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Multi-deck "Nice-Coni"
Hallo zusammen,
nachdem nun einige Zeit ins Land gegangen ist, wollte ich mich mal wieder melden und ein paar Erfahrungen zum Bau meiner Multi-deck-Anlage mit 3 sichtbaren Ebenen teilen. Der Rohbau ist nun soweit abgeschlossen und die Landschaftshülle zu ca. 50% fertig. Kürzlich habe ich mit dem Probebetrieb begonnen.
Was den Bau angeht, so bringt – nicht ganz unerwartet - der beengte Raum einige Schwierigkeiten mit sich. Ich habe grundsätzlich versucht, dem mit einer geringen Tiefe zu begegnen. Deutlich erschwert werden das Verkabeln und die Installation der Beleuchtung. Über Kopf arbeiten lässt sich auch kaum vermeiden.
Die Beleuchtung ist jetzt besser, nachdem ich überall noch eine 2. Reihe LED Röhren installiert habe. An manchen Stellen könnten es auch drei sein. Mal sehen, wie die Wirkung mit vollendeter Landschaft ist. Gegebenenfalls wir noch nachgebessert (auf den Bildern wirkt aber alles etwas dunkler)
Wirklich nervig ist, dass man gefühlt den dreifachen Schmutz an derselben Stelle macht…
Mit den gewählten Höhen und Tiefen der Ebenen bin ich zufrieden. Die Perspektiven sind so, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte. Habe mich dabei an Tony Koesters Empfehlungen gehalten. Für den Zugang zur höchsten Ebene habe ich zwei Plattformen gebaut - eine breite im Bereich der Zugspeicher und eine schmälere für den Überblick über die Strecke und den Zugang zum Bahnhof.
Der Gleiswendel (kein Eigenbau, sondern vorgefertigt) war planerisch eine Herausforderung und hat 13 Ebenen bekommen. Ich hätte gerne auf den Wendel verzichtet und die Ebenen übereinandergeführt. Für einen akzeptablen Plattenabstand hätte aber der Platz (mit den Bahnhöfen ohne Steigung) definitiv nicht gereicht.
Die Steigung im Wendel ist mit 1,5 bis 2% noch annehmbar. Ein Personenzug schafft das mit ca. 5-6 langen OCEM oder CIWL-Schnellzugwagen. Habe hierfür Roco R5 verwendet. Ein Güterzug mit vorbildgerechter Geschwindigkeit ist von "ganz unten" (Nizza) nach "ganz oben“(Cuneo) so ca. 15 min. unterwegs. In den beiden großen Zugspeichern sind Drehscheiben zum Wenden. In Ventimiglia muss von Hand mit einer kleinen Gleisplatte mit Griff gewendet werden.
Für den Bau der Felswände habe ich mich vom Bericht im AdJ No. 6 inspirieren und mir 4 unterschiedliche Latexformen von Bragton Enterprises aus USA schicken lassen. Ich kann diese Technik nur wärmstens empfehlen. Man kann mit ein wenig Übung mit sehr geringem Zeitaufwand (und wenig Gewicht) große Felsflächen gestalten! Dabei noch ein Hinweis – bei einem Untergrund aus Styrodur kann man die Formen mit Graphik-Fixierpins (erhältlich bei Modulor) fixieren und regelrecht an den Untergrund „anformen“. Das funktioniert hervorragend auch ohne Hilfe, beschädigt die Formen nicht und man muss die Form nicht halten.
Etwas problematisch finde ich die Zugänglichkeit des unteren Zugspeichers. Man kann da gerade einen Wagen über den anderen heben. Der richtige Betrieb muss zeigen ob das auf Dauer akzeptabel ist. Der Platz reicht für 7-8 längere und 2-3 kürzere Züge bzw. Triebwagen.
Was das Vorbild angeht, so hat sich der Nebel weitgehend gelichtet. Inzwischen sind zwei Bände einer sensationellen dreibändigen Buchreihe zum Vorbild („Les Trains du Col de Tende“ von Banaudo, Braun und de Santos) erschienen. Die Bücher enthalten viel Bildmaterial, Gleispläne, Fahrpläne, technische Zeichnungen von Gebäuden und Kunstbauten und natürliche jede Menge Info zum Betrieb.
LB
Detlef
Hi Detlef,
Dein Beitrag ist ein ganz dicker Einschlag aus heiterem Himmel. Ich (und wohl die meisten Anderen) muss erst einmal nachvollziehen, welche Perspektiven welche Planungen darstellen. Nur: für Dein Versprechen
Zitat von cheminot im Beitrag Nice-Conihast Du Dir fünf Jahre Zeit gelassen; das ist viel zu lange, wenn man diesen schier unglaublich gelungenen Fortschritt sieht. Danke für Deinen Zwischenbericht!
Werde Euch auf dem Laufenden halten.
Ich habe das bekannte Tenda-Buch (Rudolf W. Butz: Die Benda-Linie, Oral Füssli 1980) gerade in Arm-Reichweite - ich schaue mir noch heute die Vorbild-Bahnhöfe und -Szenen Deiner Anlage an. Mit großer Vorfreude!
