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Multi Spot Industries
Guten Abend,
bei den USAmerikanern heißt es Multi Spot Industrie, im deutschen wohl "mehrere Anschlüsse an einem Gleis". Eine berechtige Frage, wie ich finde, ist, ob bzw. es was es da im deutschen Raum gab. Oder gibt.
Das was mir immer wieder bei US Gleisplänen über den Weg läuft sind (Groß)Bäckereien. Alles wird per Bahn empfangen, an einem Gleis. Oder die beliebten corn syrup tank cars. Mehrere Anschlüsse für die verschiedenen Konzentrationen des Sirups.
Vielleicht ist es auch zu spät aber mir fällt nichts ein. Gefühlt ist es immer ein Gleis, ein Anschluss. Fertig. Gut, Ladestraße könnte man als sowas nehmen, wenn gleichzeitig eine Rampe dran ist. Aber vielleicht hat jemand ja konkrete Beispiele dafür.
Gruß
Marc
Ja das gab es beispielsweise auf der Wuppertalbahn vor dem 2 Weltkrieg. Da wurde beim späteren Anschluss Schnakenberg (wenn ich gerade nicht irre) über ein Gleis zum einen die Benzolfabrik Heusser und ein Steinbruch bedient.
Kann ich heute Abend aber nochmal nachschlagen ob es beim Anschluss Kemna oder dem Anschluss Schnakenberg/Kemna war.
Bin gerade unterwegs und hab kein Zugriff auf mein Buch über die Wuppertalbahn.
Beste Grüße
Stephan
Zitat von StephanB im Beitrag #2
Wuppertalbahn vor dem 2 Weltkrieg. Da wurde beim späteren Anschluss Schnakenberg (wenn ich gerade nicht irre) über ein Gleis zum einen die Benzolfabrik Heusser und ein Steinbruch bedient.
Das wollen wir genauer wissen. Dies und ähnliche Beispiele, gerne auch per pn, wenn noch nicht "druckreif".
Das Einfachste ist in der Tat die erwähnte Ladestraße, die oft nicht nur frei befahrbare Flächen hatte, sondern auch mehrere Stammplätze für bestimmte Kunden, die dort auch einen privaten Schuppen oder Bansen errichteten. Sowas suche ich. Hinweise, die zur Darstellung der Situation in einem Printmedium führen können, nimmt jede ADJ-Dienststelle entgegen.
Gruß
Otto
Tja, wieder ein Modellbahn-Anglizismus mehr. Das liegt daran, dass die Amis es drauf haben (und die Sprache es auch hergibt), kurze knackige Begriffe zu bilden, für die es im Deutschen eine umständliche Konstruktion braucht.
Aber bevor sich Multispot industries einbürgert, haben wir noch eine Chance, schnell ein deutsches Äquvalent zu küren. Wir brauchen einen griffigen kurzen Ausdruck, der sowohl einen größeren Anschließer mit mehreren definierten Ladestellen als auch eine Ladestraße mit mehreren aufgereihten Kunden beschreibt.
Bitte um Vorschläge.
Gruß
Otto
Guten Morgen,
es könnte ja auch Verbundgleis, oder Verbundanschluss heißen.
Gruß Ralph
Wenn alle nur über das reden würden, wovon sie etwas verstehen, wäre es wohl sehr ruhig auf der Welt!
Mein geplanter Bahnhof: Ehingen (Donau)
Fahrplandetails: Informationssammlung zum Fahrplan 1965-1975
Danke für die bisherigen Vorschläge. Sie sind gut, aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn eine Ladestraße ist kein Anschluss(gleis).
Also: Die Rallye geht weiter.
#10 RE: Multi Spot Industries deutsch
Hallo,
beschreibt es doch als das was es ist, ein Gleis mit mehreren Ladestellen, fertig.
