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Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
#1 Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Hi alle Mit(!)denker,
Im Beitrag zu Waldrich Siegen ist (#1, als Link) ein Kartenausschnitt abgebildet, der neben dem Gleisanschluss eine Straßenbahnstrecke zeigt. So weit ich das verstanden habe, gab es bei der Siegener Kreisbahn, konkret der ESE, wirklich Streckenteile, auf denen Straßenbahnfahrzeuge verkehren durften: “Die ESE gestattete … der SKrb die Durchführung der Straßenbahnwagen auf ihren Gleisen bis Eintracht, was nach Einbau einer Verbindungsweiche an der Abzweigung Koblenzer Straße/Wilhelmstraße ab 27. November 1904 möglich war.“ (Wolff, Deutsche Klein- und Privatbahnen, Bd. 4, Freiburg: EK 1997, S. 348) Da wartet interessante Lektüre auf mich!
Aber: ich wollte mal fragen, wo so etwas sonst vorkam – Mischverkehr Eisenbahn-Straßenbahn, einfach weil ich es beeindruckend finde. Wie ich so darüber grübelte, kam mir eine Idee: Offenbach! Dort durfte die Industriebahn für ein kurzes Stück die Gleise der Straßenbahn mit nutzen (die dort als Eisenbahngleis mit offenem Schotterbett ausgeführt waren). Nachdem man sich auf diese Komplikation eingelassen hatte, gestaltete man die Strecke genau für diesen knappen Kilometer eingleisig!
Und: natürlich gibt es das „Karlsruher Modell“… Da hatte ich ein paar Bilder zum Thema, aber die sind verschwunden.
Also: wo gibt es solchen Mischbetrieb noch?
Grüße aus dem Home Office,
Reiner
Die Badnerbahn war ja teils Überlandstraßenbahn, teils Eisenbahn mit Güterverkehr - sodass sie wegen der unterschiedlichen Radreifenprofile als erste Bahn in Österreich mit beweglichen Herzstücken experimentierte, soviel ich mich erinnere. Davor war das dort - und auch bei anderen Beispielen, wie Du sie aufzählst - ein größeres Problem, bzw. man lebte mit gröberem Verschleiß an den Herzstückspitzen, bzw. man beschränkte die Geschwindigkeit der "falschen Radsatzfahrzeuge" (ich denke, der Güterwagen) ziemlich stark.
H.M.
#3 RE: Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Schuur ihr Jonge,
da gab es so eineige Betriebe, teils Regelspur, teils Schmalspur, teilweise sogar im Strassenplanum nur mit Güterverkehr ganz ohne Strassenbahn. Insbesondere im Sauerland wird man da fündig.
Ich werde da in den nächsten Tagen hier was dazu schreiben.
#4 RE: Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Zitat von Gilpin im Beitrag #1
Also: wo gibt es solchen Mischbetrieb noch?
Da habe ich auch ein Beispiel, an dem ich sogar beruflich beteiligt war: Region Chemnitz. Das ging zur Jahrtausendwende los mit der Strecke Altchemnitz - Stollberg (Sa); da gab es einen Mischbetrieb BoStrab/EBO unter 750 V-Fahrdraht, später (ca. 2016) kamen auf weiteren BoStrab/EBO-Strecken Zweikraftfahrzeuge mit Diesel/Fahrdraht dazu. Alles auf Normalspur.
Zu der ersten Phase ("Chemnitzer Modell") kann ich demnächst über die spezifischen Probleme und Eigenschaften etwas mehr bringen.
Mit Hp1-Gruß - Helmut
Moin Reiner,
tolles Thema, das Du hier anschneidest.
Spontan fällt mir folgendes ein:
- Kleinbahn Loh-Hatzfeld, aber da wird sich sicher hier noch jemand mit mehr Ahnung zu äußern
- Flensburger Kreisbahn, das Teilstück Flensburg - Glücksburg war zwischen 1925 und 1934 elektrifiziert und wurde von der ebenfalls meterspurigen Straßenbahn mitbenutzt.
