hat wie du oder ich.
Nicht das „Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn“- Konzept ist schlecht, nicht die Größe des Raumes oder die Größe „der Platte“ ist das Maß aller Dinge, sondern nur die Kunst, seinen persönlichen Modellbahntraum halbwegs glaubwürdig „rüberzubringen“. Ich bin mir zwar sicher, dass du das eigentlich auch genauso siehst und hauptsächlich die ohne modellbahnerischen Sinn und betrieblichen Grundverstand zusammengehauenen, willkürlichen Spaghettikonzepte mit Straßenbahn, Alpenpanorama, Fachwerkromantik und gleichzeitigem Groß- Bw am Nordseestrand brandmarken wolltest, aber gerade in einem „Hardcore- Forum“ wie diesem würde ich mich nur wohl fühlen, wenn auch ein Verständnis für das weite Feld „dazwischen“, also für das „Interpretieren“ und nicht nur das sklavische Nachbilden des Vorbildes seinen Platz behaupten könnte.
Deine BAE, die ja ein gedachtes Vorbild in real existierender Landschaft darstellt, markiert dabei sicher den künstlerischen Höhepunkt des Machbaren. Aber eine stark befahrene „Rheinstrecke“ mit Unterwegsbahnhof à la Boppard und der Nebenbahn nach Simmern kann eben für viele auch ihren Reiz haben, für starke Träumer zur Not auch auf einer 3x2 Meter großen Platte. Wie so etwas m.E. wenigstens halbwegs glaubhaft noch gehen könnte, werde ich demnächst hier oder in einer anderen Unterabteilung dieses Forums mal zur Diskussion stellen.
windbergbahn
#4 Carl Arendt und die Minimalkonzepte
http://www.carendt.us/scrapbook/page48/
und ich würde es womöglich auch noch bauen, wenn meien Freizeit nicht
#5 Betriebliches Konzept bzw. Fehlen eines solchen
Gegen das Hauptbahnthema als solches spricht zunächst einmal gar nichts, vom Platzbedarf einmal abgesehen. Was Otto aber (und wie ich finde, zu recht) an der zumindest früher üblichen deutschen Modellbahn (Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn, Ringlokschuppen, Riesenrad, Windmühle etc....) auszusetzen hat, ist das Fehlen eines betrieblichen Konzepts mit der Folge, daß sich meistens auf solcher Anlage kein sinnvoller Betrieb machen läßt. Das Kreisenlassen von Zügen wird früher oder später langweilig, ebenso auch das planlose Rangieren nach dem Motto "wo tun wir den jetzt mal einen hin" (vor allem dann, wenn der Gleisplan solchen Rangiermanövern im Wege steht). Ich habe schon eine Menge "Dienststunden" auf anderer Leute Anlagen, Modultreffen, Ausstellungen etc. hinter mir und die dementsprechende Betriebserfahrung.
Fortsetzung folgt.
Herbert
#6 Sinn und Grenzen der Minimal-Rangierspiele
dann liegen wir in unseren Einschätzungen eigentlich gar nicht weit auseinander. Aber: Der fundamentale Unterschied ist, dass zwar das sinnlose Kreisenlassen von Zügen langweilig wird und ohne Zweifel auch das planlose Rangieren nach dem Motto "wo tun wir den jetzt mal hin". Aber ich habe (jedenfalls bei mir) die Erfahrung gemacht, dass selbst das planvolle Rangieren auf einer Minianlage leider ebenso schnell an seine Grenzen stößt und -selbst wenn dieses Spiel noch so vorbildgetreu gestaltet wird- schlicht mangels Alternativen langweilig wird. Der Ausweg besteht leider bei allzu vielen darin, sich ein neues Minimal- Rangierspiel auszudenken, das letztlich aber wieder bald genauso langweit. Und so weiter... Mein Konzept, das mittlerweile über 30 Jahre hält, war, meine Anlage von vorneherein ausbaubar zu gestalten und so im Laufe der Zeit viele Betriebsstellen zu erhalten, die zeitweise voneinander unabhängig bedient werden, dann aber auch einen sinnvollen Verbund und eine Verknüpfung untereinander zulassen: Eben meine Windbergbahn. Da habe ich (u.a.) einen kleinen Endpunkt (Niendorf), einen größeren (naja) Endbahnhof Travemünde Strand, der sogar im Verbund mit der Niendorfer Strecke als Doppelspitzkehre fungiert (OOK suchte doch gerade sowas), einen mittleren Verschiebebahnhof (Dänischburg) sowie jede Menge "Rangierinseln" (Guanofabrik, Industriegebiet Theerhofinsel, Hafenbahn Travemünde). Und mit der Philosophie des seriellen "Abarbeitens" der Rangier-, Zugbildungs- und Fahraufgaben kann ich sogar als "Einzelkämpfer" einen kompletten Tagesfahrplan fast in Echtzeit nachspielen. Das finde ich immer noch viel, viel befriedigender als den 1000sten Enwurf einer "kleinen Rangieranlage", wenn ich auch zugeben muss, dass auch andere Mütter schöne Töchter haben und ich schon ab und zu auch mal gern "fremdgehe" (und nicht nur in Theorieentwürfen, sondern auch in der Praxis: siehe meine NHE in 2m).