Ich würde lieber davon absehen ein Kunstwort zu erfinden um etwas anzusprechen das es zwar beim Vorbild gibt, für das unser deutschsprachiges Vorbild jedoch gar keinen eigenen Begriff hat. Durch den Gebrauch solcher "scheinbaren Fachbegriffe" erzeugt man nur Verwirrung und Missverständnisse, und dann ist man auf dem Level von "Fahrbetrieb" und beim "Gleisbildstellwerk" (in der Bundesrepublik bis 1990 ein reines Modellbahnwort) unterwegs.
Beispiele für solche Anlagen gibt es zuhauf. Insbesondere Industriestammgleise sind oft so angelegt. Mir fallen spontan ein:
- Anschlussstelle Stuhrbaum zwischen Bremen und Thedinghausen
- Industriegebiet Nordhorn-Blanke
- Industriestammgleis Verden-Süd mit 4 Anschließern (seit einigen Jahren rückgebaut)
Grüße,
Sebastian
So wie versprochen näheres von dem von mir erwähnten Anschluss.
Besagtes Anschlussgleis wurde für den Steinbruch Dahlmann gebaut in dem Grauwacke gewonnen wurde. Bis 1903 verzögerte sich jedoch der Bau da die dort ebenfalls ansässige Benzinfabrik Albert Häuser GmbH. Mit Ende der Wirtschaftskrise Ende der 20ziger Jahre ging der Steinbruch im Rahmen der Verpachtung an die Firma Sebastian Heimstädter über.
Seit 1908 wurde besagter Anschluss auch durch die Wuppertaler Putzwollfabrik und Abfall-Industrie GmbH mitbenutzt die Ende der 30ziger Jahre ihren Betrieb.
Zwischen 1933 und 1934 wurde das Gelände der Firma durch die Nationalsozialisten als KZ Kemna genutzt. Im Anschluss ging das Areal auf die Firma Schnakenberg und Co über die den Anschluss ebenfalls nutzte bis sie 1941 einen eigenen Anschluss bewilligt bekommen hat.
Beschreibung des Anschlusses:
Dieser besaß 2 Gleise. Eines zur vermutlichen Aufstellung von Wagen. Geht aus dem Text aber nicht eindeutig hervor, das schließe ich nun nur aufgrund eines Bildes. Das andere war das eigentliche Ladegleis. Die Ladenrampe befand sich an der Weichenverbindung aus Richtung Wuppertal Rauenthal. Desweitern wurde der Anschluss links und rechts vor den Weichen durch Gleissperren gesichert.
Beste Grüße
Stephan
Zitat
Multi Spot Industries deutsch
Industriestammgleis
Grüße Hubert
#13 RE: Multi Spot Industries deutsch
Zitat von Pfalzbahn im Beitrag #12
Industriestammgleis
Wäre auch nicht ganz deckungsgleich mit dem was Otto meint. Industriestammgleise haben mitunter mehrere Ladestellen an einem Gleis, oft aber auch nicht wenn vom Stammgleis mehrere Anschliesser abzweigen. Und Otto möchte ja auch öffentliche Ladestraßen einbeziehen an denen mehrere Kunden ihre Schuppen haben.
Ist jetzt aber Semantik. Beispiele für Ladegleise mit mehreren Ladestellen gibt es viele, vielleicht tragen wir noch mehr zusammen.
Hier:
https://www.kdtroeger.de/ohe282.htm
Bahnhof Lüneburg-Süd. Gleis 5 war das "Schuppengleis" an dem sich eine ganze Reihe kleiner Firmen (Kohlehändler & Co.) aneinander reihten., siehe zweites Foto auf der verlinkten Seite. LG-Süd ist überhaupt ein enorm spannender Bahnhof den Michael auf seiner letzten H0-Anlage schon frei umgesetzt hat: https://kleinbahnfreund.jimdofree.com/di...h-viel-seliger/
Grüße,
Sebastian
Ein schönes Beispiel
sind meiner Meinung nach Schuppen-/Packhallen- und Kaigleise in Häfen.
