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Warum ausgerechnet Modellbahn?
Ja, warum ausgerechnet Modell-Bahn?
Der Redakteur Bruno Kalberer von der schweizerischen Zeitschrift LOKI stellt diese Frage in seinem Editorial zur Ausgabe 4/16. Er hat selber schon Flugzeug-, Schiffs- und Automodellbau betrieben und ist dabei, wie er schreibt, voll auf seine Kosten gekommen. Und dennoch hat es ihn immer wieder zurück zur Modell-Eisenbahn gezogen. Was hat diese Modellbausparte, was die anderen nicht haben?
Sein Fazit ist einigermaßen überraschend: In den nicht bahnbezogenen Modellbausparten konnte er auf vielerlei Weise erfolgreich sein, aber in die Flugzeuge, Autos und Schiffe nicht seine Gefühle, seine eigene Geschichte, seine Seele hineinpacken. Bei der Modellbahn geht das. Nicht in die Fahrzeuge natürlich, aber in die Anlage(n). Da finden die (Wunsch-)Träume, die Erinnerungen, die Nostalgien Platz, da kann der Modellbahner Geschichten inszenieren, die etwas mit ihm zu tun haben.
Zuerst fand ich das, was Bruno Kalberer da schreibt, einigermaßen befremdlich, aber dann machte es klick und ich habe etwas verstanden. Zumindest glaube ich verstanden zu haben, wieso so zahlreiche Anlagen, die man in der Fachpresse und auf Ausstellungen sieht, so Vieles enthalten, was absolut nichts mit dem Thema Eisenbahn zu tun hat, und wieso es gerade diese eisenbahnfremden Dinge sind, die immer wieder als Hingucker benannt und beweihräuchert werden. Ein eindrucksvolles Beispiel findet sich gleich im selben Loki-Heft: die letzte Folge eines großen Artikels von Helge Scholz über die Anlage St. Floritz, die natürlich den Wintersportort St. Moritz zum Thema hat. Da gibt es allein vier komplette Seiten ausschließlich über das Geschehen an der Bobrennbahn. Von Eisenbahn keine Spur. Möglicherweise zeigen sich da die wirklichen Interessen des Anlagenerbauers, den wir immer für einen Modellbahnnarren gehalten haben. Wer weiß?
Die Erfinder und Erbauer des Miniatur-Wunderlandes in Hamburg haben das, glaube ich, von Anfang an verstanden. Wiewohl es dort viel Modellbahn zu sehen gibt, keine Frage, stellt der einigermaßen objektiv schauende Betrachter bald fest, dass sie im Gesamtszenario eher eine untergeordnete, allenfalls verbindende Rolle spielt. Da punkten ganz andere Dinge in der Zuschauergunst: das Seeschiff, das durch ein Gewässer mit echtem Tidenhub fährt, das Fußballstadion mit tausenden von Zuschauern und - Gipfel des Realismus - vierzig Dixitoiletten oder der breit angelegte Autobahnabschnitt in den Vereinigten Staaten. Mit Unfall natürlich. Da müsste ich das brennende Schloss auf Bergeshöh, zu dem ein Feuerwehrauto mit Blaulicht und Martinshorn hinaufrast, eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Der Leser hat schon verstanden.
Bruno Kalberer geht in seinem Fazit noch weiter. Das Modellbahnzimmer, so befindet er, wird durch dieses Einbringen von Ego und Seele zu einem ebenso öffentlichen wie intimen Raum, indem der Modellbahner sich offenbart: Seht, so bin ich wirklich! Kalberers Schlusswort zitiere ich wörtlich: „Und das ist doch großes Theater. Befreiender, künstlerischer Exhibitionismus.“
Wenn dem so ist, dann darf jetzt das große Vermuten und Interpretieren losgehen. Was verrät ein Modellbahner über sich, der den Urinierenden (von Noch) auf seine Anlage stellt oder dessen rote und gelbe Tulpen im Schrebergarten die Schulterhöhe des Gärtners erreichen? Was will uns der Anlagenerbauer sagen, der am Alpenrand ein Rotlichtviertel mit leicht geschürzten Damen nachbildet oder ein Seeufer mit vollbusigen Nackedeis? Ich muss mich grad bremsen und die weiteren Beispiele, die mir so vor dem inneren Auge flimmern, lieber weglassen und besser mal bei mir selber gucken, wie jeder Therapeut mir anraten würde.