windbergbahn
Eine große Anlage setzt aber einen entsprechend großen Raum und eine langfristige Perspektive voraus, was heute nicht immer gewährleistet ist. Die vielen Adressänderungen in jedem Heft der Fremo-Postille legen davon Zeugnis ab.
In Großbritannien, wo das Hobby völlig anders betrieben wird, gibt es wenig große Anlagen, und viele Modellbahner bauen nur Ausstellungsanlagen, die oft, so klein wie sie sind, zu Hause keinen Platz haben. Wenn sie keine Einladungen zu Ausstellungen mehr erhalten, bauen sie eine neue, nicht selten mit einem anderen Thema und in einem anderen Maßstab. Ich habe mir sagen lassen, daß Chris Krupa gar nicht mehr wisse, wieviele Anlagen er gebaut habe; Barry Norman hat schon in 1:76, 1:64 und 1:43,5 gebaut, und Iain Rice hat schon mal mehr als eine Anlage auf einmal in Arbeit gehabt.
Herbert
Nach meinem persönlichen Dafürhalten bietet das Vorbild für jeden Geschmack, Geldbeutel und Raum ein passendes Vorbild, wobei aber das Platzangebot noch keine Vorentscheidung zum Thema mit sich bringt. Zeitweise waren in Großbritannien Nebenbahn-Endbahnhöfe insbesondere der Great Western in Mode, die oft Postkartenidyllen darstellten, aber betrieblich eher unergiebig sind, und das nicht zuletzt, weil die GWR ein Pionier in der Verwendung von Steuerwagen und Triebwagen war. Iain Rice zitiert in "Designs for Urban layouts" über zwei Absätze hinweg aus einem Artikel von Cyril Freezer aus dem Railway Modeller von April 1957, des Inhalts, daß die kompaktesten Bahnhöfe in den Städten zu finden seien, wo Grundstücks- und Baukosten am höchsten sind. Leider gilt das für deutsche Verhältnisse nur sehr bedingt, vor allem, weil hierzulande die Staatsbahnen bis zum ersten Weltkrieg große Modernisierungsprogramme durchzogen, in deren Verlauf sich die deutsche Eisenbahnlandschaft grundlegend änderte. Ein Bespiel aus der Heimat: Die Aachener Bahnanlagen waren um 1910 zwar in ihrer grundsätzlichen Anordnung dieselben wie um 1900, aber die KPEV hatte buchstäblich kein Stein auf dem anderen gelassen.
Bei uns wird es dementsprechend schwierig, Vorbilder mit wenig Platzanspruch und viel Betrieb zu finden, wobei wir das Gegenteil aber ohne Mühe auftreiben können.
Herbert
Wir haben im Mittelpuffer ja wiederholt ausführlich über die höchst attaktiven Winzanlagen berichtet, wie sie etwa Otto Schouwstra gebaut hat. Und mit der Pyritbahn (s. Kap.6.3) haben Herbert und ich auch eine Kleinanlage gebaut, die ein betriebliches Minimalkonzept hatte: Leerzug rauf vom Fiddle Yard zur Grube, Zug in zwei Abteilungen mit einer Zick-Zack-Fahrt in den Ladebunker drücken, laden, Zug wieder zusammensetzen, Zug runter in den Fiddle Yard zum entladen fahren. Und wieder von vorn ...
Ich habe nicht gezählt, wie oft ich dieses Spiel gemacht habe, vielleicht hundert oder zweihundert mal? Aber das war immer auf Ausstellungen vor Publikum. Und so war es bei Otto Schouwstra auch und bei den vielen anderen Mini-Anlagen. Sie sind für Ausstellungen gebaut und werden auch nur auf Ausstellungen betrieben. Einsam zuhause macht es überhaupt keinen Spaß, weil, wie windbergbahn ganz richtig anmerkte, die Abwechslungsmöglichkeiten fehlen. Daran änderte auch der ab und an fällige Wagen mit Grubenholz auf der Pyritbahn nichts.
