Leinhausen West

15.04.2010 08:42 (zuletzt bearbeitet: 15.04.2010 09:10)
avatar  acecat
#1 Leinhausen West
avatar

Hallo,

ich war auch mal wieder planerisch tätig. Schon seit Längerem arbeitet es in meiner Denkerbse, wobei einige grobe Ideen zwischen "must have" und völlig verquer immer mehr Gestalt annehmen. Die Maße für die Anlage standen allerdings von Anfang an fest. Es sollte nicht größer als 200cm x 40cm werden. Der Grund dafür ist das Vorhandensein zweier bereits fertig gebauter Kästen, die eigentlich für ein Modulprojekt gedacht waren. Ich habe ziemlich lange an einer tragfähigen Lösung herumgedacht, geplant, verworfen, neu drauflosgedacht, geplant und drauflosgestrichelt. Das Ergebnis war natürlich, dass man auf dem verfügbaren Platz nur mit einem Thema in der "godsgiven Königsspur" namens H0e einigermaßen zurecht käme.

Geschichtliches zur Leinhäuser Kleinbahn:

Die Leinhäuser Kleinbahn gibt es nur fiktiv. Sie befindet sich angenommenermaßen in Hannover Leinhausen und wurde 1898 in Betrieb genommen. Sie erschließt den westlichen Teil Hannovers (Leinhausen-Stöcken-Marienwerder-Garbsen). Es gibt etwas Landwirtschaft und auch etwas Industrie. In Stöcken befindet sich auch eine Ziegelei. Die regelspurige Staatsbahnstrecke ins Ruhrgebiet wurde um 1912 hochgelegt. Der Bahnhof Leinhausen West lag dadurch in etwas abgeschnittener Lage südlich der Staatsbahn. Eine Unterführung konnte das vollständige Abschneiden zwar verhindern, aber Verkehr mit aufgebockten Regelspurwagen war nicht mehr möglich, da das Lichtraumprofil der Unterführung nicht groß genug bemessen war. Eine Niveauvertiefung der Unterführung war wegen des niedrigen Grundwasserspiegels ebenso unmöglich. Zum neuen Betriebsbahnhof wurde Leinhausen/Fuhsestraße umgebaut. Ab hier kommen auch Regelspur auf Rollwagen zum Einsatz. Hier befindet sich auch die Werkstatt der LKB. In Leinhausen West ist der Wagenladungsverkehr wie auch der Stückgutanfall erheblich, da auch eine Fabrik von der LKB bedient wird. Ebenso gibt es einen recht starken Pendlerverkehr, der einerseits in der Fabrik arbeitet, andererseits zur Staatsbahn, die einen eigenen Haltepunkt östlich von Leinhausen West unterhält. Der Haltepunkt entstand im Rahmen des Aw Leinhausen, welches später durch den Umbau preußischer Abteilwagen zu 4yg-Umbauwagen eine gewisse Bekanntheit erlangte. Im zweiten Weltkrieg fielen auch Bomben der Alliierten auf da Aw. und seine Umgebung. Einem dieser Angriffe fiel auch das stattliche Bahnhofsgebäude von Leinhausen West zum Opfer. Es wurde ein Provisorium errichtet, welches die letzten Jahre der Kleinbahn bestehen blieb. So viel erst mal zur Legende.

Gezeichnet ist erstmal nur die Ebene 0. Die Ebene +1 muss man sich in Form einer Arkadenbahn denken, die den Schattenbahnhof überdeckt. Vorbilder für diese Arkadenbahn lassen sich in Berlin, Hamburg wie auch Hannover finden. Die hochgelegte Regelspurstrecke vergrößert die reale Tiefe der Anlage. Das ist auch nötig, weil sonst höchstens 30cm Anlagentiefe zur Verfügung gestanden hätte. Das hätte ziemlich dürftig gewirkt. Mit der Arkadenbahn steht die volle Anlagentiefe von 40cm zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit zur Präsentation eines oder gar zweier Regelspurzüge. Ein siebenteiliger VT11.5 hätte mehr als ausreichenden Platz. Ok, das Teil würde nur herumstehen. Aber er würde die Szenerie vor einer städtisch geprägten Hintergrundkulisse auch als Standmodell erheblich beleben. Ich denke ja primär auch immer an einen Ausstellungsbetrieb, bei dem ich meine Soundumbauten vorführen muss. Eine Anlage in Form eines "Guckkastenszenarios" macht optisch erheblich mehr her, als ein offenliegender langer, schmaler, flacher Kasten mit nur zwei Weichen und einer aufgeräumten Landschaft. Hier erstmal die grobe Übersicht:



