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Betriebspionier Hugo Schwilch gestorben
#1 Betriebspionier Hugo Schwilch gestorben

Mitte April verstarb Hugo Schwilch im Alter von 89 Jahren in Domat/Ems (Graubünden). Wem der Name gerade nichts sagt, der möge doch schnell im Blauen Buch im Kapitel "Designtrumpf Spirale" ab S. 100 nachschauen, da findet er dann den Gleisplan des ersten Abschnittes der "Holzheimerbahn", wie Hugo Schwilch seine H0-Anlage nannte. Hier die Variante, die ich seinerzeit für Hp1 2/82 zeichnete:
Klar ist das eine Spaghettischüssel, aber es ist point-to-point! Keine Kreisfahrerei möglich. Mit dieser eingleisigen Strecke vom schattigen Fiddle-Yard zu einem Endbahnhof in den Bergen war Hugo Schwilch seiner Zeit weit voraus. Heute kaum vorstellbar, dass er dieses moderne Konzept schon Mitte der Vierziger (!) plante und 1949 mit dem Bau begann.
Nun ist es ein typisches Schicksal von Menschen, die der Zeit voraus sind, dass sie auf Unverständnis stoßen und gelegentlich auch als Spinner angesehen werden. So in etwa ging es ihm im MEC der benachbarten Kantonshauptstadt. Und erst recht folgt niemand ihren wegweisenden Ideen. Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis diese Ideen bei den Modellbahnern ankamen.
Konzeption und Gleisplan sind aber nur das eine, Hugo Schwilch hat schon in den 1970er Jahren Betrieb nach Fahrplan und mit systematisiertem Güterverkehr durchgeführt. Ich hatte das Glück, gerade in der Zeit, als sich die Idee der FREMO-Gründung in meinem Kopf breit machte, im Schweizerischen Eisenbahn-Amateur auf einen Artikel von Hugo Schwilch zu stoßen, in dem er seine Ideen darlegte. Ich war fasziniert und suchte den Kontakt. Der kam schnell zustande und es entstand eine lange währende Freundschaft.
Zur Gründung des FREMO konnte er aus dienstlichen Gründen nicht nach Nienburg/W. kommen, aber er trat als einer der ersten bei. Daher betrachte ich persönlich ihn als Gründungsmitglied. Später hat er bei diversen Jahrestagungen des FREMO Fachvorträge gehalten.
Die Schwilchs wohnten direkt an der Rhätischen Bahn, der Gartenzaun verlief längs der zweigleisigen Strecke zwischen Chur und Reichenau-Tamins. Dort im Garten sitzend konnte man Züge schauen ohne Ende. Aber Hugo baute nicht die RhB nach sondern die SBB. 1949 eine H0m-Anlage zu beginnen wäre ja wohl auch jenseits jeglicher Vorstellung gewesen. Aber mich lockte er in RhB-Lande und ihm verdanke ich die Entdeckung von Bergün als Urlaubsort über zweieinhalb Jahrzehnte.
Nun ist dieser Pionier von uns gegangen. Die Wirkung seiner Ideen hat sich erst spät entfalten können, und ich bin stolz darauf, dass ich dazu in den frühen Hp1-Ausgaben beitragen durfte. Ich werde Hugo als einen wichtigen Vordenker und Vormacher und als lieben Freund in Erinnerung behalten.
Schaut mal auf seine Website, solange sie noch da ist:
http://holzheimerbahn.cortesi.ch/index.htm

Ja, sehr schade.
Vor vielen Jahren habe ich in irgendeiner Modellbahnzeitung (Miba?), auf jeden Fall noch vor der Verbreitung des Internets, einen Bericht über die Anlage gelesen. Beim ersten Überfliegen dachte ich noch, warum sind die Gleise nicht länger geplant worden und die Rechteckform sah etwas arg nach Spielbahner aus. Dann habe ich etwas genauer gelesen und war fasziniert vom Selbstbau und hielt die Anlage nun für den Auslauf eines Modellbauers. Die Bemerkungen über den Betrieb ließen mich dann den Artikel zu Ende lesen, aber es blieben doch Fragen offen. Dann habe ich die Anlage vergessen.
Vor etwa 10 Jahren hat mich die Recherche im Netz zum Thema Modellbetrieb dann auf seine Homepage geführt. Ich habe seine Ideen mit viel Interesse gelesen und besonders die Bedarfsermittlung per Zufall fand ich gut. Dadurch kamen mir Fragen in den Sinn, die meine Vorstellungen zum Thema vorbildorientierter Betrieb deutlich beeinflusst haben.