- Berlin Spandau, die Linie 120 der Berliner Straßenbahn benutzte von 1923 bis 1945 die Strecke der Osthavelländischen Kreisbahn von Spandau Richtung Bötzow mit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Spandau-We...orfer_Kleinbahn
- In den Bremer Überseehäfen existierte von 2006 bis 2019 ein sehr besonderer Mischbetrieb: Das Anschlußgleis zum Kellog's-Werk am Weserufer wurde eine neuerbaute Straßenbahnlinie
miteinbezogen. Dabei handelt es sich um eine mehrere hundert Meter lange Gleisverschlingung. Technisch gesehen also kein Mischbetrieb, aber man teilt sich immerhin das
Lichtraumprofil:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...542#msg-8184542
@Reiner, magst Du nochmal kurz die Situation in Offenbach genauer erläutern? Ich habe da irgendwie keine genauere Beschreibung des Mischbetriebs gefunden. INteressant wäre auch, von wann bis wann diese Situation bestand.
Gruß
Alex
#6 RE: Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Schuur ihr Jonge,
die im Stadtplan zu sehende "Strassenbahnstrecke" ist die Hainer Zweiglinie der Eisern-Siegener Eisenbahn. Strassenbahn gab es da nur über einen relativ kurzen Zeitraum von 1948 bis 1956 als Linie 4 Siegen - Kaan Marienborn.
Davor wurde spärlicher Personenverkehr mit Dampfloks abgewickelt, danach fuhren Dieselbusse als "4" vom Bahnhof Siegen nach Kann-Marienborn, die aber den Ortsteil über den ESE-Endbahnhof hinaus deutlich besser erschlossen.
#7 RE: Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Das gibt es heute noch in und um Köln.
Die heutige Strablinie 7 geht zurück auf die Köln-Frechen Benzelrather Eisenbahn. Im Abschnitt Köln Stadtwald- Frechen findet Mischbetrieb als Eisenbahnstrecke nach EBO statt.
Im Bereich der Linie 18 ehemalige Köln-Bonner Eisenbahn findet dieser Mischbetrieb noch zwischen Brühl-Vochem und Hürth Hermühlheim statt.
Auf der Linie 16 im Bereich Bf Wesseling Stadtbahn und auf der sogenannten Querbahn von Wesseling nach Brühl Vochem. Übrigens mein Avatar ist auf der Querbahn bei der Überführung ins Bw Brühl Vochem entstanden.
Im Bereich Köln Niehl gibt es auch Mischbetrieb im Bereich der Fordwerke
Nachtrag:
In Köln Poll gibt es noch eine nicht minder spannende Kreuzung zwischen Strab und Hafenbahn Deutz. Diese ist allerdings durch Immobilienprojekte im Hochpreissegment angezählt.
Viele Grüße
Kai-Nils
#8 RE: Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn
Hi Kai-Nils,
könntest Du die Bemerkung zu den Ford-Werken näher ausführen? weil ich schon lange vermute, dass diese Stelle modellbahnerisch sehr viel hergäbe. für die detaillierte Auflistung!
Fernsehen macht schlau: heute kam in Eisenbahnromantik ein Beitrag über die Strausberger Eisenbahn. Dort gab es einerseits Schienenprofile nach Eisenbahngepflogenheiten, andererseits Straßenbahnfahrzeuge mit einem Mischprofil der Radsätze!
Fortsetzung folgt,
Reiner
N'Abend,
just heute gab es Bilder von der Deutzer Hafenbahn, mit Kreuzung:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,9668303
Aber wenn ich die Situation am Niehler Fordwerk richtig entsinne, gibt es dort zwar viele Kreuzungen zwischen Agl und Strab, aber kein Gleis mit Mischbetrieb.
Hab ich etwas übersehen?
Gruß
Alex
#10 Mischbetrieb Straßenbahn/Eisenbahn: Beispiel OF
Hi Alex,
meine "Anlage" in dem Link erscheint mir mittlerweile sehr naiv! Aber ich nehme noch einmal einen Ausschnitt her um die fragliche Situation zu beschreiben:
Die Straßenbahnlinie 27 kommt (in rot) von Norden aus der Innenstadt zweigleisig bis zu der Kreuzung, knapp davor wird sie eingleisig. Normalerweise wartet sie einfach auf den entgegenkommenden Zug. (Ein einfaches Signal sichert das Ganze.) Sie fährt in den folgenden Abschnitt ein, bis kurzzeitig zwei Triebwagen in der Kehrschleife sind, aber der dort wartende sammelt Fahrgäste ein und fährt los. An der Kreuzung mobilisiert er quasi einen wartenden Triebwagen.
