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Was ist "Animation"? - Eingrenzung des Begriffes
Der Begriff Amination stammt ursprünglich aus dem Bereich der (Zeichen-)Trickfilme, wurde aber schon vor vielen Jahren in Amerika für den Bereich Modelleisenbahn adaptiert. Die wörtliche Übersetzung des aus dem Lateinischen kommenden Wortes wäre etwa "In-Bewegung-Setzung".
Nun werden ja bei jeder Modelleisenbahn, sofern es sich nicht nur um ein Diorama handelt, die Züge in Bewegung gesetzt. Die Anlagen sind also per se animiert. Von daher bedeutet Animation im Bereich Modellbahn, wenn irgendetwas außer den Lokomotiven und Zügen selber in Bewegung gesetzt wird: ein Lokschuppentor, das sich öffnet, ein Schranke, die sich vor den herankommenden Zug schließt etc. Das sind wohl die Urmütter der Modellbahnanimation, weil genau diese beiden Funktionen z.b. bei Märklin bereits in den Fünfzigerjahren zu haben waren. Allerdings stieß die Lok das Schuppentor selber von innen auf; beim Hineinfahren fuhr sie vor der Schuppenrückwand gegen ein Blech, das mit den Torflügeln Verbindung hatte, schob es ein Stück vor sich her und zog das Tor damit zu.
Und die Bahnschranke wurde durch das Gewicht der Lok beim Überfahren des BÜ heruntergedrückt, ein bisschen spät, wie wir wissen, aber das nahm man damals nicht tragisch.
Heute stellen wir größere Anforderungen an die Plausibilität der Animationen, aber wir haben ja auch viel mehr technische Möglichkeiten. Darüber würde ich gern mit euch diskutieren.
Iain Rice spricht vom "pillar of salt syndrome": Der Zug fährt, alles andere ist zur Salzsäule erstarrt. Wo wir aber gerade von NaCl reden, sollte m.E. die Animation ebenfalls sparsam eingesetzt werden, damit sich kein Jahrmarksteffekt einstellt (alles dreht sich, alles bewegt sich"). Mir persönlich ist es recht, wenn sich nur der Zug bewegt und was dazugehört (Schranken, Signale, Verladeinrichtungen etc.), der der sollte für uns der Hauptdarsteller sein.
"Händischer Verschub", wie das in Österreich hieß, oder Rangieren mit Pferden oder Ochsen, wie es früher vorkam, stößt gegenwärtig wohl noch auf große Hindernisse.
Was es zu vermeiden gilt, sind z.B. die Autos, die stehenbleiben, wenn die Schranke hochgeht, oder der Weichenhebel, der sich von Geisterhand bewegt. Neulich beschrieb jemand seine sich drehenden Sonnenblumen, aber ausgewachsene Sonnenblumen drehen sich nicht.
Solche Dinge wie im Wind sich bewegende Blätter oder Wellen auf dem Wasser können wir beim Stand der Technik nicht oder nicht mit vertretbarem Aufwand nachbilden. Andere wie der mit dem Schwanz wedelnde Hund sind vielleicht zu unauffällig, als daß sich der Aufwand lohnt.
Herbert
Im Mittelpuffer 43 hatten wir einen Bericht über "Schumanns Animationen". Es ging um die 1:32 Spreewaldbahn-Schauanlage von Volkmar Schumann.
Wiewohl er viel Wert auf vorbildgetreuen Nachbau der Fahrzeuge und Baulichkeiten gelegt hatte, "lebte" die Anlage im Wortsinn von den vielfältigen Animationen. Ich zitiere wörtlich aus dem MP 43: "Da gibts den Schornsteinfeger auf dem Dach, der seine kugelbeschwerte Bürste auf und niedergehen lässt, die Drehorgel, deren Kurbel gedreht wird und das tanzende Paar dazu, die drei Arbeiter, die mit der Pickhacke den Boden aufhacken, die Dreschmaschine, deren gepresste Strohballen rhythmisch vorrücken, die Frau, die mit dem Kinderwagen vorübergeht und die beiden Männer, denen sie - ganz wörtlich - den Kopf verdreht, das betriebsfähige Kohleförderband, die Planierraupe in Aktion bis hin zur Kuh, die beim Melken mit dem Schwanz wedelt."
Die Frau mit dem Kinderwagen ist an den beiden Männern vorbei"gegangen" und deren Köpfe haben sich entsprechend gedreht.
Durch eine Trick sieht es so aus, als kämen immer neue Strohballen aus der Dreschmaschine und würden ruckweise das Förderband hinauf bewegt. Es sind aber immer die gleichen Ballen.
