Prototype free-lancing im Selketal

04.11.2020 18:31 (zuletzt bearbeitet: 04.11.2020 18:32)
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#1 Prototype free-lancing im Selketal
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OOK

Der Bahnhof Mägdesprung der Selktalbahn ist bei allen Freunden der Harzbahnen sehr bekannt und beliebt. Seine drei durchgebundenen Gleise beschreiben einen engen Bogen von ca. 75°, was ihn auch besonders für Modellbahnanlagen interessant macht. Er hat nur einen Pferdefuß. Für betriebs- und rangierversessene Modellbahner bietet er außer einem kleinen Stumpfleis an der Rampe und dem Güterschuppen nichts.
Dabei lagen einige Betriebe der Schwerindustrie fast in Sichtweite des Bahnhofes - ohne Gleisanschluss, kaum zu fassen.
Aber die Phantasie des Modellbahners kann nicht nur Berge versetzen, sondern auch Gleisanschlüsse legen, wo nie welche waren.

Der das in großem Stile am Beispiel Mägdesprung gemacht hat und immer noch macht, ist noch nicht einmal Modellbahner, sondern nur ein besonders tief schürfender Harzbahnfreund: Volker Dehnke.
Im Harz- und Harzbahnforum hat er einen Strang "Was wäre wenn...?" eröffnete und betreibt dort eine professionelle Planung, wie man die Industriebetriebe im Mägdesprung an den Bahnhof anschließen könnte, und das in dem stark profilierten Gelände, wo alles auf verschiedenen Höhen liegt.
Das müsst ihr euch anschauen! Das ist im Wortsinn vorbildlich. Und schreit geradezu nach modellbahnerischer Umsetzung.
Hier der Direktlinkt in den Forumsstrang: http://115518.homepagemodules.de/t4193f1...ere-wenn-3.html

Nicht unerwähnt bleiben soll die großartige Illustrierung der Überlegungen mit Karten und historischen Fotos. Gerade heute gab es diesen herrlichen GmP zu sehen:



Gruß

Otto

OOK
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04.11.2020 21:20 (zuletzt bearbeitet: 04.11.2020 21:22)
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#2 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Hi Otto,

natürlich ist das eine schöne intellektuelle Übung. Bleibt jedoch die Frage, warum es eben zum Gleisanschluss nicht reichte. Wir hatten das Thema (der Diskussion über die notwendige Größen von Anschließern) hier schon öfter, Hassenröder und Rothaus poppen da bei mir sofort hoch. Na gut, mittelgroße Brauereien halt, aber hier reden wir ja von (kleiner, denke ich mal) Schwerindustrie - ich bin also einstweilen unzufrieden,

Reiner


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05.11.2020 08:28
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#3 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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OOK

Hallo Reiner,
wir sprechen hier über eine Schmalspurbahn, die z.B. Gleisanschlüsse an eine pyrotechnische Firma hatte, an eine Faßfabrik, an mehrere Kohlenhändler, an diverse Steinbrüche et. etc., die alle ein wesentlich geringeres Fraschtsufkommen hatten, als hier denstasnden wäre.
Der Anschluss der Mägdesprunger Schwerindustrie hätte die GHE gezwungen, neue Fahrzeuge zu beschaffen und den gesamten Betrieb zu erweitern. Dazu hatte sie möglichweise keine Lust, so seltsam das klingen mag.

Bei meinen Forschungen über die Harzbahnen sah ich auch Briefwechsel der Harzquerbahn mit diversen Firmen, die einen Gleisanschluss beantragt hatten, und die NWE lehnte wiederholt ab, Paradebeispiel die Papierfabrik in Ilfeld, die erst zu Reichsbahnzeiten einen Gleisanschluss bekam und dann mit aufgebockten Regelspurwagen bedient wurde.

Dieser Aspekt, dass der evtl. Anschluss zwar durchaus lohnen würde, die Bahngesellschasft ihn aber dennoch nicht wollte, ist wohl bisher noch nicht beachtet worden.
Interessanterweise haben wir das heute wieder, dass DB Cargo bei Firmen vorspricht, die einen hohen täglichen Wagenladungsverkehr haben, und anfragen, ob sie ihre Wagen nicht mit einer anderen Firma befördern könnten.

Gruß

Otto

OOK
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05.11.2020 10:00 (zuletzt bearbeitet: 05.11.2020 10:04)
#4 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Zitat von OOK im Beitrag #3
Hallo Reiner,
... neue Fahrzeuge zu beschaffen und den gesamten Betrieb zu erweitern. Dazu hatte sie möglichweise keine Lust, so seltsam das klingen mag.


... und vor allem wohl kein Geld. Soweit ich's verstehe (lasse mich aber gern korrigieren), waren diese Bahnen waren ja von Anbeginn an i.d.R. Verlustgeschäfte; die Aktionäre waren v.a. die Kommunen und ein paar größere Versender, daneben ein paar Honoratioren*, die damit ein wenig "Goodwill" zeigten; und möglichst bald, hofften alle, würde der Staat alles übernehmen. Später war eine Erweiterung dann beliebig schwierig, weil die genannten nicht noch mehr Geld nachschießen wollten, d.h., die neuen Versender hätten wohl zur Kasse gebeten werden müssen; für's Gleis waren sie evtl. noch bereit zu zahlen - aber für eine weitere Lok und weiteres Personal, weitere Betriebsgleise? Da hätte der Umsatzzuwachs schon hoch sein müssen, meine ich ...