Normalerweise bedient morgens und nachmittags ein Zug die blaue Strecke, kreuzt also die Straßenbahn auf der Hin- und Rückfahrt.
Extrem selten muss aber das Anschlussgleis "Ex Zementwerk" bedient werden. Später hatten die Stadtwerke hier eine Art Lager für Split (auch in Offenbach gibt's einen Winter, und wenn nicht, kann man ja trotzdem das Zeug verstreuen), Sand und Ölfässer oder was-weiß-ich eingerichtet. Dann schob (?) eine Lok (V36 in der typischen Offenbacher Bemalung hellgrau mit oranger Diagonale z.B.) einen Waggon über die Verbindungskurve und die anschließende Strecke in das Anschlussgleis. Die eingleisige Strecke von der Kreuzung bis zur Kehrschleife war nicht mit Rillenschienen ausgeführt, sondern mit normalen Eisenbahnschienen. Inwieweit sich die Lok mit ihrem Wagen dort einschloss weiss ich nicht. Auf keinen Fall wartete die Straßenbahn, bis die Lok zurückfuhr!
Ich hoffe, das hat die Szene etwas erhellt,
Reiner (und Edith)
Moin Reiner,
danke für Deine ausführliche Antwort, und auch für die Erläuterung von "Ex"-Zementwerk.
Wo hast Du diese Infos eigentlich alle her? Die Karten und Online-Enzyklopädie-Einträge sowohl zur Straßen- als auch Industriebahn schweigen sich zu dieser doch ungewöhnlichen Betriebssituation vollkommen aus...
Gruß
Alex
#12 RE: Mischbetrieb Region Chemnitz
Hallo Forumer, in den 90er Jahren hat meine damalige Firma (erst ADtranz, dann Bombardier) den Fahrzeugtyp Variobahn erprobt und für den Chemnitzer Verkehrsbetrieb CVAG in Serie geliefert. Die 100 % niederflurigen Fahrzeuge haben sich bewährt; deshalb entstand in der Region der Wunsch, das Nahverkehrsnetz ins Umland auszudehnen. Dazu wurde als Zweig des Verkehrsbetriebs die City-Bahn-Gesellschaft gegründet, die sich mit diesem Vorhaben ("Chemnitzer Modell") befassen sollte.
Zunächst wurde ein Pilotprojekt in Angriff genommen; auf der vorhandenen Vollbahn-Nebenstrecke von Chemnitz nach Stollberg (Sachsen) sollte ein von der Stadtbahn abgeleitetes Fahrzeug den Personenverkehr abwickeln und dabei das innerstädtische normalspurige Straßenbahnnetz mitbenutzen können. Das für den Mischbetrieb vorgesehene eingleisige Streckenstück ist etwa 16 km lang; es soll auch weiterhin durch Vollbahn-Güterzüge ("diskriminierungsfrei") befahren werden können.
In einer Studie (in den 90er Jahren) wurden drei mögliche Lösungswege untersucht:
1. Zweikraft-Fahrzeuge
Es wurde untersucht, ob sich auf der Basis des Variobahn-Stadtbahnfahrzeugs ein Fahrzeug mit zusätzlichem Diesel/Generator-Aggregat bilden ließe, das auf der Bahnstrecke die notwendige elektrische Energie liefern sollte. Dabei hat sich bald herausgestellt, dass das mit vertretbarem Aufwand nicht möglich war, so dass diese Lösung für diesen Zeitpunkt ausgeschlossen wurde.
Zehn Jahre später konnte Vossloh ein geeignetes Fahrzeug vorstellen, das heute auf den östlichen Netzerweiterungen tatsächlich eingesetzt wird.