Moin,
beeindruckend.
Der (Gleis-)Plan kam mir bekannt vor, der Rest eher nicht.
Es ist also möglich, eine Anlage über viele Jahrzehnte zu entwickeln und zu erweitern und zu betreiben. Jedenfalls, sofern das Konzept stimmig ist.
Hoffentlich kommt die Anlage in gute Hände!
Viele Grüße,
Johann
#4 RE: Betriebspionier Hugo Schwilch gestorben


Hugos Anlage wies noch ein paar Besonderheiten auf. Er war modellbahnerisch "groß geworden" mit dem schon vor dem Krieg erschienenen TRIX-Express-Handbuch 1:90. Das nahm er wörtlich und baute die Anlage konsequent im Maßstab 1:90. Als sich dann 1:87 durchsetzte, stand er mit diesem Maßstab allein auf weiter Flur und musste nun wirklich alles selber bauen, auch die Triebfahrzeuge.
Auch eine Erbe des TRIX-Express-Handbuches waren seine Bahnhofsbezeichnungen. In den Beispielanlagen im Handbuch hießen die Bahnhöfe Holzheim, Steindorf, Pappstadt etc. Die übernahm er der Einfachheit halber, so ziemlich die einzige Stelle, wo ich mit ihm nicht konform war.
Erwähnenswert ist noch Hugos Fahrleitung. Die war natürlich auch totaler Eigenbau: 0,3mm Fahr- und Tragseil, federnd verspannt und Strom führend. Hinreißend anzuschauen.
Eine Eigenentwickung war auch die Kupplung, deren Haken von unten eingriff, ähnlich der LGB-Kupplung. Dem Zeitgeist entsprechend war Hand anlegen beim entkuppeln nicht denkbar. Da Hugo aber sehr rangierintensiven Betrieb machte, musste an zahlreichen Stellen entkuppelt werden. Daher montierte er eine extrem hohe Zahl von Entkupplungsmagneten unter den Gleisen, fast flächendeckend. Um den jeweils richtigen Magneten zu aktivieren, gab es einen in Planquadrate aufgeteilen Anlagenplan, und er wusste dann: jetzt muss ich den Entkuppler M 12 drücken etc.
Er betrieb die Anlage ja stets selbst und allein, da durfte es halt allenthalben proprietäre Lösungen geben.

Hallo,
ich kannte ihn mehr vom Sehen auf Fremo-Veranstaltungen, und leider habe ich seine Anlage nie kennengelernt und nur in den Gazetten bewundert. Das Trix-Express-Handbuch hat auch mich und sicher auch noch viele andere auf den richtigen Weg gebracht, namentlich die virtuelle Anlage "333 Trix-Minuten", von der Hugo Schwilch sich die Bahnhofsnamen ausgeborgt hatte. Jahrzehnte später mag man über dieses Buch die Nase rümpfen, aber als es mir Anfang der siebziger Jahre in einer Nachkriegsausgabe in die Hände fiel, machte es mir schlagartig klar, dass eine Modelleisenbahn die Nachbildung eines Transportsystems ist.
Die automatische Kupplung war schon wegen der Fahrleitung eine Notwendigkeit, die wohl das technisch machbare war zu einer Zeit, als es im Modellbahnladen dafür gestanztes Blech gab (so sah es jedenfalls aus), das in den Kurven gebogen wurde (die 0,3 mm wären beim Fahrdraht in Baugröße 0 übrigens maßstäblich).
Mit seinem Konzept und der Ausführung war er seiner Zeit voraus, was ihm wohl nicht nur Freunde eingetragen hat. Aber wo wären wir heute, wenn uns nicht immer jemand zeigen würde, wie es besser geht?
Herbert

Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen. Leider war mir diese Anlage bisher völlig unbekannt.
Ich nehme das zum Anlass, in diesem Forum einen Thread vorzuschlagen, der Links zu Anlagen mit Vorbildcharakter enthält.
Gruß
Hans
mein Video-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCzNi2p1SkNYVxc1_1mJJhhA

Noch eine kleine Spezialität von Hugo:
Auf dem Gleisplan des ersten Teils der Anlage, den ich hier nochmals zeige, sieht man gestrichelt die unterirdischen Gleise, also den Zugspeicher. Der war aber mehr als simpler Schattenbahnhof, sondern auch nach heutiger Lesart ein Fiddle-Yard.
Nur: Hugos Anlage stand unter einer Dachschräge und war von der Rückseite her nicht erreichbar (jedoch für Wartungsarbeiten vorziehbar). Deshalb musste auch der F-Y fernbedient sein. Hugo hatte auch ihn mit zahlreichen Entkupplungsmagneten bestückt und konnte daher von der Anlagenvorderkante aus rangieren. Am Ende des Ausziehgleises war dazu ein Loch in der Landschaft, durch das man die ganzen Schattenanlagen einsehen konnte. Wenn man vor der Anlage stand, bemerkte man dieses Loch nicht.
Ich habe mehrmals als Zaungast feststellen können, dasss das alles reibungslos funktionierte.

Auf der BAE-Seite findet man auf der Unterseite "Andere Anlagen" auch die Holzheinerbahn. Hier der Direktlink:
https://bae-ook.jimdo.com/andere-anlagen...zheimerbahn-h0/
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