Allerdings - und das möchte ich sehr laut und dröhnend sagen - tausend mal spannender als im Kreise zu gurken war der Betrieb auf der Pyritbahn allemal.
Dennoch: für eine Heimanlage, die man auf längere Zeit, eventuell Jahrzehnte, betreiben will, braucht es mehr als ein Minimalkonzept, so intelligent es auch sein mag. Da braucht es viele Variationsmöglichkeiten, die verhindern, das man beim Rangieren ständig ein déjà-vu oder déjà-vécu*-Erlebnis hat. Mehr als ein Konzept, eine Konzeption (vgl Definition von "Konzeption" in Kap. 3.1.4) ist gefragt.
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*= schon erlebt
Wobei kleine Anlagen ja auch nicht "für die Ewigkeit" gebaut werden und längerfristige Projekte nicht klein sind. Schade ist nur, wenn jemand, der genug Platz, Zeit, Geld und Seßhaftigkeit für eine feste Anlage gewisser Größe aufbringen kann, aus Mangel an Kenntnissen und Überlegung etwas zusammenbaut, was nicht mehr Abwechslung bietet als eine Kleinanlage oder - häufiger und schlimmer - nicht fertig wird, weil sich die ursprüngliche Planung als nicht ausführbar erweist. Ich habe hier auch Erfahrungswerte, wenn ich die Fehler auch nicht selbst gemacht habe.
Was nun Hauptbahnen als Anlagenthema anbelangt, so bilden die nötigen Zuglängen und Gleisradien schon mal eine Untergrenze, wenn man einen kompletten Bahnhof mit Strecke nachbilden will (was man sonst so machen kann, habe ich schon erwähnt). Es gibt und gab beim Vorbild auch kurze Schnellzüge, bis herunter zu einem Wagen, aber wenn das Gleis im Bahnhof auch nur drei oder vier Wagen faßt, sieht es doch ein wenig dumm aus. Auch die Gleisradien müßten für Vierachser größer genommen werden; auf der Jülicher Klubanlage entstand durch einen Meßfehler - einen von vielen- eine Kurve mit 65 cm Radius (geplant waren 75), und auch noch von außen einsehbar. Schon Vorkriegs-Vierachser sehen da ein bißchen aua aus, und DB-Wagen noch mehr.
Wie ich auch schon erwähnt habe, haben wir die kompakten innerstädtischen Bahnanlagen und winzigen Bahnhöfe an Hauptbahnen, wie es sie in England gibt, bei uns einfach nicht, weil unseren Länderbahnen und später der Reichsbahn viel größerer Geldmittel zur Verfügung standen. Aber es lassen sich doch wohl auch bei uns Hauptbahn-Vorbilder für bescheidene Platzansprüche finden. Wofür ich keine Garantie übernehmen möchte, ist, daß der Betrieb dann letztlich interessanter wird als bei einer Nebenbahn-Anlage auf derselben Fläche. Wer aber Spaß an einem Fahrdienstleiterposten hat, womöglich noch mit vorbildentsprechendem Stellwerk (hätte ich auch, aber ich bin ja auch ein Hans Dampf auf allen Gleisen), für den wäre ein Bahnhof an einer Hauptbahn genau das richtige.
Herbert
#12 RE: Betrieb auf kleinen Anlagen
Zitat von HFy
Aber es lassen sich doch wohl auch bei uns Hauptbahn-Vorbilder für bescheidene Platzansprüche finden. Wofür ich keine Garantie übernehmen möchte, ist, daß der Betrieb dann letztlich interessanter wird als bei einer Nebenbahn-Anlage auf derselben Fläche.
Wohl war. Aber es gibt auch keine Garantie, daß es weniger interessant ist als der Betrieb einer Nebenbahnanlage auf der gleichen Fläche. Daher sollte derjenige, dessen Herz für ein Hauptbahnvorbild schlägt, auch danach bauen.
In einem ganz alten MP-Heft (Nr. 9 oder so) schrieb jemand von der RSN-Fraktion (ich glaube Reinhard Richter) sinngemäß "Baut die Bahn, die ihr schon immer bauen wolltet!"
Zitat von HFy
Wer aber Spaß an einem Fahrdienstleiterposten hat, womöglich noch mit vorbildentsprechendem Stellwerk (...), für den wäre ein Bahnhof an einer Hauptbahn genau das richtige.
Ja, ich!
Spaß beiseite: auch im FREMO meinen manche Leute, der Fahrdienstleiterposten an einem kleinen Zwischenbahnhof an der Hauptbahn sei langweilig; mit der Folge, daß die Mehrzahl der im FREMO gebauten Hauptbahn-Betriebsstellen recht großen Bahnhöfe mit abzweigenden Strecken, großen Gleisanschließern, Bw usw. sind, während man die beim Vorbild zahlenmäßig viel häufigeren kleinen Zwischenbahnhöfe mit der Lupe suchen kann.
