Faktor begrenztes eigenes Geschick

15.12.2013 21:54
#1 Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Da ich kein Board gesehen habe, in das mir dieses Thema zu passen schien, habe ich es hier eröffnet. Wenn es woanders hingehört, bitte verschieben.

Was mich beschäftigt, ist die Frage, ob vorbildorientierter Modellbahnbetrieb auch auf Anlagen möglich ist, die nicht sehr großes Geschick für Bau und Gestaltung erfordern. Bitte jetzt nicht lachen - ich meine diese Frage durchaus ernst.
Im blauen Buch sind ja lauter Anlagen abgebildet, die perfekt gebaut und gestaltet sind. Nun gibt es aber auch Modellbahner (ich selbstgehöre da dazu), die Anlagen in der in den Zeitschriften gezeigten Qualität nicht bauen können. Und da ich jetzt seit etwa 30 Jahren Modellbahner bin, wird da auch nicht mehr viel mehr Geschick kommen, fürchte ich. Trotzdem bin ich seit etwa 10 Jahren sehr an einem vorbildorientierten Betrieb in Eurem Sinne interessiert.

Damit es etwas konkreter wird, führe ich mal einige Einschränkungen auf, die ich bei mir selbst feststellen musste (die Erkenntnis habe ich mit jeweils einer unvollendet abgebrochenen Anlage pro Einschränklung bezahlt):
- In der HOe sind sind die Wagen so leicht und die Abstände so klein, dass ich beim Entkuppeln mit dem Löffel eigentlich fast immer den Wagen mit aus dem Gleis hebe. In HO (Regelspur) passiert mir das nicht. Folgerung: ich kann keine Anlage in Baugrößen und Spurweiten kleiner als HO Regelspur betreiben.
- Ich bin nicht in der Lage, Segmentkästen so präzise miteinander zu verbinden, dass in der Baugröße HOe die Züge von einem Segment auf das nächste kommen, ohne dass sich der Zug von der Lok trennt. Die Ursache ist, dass es sich um eine Bügelkupplung handelt, bei der die Lok nur einen Zapfen hat. Wenn es nun zu kleinsten Höhenunterschieden im Bereich weniger Zehntelmillimeter kommt, kippelt die Lok ganz leicht in Längsrichtung und der Bügel des Wagens springt über den Zapfen der Lok. Ich hatte hierbei starre Gleise (Geraden und Bogen) verwendet. Folgerung: bei teilbaren (segmentierten) Anlagen ist HO-Regelspur für mich die kleinste realisierbare Spurweite.
- Ich bin nicht in der Lage, ein Flexgleis im Bogen so über den Übergang zwischen zwei Segmentkästen zu verlegen und zu befestigen, dass es an der Übergangsstelle weder einen Knick noch einen Fehler in der Spurweite gibt. Folgerung: An Segmentübergängen müssen bei mir immer starre Gleise liegen.
- Meine HO-Fahrzeuge kuppeln nur auf völlig geraden Gleisen an und lassen sich auch nur auf völlig geraden Gleisen mit dem Löffeln entkuppeln, ohne dass ich sie aus den Schienen hebe. Folgerung: Alle Gleise, in denen an- oder abgekuppelt werden soll, müssen in der Geraden liegen. In der Praxis heißt das dann, dass eigentlich allenfalls die Bahnhofsköpfe in den Bogen rutschen können - zwischen den Grenzzeichen müssen alle Bahnhofsgleise gerade sein, ebenso wie Anschlussgleise an den Stellen, an denen Wagen an- oder abgekuppelt werden sollen.