2. Der "Moppel"
Unter dieser scherzhaften Arbeitsbezeichnung haben wir ein fahrbares Generator/Diesel-Aggregat angedacht, das an der Systemtrennstelle positioniert und bei Bedarf an ein rein elektrisches Stadtbahnfahrzeug angekoppelt werden sollte, um die Energieversorgung auf der Bahnstrecke sicherzustellen. Die Idee schien zuerst aussichtsreich, allerdings lagen die Probleme im Detail, beispielsweise wäre eine relativ aufwendige Bremsanlage notwendig geworden, um die erforderlichen Bremswege zu erreichen.
3. Fahrdraht
Für diese Möglichkeit gab es in Deutschland schon ausgeführte Beispiele. Der Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass der Aufwand an den Fahrzeugen nicht sehr hoch ist, allerdings mussten weitere Unterwerke erstellt werden. Diese Lösung wurde von den Chemnitzer Verkehrs-Fachleuten schließlich ausgewählt. Die etwas verschlissene Bahnstrecke musste sowieso überarbeitet werden, da konnte die Oberleitung gleich mitgebaut werden. Im Winter 2002 war es soweit, der Betrieb konnte noch vor Weihnachten eröffnet werden. Dieser Zeitpunkt fiel mit meiner Pensionierung zusammen, so dass ich die ersten Fahrten gerade noch miterleben konnte.
Beide_0498.jpg
Das Bild zeigt links das EBO-fähige City-Bahn-Fahrzeug, rechts die "normale" Variobahn in der Stadtbahnausführung.
Das Hauptproblem beim Mischbetrieb ist das Radreifenprofil. Ein Eisenbahnrad ist 135 mm breit, es hat unten abgerundete vergleichsweise breite Spurkränze. Das typische Straßenbahn-Rad ist mit 75 mm deutlich schmaler, die Spurkränze sind auch schmaler und unten abgeflacht, weil das Rad in bestimmten Situationen (zB im Herzstück) auf den Spurkränzen fährt. Damit hängt die geometrische Ausbildung der Weichen-Herzstücke zusammen. Bei uns Modellbahnern gibt es den Wert "Spurkranzinnenmaß", der für die Spurführung in Weichenbereichen wichtig ist. Beim Vorbild heißt dieses Maß "Rückflächenabstand" und ist für die Spurführung essentiell. Leider ergeben sich aus den verschiedenen Rad-Geometrien unterschiedliche Werte für Vollbahn- und Straßenbahnfahrzeuge. Dadurch muss der Abstand zwischen Herzstückspitze und Führungsfläche der Radlenker auch unterschiedlich sein! Die Differenz ist 10 mm, also nicht vernachlässigbar. Das ist ein Dilemma, das auf den ersten Blick unlösbar scheint.
Allerdings kommt uns da ein Umstand entgegen, nämlich die Höhe der Radlenker. Bei Straßenbahnen fluchtet die Oberkante mit der Schienenoberkante, weil die Radlenker nicht über das Straßenplanum herausstehen dürfen. Bei der Bahn dürfen die Führungsflächen höher liegen (sie werden dadurch größer und weniger verschleißanfällig).
Dieser Umstand ermöglicht die Realisierung eines "Kompromiss-Radprofils", das sowohl auf EBO- als auch auf BOStrab-Gleisen eine sichere Spurführung erlaubt:
Radprofil.jpg
Der Trick liegt in der Stufe auf der Innenseite des Rades, die mit der EBO-Führungsfläche des Radlenkers korrespondiert, und die bei Abnutzung der Radlauffläche und des Spurkranzes weiter nach unten wandert. Die Sache hat aber einen Nachteil: Die Führungsfläche ist gegenüber dem EBO-Rad viel kleiner und begünstigt den Verschleiß zwischen Rad und Radlenker. Die Kompromiss-Radsätze und die Radlenker müssen deshalb häufiger überprüft und gegebenenfalls ausgewechselt werden.
Dieser Nachteil kann abgemildert werden, wenn man die Anzahl der Radlenker im Mischbetriebs-Bereich reduziert. Bei der City-Bahn wurde das bei der Überarbeitung der Strecke an vielen Stellen realisiert:
HzSt_0441.jpg
Weichen mit stellbaren Herzstücken haben keine Radlenker!
Das nächste Bild zeigt eine reine BOStrab-Weiche (die von EBO-Fahrteugen nicht befahrbar ist):
Str-W_0436.jpg
Deutlich zu erkennen ist das Rillen-Herzstück, die Spurkränze laufen in den Rillen auf. Die Radlenker sind nicht höher als die SOK und sind 10 mm näher an der Schiene.