Den Grund vermute ich eher darin, daß wir einen ganz wichtigen Aspekt des Vorbildes nur selten und wenn dann nur in Ansätzen nachbilden: die Sicherungstechnik. Solange ich zur Durchfahrt eines Zuges durch den Bahnhof nur zwei Kippschalter um- und wieder zurückstellen muß (nämlich den für das Einfahrsignal und den für das Ausfahrsignal), ist das auch ziemlich langweilig.
Rüste ich den Bahnhof aber mit einem mechanischen Stellwerk (jaja, mein Lieblingsthema) aus und habe auch noch Streckenblock, passiert bei der Durchfahrt folgendes:
- Zugmeldung vom Nachbarbahnhof A
- ggf. Weichen und Riegel umstellen
- Fahrstraßenhebel für die Einfahrt umlegen
- Fahrstraße blockelektrisch festlegen
- Einfahrsignal auf Fahrt stellen
- Zugmeldung zum Nachbarbahnhof B
- ggf. Weichen und Riegel umstellen
- Fahrstraßenhebel für die Ausfahrt umlegen
- Fahrstraße blockelektrisch festlegen
- Ausfahrsignal auf Fahrt stellen
- Zug fährt durch
- Zugschluß beobachten
- Einfahrsignal zurücklegen
- Rückblock zum Bahnhof A bedienen
- Ausfahrsignalhebel zurücklegen
- Vorblock zum Bahnhof B bedienen
- beide Fahrstraßenhebel zurücklegen
- Weichen- und Riegelhebel in Grundstellung bringen
War was? Nein, es ist nur D 374 durch unseren Bahnhof durchgefahren.
Zugegeben ein Thema für Spezialisten. Was ich damit andeuten will, ist, daß die gefühlte Langeweile bei der Betriebsabwicklung in dem Maße abnimmt, in dem die nötigen Bedienhandlungen vorbildähnlicher werden.
Eine Parallele läßt sich bei der Tätigkeit der Triebfahrzeugführer finden. Solange wir um einen Zug fahren zu lassen nur ein Drehpoti am Handregler verstellen und das Digitalsystem dann selbsttätig eine Endgeschwindigkeit ansteuert ("automatische Fahr- und Bremssteuerung" heißt das beim Vorbild, hat z. B. der ICE), ist es ziemlich öde, einen Personenzug einmal über die Anlage zu fahren. Wenn man aber eine vorbildähnliche Bedienoberfläche hat (bei der Dampflok also Regler, Steuerung, Führerbremsventil) und Zuglast sowie Steigungen einen echten Einfluß auf das Fahrverhalten des Zuges haben, kann das reine Fahren schon eine hochspannende Angelegenheit sein. Wenn Stefan2 das BAE-Digitalsystem fertig hat, wird jeder das selber "erfahren" können.
Ach, nun bin ich wieder sehr abgeschweift; gehört ja auch nur mittelbar zum Thema Anlagendesign, mußte aber mal gesagt werden.
Gruß
Sebastian
Das Konzept von Windbergbahn ist wahrscheinlich mit die schlaueste Art, das Interesse am Betreiben der eigenen Anlage eine lange Zeit, vielleicht das ganze Leben, wach zu halten. Die meisten Modellbahner verfolgen mit ihren Anlagen allerdings einen nahezu entgegengesetzten Ansatz. Dabei spielt es auch kaum eine Rolle, ob jemand eine Großanlage oder eine kleine Rangieranlage baut, der Unterschied liegt nur im Zeithorizont aber nicht in der Sache ansich. Und zwar gehen die meisen Modellbahner, auch diejenigen, die ein anspruchsvolles Konzept verfolgen, üblicherweise so vor, dass eine sorgfältig geplante Anlage zunächst gebaut wird, was sich bei großen Anlagen über Jahre, manchmal Jahrzehnte, hinziehen kann. Dann ist die Anlage irgendwann mehr oder weniger plötzlich fertig, und wird ab diesem Zeitpunkt fast nur noch betrieben. Modellbau beschränkt sich dann nur noch auf die punktuelle Perfektionierung des Vorhandenen. Den wenigsten Modellbahnern gelingt die nahezu schlagartige Mutation vom fleißigen Modellbauer zum reinen Betriebsbahner und damit streng genommen zu einem ganz anders gearteten Hobby. Obwohl der Traum von der fertigen Anlage und dem Betrieb auf dieser jahrelang die einzige Antriebsfeder der Bautätigkeit war, stellt sich beim Erreichen des Ziels auf einmal Ernüchterung durch Langeweile und nachlassendes Interesse am Betrieb der