Diese Punkte findet man meiner Erfahrung nach in keinem Gleisplanheft oder -buch erwähnt; aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ich der einzige bin, der mit solchen Problemen konfrontiert ist. Nachdem ich sie herausgefunden hatte, war es für mich aber recht einfach, sie bei Planungen zu berücksichtigen. Anders bei dem folgenden Punkt:
Wie im blauen Buch zu lesen (und für mich sofort einleuchtend) braucht eine Anlage eine Identität, damit der Gütertransport sinnvoll wird. Nur ist es meine Erfahrung, dass sich eine Identität der Anlage erst ab einem gewissen Level bei Gestaltung und Detaillierung einstellt. Leider liegt dieser Level jenseits meiner bastlerischen Möglichkeiten. Auch hier mal ein konkretes Beispiel: Bei meiner letzten Anlage habe ich den Bahnhof Gerstetten (Endbahnhof der Lokalbahn Amstetten-Gerstetten der Ulmer Eisenbahnfreunde) als Vorbild genommen. Den Gleisplan konnte ich übernehmen; lediglich ein Holzladegleis fügte ich an einer Stelle hinzu, an der beim Vorbild Freiraum ist. Die Gleislängen waren auch realistisch machbar (beim Vorbild ist das Hauptgleis mit sechs Donnerbüchsen schon ziemlich voll). Was aber für mich nicht machbar war, waren die Gebäude, da Gebäudeselbstbau jenseits meiner Möglichkeiten liegt. Auch den Zeichenkarton-Bausatz des EG Gerstetten habe ich mir nicht zugetraut. Also nahm ich Plastikbausätze von Nebenbahngebäuden ähnlicher Größe aus den Zubehörkatalogen. Das Ergebnis war erschreckend: Der Bahnhof hat keinerlei Identität. Das ist nicht mehr Gerstetten, sondern irgendein Endbahnhof irgendwo, irgendwann - also genau das, was im blauen Buch (in meinen Augen zu Recht!) als nicht empfehlenswert und eher nicht betriebsgeeignet beschrieben wird. Zu meiner eigenen Überraschung transportiert derGleisplan nicht die Identität des Bahnhofs.
Da es kaum irgendwo einen kompakten, betrieblich interessanten Endbahnhof geben dürfte, für den es alle Gebäude als Bausätze zu kaufen gibt, ist das ein ernstes Problem.

Was ich daher gerne diskutieren würde ist die Frage, ob Betrieb also nur der Creme der Modellbahnbastler vorbehalten bleibt, oder ob es auch für das modellbahnerische "Fussvolk" (zu dem ich mich auf jeden Fall rechne) Möglichkeiten gibt. Kann man entweder Identität auch mit anderen einfachen Mitteln erzeugen, oder geht Betrieb doch auch ohne Identität einer Anlage?

Ich vermute mal, dass ich nicht der einzige mit solchen Problemen bin, und daher eine Möglichkeit für Betrieb ohne hohe Ansprüche an das Geschick auch der weiteren Verbreitung des Betriebsgedankens dienlich wäre.

Nun hoffe ich, dass ich niemandem auf den Schlips getreten bin und freue mich auf eine Diskussion.

Viele Grüße
Rolf


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15.12.2013 22:46 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2013 22:47)
#2 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Hallo Rolf,

vorbildgerechter Betrieb geht grundsätzlich auch auf einer Sperrholzwüste!

Da ist es dann zwar nicht möglich, die Vorbildgegebenheiten mittels Gebäuden
zu "transportieren", aber mit einem Vorbildgleisplan ist vorbildgerechter
Betrieb auf den Gleisanlagen immer möglich!!

Ausserdem: So schwer ist der Kartonbausatz doch gar nicht zu bauen: Trau Dich!!
Und du wirst sehen, das es nicht so schwer ist und Du es doch hinbekommst.
Schon hast du Gleisplan UND Empfangsgebäude und mit entsprechenden Fahrzeugen
(oder passender Legende zu "Leihfahrzeugen") wird aus dem vorbildentsprechenden
Gleisplan auf einmal doch Gerstetten. Dann veränderst Du ggf. noch den Namen des
Bahnhofes in z.B. Gerstätten oder Kerstetten und schon passt auch die Legende und
niemand fragt mehr nach dem Fahrzeugeinsatz...

Grüsse aus dem Taunus
von Hartmut

Edit hat Buchstaben sortiert ;-)

Grüße vom Exilsiegerländer aus Butzbach in der Wetterau

Hartmut


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16.12.2013 00:09
#3 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Hallo,

Betrieb selber ist vollkommen unabhängig von der Ausgestaltung, das hat Hartmut ja schon geschrieben. Mal überspitzt ausgedrückt, man kann auch Betrieb nach Fahrplan und Wagenkarten mit einer Brio Eisenbahn machen. Dazu sollte man lediglich die Wagen benummern, um sie unterscheiden zu können.
Auch gibt es bei der großen Bahn Betriebsfelder zu Lehrzwecken, bei der Modellbahn durch ungestaltete Landschaften fahren, allerdings mit echter Stellwerkstechnik bedient werden. Auch dort wird Betrieb nach den Regeln der großen Eisenbahn gemacht.