OK, sei's drum. Was mag es ausdrücken, wenn ich auf meiner Anlage die typischen Harzer Vorkriegsindustrien platziere wie Forstwirtschaft, Sägewerk, Gießerei und mehrere Steinbrüche? Oder dass ich versuche, große menschenleere Wälder darzustellen? Eben, wird mancher sagen: ein seelenloser Technokrat mit Harztick.
Ob es da hilft, wenn ich schnell hinzufüge, dass eines Morgens die Mutter Füllgrabe vom Oberförster erwischt wird, als sie gerade mit schwarz gesammeltem Brennholz aus dem Wald zurückkommt? Oder dass die Arbeiter der Wagnerei ein Schwätzchen halten? Oder dass die Schlufter Rentnergang voll abhebt, als der Bürgermeister seinen neuen Mercedes bekommt?
Vermutlich reicht das nicht. Sicher wäre es besser, wenn die drei Dorfstrategen, die man mal hier, mal dort beim Fachsimpeln sieht, alle zehn Sekunden die Bierflaschen an den Hals setzen würden oder einer der Steinbrucharbeiter im hölzernen Dixi-Vorläufer bei offener Tür auf dem Donnerbalken sitzt – und dergleichen mehr.
Zum Schluss noch ein kleines Geheimnis hinter vorgehaltener Hand: Dass am Kaufmannsladen in Schluft kurzzeitig mal ein Kondomautomat hing, war nicht meine Idee. Den hatte einer der BAE-Mitmacher heimlich da hingehängt als ich gerade Kaffee kochen war. Bleibt noch die tiefenpsychologische Frage, ob die Tatsache, dass er das heimlich tun musste, eher etwas über ihn oder über mich aussagt. Fotografiert hat er seinen Akt, sonst wüsste ich es ja nicht.
Eins sollte klar geworden sein: Wo Bruno Kalberer Recht hat, hat er Recht. Wo sieht man auf Modellschiffen einen Urinierenden? Wo einen Modellpiloten bei Whiskykippen? Und komischerweise reizt offenbar auch eine Carrera-Rennbahn nicht dazu, einen Biergarten oder einen Campingplatz mit rhythmisch wackelndem Zelt aufzustellen. Nee, nee, das ist alles nix gegen eine Modellbahnanlage. Deswegen brauchen wir uns auch um den Fortbestand dieser Modellsparte keine Sorgen zu machen.
OOK.
Der Herr Kalberer meint also, die Modellbahn(anlage) sei ein guter Ort der Selbstdarstellung, besser als jedes andere Modellhobby. Einverstanden. Irgendwie öffnet mir das die Augen. Was bedeutet das denn, wenn ein Modellbahner statt den Betrieb der Eisenbahn nachzustellen, den Betrieb im Biergarten oder auf dem Kirmesplatz nachstellt oder die Aktionen von Polizei und Feuerwehr? Also mir schwant da etwas …
meint
Kirmes ist ein gutes Stichwort.
Auf der Intermodellbau in Dortmund (und anderen Modellmessen natürlich auch) ist der Kirmesmodellbau ein großer eigener Bereich geworden, ein separates Hobby. Und wie ich so sehe, gibt es jede dieser wunderbaren Maschinen, die konstruiert wurden, damit Menschen übel werden kann, auch als Modell im Maßstab 1:87. In diesem Jahr zwar nicht, aber in Vorjahren bin ich auch schon mal durch diesen Bereich gewandert und habe festgestellt, dass auf all den blinkenden Kirmesdarstellungen nirgends eine Eisenbahn zu sehen war.
Anderererseits sieht man doch nicht wenige Modellbahnanlagen mit einer Kirmes. Was will uns das sagen?
Zitat von Fischkopp im Beitrag #5Da bringst du mich auf eine Idee. Ich werde eine Riesenkirmes in Braunlage "organisieren" und entsprechend viele Sonderzüge fahren lassen.
Reisezugsonderverkehre bei Großveranstaltungen
PS: Für die, die meine Anlage nicht kennen: Braunlage ist ein Fiddle-Yard. Das erspart es mir, eine reale Kirmes aufzubauen. Was sagt das über mich?
#8 RE: Warum ausgerechnet Modellbahn?
Bist Du sicher, dass in deinem Nobelviertel nicht irgendjemand illegal diesem Job nachgeht , dann hättest Du auch ein Argument, einen Polizeihaufen mit BlinkBlink à la Wunderland herumhecheln zu lassen
Helko
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