Anlage ein, selbst wenn dieser ein sehr vorbildorientiertes Betriebskonzept zugrunde liegt. Ich hatte früher einen Bekannten, der ca. 20 Jahre lang mit sehr hohem modellbauerischem Können und viel Selbstbauaufwand an seiner vorab sehr sorgfältig und betrieblich durchdacht geplanten Traumanlage baute. Er ließ sich extra Möbelstücke anfertigen, um die Anlage hinter Glas voll betriebsfähig in den Wohnbereich zu integrieren. Dies gelang derart perfekt, dass selbst Besucher, die mit Modellbahn sonst nichts am Hut haben, sich sehr beeindruckt zeigten. Das Problem war jedoch, dass die Anlage irgendwann im Prinzip fertig war. Als ich meinen Bekannten einige Jahre später einmal besuchte, musste ich leider feststellen, dass er angefangen hatte zu trinken. Das kann man sicher nicht nur auf das Hobby schieben, aber wenn der Bau einer Modellbahnanlage über viele Jahre mehr oder weniger den Lebensinhalt darstellte, stellt das plötzliche Ende dieser Tätigkeit, ohne dass einem der reine Betrieb der Anlage die gleiche Befriedigung bietet, schon einen Einschnitt dar.
Wenn man statt einer Großanlage nur eine kleine Rangieranlage baut, hat das zumindest den Vorteil, dass man wesentlich schneller zu dieser Einsicht gelangt. Der Bau von Kleinstanlagen ist wahrscheinlich vor allem etwas für Leute, die sich nicht jahre- oder jahrzehntelang auf ein Thema festlegen möchten, sondern sich auch einmal mit ganz verschiedenen Vorbildern, z.B. verschiedenen Epochen, Ländern, Arten von Bahnen (z.B. auch einmal Grubenbahnen, U-Bahnen usw.) oder sogar verschiedenen Nenngrößen befassen möchten. Ich bin ja auch so ein Kleinstbahner und mir dabei der Grenzen dieser Art des Modellbahnhobbys in voller Konsequenz bewusst. Meine erste Anlage „Eibenstock“ hatte ich auch allein noch sehr intensiv betrieben, obwohl sie technisch alles andere als perfekt war. Meine aktuellen Anlagen betreibe ich fast nur noch zu Verführzwecken für Besucher. Ich habe aber auch viel Freude am reinen Betrachten der Anlagen, dem Arrangieren von Fotoszenen usw. Ich sehe sie daher auch eher als (bei Bedarf) betriebsfähige Dioramen an. Ich kann mir auch gut vorstellen, mich künftig verstärkt dem Bau kleinerer, nicht betriebsfähiger Dioramen zu widmen. Mein Betriebsbedürfnis lebe ich zurzeit weniger mit meinen Modellbahnanlagen als vielmehr mit Stellwerkssimulationen aus. Sowohl bei Relaisstellwerken als auch bei ESTW gibt es da inzwischen sehr vorbildnahe Programme, die den realen Arbeitsabläufen eines Fahrdienstleiters sehr nahe kommen (bei Bedarf kann ich gern geeignete Programme empfehlen). Da hat sich inzwischen auch eine richtige Hobby-Szene entwickelt, die sogar eigene LAN-Parties veranstaltet. Für so etwas fehlt mir aber berufsbedingt völlig die Zeit. Ich kenne auch Leute (sogar Rentner!), die dafür die Modellbahn aufgegeben haben. Das wird bei mir aber garantiert nie der Fall sein, dazu ist meine Liebe zu den Modellen viel zu groß.
Jörn
#14 RE: Stellwerkssimulationen
Zitat von jpachl
Mein Betriebsbedürfnis lebe ich zurzeit weniger mit meinen Modellbahnanlagen als vielmehr mit Stellwerkssimulationen aus. Sowohl bei Relaisstellwerken als auch bei ESTW gibt es da inzwischen sehr vorbildnahe Programme, die den realen Arbeitsabläufen eines Fahrdienstleiters sehr nahe kommen.
Nun, auch ich bin begeisterter ESTW-Sim-Spieler, und es gibt auch ein sehr gutes Programm zur Simulation mechanischer Einheitsstellwerke (das allerdings als bahninternes Schulungsprogramm nicht kommerziell vertrieben wird).
Macht auch großen Spaß, vor allem über das Internet mit Gleichgesinnten. Bei mir stellt sich dann allerdings der Hunger auf "mehr" ein, will sagen, eine Modellbahn mit entsprechender Sicherungstechnik so zu betreiben.