Die Punkte, die du beschreibst haben eher mit unterschiedlicher Abstraktion zu tun. Bei dem Beispiel mit der Brio Bahn: wenn ich hier den Gleisplan von Gerstetten mit den gleichen Nutzlängen nachbaue, so kann ich da den Betrieb wie in 1:1 nachspielen. Die Darstellung ist aber so abstrakt, dass es leicht fällt sich drauf einzulassen.
In deinem Fall, hast du richtig erkannt, dass der Gleisplan nicht der Hauptträger für Identität ist. Die Gebäude und die Aufteilung des Umfelds dagegen wesentlich mehr. Wenn du nun den Bahnhof auch Gerstetten nennst, bildet sich vor deinem inneren Auge immer dieser Wiederspruch, welcher die Glaubwürdigkeit untergräbt.

Aus diesem Dilemma gibt es zwei Auswege, entweder der Nachbau des Vorbildes, was wie du schon geschrieben hast aus manchen Gründen scheitern kann. Die Alternative ist im englischen als "prototype Freelancing" bezeichnet. Hier befreist du dich bewusst von der zwanghaften Koppelung an ein Vorbild. Den Ansatz hat Hartmut ja schon erwähnt. Identität entsteht dort aber auch nicht einfach so. Gerade bei Gebäuden gibt es starke regionale Unterschiede, so dass du für ein Kerstetten auch gezielt württembergische Betriebsgebäude auswählen solltest.
Damit Kerstetten dann nicht in der Beliebigkeit im Irgendwo verschwimmt ist es zudem hilfreich, dir die fiktive Geschichte des Ortes aufzuzeichnen. Wenn du dich dabei am gewählten Vorbildpartner und der Region, ihrer Geschichte orientierst, entsteht irgendwann ein für dich glaubhaftes Bild, dass es diesen Ort wirklich so gegeben haben könnte.


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16.12.2013 10:04
avatar  OOK
#4 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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OOK

Zitat von Wanderer im Beitrag #1
Was mich beschäftigt, ist die Frage, ob vorbildorientierter Modellbahnbetrieb auch auf Anlagen möglich ist, die nicht sehr großes Geschick für Bau und Gestaltung erfordern.... ... Was ich daher gerne diskutieren würde ist die Frage, ob Betrieb also nur der Creme der Modellbahnbastler vorbehalten bleibt, ... oder geht Betrieb doch auch ohne Identität einer Anlage? ... Trotzdem bin ich seit etwa 10 Jahren sehr an einem vorbildorientierten Betrieb in Eurem Sinne interessiert.
Der letzte Satz erhebt dich bereits (nach unserer Lesart) in die Crème de la Crème der Modellbahner.
Deine Verquickung der Frage der Identität und des Betriebs macht mir klar, dass ich da in meinem Blauen Buch nicht deutlich genug war: Beides ist voneinander völlig unabhängig. Du kannst eine Anlage mit überzeugender Identität bauen (da gibt es zahlreiche Beispiele), auf denen ein gescheiter Betrieb nicht mal ansatzwiese möglich ist. Umgekehrt kannst du,wie tuxlover schon schrieb, auf der blanken Sperrholzplatte erstklassigen Betrieb machen,,wenn die Konzeption stimmt. Die Konzeption ist der Schlüssel zu Betrieb.

Zitat
Ich bin nicht in der Lage, ein Flexgleis im Bogen so über den Übergang zwischen zwei Segmentkästen zu verlegen und zu befestigen, dass es an der Übergangsstelle weder einen Knick noch einen Fehler in der Spurweite gibt.

Da hast du dir aber auch das härteste Problem rausgesucht. Das ist wirklich mit das Schwerste und gelingt auch mir meist nur mit mehreren Nachbesserungen.