In den oft mehrere hundert Meter langen Schuppen waren diverse Speditionen, Stauereien und andere Betriebe angesiedelt, und ältere Anlagen waren manchmal mit nur einem einzelnen Ladegleis erschlossen.
Zu Zeiten, als die Frachtschiffe noch nicht so riesig waren und dutzendweise hintereinander an den Kajen lagen, galt es ebenso, die zugehörigen Waggons neben dem richtigen Schiff abzustellen.
Gruß
Alex
Lüneburg Süd ist ein perfektes Beispiel und gute Vorlage für rangierintensive Modellbahnhöfe. Das dritte Bild in dem von Sebastian verlinkten Troeger-Strang ist von Gerd Wolff und zeigt die schöne Aufreihung. Ich habe das Bild mal aufgehellt, da sieht man dann mehr, kann ich aber hier nicht posten.
Sehr schöne Situation in Kirchen an der Sieg mit vier Schuppen an einem Gleis, habe ein Foto mit leider zu geringer Auflösung (Internetraub). Der Bildautor wohnt in Betzdorf, antwortet aber leider nicht auf meine Anfrage.
Habe schon Bildbelege von zwei weiteren Situationen auftreiben können, aber für den von mir angedachten Artikel reicht es noch nicht.
@ Alex: Gibts irgendwelche Bildbelege von den von dir benannten Hafensituationen (die ich sehr interessant finde)?
Gruß
Otto
#16 RE: Multi Spot Industries
Liebe Mitdenkende,
das Wort „Industriestammgleis“ ist altbewährt und jeder versteht darunter mehrere Verladestellen. Typisch deutsch ist, die Definition so eng zu wählen, dass so ein solches Wort dann meistens nicht mehr passt. Ergebnis ist dann oft ein unpassend englisches Wort, das nur im Deutschen verwendet wird (z.B. Handy…), oder eben Donaudampfschifffahrtskapitän.
Mit etwas mehr „Leichtigkeit“ in der Sprache ist es oft einfacher.
Gruß Thomas
Hallo,
hier liegt, noch heute, das Industriestammgleis Stuhrbaum an der Eisenbahn Bremen-Thedinghausen:
https://www.google.de/maps/@53.0214019,8...1!1e3?entry=ttu
Einfach ein beidseitig angeschlossenes Nebengleis, mit einem zusätzlichen Stumpfgleis rechts. In den 80ern wurden an diesem Gleis fünf oder sechs Firmen bedient. Konkret weiß ich von:
- Spedition (heute Fa. Donzelmann, hieß früher anders)
- Fa. Voßmeyer (Holzhandlung)
- Fa. Hartmann (Großhandel Sanitätsmaterial, Verbandstoffe usw.)
Gegenüber am Streckengleis waren zwei weitere Lagerhallen an denen gelegentlich Wagen auf dem Streckgleis beladen wurden (der Personenverkehr auf der Strecke war schon 1956 erloschen).
Heute ist da alles tot, aber noch vorhanden. Wer es anschauen will sollte nicht zu lange warten, die Strecke wird derzeit für den SPNV (Bremer Straßenbahn auf EBO-Strecke) flottgemacht.
Grüße,
Sebastian
Das Schuppengleis sieht gut aus. Nur, wie wird das bedient? Im Idealfall und wegen der Kosten werden ja wohl nur Wagen abgeholt wenn alle leer sind um unnötige Rangierarbeiten zu verhindern. Aber das wollen wir ja nicht.
Anschliesser a, b und c, davon haben b und c ihre Wagen leer, nur a nicht. Dann würde ja für uns im Idealfall die Lok die Wagen von a, b und c mitnehmen um an b und c zwei neue Wagen zuzustellen und an a den noch nicht leeren wieder abzustellen. Das heißt die Verladearbeiten an a müßten unterbrochen werden. Und ein möglicher neuer Wagen für a müßte "off spot" (wieder so ein Wort der US-Bahner) abgestellt werden, und könnte erst dann zugestellt werden wenn der Wagen an a leer ist. Ob dafür dann extra eine Lok kommt oder wieder gewartet wird bis b und c auch fertig sind, lasse ich mal offen. Noch eine Weiche dazu und man sortieren und rangieren.