* Unter meinen Vorfahren gibt's zwar m.W. keine Eisenbahnaktionäre, aber immerhin Aktionäre von lokalen Sesselbahnen+Schiliften, als in den 1960ern die Wintersportinfrastruktur in den österreichischen Bergen aufgebaut wurde. Da war das genauso: Eher Verlustgeschäft, in den besten Zeiten minimale "nominelle" Ausschüttungen; als Investition witzlos, aber als Arzt des ganzen Tales hatte mein Großvater eben seinen Beitrag zu leisten - das wurde erwartet. Die Gewinne machten die Pensionen und Hotels und "alle", durch steigende Löhne und neue Arbeitsplätze - was ja ok und praktisch Sinn der Sache war, bei Schiliften wie bei Lokalbahnen.

H.M.


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05.11.2020 11:24 (zuletzt bearbeitet: 05.11.2020 11:26)
#5 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Zitat von hmmueller im Beitrag #4
Die Gewinne machten die Pensionen und Hotels und "alle", durch steigende Löhne und neue Arbeitsplätze

Und Dein Großvater, der die Pistenraudis wieder zusammenflicken durfte


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05.11.2020 12:21
#6 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Sehr OT:
- das war Serienabfertigung, hat meine Mutter erzählt, die beim Eingipsen assistieren durfte - keine Sicherheitsbindungen, keine Sturzhelme, teils selbergeleimte Holzbrettln, das Ergebnis kann man sich vorstellen. An den Krankenkassentarifen wird er nicht reich geworden sein, aber u.a. die Engländer, die damals überall einfielen, ließen schon einiges an Geld liegen ...
/OT

H.M.


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07.11.2020 21:17
avatar  HFy
#7 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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HFy

Dazu fällt mir ein, daß es an der Strecke Düren-Heimbach einmal acht Papierfabriken gab (heute fünf) und eine chemische Fabrik. Nur drei Fabriken hatten einen Gleisanschluß, von denen heute noch einer in Betrieb ist. Die anderen nutzten den örtlichen Güterschuppen und die Ladestraße; ich erinnere mich noch an vierachsige Fährbootwagen mit finnischer Zellulose. Eine der Fabriken nahm vor einigen Jahren einen Anlauf für einen Gleisanschluß, der aber an den heute üblichen Problemen scheiterte.
Herbert


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17.12.2020 08:27
#8 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Hallo zusammen,

Ein Beispiel der Schwerindustrie ohne eigenen Gleisanschluss sind die Eisenwerke Brühl. Bis in die heutige Zeit führt dies dazu, dass in Brühl Gbf umgeladen wird und dazu sogar der Güterschuppen noch in Nutzung ist.

Zitat von OOK im Beitrag #3


Dieser Aspekt, dass der evtl. Anschluss zwar durchaus lohnen würde, die Bahngesellschasft ihn aber dennoch nicht wollte, ist wohl bisher noch nicht beachtet worden.
Interessanterweise haben wir das heute wieder, dass DB Cargo bei Firmen vorspricht, die einen hohen täglichen Wagenladungsverkehr haben, und anfragen, ob sie ihre Wagen nicht mit einer anderen Firma befördern könnten.

Gruß

Otto




Ist das aktuell noch so? Ich meine dass Frau Nikutta (von der BVG kommend) nun endlich die richtigen Impulse für mehr Verkehr auf der Schiene setzt. Leider läuft dieses Jahr zum 31.12. das Gleisanschlussförderprogramm der Bundesregierung aus...
Mal sehen was der Herr Be Scheuer t wieder aus dem Hut zaubert.

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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09.01.2021 22:11 (zuletzt bearbeitet: 09.01.2021 22:12)
avatar  Gilpin
#9 RE: Prototype free-lancing im Selketal
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Hi @Kai-Nils,

ich weiß nicht, ob mir die Apple-Karten ein vernünftiges Ergebnis zu dem GS geliefert haben. Aber da geht es um eine Lkw-Fahrzeit von fünf Minuten, nehmen wir mal realistische zehn Minuten, alles andere liegt bei der Bahn AG. Man sollte annehmen, dass es ihr Interesse ist, so einen Kunden zu halten und nicht, ihn loszuwerden. Sollte... Und dennoch: ein Gleisanschluss dürfte gar nicht so schwierig zu realisieren sein, wenn nicht über den benachbarten Acker, dann über den Parkplatz (von dem ich nicht weiß wem er gehören mag). Haben die von Dir beschriebenen

Zitat von cargonaut im Beitrag #8
richtigen Impulse für mehr Verkehr auf der Schiene
eigentlich zur Berufung eines aktiven Vertriebes geführt, der bestenfalls an der Gewinnung von Neukunden gemessen wird? (Ob wiedergewonnene Altkunden nur halb zählen sollten oder doppelt, kann ich gerade nicht einschätzen.)

Andererseits: zumindest um Renault-Nissan zu beliefern braucht es ja nur den werkseigenen Kugelstoß-Club.

Industrien, die nicht direkt Güterwagen beladen, sondern den GS, die Ladestraße oder was immer nutzen, sind potenziell ein eigenes Modellbahnthema. Immerhin braucht es nur einen oder zwei Lkw mit dem Firmenlogo auf dem Kofferaufbau oder der Plane, um sie "darzustellen". Schön, dass Du ein Beispiel der Epoche 6 aufgezeigt hast!

Dir auch ein wenig Schnee, gerade so viel, dass kein Schleudern auftritt,
Reiner


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