Zitat
Wie im blauen Buch zu lesen (und für mich sofort einleuchtend) braucht eine Anlage eine Identität, damit der Gütertransport sinnvoll wird.

Steht das da? Dann habe ich mich unscharf ausgedrückt (s.o.)

Zitat
...Das Ergebnis war erschreckend: Der Bahnhof hat keinerlei Identität. Das ist nicht mehr Gerstetten, sondern irgendein Endbahnhof irgendwo, irgendwann - also genau das, was im blauen Buch (in meinen Augen zu Recht!) als nicht empfehlenswert und eher nicht betriebsgeeignet beschrieben wird. Zu meiner eigenen Überraschung transportiert der Gleisplan nicht die Identität des Bahnhofs.
Da es kaum irgendwo einen kompakten, betrieblich interessanten Endbahnhof geben dürfte, für den es alle Gebäude als Bausätze zu kaufen gibt, ist das ein ernstes Problem.

Wenn deine Möglichkeiten so eingeschränkt sind, wie du es beschreibst, dann greift tuxlovers "Kerstetten" oder, wie ich es im Blauen Buch geschrieben habe: Schluchtsee und Rehsprung. Dann müssen die Gebäude lediglich zueinander passen, nicht aber allesamt nach dem gleichen Vorbildbahnhof modelliert zu sein.
Kurz zusammengefasst, Rolf, dein Problem ist lösbar. Bleibe dran.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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16.12.2013 22:39 (zuletzt bearbeitet: 16.12.2013 22:49)
#5 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Zuerst einmal vielen Dank für die vielen aufmunternden Worte.

Eine Sache habe ich übrigens schon gemacht - das hätte ich vielleicht erwähnen sollen: Den Bahnhofsnamen abwandeln. Da ich ja ein Holzladegleis hinzugefügt hatte, schien es mir damals sinnvoll, auch den Bahnhofsnamen zu ändern. So heißt mein Gerstetten-Modell für mich schon immer Gernstetten. Allerdings habe ich es bei der Namensänderung bewenden lassen, und mir keine fiktive Geschichte dazu ausgedacht.

Weiterhin finde ich den Hinweis auf die Funktions-Modellbahnanlagen interessant, auf denen ohne jede landschaftliche Gestaltung Züge fahren, damit Leute an den Stellwerken üben können. Vor vielen Jahren hatte ich die Chance, ein paar Mal an so einer Anlage an der TU Darmstadt den Fahrdienstleiterposten an einem kleinen Endbahnhof einer Nebenstrecke mit mechanischem Stellwerk wahrzunehmen (das mechanische Stellwerk war wenig beliebt; die meisten wollten an die elektrischen und elektronischen Stellwerke der Hauptstrecke). Dort habe ich begriffen, dass Betrieb etwas anderes ist als das im Kreis fahren auf der typischen Modellbahn. Zwar wurde dort fast nicht rangiert, weil das bei der technischen Ausrüstung (viele Züge im Analogbetrieb mit abschaltbaren Abschnitten) kaum ging - nur im Endbahnhof musste die Lok umgesetzt werden. Es reichte aber doch, um mich vom "Züge kreisen lassen" zum vorbildgerechteren Betrieb zu bringen.
Das ganze auf Heimgröße herunterzuskalieren, führte dann eigentlich fast zwangsläufig in den Themenbereich Lokalbahn und betriebsmäßig vom Fahren ganzer Züge zum Zustellen einzelner Wagen. Dieser gedankliche Schritt hat bei mir zwar auch noch einige Jahre gebraucht, aber es war nur noch eine folgerichtige Entwicklung - der große Sprung weg von den kreisenden Zügen war für mich das Betriebserlebnis auf der Anlage im Signallabor der TU Darmstadt. (Und sollte ich einmal ganz viel Zeit haben und überraschenderweise auch viel geschickter werden, dann träume ich davon, für einen kleinen Endbahnhof ein funktionsfähiges mechanisches Stellwerk in verkleinertem Maßstab nachzubauen, aber natürlich so groß, dass man es richtig bedienen kann.)