So, das mal als konkrete Diskussionsanlage.
Animatioin kann aber auch etwas anderes sein, als dinge zu bewegen. Denn "lebendig" wird eine anlage ja auch durch Vogelgezwitscher, Zugansagen ("Wir danken für Ihr Verständnis.") oder Martinshörner.
Bitte beachten: in diesem Thread geht es um die Abgrenzung des Begriffes Animation. Wer etwas über Sinn und Unsinn bestimmter Animationen schreiben will, möge bitte ein neues Thema eröffnen.
#4 RE: Was ist "Animation"?
Wo beginnt Animation? Im Grunde schon bei Lichteffekten, denn die haben zunächst mal mit dem sich bewegenden Zug nichts zu tun - der Zug fährt ja auch ohne beleuchtete Spitzenlichter. Es folgen innen beleuchtete Wagen, die einst in Finsternis versanken, sobald der Zug auf einem Bahnhof hielt. Signale, BÜ-Rotlichter, Ausleuchtung der Gleisanlagen, Straßen und Gebäude - na ja, ein Birnchen mittendrin, dessen Abglanz durch die Wände schien...
Das sind m.E. die ersten Stadien einer Animation, die ja auch schon seit der Urzeit der Modellbahnindustrie "handelsüblich" sind. Von Außenstehenden werden sie meiner Erfahrung nach als erstes wahrgenommen. Bewegliches erschließt sich demjenigen, der sich zu etwas vertiefter Betrachtung der Anlage herabläßt.
Tag und Nacht zu simulieren war schon vor Jahrzehnten ein Anliegen, an das Wetter hat sich kaum einer herangetraut. Schon die Verwirklichung einer glaubhaften Winterszenerie ist ja bekanntermaßen nicht ganz einfach.
Schon die Frage, ob man Personenwagen mit Figuren besetzen soll, ist umstritten, eine abgestellte Garnitur führt diese Art des Detailreichtums ad absurdum. In gleicher Weise unglaubhaft wirken Straßenfahrzeuge ohne Insassen, sofern sie am "fließenden" Verkehr teilnehmen. Dass ein derart vor einer Schranke platziertes Auto nach der Durchfahrt des Zuges stehen bleibt, ist keine contradictio in adiecto, sondern einfach doppelt blöd.
Vielleicht mag der Gedanke trösten, dass man jeden Blick auf die Anlage als absolute "Momentaufnahme" auffassen kann, damit die Peripherie jenseits des Zuges der zwangsweisen "Veränderungssperre" nicht so verletzend deutlich anheimfällt.
Das Absurde an den nicht beweglichen Autos, Figuren, etc. ist aber nur dadurch zu minimieren, dass man diese Dekorationsobjekte äusserst sparsam "einstreut".
#5 RE: Was ist "Animation"? - unsortierte Gedanken
#6 RE: Was ist "Animation"? - unsortierte Gedanken
Wenn es um die reine Abgrenzung geht, was animationstechnisch machbar ist und was Animation auf der Modellbahn ist, sind heutzutage technisch kaum noch Grenzen aufzeigbar, soweit der/die/das animierte Teil mit dem Untergrund verbunden ist. Ab dem Volumen eines VW-Busses in HO gilt selbst das nur noch begrenzt. Da gilt als Grenze mehr der Preis, den ich für den Aufwand zu bezahlen bereit bin. Die Medizintechnik bietet da hinsichtlich der Mechanik sensationelle Möglichkeiten. Steuerungstechnisch gibt es auch kaum noch Grenzen. Irgendein Versandhändler bietet gerade ein HO-Feuerwehrfahrzeug mit Funkfernsteuerung an. Der Haken ist für mich der Preis in Höhe von 209.--€.
Animation auf der Modellbahn ist für mich da abgrenzbar, wo es um Glaubwürdigkeit geht. Eine Animation um der Animation willen, die keinen Bezug zur momentanen Situation hat und das Geschehen nicht erkennbar zu einem Abschluß bringt, ist nicht glaubwürdig. Als Beispiel soll mir der Ladekran dienen, der immer wieder aus einem fixierten Waggon eine Kiste holt, sie in einen ebenfalls fixierten LKW lädt und anschließend umgekehrt.
#7 RE: Was ist "Animation"? - unsortierte Gedanken
Zitat von wjk
Eine Animation um der Animation willen, die keinen Bezug zur momentanen Situation hat und das Geschehen nicht erkennbar zu einem Abschluß bringt, ist nicht glaubwürdig. Als Beispiel soll mir der Ladekran dienen, der immer wieder aus einem fixierten Waggon eine Kiste holt, sie in einen ebenfalls fixierten LKW lädt und anschließend umgekehrt.