Ein Freund von mir (Informatiker) hat z. B. eine Nachbildung eines Siemens-ESTW erstellt, mit der bereits ein FREMO-Bahnhof gesteuert wird, weitere werden sicher folgen.
Gruß
Sebastian
Zitat von Sebastian
Nun, auch ich bin begeisterter ESTW-Sim-Spieler, und es gibt auch ein sehr gutes Programm zur Simulation mechanischer Einheitsstellwerke (das allerdings als bahninternes Schulungsprogramm nicht kommerziell vertrieben wird).
Das aber inoffiziell breit kursiert. Ich habe es natürlich auch.
Jörn
#16 RE: Sinn und Grenzen der Minimal-Rangierspiele
Zitat von jpachl
Den wenigsten Modellbahnern gelingt die nahezu schlagartige Mutation vom fleißigen Modellbauer zum reinen Betriebsbahner und damit streng genommen zu einem ganz anders gearteten Hobby.
Jörn bringt es hier exakt auf den Punkt! Der nicht ganz unbekannte Bertold Langer hat sich vor Jahren mal öffentlich dafür ausgesprochen "nur" kleine überschaubare Anlagenprojekte zu bauen und eben nicht das große Lebenswerk. Zum einen, weil sich die eigenen handwerklichen Möglichkeiten doch irgendwann weiterentwickeln und dann die frühen Werke nicht mehr so recht überzeugen (bekannt?), zum anderen deshalb, weil sich auch die Vorlieben ändern können. Und schon wären wir wieder bei der Abrissbirne...
Ich bewundere aufrichtig das hinter der BAE liegende Konzept, v.a. seine lange Reifephase.
In meiner eigenen Modellbahnerei hatte sich bislang eher "der Langer" in mir durchgesetzt. Ob mir die von Jörn beschriebene Mutation gelingen wird? Derzeit (und wohl auch auf längere Sicht) sind es nicht zuletzt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die einem zu häufigen Neubeginn im Hobby im Wege stehen.. Aber die "punktuelle Perfektionierung des Vorhandenen" hat doch auch ihren Reiz...
Liebe Grüße
Michael
Liebe Grüße aus Ostwestfalen!
Michael
http://kleinbahn-spur0.jimdo.com/
http://kleinbahnfreund.jimdo.com/
Das von jpachl eingestellte Beispiel liest sich so, als sei es schlussendlich ein großer Fehler, eine Anlage sorgfältig zu planen und bis ins kleinste Detail perfekt zu bauen – und dann vom Bauen zum Betrieb über zu gehen. Dabei meine ich, dass hier ganz klar ausgemacht werden kann, welche Fehler jpachls ex-Freund gemacht hat.
Zum einen hat er offensichtlich nie zwischendurch überprüft, wie praxistauglich seine Konzeption ist und ob sie seinem Geschmack, seiner Mentalität tatsächlich entspricht. Er hat viel Ähnlichkeit mit jenem MIBA-Autor K.R., den ich in Kap. 2.2 „Motivation“ zitiert habe. Wer nie Betrieb in der Praxis übt, kann jahrelang, jahrzehntelang einer Chimäre hinterher laufen. Bis zum Tage der Ent-Täuschung.
Die „schlagartige Mutation“ vom Modellbauer zum reinen Betriebsmodellbahner kann im Einzelfall klappen, sehr wahrscheinlich ist das nicht. Dies ist der zweite Fehler des genannten Beispiel-Freundes. Ich erinnere, wie ich mit HFy auf der BAE II in Bremen bereits „Betrieb“ machte, als gerade mal der Abschnitt Sonneberg – Schlufterhütte – Schluft auf blankem Sperrholz betriebsfähig war. Da haben wir mit seinem T1 und meinem T 02 und einem halben Dutzend Güterwagen Zweizugbetrieb mit Kreuzungen und Wagenzustellung mit einem provisorischen Kartensystem durchgeführt und waren davon so angetan, dass wir mit vergrößertem Elan weiter gebaut haben.
Die BAE II ist auch als Ganzes in Betrieb gewesen. Mit vier Bahnhöfen und drei Fiddle Yards und bis zu vier Fahrpersonalen plus Zugleiter. Da war kein grundsätzlicher Fehler in der Konzeption zu entdecken gewesen, und Modellbahner, die an der Art von Betrieb Freude hatten, gab es genug.
Mit dieser Prämisse konnte ich an die Planung und den Bau der BAE III gehen. Die Konzeption der BAE II konnte voll übernommen werden, nur mit wesentlich weniger Kompromissen umgesetzt werden.