Auf dem nächsten Bild ist eine Besonderheit abgebildet, die allerdings nicht leicht zu erkennen ist:
EinfW_0491.jpg
Es handelt sich um die Einfädelungsweiche in das EBO-Gleis. Am Fahrdraht ist zu sehen, dass die Straßenbahn immer den geraden Zweig befährt, während der gebogene Zweig ausschließlich von EBO-Fahrzegen benutzt wird. Die Radlenker können hier unterschiedlich ausgeführt werden: Rechts in BOStrab-Geometrie, links nach EBO!
Ein weiteres maßgebliches Problem beim Mischbetrieb betrifft die unterschiedliche Rahmensteifigkeit von 1500 kN gegenüber nur maximal 600 kN bei der BOStrab.
Da hatten wir eine Diskussion mit dem Eisenbahn-Bundesamt. Wir konnten darlegen, dass ein BOStrab-Fahrzeug eine vielfach höhere Bremsverzögerung entwickeln kann (aus 80 km/h weniger als 100 m), und dass dadurch bei einem streckentypischen Bremsweg von 400 m eine vielfach geringere Aufstoß-Gefahr besteht.
Danach wurde die Strecken-Signaltechnnik auf 400 m Bremsweg ausgelegt, die City-Bahn-Fahrzeuge dürfen 80 km/h fahren, für EBO-Fahrzeuge gilt eine wesentlich strengere Geschwindigkeitsbegrenzung.
Bei einer Testfahrt im Bahnhof Neukirchen-Klaffenbach:
CityB_0470.jpg
Alle weiteren Anpassungen betrafen die Fahrzeugtechnik.
Die Höchstgeschwindigkeit wurde von 70 km/h auf 80 km/h hochgesetzt, das bedeutete einen Stromrichter einer höheren Leistungsklasse und einen verstärkten Bremswiderstand. Es will auf den ersten Blick nicht einleuchten, aber eine Gefällebremsung mit 80 km/h erfordert gegenüber 70 km/h eine deutlich höhere Bremsleistung! Auf den Bremswiderstand musste auch deshalb genauer geachtet werden, weil die Fahrzeuge im Frühbetrieb möglicherweise allein auf einem Einspeiseabschnitt bremsen; dann kann die Bremsenergie nicht von einem anderen Fahrzeug aufgenommen werden und muss verbraten werden.
Das Fahrzeug wurde mit einer Zugsicherung (Indusi) PZB I60R ausgerüstet, bekam ein zusätzliches Signalhorn und eine bahnübliche Zugfunkanlage.
Die EBO-typischen Bedienelemente wurden auf einem zusätzlichen Pult (am rechten Bildrand) zusammengefasst, das BOStrab-Bedienfeld blieb unverändert:
Pult_0489.jpg
Kurz vor meine Ausscheiden aus dem Berufsleben gab es noch eine Abschiedsfahrt (mit kleiner Feier); da durfte ich mich auch mal auf dem Fahrersitz fotografieren lassen:
Absch_0435.jpg
Mit Hp1-Gruß - Helmut
Hi Helmut,
vielen Dank für den umfangreichen und außerordentlich kenntnisreichen Beitrag!
Ich vermute, dass bei der Strausberger Eisenbahn (!) die Straßenbahn-Fahrzeuge ein ähnliches Kompromissprofil, wie Du es gezeichnet hast, aufweisen. (Als Museumsbetrieb findet der Güterverkehr ja immer noch statt.) Schwieriger ist die Situation in Offenbach (gewesen): vermutlich waren die zwei Weichen so ähnlich konstruiert wie in Deinem Bild 4. Auch hier fuhren die Straßenbahnen immer geradeaus, die Eisenbahn"züge" in die Abzweigung.
Wieder 'was gelernt!