So, zurück zum Thema: Ok, dann hatte ich das im blauen Buch wohl falsch verstanden. Da das Thema der Identität dort weit vorne als einer der ganz wesentlichen Punkte beschrieben wurde, war es für mich eine Vorbedingung für das weitere. Gut, jetzt habe ich verstanden, dass es auch so geht.

Und dann habe ich jetzt noch eine interessante Idee mitgenommen: Gebäude zu verwenden, die zueinander und zur gewünschten Region passen, aber nicht zu dem Gleisplan des dargestellten Bahnhofs gehören. Für mindestens zwei württembergische Bahnhöfe gibt es einen vollständigen Gebäudesatz als Bausatz, nämlich für Honau und Lichtenstein. Die Bausätze habe ich sogar rumliegen. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, diese Gebäude mit dem Gleisplan von Ger(n)stetten zu kombinieren. Interessanter Gedanke!

Wobei ich vielleicht eh nochmal viel grundsätzlicher nachdenken muss, weil ich gar keine württembergischen Fahrzeuge habe, sondern bayrische und preußische Lokal- und Nebenbahnfahrzeuge. Da in Gerstetten heutzutage eine GtL 4/4 rumsteht, ergab das in meinem Kopf aber keinen Widerspruch, weil ich es ja so kannte. Danke für den Hinweis, dass ein Widerspruch vor allem in meinem Kopf entsteht- da muss ich in Zukunft auch im umgekehrten Sinn vielmehr drauf achten, dass Dinge, die für mich gewohnt aussehen, früher eben nicht so waren. (Ausweichmöglichkeiten wären vielleicht: Bahnhof im württembergisch-bayrischen Grenzbereich oder aber Bahnhof an der Hohenzollerischen Landesbahn - können jeweils württembergisch im Baustil und Gleisplan sein, aber von anderen Fahrzeugen befahren werden).

Aber das alles gehört eigentlich thematisch gar nicht mehr in diesen Thread. Ich wollte Euch nur zeigen, dass Ihr mit Euren Anregungen bei mir etwas gedanklich in Bewegung gesetzt habt. Da ich nach einem Umzug im Moment eh keinen Platz für einen Wiederaufbau der Anlage Gernstetten habe, kann ich mich ja gedanklich ja schonmal viel tiefer mit der Konzeption befassen, wie es beim nächsten Versuch besser werden könnte.

Auf jeden Fall denke ich jetzt, dass sich da auch mit meinem begrenzten Geschick noch etwas machen lässt, wie es besser werden könnte. Vielen Dank!
Rolf


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17.12.2013 20:18
avatar  HFy
#6 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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HFy

Hallo Rolf,

vor einiger Zeit zitierte mal im Railway Modeller ein britischer Kollegen seinen Vater: "Alles ist schwierig, was Du falsch anfängst". Ich habe gerade mit meinen zwei linken Händen beim Batteriewechsel einen Rauchmelder zerlegt und kann nur hoffen, daß es heute Nacht bei mir nicht brennt. Bei meinem ersten Bausatz habe ich (vor etwa 45 Jahren) die Fenster von außen statt von innen angeklebt. Von Beruf bin ich Tintenpinkler (Verwaltungsangestellter). Ich bin also gerade der Richtige für dieses Thema.
Wegen der Flexgleise würde ich mal vorschlagen, daß Du einen Taschenspiegel benutzt, den Du gegen das Gleisende hältst. Dann siehst Du sofort, ob das Gleisende rechtwinklig liegt. Wenn es nicht gelingen will, klebe einen Streifen aus kupferbeschichtetem Pertinax auf das Modulende und löte die Schienen auf, nachdem Du sie vorher mit einem Winkel, Geodreieck oder dem Spiegel ausgerichtet hast. Ein Segment sollte sowieso keine durchgehenden Schienen haben, also arbeite Dich von den Enden aus vor. Natürlich ist vorher der Radius auf dem Trassenbrett anzuzeichen, und zwar richtig und nicht so, wie ich das letztes Jahr gemacht habe. Als Zirkel kannst Du ein Stück Holzleiste verwenden, in das Du am einen Ende einen Nagel und am anderen einen Bleistift steckst.
An den Segmentenden solltest Du zuerst ein Gleis ausrichten und befestigen und dann das nächste dazu genau fluchtend. So sollte eigentlich nichts schiefgehend.
Für das Entkuppeln solltest Du es vielleicht einmal mit einem kleineren oder anders geformten Löffel versuchen.
Im Übrigen gilt aber, was Du schon erkannt hast: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muß der Prophet eben zum Berge gehen. Insofern war es schon richtig, es mit einer größeren Spurweite zu probieren. Wenn Du keine zum Bahnhof passenden Gebäude bauen kannst (so schwierig ist das nicht; ich habe schon Gebäude selbst zusammengefummelt. Ob ich es kann, darüber gibt es vielleicht mehr als Meinung) dann baue am besten einen Bahnhof, für den es Gebäude gibt. Ich bin in H0 nicht so ganz streckenkundig. aber womöglich gibt es etwas für bayerische Lokalbahnen, die auch ziemlich kompakte Bahnhöfe haben. Fahrzeuge gibt es dafür auch. Was natürlich nicht geht, ist das preußische Empfangsgebäude mit dem bayerischen Lokschuppen und dem württembergischen Güterschuppen.