Dass sich
Zitat von jpachl
beim Erreichen des Ziels auf einmal Ernüchterung durch Langeweile und nachlassendes Interesse
einstellen, ist kein auf die Modellbahnerei beschränktes Phänomen. Das gibt es auch bei Erreichung von Weltmeisterschaften, Rumkriegen von Frauen oder Auswanderungen nach Australien. In allen Fällen liegt eine mangelnde Bewussheit von sich selbst vor, von seinen wahren Bedürfnissen, Zielen und seiner Mentalität. Das ist in der Jugend auch ganz in Ordnung, ein notwendiges Durchgangsstadium. Wenn aber der Schulentlassungstermin unserer Kinder näher rückt, wäre es gut, diese Bewusstheit, die eine Voraussetzung für Reife ist, weitestgehend erlangt zu haben.
Das Problem ist, dass es hierzulande keine ausgeprägte Kultur der Betriebs-Anlagen gibt, auf denen man Erfahrungen machen könnte. So erfindet halt jeder Einzelkämpfer die Welt der Betriebmodellbahnerei in seinem Kopfe neu, jeder fängt beim Punkt Null an, wie ein kollektiver Sysiphus, der immer wieder ganz unten anfangen muss.
Mein Traum wäre, dass sich das mal ändert.
#18 RE: Sinn und Grenzen der Minimal-Rangierspiele
Heute möchte ich mich mal äußern. Ich habe eine bescheidene HOm-Anlage in Modulbauweise. Sie ist ganz einfach gebaut und ich habe viel Freude. Ein Endbahnhof mit Anschluß zu einem Sägewerk und einen einfachen Schattenbahnhof. Wenn ich Lust habe mache ich Betrieb und wenn ich bauen will, dann baue ich eben. Bei mir kommt eigentlich selten Lange Weile auf. Ich hatte auch mal viel Größeres vorgenommen, aber es wurde nichts daraus. Deshalb bin ich für einfache Anlagen,die auch mal fertig werden.
Noch etwas Anderes. Könnt Ihr auch Modellbahner,die sagen:Man müßte und sollte Dies und Jenes bauen? Aber nicht einmal anfangen.
Das wers erst mal für heute
Gruß Martin
Zitat von spreewaldbahner
Man müßte und sollte Dies und Jenes bauen? Aber nicht einmal anfangen.
Na klar kennt jeder die, und abschnittsweise war (ist?) man vielleicht auch selber einer.
Die beste Antwort hat HFy mal im Mittelpuffer gegeben:
"Wirklich langweilig ist nur keine Anlage."
Gruß
Sebastian
Zitat von spreewaldbahner
Kennt Ihr auch Modellbahner,die sagen:Man müßte und sollte Dies und Jenes bauen? Aber nicht einmal anfangen.
Diesen Typ Modellbahner, der den Sprachfehler hat, nur im Konjunktiv reden zu können, kennt wohl jeder. Leider findet sich diese nervige Könnte-müsste-sollte-Fraktion in nahezu jedem Modellbahnclub. Hält andere mit Geschwätz von der Arbeit ab, kritisiert überheblich herum und kriegt selber nichts zustande. Auch in diversen Foren wimmelt es von diesen Typen.
Jörn
Mal zurück zu der "schlagartigen Mutation vom fleißigen Modellbauer zum reinen Betriebsbahner". Wer das macht, hat sowieso etwas falsch gemacht. Gleich mit der Anlage anzufangen, die es dann für die nächsten 50 Jahre sein soll, klappt nicht.
In einem amerikanischen Buch über Anlagenbau habe ich den schlauen Rat gelesen, ersteinmal eine kleine Anlage zu bauen um auzuprobieren, was einem am meisten Spaß macht. Das war zwar auf den Unterschied zwischen "Fahr-" und Rangierbetrieb bezogen, führt in letzter Konsequenz aber vielleicht auch zu der Erkenntnis: sich auf Schienen bewegende Modelle machen gar keinen Spaß.
Es gibt bei unserem Hobby eben Modellbauer und Modellbahner. Ich gehöre zu den Modellbahnern. Ich baue eine Anlage um auf ihr Betrieb zu machen, und nicht um meine (Dampf-)Loks in eine entsprechende Umgebung zu stellen. Andere haben mehr Lust Modelle zu bauen und Landschaft zu gestalten. Zu welcher Spezies man selber gehört, sollte jeder herausfinden, bevor er eine Anlage als Lebenswerk in Angriff nimmt. Der Spruch "Eine Modellbahn wird nie fertig, und wenn, dann ist sie langweilig" stammt eindeutig von einem Modellbauer. Der könnte auch Schiffe oder Flugzeuge bauen. Von einer betriebsintensiven Modellbahnanlage sollte er die Finger lassen. Es gibt gute/schöne Beispiele für Anlagen, die extra so gebaut wurden, dass die Züge nur durch die Landschaft fahren. Bahnhöfe stören bei solchen Anlagen nur und wurden deshalb konsequent weitgehend vermieden. Gegenbeispiel ist das bis ins Kleinste detaillierte BW als Ort um die eigene Loksammlung zu zeigen. Auf einer Ausstellung habe ich mal so eine Anlage gesehen (und es wurde Betrieb darauf gemacht!).
