Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn

11.09.2017 11:17 (zuletzt bearbeitet: 11.09.2017 20:45)
#1 Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn
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Dies ist der werktägliche Bildfahrplan einer sächsischen Schmalspurbahn in den 1920ern. Genauer gesagt der Schwarzbachbahn in der sächsischen Schweiz.



Zunächst einmal die greifbaren Fakten:

    Die I K und IV K teilten sich zu der Zeit noch den Betrieb.
    Die Bekohlung war in Kohlmühle, Wasserkräne befanden sich in Kohlmühle und Hohnstein.
    Die I K schafft eine Hin- und Rückfahrt ohne Kohle zu laden, für 2 Fahrten wird es nicht langen.
    Wasser muss mit einer I K vermutlich bereits nach einer Bergfahrt gefasst werden, allerspätestens aber nach einer Berg- und Talfahrt (da dürfte man mit den letzten Litern im Wasserkasten ankommen).
    Bilder reiner Güterzüge sind mir nicht bekannt.
    Die blauen P-Züge waren mit Güterbeförderung.
    Die gestrichelten Güterzüge wurden nur bei Bedarf gefahren.
    Es gibt kein Bildnachweis von Hohnstein/Kohlmühle, wo eine komplette Personwagengarnitur ohne Lok abgestellt ist (wo also ein reiner Güterzug verkehren würde).


Insbesondere der Güterverkehr blieb stets bescheiden, sodass meine Frage dazu ist: Ist dieser Fahrplan mit einer Lok überhaupt fahrbar? Die gemischten Züge P 1 bis P 6 sind ohne weiteres machbar, auch die Übergabe von Hohnstein zum Rittergut/Oberehrenberg ist unproblematisch. Mich verwundern vor allem die kurzen Anschlüsse der 2 reinen Güterzugpaare. Dazu benötigt man doch eigentlich eine zweite Lok? Und genau das ist bei dieser absolut defizitären Schmalspurbahn mit geringem Verkehr absolut nicht vorstellbar.

Wasser- und Kohlefassen ist in Kohlmühle während der kurzen Wendezeiten unproblematisch. Man müsste nur beim umsetzen zum Lokschuppen vorziehen, ein paar der bspw. 7:00 oder 12:30 vorbereiteren Kohlekörbe laden und zugleich Wasser fassen. In Hohnstein gab es keine Bekohlung (auch wenn man sicher ein paar Zentner Reservekohlen in einem Wagenkasten gelagert haben dürfte) und auch der Wasserkran "liegt nicht auf dem Weg" beim umsetzen. Mit einer I K ist der Fahrplan meiner Meinung nach sehr eng, die IV K hat dagegen genug Leistung um den Güterverkehr ohne die Bedarfsgüterzüge zu erledigen.


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11.09.2017 19:50 (zuletzt bearbeitet: 11.09.2017 20:01)
#2 RE: Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn
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Hallo Erzgebirgsnebenbahner,

eine Lokomotive würde für den Umlaufplan genügen. Allerdings benötigt solch eine Nebenbahn mindestens 2 Maschinen, falls eine muckt oder zum Beispiel Ausgewaschen werden muss. Die zweite Maschine wird auch nicht kalt gewesen sein und unter anderem den Rangierdienst in Hohnstein versehen und die Übergaben G3/G4 bedient haben. Dafür sind die Wendezeiten etwas knapp!
Im Baureihenbuch über die IV k aus dem EK-Verlag sind übrigens die Bestände/Stationierung dieser in Hohnstein angegeben:

1898: Nr. 110, 115
1925: 99 514, 521, 578
1941: 2 Loks
1946 99 555, 595

Leider wird die I k da nicht erwähnt. Eine ditte Lokomotive als Reservereserve könnte ich mir dort gut vorstellen. Und der Umlaufplan ist dann ganz entspannt!

PS: Ein Vorname wäre nett! ;-)

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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11.09.2017 20:52
#3 RE: Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn
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Nach dem heutigen Tag bin ich durch das Studium schlauer geworden, nur die zwei ersten Güterzüge waren keine Bedarfsgüterzüge.

Das Anschlussgleis zum Rittergut wurde wahrscheinlich zu dieser Zeit nur noch sehr sporadisch bedient. Eine dritte Maschine gab es eigentlich nie, das passt überhaupt nicht zur sparsamen sächsischen Staatsbahn bzw. klammen DRG. Ausgewaschen wurde vermutlich am Sonntag, da gibt es einen Umlaufplan wo man definitiv mit einer Maschine hinkommt. Da wäre eine dritte Maschine vollkommen überflüssig, weil man den werktäglichen Fahrplan zur Not auch mit einer Maschine fahren kann.

Die diverse Literatur (Hengst, die Schmalspuralben, das IV K-Buch und auch das I K-Buch) bezeith sich öfters auch auf 2 Maschinen, die im Einsatz standen. Aber eine Lok ständig unter Dampf halten, nur um eine Ersatzmaschine zu haben sowie ein Zugpaar zu fahren, ist äußerst unrentabel.

Problematisch sind selbst bei 2 Maschinen eben die äußerst kurzen Lokwendezeiten. Wie ich es auch drehe und wende, die "Güterzugmaschine" befindet sich nie lange in Kohlmühle. Und Kohle fassen muss gerade die I K sehr oft.

mg Martin


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11.09.2017 21:50 (zuletzt bearbeitet: 11.09.2017 22:01)
#4 RE: Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn
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Hallo Martin,

anbei mal einen Auszug aus dem Güterzugkursbuch von 1939:



Die Zeiten der Ng passt nicht so ganz zum Bildfahrplan. Nun gut, da liegen ca. 20 Jahren dazwischen!
Könnte es aber sein dass man eine Maschine in Goßdorf-Kohlmühle zum Rangieren dort brauchte?
Und bei nur einer Lokomotive, für was war der Lokschuppen dort gut?

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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12.09.2017 23:07
#5 RE: Analyse eines Bildfahrplans der Schwarzbachbahn
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Da ich versehentlich den Bildfahrplan gelöscht habe, hier nochmal der Plan.


In Kohlmühle war nie eine Lok stationiert. Das einständige Haus diente eigentlich nur zum Abstellen während Betriebspausen. Solche Schuppen waren weit verbreitet (Neichen, Hetzdorf, Grünstädtel, Mulda, Herrnhut, ...), teilweise war in den Anfansgjahren noch eine Lok stationiert, manchmal wie in Kohlmühle auch garnicht.

Da man die Güter ja sowieso noch per Hand umladen muss, bringt einem ein zu direkter Anschluss garnichts.


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