Bis dahin,
Reiner
krass
Hallo Detlef,
in einem Wort: großartig!
In mehr Worten: den Forumsstrang mit der Planung deiner Anlage fand ich schon äußerst spannend. Die konsequente Darstellung einer ganzen Vorbildstrecke, von einem Ende zum anderen, unter maximaler Ausnutzung der Möglichkeiten die Multideckanlagen bieten (und auch unter Inkaufnahme der Nachteile) hat man selten so toll gesehen. Klasse dass das alles jetzt auch in der Realität gebaut wurde.
Einen Wunsch hätte ich: die Bilder des Planungsstrangs sind zum Teil nicht mehr sichtbar; könntest du uns hier (aktualisierte) Pläne der einzelnen Ebenen zeigen, und eventuell noch ein Streckenschema aus dem man erkennt welche Betriebsstellen real und welche als Zugspeicher umgesetzt wurden? Ich kann auch nicht mehr ganz nachvollziehen ob Breil-Sur-Roya nun noch sichtbar ist oder Zugspeicher (wobei sichtbar wohl auch italienische Fahrzeuge und Trifase-Oberleitung erfordern würde).
Und dann zum Betrieb: du hattest ja mit "mobama" ausführlich Betrieb und Sicherungstechnik der Vorbildstrecke erörtert, mit all den französischen Spezialitäten. Magst du mal beschreiben wie der Betrieb im Modell dann ganz praktisch laufen soll? Ich vermute dass mehrere Mitspieler jeweils als Lokführer agieren. Wer stellt die Fahrstraßen und Signale in den Zwischenbahnhöfen, die Lokführer selber oder gibt es - einen oder mehrere - Fahrdienstleiter als örtliches Personal?
Das ist ein ganz großer Wurf, danke dass du uns teilhaben lässt!
Gruß,
Sebastian
Hallo Sebastian,
zunächst einmal vielen vielen Dank für Dein Feedback!
Leider sind die Gleispläne nicht mehr verfügbar. Mein alter Computer ist meiner Tochter zum Opfer gefallen und ich habe es bisher nicht geschafft das Planungsprogramm und die alten Dateien zu retten. Habe deshalb meine Ausdrucke einfach fotografiert. Das ist leider optisch nicht sehr ansprechend, zumal ich die geänderten Gleise von Hand ergänzt habe und auch ansonsten einiges darauf vermerkt wurde. ..Sorry - ist etwas arg improvisiert..die grün markierten Flächen zeigen die Zugspeicher.
Ebene 0 - Zugspeicher Nice-St. Roch
Ebene 1- L'Escarene
Ebene 2 - Breil-sur-Roya und Zugspeicher Ventimiglia
Ebene 3 - Vievola und Zugspeicher Cuneo
Was den Betrieb angeht, so habe ich mich dazu entschieden Breil als Knotenpunkt darzustellen und "in die Mitte" auf Ebene 2 zu legen. Dort begegnen sich FS und SNCF und es gibt regelmässig Traktionswechsel. Breil war auch Grenzbahnhof für die Reisenden und den Güterverkehr.
Das hat dann ermöglicht einen französischen Bahnhof Richtung Nizza (L'Escarene) auf Ebene 1 abzubilden und einen in den Seealpen (Vievola) auf Ebene 3. Urspünglich wurde Vievola von den FS gebaut, fiel aber nach der Grenzverschiebung nach dem 2. Weltkrieg an Frankreich und ist nun auf französischem Staatsgebiet. Diese beiden Bahnhöfe waren relativ klein und ich habe sie mit relativ wenig Abstrichen abbilden können.
Das sieht bei Breil etwas anders aus. Breil hatte 1927 bei Fertigstellung 14 Gleise. Mein Vertändnis ist, dass die vielen Gleise hauptsächlich für die Güterzollabfertigung gedacht waren. Es gab riesige Betonhallen zu diesem Zweck. Heute steht nur noch einen Bogen der große Zollhalle (auf google maps gut zu sehen). Es gab sogar Quarantäne-Stallungen für die Transhumanz (für den Tranport von Schafherden...) Der Güterschuppen (heute die Fertigungshalle eines Betriebs) und der Lokschuppen stehen noch (habe ich beide vor Ort in den letzen 3 Jahren vermessen). Im Schuppen ist übrigens das Ecomusée. Kann ich nur empfehlen.
Das Betriebskonzept, wie ich es mir vorstelle sieht vor, dass 2 Personen mit Funkhandregler ausgehend von den 3 Zugspeichern Betrieb machen. Ideal wäre eine 3. Person für Ventimiglia, aber dafür reicht der Platz definitv nicht.
Probebetrieb mache ich jetzt zunächst mal mit dem Sohnemann, habe aber längerfristig andere Interessenten im Sinn.
Im Prinzip müsste der Spieler mit dem südlichen Teil der Strecke auch den Verkehr nach Ventimigia abdecken. Cuneo bedient sowieso beide Streckenabschnitte. Somit wäre die Strecke in 2 "Hemisphären" geteilt.