Aber auch, wenn einer weiß, dass er einmal auf einer großen Anlage umfangreichen Betrieb abwickeln will, ist es motivierender klein anzufangen. Ein tollen Beispiel dafür ist Craig Bisgeiers Housatonic RR. Craig hat Großes geplant, aber schnell erkannt, dass der Berg zu groß ist. Also hat er mit einem Bahnhof angefangen und dann die Strecke nach und nach erweitert. Aber alles was er baut (mit seinen Mitmachern) hat seinen Platz in der großen Anlage. Und der Betrieb wächst mit. Es gibt also kein "plötzliches Erwachen".
Es ist eben wichtig, sich über die eigenen Wünsche klar zu werden und dann hat auch die "Platte", auf der zweigleisig im Kreis und eingleisig abgezweigt wird, ihren Sinn. Aber eben nur als Mittel um sich selbst zu finden und zu entwickeln.
Alle, die hier im Forum aktiv sind, sollten dieses Stadium bereits hinter sich gelassen haben.
Etwas sehr wichtiges hat Sebastian geschrieben: Je vorbildgerechter der Betrieb abgewickelt wird, desto mehr Zeit nimmt er in Anspruch und desto größer wird die Anlage in virtueller Hinsicht. Dafür muss man aber wissen, wie es geht.
Rainer
Rainers Aussagen kann ich in jeder Hinsicht zustimmen. Dabei kommt allerdings die Frage auf, weshalb diese Methode, innerhalb des Modellbahnhobbys seinen Weg zu finden, in den einschlägigen (deutschen) Modellbahnzeitschriften und -büchern kaum empfohlen wird. Vielleicht liegt es daran, dass ein solcher, systemtisch vorgehender Modellbahner aus Sicht der Modellbahnindustrie kein optimaler Kunde ist.
Zitat von Rainer
Ein tollen Beispiel dafür ist Craig Bisgeiers Housatonic RR. Craig hat Großes geplant, aber schnell erkannt, dass der Berg zu groß ist. Also hat er mit einem Bahnhof angefangen und dann die Strecke nach und nach erweitert. Aber alles was er baut (mit seinen Mitmachern) hat seinen Platz in der großen Anlage. Und der Betrieb wächst mit.
Eine wirklich schöne Anlage mit einem überzeugenden Betriebskonzept.
In Antwort auf:
Je vorbildgerechter der Betrieb abgewickelt wird, desto mehr Zeit nimmt er in Anspruch und desto größer wird die Anlage in virtueller Hinsicht. Dafür muss man aber wissen, wie es geht.
Und daran hapert es leider oft. Unter vielen Modellbahnern gehört es mittlerweile zum guten Ton, fast jedes Ventil an einer Dampflok zu kennen, ein Blockfeld hingehen ist für die meisten schwarze Magie.
Jörn
Zitat
windbergbahn schrieb:
Dass ich Fahrplanbetrieb mache, ist wohl ebenfalls landesweit bekannt, doch Otto zweifelt im E-Buch wie folgt: Die zentrale Frage lautet: Wie händelt ein einzelner Modellbahner eine Anlage mit einer zweigleisigen Hauptstrecke und einer eingleisigen Nebenbahn?" Otto, es geht! Ich habe auch nur allzu selten eine kundige Mannschaft zur Seite (...) Deshalb habe ich mich schon früh von solcherlei Mumpitz wie zeitgeraffte "Modellbahnuhren" etc. verabschiedet. Bei mir rückt die Uhr weiter, wenn die dazugehörige Zugfahrt abgeschlossen ist.
Beim Nachdenken über diesen Beitrag ist mir aufgegangen: Betrieb nach Fahrplan (aber ohne Uhr) ist DIE Lösung, um eine Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn "doch noch" sinnvoll zu betreiben. Der Fahrplan hilft, keine Zugfahrten zu vergessen.
Ich will damit nicht das Konzept "Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn" propagieren. Ich meine nur: Es gibt Hoffnung für alle, die eine solche haben!
Danke windbergbahn!
Felix
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