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"Praxis des Modellbahnbetriebes"
Eigentlich haben wir ja ein extra Unterforum, das so heißt. Aber hier steht der Begriff in Anführungszeichen. Hier muss ich nämlich etwas Sarkastisches loswerden.
Gestern war ich mit Stefan2 bei der Selfkantbahn, wo auch gerade die EXPO der ArGe Schmalspur stattfindet. Erfreulicherweise trafen wir dort auch Nico2 und Herbert vom BAE-Club. Erst beim zweiten Rundgang durch die Anlagen wurde ich auf ein kleines Modularrangement aufmerksam, das sich durch seine geringe Höhe und seinem kleinen Maßstab bis dahin meiner Aufmerksamkeit entzogen hatte: ein Stück Mittelbadische Eisenbahn (MEG) von Lichtenau-Ulm bis zu einem Nachbarbahnhof, dessen Namen ich nicht erinnere, und zwar in H0m.
Und was stelle ich nun fest: der Bahnhof Lichtenau-Ulm wunderschön gestaltet mit speziell nach Vorbild gebauten Gebäuden etc, alles sehr realistisch. Die ca. 1,5m "lange" Strecke endete in einem ebenfalls gut durchgestalteten Bahnhof mit Umsetzgleis, und diversen Nebengleisen. Alles gut und schön.
Als ich herantrat, fuhr in Lichtenau-Ulm gerade ein Personenzug aus, bestehend aus dem bekannten zweiachsigen MEG-Triebwagen und einem angehängten GG, ein Motiv, das mir von vielen MEG-Bildern bekannt ist. Also auch dies sehr realistisch.
Der Bediener,, offenbar Mitglied eines MEC in dem Ort, dessen Bahnhof dargestellt wird, saß zurückgelehnt vor dem Bahnhof Lichtenau-Ulm in einem bequemen Chefsessel und steuerte das Zügle mittels Handregler. Nun kam der hübsche Zug im Nachbarbahnhof an, der zwar nicht in der Realität, wohl aber in der Ausstellungssituation Endbahnhof war. Da der Bediener sich nicht aus seinem Sessel erhob, dachte ich, es gäbe eine von seinem Handregler aus bedienbare Entkupplungsmimik, und er könne den ganzen Vorgang des Umsetzens von dort aus steuern.
Dem war nicht so. Es gab eine viel simplere Methode, den Zug zu wenden: den Drehknopf des Handreglers einfach andersherum zu drehen und den Zug rückwärts, also geschoben, wieder nach Lichtenau-Ulm zurückkehren zu lassen. Da muss man erstmal drauf kommen.
Ungläubig stauend verharrte ich am besagtem realistisch gestalteten Arrangement und wurde noch dreimal Zeuge der Hin- und Herfahrt dieses sehr realistischen MEG-Zuges. Dann erst sah ich, welche Wirkung diese standardisierte Betriebsabwicklung auf den Bediener hatte: er wirkte kein bisschen gestresst.
Er wirkte unendlich gelangweilt.
Zitat von OOK
Er wirkte unendlich gelangweilt.
Kein Wunder, die Idee des Einfachbetriebs wurde nicht konsequent umgesetzt.
Für ein paar Euro eine Pendelzugsteuerung und der Bediener hätte problemlos die Ausstellung genießen und nur noch ab und zu nach dem rechten schauen müssen.
Der Ausstellungsbetrieb, speziell Auf- und Abbau könnte noch weiter vereinfacht werden.
Einfach daheim die Anlage filmen und dann auf der Ausstellung nur noch DVD-Player und Bildschirm aufbauen und der Film als Endlosschleife.
Beides mit Kabeln gesichert und noch ein paar Prospekte dazu.
Dann sind auch Transport und Beschädigungen von Modulen und der Verlust von Material kein Thema mehr.
Stefan
Genialer Vorschlag, den man noch weiter entwickeln könnte. Bei künftigen Modellbahnausstellungen obliegt es der Messegesellschaft, eine ausreiche Zahl von DVD-Abspielgeräten mit mögl. großem Monitor bereit zu halten, die in Reih und Glied aufgestellt werden. Die "Aussteller" bleiben allesamt zuhause, senden lediglich ihre DVDs ein. Das wäre gut für die Umweltbilanz.
#4 RE: "Praxis des Modellbahnbetriebes"
Nach dem armchair-Modellbahner sind wir nun dabei, den armchair-Ausstellungsbesucher zu erfinden.
Und es wäre das Ende der typischen Atmosphäre einer solchen Ausstellung.... aber eine konsequente Fortentwicklung alle mal...
Das Ende wäre dann wohl in dieser "simulierten" Ausstellung simulierte Anlagen ala Eisenbahn.exe "auszustellen"..
Für mich ein schauderhafter Gedanke und aus meiner Sicht die falsche Nutzung der technischen Möglichkeiten... *brrr*
es grüßt mit Gänsehaut bei diesen Gedanken
der Jim
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