Das Betriebskonzept im Hintergrund ist recht einfach: Das Gleis oben links ist das Gleis 11. In dieses fahren alle Züge rein, die Waggons dranhaben. Kurz vor dem Gleisende ist ein Entkuppler und dann eine Segmentdrehscheibe oder eine Schiebebühne. Auf der Übersicht ist das alles noch offen, weil ich keinerlei Elemente in der Gleisplanbibliothek meines Programmes habe. Aufgrund der Platzverhältnisse werde ich so etwas ohnehin selber bauen müssen. Das Gleis darunter ist das Gleis 13. Es endet wie Gleis 11 in dem selbst zu bauenden Weichenersatz und ist in erster Funktion das Umfahrgleis für Gleis 11. In Gleis 13 zweigt Gleis 15 über eine Weiche ab. Gleis 15 ist das Triebwagenabstellgleis. Es endet in einem hohlen Fabrikgebäude, welches unmittelbar an der Arkadenstrecke abschließt. Auf der rechten Seite befindet sich oben Gleis 12 und darunter Gleis 14. Beide Gleise sind Zugspeichergleise für die Zuggarnituren (insgesamt 3 + 1 Triebwagen, Letzterer parkt regulär in Gleis 15). Gleis 11 ist aber nicht nur Einfahr-, sondern auch Ausfahrgleis für ALLE Wagenzüge. Nur der Triebwagen nutzt Gleis 13 als Ein- und Ausfahrgleis. Das waren die grundsätzlichen Überlegungen zum Betrieb in den Katakomben der Anlage. Im sichtbaren Bereich sind die Betriebsabläufe wesentlich selbsterklärender, weshalb ich diese erstmal eurer Phantasie überlassen möchte. Nur soviel vorweg: Güterzüge fahren in das linke Kreuzungsgleis ein, Personenzüge nutzen als Einfahrgleis das rechte Kreuzungsgleis. Jetzt bin mal auf eure Reaktionen gespannt!!!

Viele Grüße

Michael

ps, dieser Anlagenentwurf wird auch schon im H0-Zweileiterforum diskutiert


 Antworten

 Beitrag melden
16.04.2010 22:23 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2010 22:29)
#2 RE: Leinhausen West
avatar

Hallo Michael,

daß auf deinen Anlagenentwurf noch nicht stapelweise Antworten eingegangen sind, darf dich nicht verunsichern. Das ist ganz normal hier. Wenn es dagegen mal angefangen hat, läuft es in der Regel recht gut.

Ich hätte als erstes noch eine Bitte: Der Plan an sich ist gut verstehbar. Jedoch gehst du in der Beschreibung sehr genau auf die einzelnen Gleise mit ihren Numerierungen ein, die leider im Plan nicht auftauchen. Man tut sich nicht leicht, der Beschreibung zu folgen. Wäre das noch ergänzbar?
Zum Plan selber: Eine komplette Meinungsäußerung in einem Zug ist sowieso nie möglich, wirst du auch gar nicht erwarten. Ich schreibe ein paar Stichpunkte auf, die mir so eingefallen sind, andere werden andere Punkte beleuchten und irgendwann ergibt sich dann ein kompletteres Bild. Also:

Das Konzept, einen Nebenbahn-Endbf darzustellen, der die Fahrstrecke nur andeutet, hast du dir sicher reiflich überlegt. Das ist übrigens etwas, was sich einer Kritik von anderen sowieso völlig entzieht, weil man individuell eben gern rangiert und Züge bildet und zerlegt, oder vorrangig fahren will.

Die Idee mit der normalspurigen höherliegenden Normalspurstrecke mit der Zweitfunktion Schattenbf ist schlicht genial. Die optischen Pluspunkte hast du ja selber schon geschildert. Wenn du den Bf Freital-Haisberg der Weißeritztalbahn kennst, da unterquert die Schmalspurstrecke auch nach der Bf-Ausfahrt die hochliegende Haupstrecke.
Es gibt auch eine sehr beeindruckende Diorama Anlage ähnlich deinem Konzept von Winfried Schmitz-Esser, der früher sehr viel für das Magazin Hp1 geschrieben hat.

Allerdings erfordern die verdeckten Weichen und überhaupt die verborgene Rangiertätigkeit höchst Qualität der Gleisverlegung. Züge mit aufgeschemelten Normalspurwagen gibt es hier herüben nicht, wenn ich die Legende richtig gelesen habe, die würden das Rangieren noch anspruchsvoller machen. Es gibt in diesem Form übrigens auch einen angefangenen kleinen Faden über Schmalspurkupplungen.