Herbert


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26.02.2014 07:56
#7 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Hallo Rolf,

niemand kann alles! Jeder hat aber seine Stärken!
Mein Username z.B. ist Programm.

Dennoch gibt es auch für uns Möglichkeiten eine ordentliche Anlage auf die Beine zu stellen.

Lass Dir von anderen helfen. Otto mit seiner BAE ist ein gutes Beispiel.
Wenn Du Probleme mit Holzarbeiten, Gleisverlegung oder dem Gebäudebau hast, dann kann dies vielleicht ein anderer gut. Du hast vielleicht Deine Stärken bei der Planung, Elektrik, Decoderprogrammierung, Baumbau oder dem Supern und Altern von Fahrzeugen, wo vielleicht andere ihre Defizite haben.

Es muss kein Club sein, aber einige gleichgesinnte sind sicherlich für so etwas zu begeistern.
In einem Team geht vieles leichter und auch schneller. Vielleicht wäre das ein Ansatz für Dich, um doch noch zu einer entsprechenden Anlage zu finden.


Gruß
Joachim


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27.02.2014 23:32
#8 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Hallo Rolf,

für vorbildgerechten Betrieb benötigt man nur Gleise und Rollmaterial sowie eine relativ ebene Fläche.

Harald.

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01.03.2014 11:54
avatar  rainbow
#9 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Spannende Thema, diese reinen Funktionsanlagen. Aber gibt es denn sowas überhaupt, außerhalb der schon angesprochenen Übungs- und Lehranlgen in den Hochschulen?

Ich erinnere mich daran, dass in der Einleitung eines alba-Anlagensplanungsbüchleins (?) ein Bild einer Modellbahnlandschaft aus Styroporschichten und weißen Kartons war. Spricht mich schon an, so ein minimalistisches Konzept, aber die Frage ist, ob sich jemand so ein Ding mit dem Charme eines Architekturmodells wirklich in den Keller geholt hat. Gibt es Beispiele/Bilder/Links, die man hier mal besprechen könnte?

Grüße,
Jan

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03.03.2014 19:29
avatar  Benno
#10 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Zitat von rainbow im Beitrag #9
Spannende Thema, diese reinen Funktionsanlagen. Aber gibt es denn sowas überhaupt, außerhalb der schon angesprochenen Übungs- und Lehranlgen in den Hochschulen? Gibt es Beispiele/Bilder/Links, die man hier mal besprechen könnte?

Hallo und guten Abend in die Runde,

ich würde mal meinen Hut in den Ring werfen, meine Anlage als Funktionsanlage bezeichnen und einen Ausschnitt zeigen wollen:
Relativ ebene Flächen, Gleise, teilweise Ausrüstungsgegenstände für die Betriebsstellen, um deren Funktion ggf. besser zu erkennen (z.B. Empfangsgebäude, Güterschuppen, Lokschuppen, Rampen, Ladestraße, Lagerhäuser etc.), Rollmaterial, Ladegüter, Fahrplan, Frachtzettel brachten mir bisher viel und abwechslungsreichen Betriebsspaß.