Marc
Zitat von magral im Beitrag #18
Das Schuppengleis sieht gut aus. Nur, wie wird das bedient? Im Idealfall und wegen der Kosten werden ja wohl nur Wagen abgeholt wenn alle leer sind um unnötige Rangierarbeiten zu verhindern.
So ganz prinzipiell glaube ich nicht, dass "unnötige Rangierarbeiten verhindern" auf dieser Ebene wen interessiert: Wenn der Sammler mit seinem aufs Rangieren ausgelegten Fahrplan unterwegs ist, dann spart die Eisenbahn keinen Kreuzer oder Pfennig, wenn ein Wagen nicht rangiert wird: Die Mannschaft wird nach Zeit bezahlt, und die paar Zehntel Maschinenkilometer sind unmessbar.
Bedient wird m.W. in Abstimmung mit den Kunden - möglichst außerhalb von deren Arbeitszeiten, aber wenn nötig (was der Kunde weiß - passiert ja alles nach Fahrplan), dann wird mit den Kunden auch Ladepause vereinbart - im Fall mehrerer Kunden an einem Gleis natürlich mit allen. Also no problem .... oder?
In der Praxis werden sich die Kunden schon manchmal in die Haare gekommen sein - der eine verschleppt wieso auch immer die Laderei und will nun fertigladen (und vor allem nicht im Wagen das bisher Verladene für den Verschub sichern - das wollte er alles "zum Schluss machen"), auch in die vereinbarte Pause hinein, aber grad dieses Mal kommt der Wagen für den anderen. Dann wird vermutluch herumdiskutiert, und am Ende passiert, was passiert, Effizienz perdu ...
H.M.
Danke für die schönen Beispiele, die auftauchen.
Ich habe auch eines: die Hafenbahn Leer.
Siehe die beiden Anhänge zu diesem Beitrag.
Grüße, Hidde.
- Anlage_1_NBS-BT_Bedienungsanleitung.pdf
- Anlage_2_NBS-BT_Gleisplan.pdf
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#21 RE: Multi Spot Industries
Schuur Hidde,
schuur ihr Jonge,
da hat der EBL der Stadtwerke Leer ja sehr schön und mit viel "Prosa" beschrieben, wie der Betrieb auf "seiner" Hafenbahn durchzuführen ist.
Aus meiner Sicht hat er hier viel zu viele Dinge "reguliert", die anderweitig schon detailliert im Regelwerk verankert sind. Aber insbesondere der Begriff "Rangierführer" hat mich schmunzeln lassen. Der ist so schön nostalgisch angehaucht
Hallo Hartmut,
Zitat von hwunderlich im Beitrag #21
da hat der EBL der Stadtwerke Leer ja sehr schön und mit viel "Prosa" beschrieben, wie der Betrieb auf "seiner" Hafenbahn durchzuführen ist.
Aus meiner Sicht hat er hier viel zu viele Dinge "reguliert", die anderweitig schon detailliert im Regelwerk verankert sind. Aber insbesondere der Begriff "Rangierführer" hat mich schmunzeln lassen. Der ist so schön nostalgisch angehaucht
Es kommt darauf aus welchem Kontext man diese Bedienungsanweisung betrachtet. Auf Grund des Umfangs, Festlegungen und Vokabular darin klingt das Ganze sehr nach BOA als Regelwerk dahinter. In der BOA NRW gibt es auch noch Funktionsbezeichnungen die man im EBO Bereich als antiquiert betrachtet und die man auch in der VDV Schrift 754 (Befähigung von Mitarbeitern im Eisenbahnbetrieb) ebenfalls nicht findet.
Niedersachsen beschreibt manches besser
https://www.umwelt-online.de/regelwerk/c...m&such=Betragen
Gruß Kai-Nils
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