Das Problem ist dabei, dass die faktische Fahrstrecke nach Ventimiglia sehr viel kürzer ist, als die nach Nizza. Ich hatte mir mal überlegt, dass der Spieler seinen Zug im Wendel "verlässt" - also weiterfahren lässt und dann einen anderen Zug aus Ventimiglia übernimmt und nach Breil bringt....das müsste man mal ausprobieren. Wenn der Zug dann dort ist übernimmt er seinen Zug wieder.
Problematisch ist wohl die Anordnung der Drehscheibe. In Wirklichkeit war sie auf der anderen Seite angeordnet und aus beiden Fahrtrichtungen zu erreichen. Sie ist bei mir aber nur von einem Gleis/Richtung aus zu erreichen. Vielleicht braucht es da noch einen anderen Zugang.
Was die Zugbildung angeht, so würde ich an den Fahrplänen der 30er Jahre orientieren. Die Kunst wird sein, das so zu gestalten, dass beide Spieler ungefähr gleich ausgelastet sind.
Realistisch wären 7-8- Züge pro Session:
2 Schnellzüge - Halt nur in Breil mit Traktionswechsel (der andere Spieler übernimmt den Zug)
Wagen: OCEM, Bacalan, CIWL und Kurswagen der BLS; Traktion: SNCF 141R (vorbildgetreu) oder 141E und FS Gr940 oder E431 oder E432.
2 Omnibus bis Cuneo - Halt an jedem Bahnhof (auch mit Traktionswechsel)
Wagen: Ex-PLM, 3-Pattes mit 141R; FS mit Centoporte oder 3-Achsern mit Gr880 oder Gr940
1 Omnibus nur bis Breil (kein Traktionswechsel)
Schienenbusse
2 Nahverkehrsgüterzüge - Regime Ordinare (RO) mit Halt in allen Bahnhöfen.
Der Frachtverkehr aus Nizza war wohl eher bescheiden, wenn man die Quellen betrachtet. Die Güter-Zollabfertigung muss ich auslassen, da es keine Gleise und Hallen gibt..
1 Bauzug (030 mit ein paar Flachwagen) zur Streckeninstandsetzung.
Verkehr von Nizza nach Ventimiglia gibt es nicht. Der läuft direkt an der Küste.
Cuneo:
In umgekehrter Reihenfolge müssen die Personenzüge aus Cuneo zurückgeführt werden.
2 Schnellzüge nach Nizza
2 Omnibus nach Nizza
1 Nahverkehsgüterzug nach Nizza
Ventimiglia:
2 Personenzüge
1 (Durchgangs-)Güterzüg
1 Lokalen Güterzug
Was den Umlauf der Wagen angeht, so haben die SNCF-den Grundstock an Personenwagen v.a. für den höherwertigen grenzübergreifenden Verkehr gestellt. Andererseits kamen die wohl teilweise nicht immer auf demselben Weg nach Nizza zurück, sondern liefen auch über andere Strecken (z.B. über Genua).
Was die Signaltechnik angeht, so wird diese vereinheitlicht sein ("unifiée"), also nach Einführung des Code Verlant bzw. der Vereinheitlichung der Signaltechnik ab 1934. Das hat zum einen den Grund, dass ich die Anlage zeitlich in die späten 40er Jahre oder frühren 50er (1946-1954) lege - also zwischen Ende des 2. Weltkriegs und dem Indochinakrieg - dabei ignoriere ich bewusst, dass die Strecke leider zwischen 44 und 74 oberhalb von Breil unterbrochen war und die Trifase-Oberleitungen demontiert wurden..der andere Grund ist schlicht, dass es schwierig ist mechnische Modell-Signale für die Zeit um 1927 zu bekommen.
Die Strecke war als Hauptbahn angelegt und auch entsprechend signaltechnisch gesichert. Nach der Unterbrechung der Strecke 1944 und dem teilweisen Rückbau der Bahnhöfe hat sich das geändert.
Die Trifase Oberleitung würde ich in Breil über 3 Gleisen montieren - und wenn ich es mir zutraue über einem Gleis des Lokschuppens. Habe einige Messing-Masten Bausätze von einem Kleinserienhersteller hier. Die erforderlichen Mengen muss ich erst noch bestellen. Habe da ziemlich Respekt (..und keinerlei Erfahrung)
Aber die Trifase gefällt mir gut und ich möchte nicht auf sie verzichten. Nur leider gibt es kaum etwas aus Großserienproduktion zu kaufen (nur die Personenzugloks E431, E432). Habe auch den leider sehr (sehr) langen ALe 840, der aber nicht belegt ist für die Strecke. Schön wäre eine Güterzuglok - gibt's bisher nur als Kleinserienmodell.
Hoffe das gibt etwas Einblick in meine Überlegungen.
Im Augenblick werden die grossen Kunstbauten gebaut bzw. eingepasst und die Landschaftshülle auf Ebene 3 soweit geschlossen. Zeitgleich werde ich mich an einem Fahrplan versuchen.
Dann wird alles gründlich gereinigt und ich kann den Probebetrieb wieder aufnehmen.
LB
Detlef
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