Das Vorbild macht auch mal was falsch

07.05.2015 09:57
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#1 Das Vorbild macht auch mal was falsch
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OOK

Auf einer im Zugleitbetrieb betriebenen Strecke der Steiermärkischen Landesbahnen hat es einen Zusammenstoß zweier Züge gegeben:

http://steiermark.orf.at/news/stories/2709276/

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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15.05.2015 12:37
#2 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Mein Beileid mit dem getöteten Kollegen. So attraktiv für Modelleisenbahner Zugleitbetrieb ist, so Gefahren geneigt ist er in der Praxis. Hier gibt es mit Ausnahme des technisch unterstützen ZLB keine Sicherheitseinrichtungen, die die vorzeitige Abfahrt eines Zuges verhindern kann. Wenn ich mir die Fahrzeuge anschaue, wird dort sicher im Einmannbetrieb gefahren. Der Lokführer hat die Zugaufsicht, überwacht den Fahrgastwechsel und stellt die Fahrbereitschaft fest. Alles im engen Korsett des Taktverkehrs. Wie der Artikel schon schreibt finden in diesem Bahnhof täglich nur wenige Zugkreuzungen statt. Gefährliche Routine!!
Ich möchte hier keine Ursachenforschung betreiben, aber für eine derartige Tragödie ist die Überschrift verfehlt.
Hier ist der Verlust eines Menschenleben zu beklagen, ein weiterer Mensch ringt noch mit dem Leben.
Ich lese gern hier im Forum, aber dieser Beitrag hat mich sehr erschreckt!!

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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15.05.2015 13:52 (zuletzt bearbeitet: 15.05.2015 19:52)
avatar  Gilpin
#3 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Hi,

ich schließe mich meinem Vorredner an!

Gruß,
Gilpin


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15.05.2015 20:15
avatar  HFy
#4 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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HFy

Nun, ich fand den Beitrag noch einigermaßen neutral formuliert.
Da es nicht der erste Unfall im Zusammenhang mit dem Zugleitbetrieb ist (bei den HSB zum Beispiel hat es vor ein paar Jahren auch einen gegeben) stellt sich aber die Frage, ob dieses Verfahren unter heutigen Bedingungen noch ausreichende Sicherheit gewährt. Zwar ist das Abfahren ohne Fahrauftrag ein ganz elementarer Fehler, aber die häufen sich in den letzten Jahren. Als vor gut zwanzig Jahren die Dürener Kreisbahn die DB-Strecken nach Jülich und Heimbach übernahm, umfaßte die Modernisierung auch ein Signalsystem. Leider sind die Bahnen von Politikern abhängig, und die sind wohl nicht immer so großzügig wie im genannten Fall. Insofern sehe ich die Stillegung der steiermärkischen Strecke für ebenso wahrscheinlich an wie die Ausrüstung mit einem zeitgemäßen Signalsystem.
Langfristig werden Züge wohl automatisch fahren, wie U-Bahnen schon heute; die Probleme liegen nur bei der Abfertigung, und ich sehe durchaus die Gefahr, dass andere Verkehrsmittel die Bahn auch in dieser Hinsicht abhängen. Aber das ist ein anderes Thema.

Schönes Wochenende
Herbert


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15.05.2015 22:21 (zuletzt bearbeitet: 15.05.2015 22:22)
avatar  Gilpin
#5 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Hallo Herbert,

der Beitrag ist sehr neutral, zurückhaltend, objektiv... formuliert - keinerlei Kritik oder Reserve. Nur nicht die Überschrift, die ist flapsig geraten. Ich hatte mich lange gefragt, wie reagieren und bekam keine vernünftige Formulierung hin - cargonaut fand die richtigen Worte.

Schönes Wochenende ebenfalls,
Gilpin


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28.08.2015 17:52
avatar  Gilpin
#6 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Hallo Alle,

inzwischen liegen weitreichende Untersuchungsergebnisse vor; in Schienenverkehr aktuell 7/2015, S. 350 werden diese sehr präzise zusammengestellt (und hier noch einmal komprimiert).

- Die Steuerung des Zugverkehrs auf der 10,2 km langen Strecke Peggau-Deutschfeistritz – Übelbach erfolgt durch den Fahrdienstleiter, der per Funk Fahrerlaubnis erteilt. Vier mal pro Tag ergeben sich dabei Zugkreuzungen in Waldstein (praktisch in der Mitte der Strecke); der Fdl erteilt dann Fahrerlaubnis nur bis dort hin. Diese Verkehrsstelle ist mit Trapeztafeln gesichert, Einfahrt erfolgt durch "Kommen"-Signal, Erlaubnis zur Weiterfahrt per Funk.
- Am 06.05. fuhr Zug 8762 von Ü. nach P.-D. ohne Anhalten ein, nahm einen Fahrgast auf und fuhr dann ohne Abwarten und Erlaubnis in die Strecke. 70 m später kam es an unübersichtlicher Stelle zum Zusammenstoß, nach Vollbremsung beider Züge mit je noch über 30 km/h.