Mit freundlichem Gruß,
Reiner
#14 RE: Mischbetrieb Region Chemnitz
Hi Alle,
ich habe mittlerweile noch einen "Karten-"Ausschnitt gefunden - scrollen bis zum dritten Beitrag -, der genau die fragliche Situation in Offenbach illustriert:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,8627988
Für die Ausweiche vor dem Zementwerk scheint mir die Quellenlage etwas zweifelhaft. Die starke Kurve bei Mayer + Schmidt ist tatsächlich eine Deutschlandkurve - die krakelige Ergänzung um weitere 90 Grad könnte stimmen. Und ähnlich wie bei Waldrich Siegen gab es eine werkseigene Lok, um die (zuletzt äußerst seltenen) Wagenabholungen vorzunehmen und die Loks der Industriebahn zu schonen. Man kann vage vermuten, dass es diese hier ist:
http://blog.wieduwilt.org/2019/04/310-in...e-in-offenbach/
Es gibt eine weitere Veröffentlichung mit Bildern der Lok im Netz - die strotzt vor Absurditäten, sodass ich sie hier nicht verlinke...
Schönen Feierabend,
Reiner
Moin alle,
spontan fielen mir noch die Kleinbahn Siegburg - Zündorf sowie natürlich die Bahnen der Stadt Monheim ein.
Zudem waren auf der Üstra-Linie 21 zwischen Pattensen und Rethen Vollbahnschienen verbaut, sodaß normale Güterwagen zugstellt werden konnten.
Die dort verkehrenden Straßenbahntriebwagen hatten allerdings auch Vollbahnräder, sodaß man zur Weiterfahrt in die Stadt auf andere Linien mit BOStrab-Fahrzeugen umsteigen musste.
Erfüllen diese Beispiele überhaupt noch unsere Definition von Mischbetrieb? Oder sind das nur Straßenbahnen mit Güterverkehr? Schwierige Abgrenzung...
Naja, gute Nacht an alle,
Alex
Hi Alex,
das ist ja ein Ding:
Zitat von Fischkopp im Beitrag #15
Zudem waren auf der Üstra-Linie 21 zwischen Pattensen und Rethen Vollbahnschienen verbaut ... Die dort verkehrenden Straßenbahntriebwagen hatten ... Vollbahnräder.
Ich würde mir da keinen Kopp machen:
Zitat von Fischkopp im Beitrag #15Eben!
Erfüllen diese Beispiele überhaupt noch unsere Definition von Mischbetrieb? Oder sind das nur Straßenbahnen mit Güterverkehr? Schwierige Abgrenzung...
Ich merke anhand der Beispiele Monheim und Siegburg-Zündorf, dass ich mal eine Gesamtschau betreiben sollte...
Schönes Wochenende,
Reiner
#17 RE: Vielleicht weitere Beispiele
... und hier kommt die Gesamtschau bei Wikipedia. Ich hätte nie gedacht, dass so ein Spezialthema dort zu finden ist und so leicht!
Ich werde nun versuchen, einige Situationen zu finden, die dort nicht gelistet sind, vor allem historische. Kriterium sind (bei 1435 mm Spurweite) Mittelpuffer auf Straßenbahnfahrzeugen, Seitenpuffer und Schraubenkupplungen bei den Güterzugloks.
Man hat ja sonst nix zu tun,
Gruß,
Reiner
#18 RE: Vielleicht weitere Beispiele
Schuur Reiner,
in dem Wiki-Artikel fehlt Siegen. Von Anfang an betrieb die Siegener Kreisbahn Güterverkehr auf der Strassenbahnlinie 1 zwischen Siegen und Buschhütten mit Elektrolokomotiven, darunter eine mächtige vierachsige Maschine.
Später fuhren die Strassenbahnen der Siegener Kreisbahn auf den Gleisen der Eisern-Siegener Eisenbahn nach Eisern (Linie 3, 1947 bis 1959) und nach Kaan-Marienborn (Linie 4, 1948 bis 1956).
Hi Hartmut,
nicht nur die ESE fehlt dort! Deshalb blättere ich eine ganz bestimmte Buchreihe durch - das dauert aber, weil ich immer wieder hängen bleibe an anderen schönen Dingen.
Künstlerpech: ich hatte wunderbare Fotos der Albtal-Verkehrsgesellschaft, Triebwagen und veritable Dieselloks. Ich hab' sie gelöscht: Bedienfehler mit neuem iPhone.