Natürlich nicht vergleichbar mit den o.g. Übungs- und Lehranlagen.

Gruß
Benno


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03.03.2014 20:28
#11 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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@Benno: Zitat von Dir:

Zitat
Natürlich nicht vergleichbar mit den o.g. Übungs- und Lehranlagen.


Doch, Deine Anlage ist meinem Eindruck nach absolut vergleichbar! Der große Bahnhof auf der Anlage an der Uni Darmstadt war meiner Erinnerung nach nicht größer oder komplexer als das hier von Dir gezeigte Gleisfeld. Daneben gab es dort noch einen kleinen Durchgangsbahnof, eine Blockstelle, einen Abzweig einer Nebenbahn auf freier Strecke und den Endbahnhof einer Nebenbahn.

Von daher: Hut ab vor dem Bau und Betrieb einer solch umfangreichen Anlage.

Welche Baugröße ist das eigentlich ? N?

@absolute_Null: Da hatte ich die Bedeutung Deines Usernamens aber komplett falsch verstanden. Ich hatte das "absolute" englisch gelesen und daher angenommen, dass Du total auf die Baugröße 0 fixiert seist. Deinen Tipp finde ich aber gut - kommt bei mir auf die Liste, und wenn sich die Möglichkeit bieten sollte, Mitstreiter zu finden, dann werde ich es tun.
Allerdings müsste dafür meine nächste Anlage auch eine solche Größe bekommen, dass es interessant wird, sie mit mehreren Personen zu bespielen; meine alte Anlage war dafür zu klein.

Viele Grüße
Rolf


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03.03.2014 22:56
avatar  Benno
#12 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Zitat von Wanderer im Beitrag #11
Welche Baugröße ist das eigentlich ? N?

Hallo Rolf,
nein, es ist H0.
Zitat von Wanderer im Beitrag #11
Von daher: Hut ab vor dem Bau und Betrieb einer solch umfangreichen Anlage.

Der Bau war bei dem geringen Modellbauanteil recht schnell getan.
Der Betrieb ist schon umfangreicher.
Um einen Betriebstag (24 Stunden nach Fahrplan) zu realisieren war ich als Einzelperson im vergangenen Jahr 30 Tage, durchschnittlich 1 Stunde beschäftigt.
Ohne das die Beschäftigung mit der Anlage zum Stress wurde.
Benno


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06.03.2014 20:27
#13 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Hallo Benno,

wenn das HO ist, ist das aber echt eine riesige Anlage. Hut ab!

Viele Grüße
Rolf


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09.03.2014 14:38
#14 RE: Faktor begrenztes eigenes Geschick
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Halo Rolf,

Zitat von Wanderer im Beitrag #1

Was mich beschäftigt, ist die Frage, ob vorbildorientierter Modellbahnbetrieb auch auf Anlagen möglich ist, die nicht sehr großes Geschick für Bau und Gestaltung erfordern.


Auch von mir ein ganz klares JA!
Ich kenne Bennos Anlage und hatte bereits die Ehre, dort als Lokführer, Rangierer etc. Dienst tun zu dürfen . Und diese Anlage ist in ihrer Schlichtheit faszinierend und der Betrieb spannend und vielfältig. Man könte auch sagen: keine "unnütze" Ausschmückung lenkt vom Betrieb ab.
Zum Hintergrund: diese Meinung vertritt einer (nämlich ich), der unrsprünglich seinen Schwerpunkt auf möglichst exakte Wiedergabe des VorBILDES mit entsprechender Alterung, möglichst feinen Bäumen usw. gelegt hat. Letztlich will ich meine Anlage (wann immer das dann sein wird) auch immer noch so ausstatten. Aber ich habe bei Benno gelernt, wie spannend Betrieb ist und dass der in meinen Augen ungeheuer faszinierend ist. Benno ist auch "schuld" daran , dass ich mich hier rumtreibe (und ich bedaure es nicht!)
Insofern kann ich Ottos Aussage aus Post #4 uneingeschränkt zustimmen, dass Dein letzter Satz Dich schon in in eine echt gute Liga katapultiert.

Noch einen schönen Sonntag
Detlef



Mehr zu meiner Anlage in meinem MoBa-Blog.

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