Ja, Wolfgang, das kann ich so teilen. Aber: was wäre, wenn weder Waggon noch LKW so fixiert daher kämen, wie Du es schilderst? Dass man schienengebundene Fahrzeuge auf unseren Anlagen bewegen kann, versteht sich von selbst, und auch das (ruckfreie?) Fahren der Gummikonkurrenz stellt heutzutage kein ernsthaftes bastlerisches Hindernis mehr dar.
Irgendwo (Miba Spezial vor gefühlten 120 Jahren?) war mal zu sehen, wie ein ehrgeiziger Mensch in Halbnull LKW auf die 'Rollende Landstraße' fahren ließ. Da meine Kenntnisse über Halbnull mittlerweile nicht mal mehr Halbwissen sind bitte ich um Nachsicht: ich könnte nicht mal mehr sagen, ob es sich um eine technische Verfeinerung des Car-Systems handelte oder gar um RC-gesteuerte Herpa-Trucks.
Ich spinne den Gedanken aber mal weiter: wenn diese Animation gelingt, wie sähe es dann aus, wenn die gerade entladenen LKW sich dann auf der Straße durch Unmengen von "liegengebliebenen" Kfz entlangschlängeln müssten, nur weil es für die Animation/Simulation von richtigem (d.h. scheinbar chaotischem) Straßenverkehr derzeit u. wahrscheinlich auch zukünftig kein realisierbares Steuerprogramm gibt?
Eigentlich würde dieser Beitrag in den Thread 'Sinn und Unsinn..' gehören - ich wollte nur mal Wolfgangs Gedanken aufgreifen.
Gruß
Michael
Liebe Grüße aus Ostwestfalen!
Michael
http://kleinbahn-spur0.jimdo.com/
http://kleinbahnfreund.jimdo.com/
Zitat von Michael Sterna
Ja, Wolfgang, das kann ich so teilen. Aber: was wäre, wenn weder Waggon noch LKW so fixiert daher kämen, wie Du es schilderst? Dass man schienengebundene Fahrzeuge auf unseren Anlagen bewegen kann, versteht sich von selbst, und auch das (ruckfreie?) Fahren der Gummikonkurrenz stellt heutzutage kein ernsthaftes bastlerisches Hindernis mehr dar.
Irgendwo (Miba Spezial vor gefühlten 120 Jahren?) war mal zu sehen, wie ein ehrgeiziger Mensch in Halbnull LKW auf die 'Rollende Landstraße' fahren ließ. Da meine Kenntnisse über Halbnull mittlerweile nicht mal mehr Halbwissen sind bitte ich um Nachsicht: ich könnte nicht mal mehr sagen, ob es sich um eine technische Verfeinerung des Car-Systems handelte oder gar um RC-gesteuerte Herpa-Trucks.
Ich spinne den Gedanken aber mal weiter: wenn diese Animation gelingt, wie sähe es dann aus, wenn die gerade entladenen LKW sich dann auf der Straße durch Unmengen von "liegengebliebenen" Kfz entlangschlängeln müssten, nur weil es für die Animation/Simulation von richtigem (d.h. scheinbar chaotischem) Straßenverkehr derzeit u. wahrscheinlich auch zukünftig kein realisierbares Steuerprogramm gibt?
Eigentlich würde dieser Beitrag in den Thread 'Sinn und Unsinn..' gehören - ich wollte nur mal Wolfgangs Gedanken aufgreifen.
Gruß
Michael
Wegen meiner Probleme mit der Abgrenzung der beiden thematisch so nahe beieinander liegenden Threads, habe ich dieses eine (häufiger zu findende) Beispiel zur Verdeutlichung genommen.
Um Michaels Gedanken aufzugreifen. Es gibt die Verladung nach dem Faller-Car-System für die rollende Landstraße. Das scheint auch zu funktionieren. Von der Thematik her würde es sogar passen. Es muß schließlich keine sichtbare Endlosschleife sein. Wenn dann keine "störenden Dauerparker" auf der Straße zu finden sind, kann auch abfließender Verkehr sinnvoll dargestellt werden. Sicher läßt sich damit ebenso der kommende LKW , der verladende und der wegfahrende unter dem Ladekran darstellen. Aber das ist die Situation, in der die Animation konsequent zu Ende geführt wird. Und darauf kommt es bei glaubwürdiger Animation an.
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