Kommt Zeit kommt Rat,
Reiner
#20 RE: Weitere Beispiele - ganz bestimmt!
Zitat von Fischkopp im Beitrag #15
Moin alle,
spontan fielen mir noch die Kleinbahn Siegburg - Zündorf sowie natürlich die Bahnen der Stadt Monheim ein.
Insbesondere im Bereich des Restverkehrs der ehemaligen Kleinbahn Siegburg- Zündorf auf dem Rumpfnetz Troisdorf West- Lülsdorf der heutigen RSVG ist genau das (Wiederaufnahme des Strabverkehrs) nun wieder intensiv in der Diskussion. Da das Strassennetz den MIV in den Stosszeiten nicht mehr fassen kann. Das schwierige daran ist aber der Widerstand in Mondorf, denen Autos scheinbar lieber sind als SPNV. Welche die Rolle die RSVG als Busgesellschaft mit SGV spielt ist mir noch nicht klar. Immerhin wird durch öffentliche Mittel deren Infrastruktur gesichert. In Troisdorf Sieglar gibt es auch eine spektakuläre Streckenführung...
Viele Grüße aus dem verregneten Rheinland
Kai-Nils
Hallo Mitdenker,
nun treibt mich noch eine Frage um:
In Situationen wie Offenbach oder Bremen, wo ein Anschlußgleis ein Stück Strab-Strecke mitbenutzt, oder in Frankfurt Seckbach, wo ein Stammgleis schrankengesichert die Straßenbahn kreuzt, wer hat da Vorfahrt? Die Straßenbahn, weil sie keine Verspätungen einfahren soll? Oder die Eisenbahn, weil die ja an Straßenkreuzungen immer Vorfahrt hat?
Gab es eventuell BOStrab-Signale, die vom Eisenbahnpersonal vor der Einfahrt in den gemeinsam genutzten Abschnitt auf Halt gestellt wurden?
Vielleicht hat ja jemand ne Idee, oder auch ne Quelle zum Nachlesen, wer weiß.
Gruß
Alex
#22 RE: Frage zur Vorrangregelung
Boa Eij,
da wirfst Du eine Frage auf! Ich weiß von einer einfachen Signalisierung an den beiden Einfahrten der Straßenbahn in die eingleisige Strecke. Ob es für die extrem seltenen Einfahrten der Industriebahn eine eigene Signalisierung gab, weiß ich nicht.
In einer Abbildung in Michael Hofmann, Thorsten Reinicke: Der Offenbacher Nahverkehr, Stendal: Verlag Dirk Eindisch, 2010 sieht man (S. 172) die "27" an der Kreuzung mit der Industriebahn auf Einfahrt warten - einen tüchtigen Stau verursachend. S. 171 unten und S. 172 oben zeigen die Lage des Gleises zum ehem. Zementwerk an: man sieht die Andreaskreuze. Aber die offen in Seitenlage der Straße verlaufenden Gleise sind gut zu erkennen.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen,
Gruß, Reiner und Edith
Die von mir ins Spiel gebrachte Kreuzung zwischen der KVB Strab und der Deutzer Hafenbahn ist HGK seitig mit Lichtsperrsignalen gesichert. Strabmässig vermutlich mit Strab Signal.
Gruß Kai-Nils
Moin moin,
ich hab hier noch ein Beispiel aus Heilbronn gefunden:
http://www.gleistreff.de/Heilbronn.htm
Nicht nur haben wir hier eine Gleisverschlingung zwischen Anschlußgleis und Stadtbahngleis, auch gibt es nochmal schöne Bilder von den von Helmut so ausführlich erläuterten Herzstücken, und ebenso finden sich Bilder von den Signalanlagen und den entsprechenden Hinweisschildern.
Gruß
Alex
Hi Alle,
ich habe doch noch einen Betrieb anzubieten, der solcherlei Mischbetrieb durchführt. Die Straßenbahn nach Karlsruher Modell:
Und zum "richtigen" Eisenbahn-Betrieb - die Szene ist der Bahnübergang im Hintergrund des vorherigen Bildes:
Das Ganze "spielt" in Ettlingen.
Ich habe etwas ganz anderes gesucht und wurde plötzlich in Fotos fündig...
Schöne Woche,
Reiner
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