Erklärungen und Kritik (Die ersten beiden Punkte werden nur aufgeführt, die weiteren explizit diskutiert.) setzen auf unterschiedlichen Ebenen an:

- Wegen Bauarbeiten waren zwei der Kreuzungen in Waldstein ausgefallen, aber eben nicht diese...
- Der Tfz-Führer war 21 Jahre alt.
- Ungünstige Bedingungen (Kurve) verhinderten die Wirkung der stoßverzehrenden Einrichtungen der Triebwagen.
- Technische Sicherheitsvorkehrungen fehlen praktisch;
- Hierfür werden einerseits die Geschäftsführung, andererseits die Landespolitik verantwortlich gemacht, die einen vor wenigen Monaten gestellten Finanzierungsantrag hierzu abgelehnt hatte. Hintergrund ist wohl eine angestrebte Umstellung auf Busbetrieb. (Ergänzung meinerseits: ich habe auch schon eine dunkle Ahnung, was dann mit der Bahntrasse geschehen soll...)

Wie immer mussten mehrere Unfallursachen zusammenkommen; ohne die infrastrukturellen Unterlassungen hätten sich die individuellen Fehlhandlungen aber nicht so gravierend auswirken können.

Gilpin


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29.08.2015 09:39
avatar  dave
#7 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Die Einstellung des Betriebs auf der Übelbacherbahn glaube ich nicht, da in den letzten Jahren einige Investitionen getätigt wurden, z.B. Umbau Bf. Peggau für Direktzüge nach Graz, Eibindung in S-Ban 2007, Neubau Ausweiche Waldstein 2009, neue ET 2009, ...

Einen offiziellen Bericht gibt's leider noch nicht, bin aber darauf gespannt! Besonders der Ausfall der Stoßverzehrelemente ist interessant.


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29.08.2015 10:15 (zuletzt bearbeitet: 29.08.2015 10:20)
#8 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Es handelt sich bei den verunfallten Fahrzeugen offensichtlich um FLIRT Triebwagen der ersten Generation. Diese haben keinerlei Stoßverzehrelemente nach aktueller UIC Norm. Die Fahrzeuge verfügen über Scharfenbergkupplung und einfache Blechplatten am Rahmen, die helfen aber nicht bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 30 km/h, dafür sind sie schlichtweg nicht ausgelegt. Ein ähnliches Fahrzeug verunglückte dieses Jahr in der Nähe von Ibbenbüren beim Zusammenstoß mit einem Güllefass auf einem Bahnübergang http://www.wn.de/Muensterland/1977207-Westfalenbahn-rammt-Guellefass-Schweres-Zugunglueck-in-Ibbenbueren. Auch hier kam der Lokführer ums Leben.

Leider ist die Fortentwicklung der Sicherheit bei der Eisenbahn oft mit schweren Unglücken verbunden, Radevormwald Zusammenstoß eines Schienenbusses mit einem Güterzug => flächendeckende Einführung von Zugfunk, Rüsselsheim Zusammenstoß zweier S Bahn Triebzüge => Einführung einer verbesserten Indusi (PZB90), Zusammenstoß von LINT Triebwagen mit Güterzug => Änderung der EBO und Ausrüstungspflicht nahezu aller DB Strecken von PZB, drastische Herabsetzung der Geschwindigkeit bei Ausfall selbiger.

Nachtrag: Dieses Jahr im Dezember verabschieden wir uns auf Grund europarechtlicher Vorschriften vom einheitlichen, für alle Eisenbahnunternehmen gültigen Regelwerk.

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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17.12.2015 21:32 (zuletzt bearbeitet: 18.12.2015 05:51)
avatar  Gilpin
#9 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Hi,
können wir mal (OT) über diesen Bahn-/Bus-Unfall in Buxtehude reden, für dessen Nachempfindung das zdf im Jahresrückblick (Am 17., was soll das eigentlich? Da fehlen doch genau zwei Wochen!) sogar ein ganz kleines Diorama baute: stand der Bus wirklich viereinhalb Minuten auf dem Bahnübergang? Wenn ja: kriegt so etwas niemand mit? Ist die Lichtschranke, die so etwas meldet, noch nicht erfunden?
Vorweihnachtliche Grüße,
Gilpin


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18.12.2015 20:22
#10 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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In Norddeutschland gibt es ein Sprichwort:

De klaugste Kaptä’n steiht immer an Land!!

Schönen 4. Advent
Friedrich


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19.12.2015 11:11
avatar  Gilpin
#11 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Hi Friedrich,

alle beteiligten Kapitäne (insbesondere die Busfahrerin, der Lokführer) haben nichts falsch gemacht. Schlimm sind die diversen systematischen Fehler.

Beste Adventsgrüße,
Gilpin


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19.12.2015 12:11
#12 RE: Das Vorbild macht auch mal was falsch
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Zitat von Gilpin im Beitrag #9
Ist die Lichtschranke, die so etwas meldet, noch nicht erfunden?

Doch, die Lichtschranke - oder, häufiger, Radaranlage - ist schon erfunden, siehe z.B. diese Anlage in Höhenkirchen-Siegertsbrunn (südlich von München). Das Ding heißt lt. WIkipedia "Gefahrenraum-Freimeldeanlage". Allerdings werden - natürlich - nicht alle BÜs damit ausgestattet, sondern nur "neuralgische" - mit hohem Verkehr, auch von Fußgängern und praktisch nur innerhalb von Ortsgebieten. Und wohl leider - wie auch Schrankenanlagen - manchmal erst, wenn schon was passiert ist ...

Grüße
H.M.


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