Die Gleislage im Bf hat ein bewußt ungeordnetes Layout, kaum ein Gleis liegt parallel zm anderen. Dadurch wird sehr realistisch ein "gewachsener", vielfach umgebauter, immer wieder angepaßter Eindruck erzeugt, bei solchen Bahnen normal war. Dann noch das Behelfs-EG, und die Schwellen völlig im Schmutz versunken....aber das sieht man ja noch nicht.
Der Gleisplan des Bf ist sicher noch nicht endgültig, kann sein, daß die Gleisdichte sogar noch etwas zunehmen müßte, denn solche (in sich geschlossene) Bahnen brauchten auch Platz für Wagen der Betriebsreserve, da geleerte Güterwagen ja nicht in die weite Welt abgefahren werden konnten.

Das Gebäude am vorderen Anlagenrand ist aus mehreren Gründen etwas problematisch. Einmal stört es den sicher guten bühnenartigen Eindruck des nach hinten ansteigenden Geländes. Zum anderen verdeckt es die Sicht auf zwei Gleise und behindert möglicherweise Rangiertätigkeiten, Auch wüßte ich nicht recht, wie man die Fassade bündig mit der Anlagenkante hinbekommen soll: Gestaltet, dann siehts am Sockel seltsam aus; neutral, dann hast du einen nichtgestalteten Blickfang, der anderen Bauwerken die Schau stielt. Vielleicht mit einer Art Brandmauer.

Ansonsten nur noch die Empfehlung, parallel zum Gleisplan unbedingt den Betriebsablauf möglichst genau zu simulieren, mit Verkehrsbedürfnissen, Zugzusammenstellungen, Fahrplänen usw. Über mögliche Anschließer hast du dir ja schon Gedanken gemacht. Also ist es naheliegend, deren Warenumsatz und damit die benötigten Wagen zu ermitteln.

Du siehst, viele Einwände sind mir gar nicht eingefallen. Den Kollegen soll auch noch etwas bleiben.

sieben_k


 Antworten

 Beitrag melden
17.04.2010 22:38
avatar  HFy
#3 RE: Leinhausen West
avatar
HFy

Die Idee finde ich zunächst einmal sehr gut. zumal Stadtbahnhöfe von Schmalspurbahnen im Modell seltener sind als im Vorbild. Die genaue Gleisführung wird sich vielleicht noch ergeben, wenn das Betriebsprogramm feststeht.
Außer dem Gebäude im Vordergrund (stattdessen tut es vielleicht auch eine Rampe) gibt es noch einen weiteren gestalterischen Knackpunkt am rechten Ende der Anlage. Ein Lokschuppen mit eingebautem Wasserturm könnte hier das Gleisende der Normalspur verbergen. Der Fabrikanschluß sollte vielleicht besser nicht unter die Arkaden geführt werden, sondern durchs offene Gelände; zum einen, damit man die Bedienung auch sieht, und zum anderen, weil Zugfahrten im Untergrund immer etwas heikel sind.
Eine Schwenkscheibe (oder auf sächsisch "Drehwinkel" ist einfach und schnell gebaut, indem man Schienen (oder ggf. ein Gleis) auf ein Brettchen nagelt, als Drehpunkt dient eine gewöhnliche Schraube. Eine Drehscheibe ist etwas komplexer, nicht zuletzt wegen der Stromzuführung.

Herbert


 Antworten

 Beitrag melden
18.04.2010 00:28 (zuletzt bearbeitet: 18.04.2010 00:29)
avatar  acecat
#4 RE: Leinhausen West
avatar

Hallo,

vielen Dank für das Feedback. Es ist noch nicht alles vollkommen ausgegoren. Ich würde sagen, ich bin zu etwa 90% mit den Vorplanungen fertig. Für das Gebäude im Vordergrund hatte ich mir gedacht, dass sich doch mit einem Anschnitt das Innere des Gebäudes freilegen ließe und einen Blick auf die Inneneinrichtung des Güterbodens gewähren würde. Durch geöffnete Schiebtore zur Gleisseite hätte man sicher auch eine interessante Fotoperspektive auf die "Bühne". Für diesen außergewöhnlichen Ausblick würde ich auch geringe betriebliche Nachteile in Kauf nehmen.

Ich tue mich mit der Zeichnerei ziemlich schwer. Ich bin eigenlich schon froh, wenn ich überhaupt etwas einigermaßen Verständliches zusammenbekomme. Vielleicht sind mit den im Text beschriebenen Betriebsabläufen die Vorgänge im Untergrund einigermaßen nachvollziehbar erklärt. Gleis 11 ist das obere linke Gleis im Plan. Darunter befindet sich Gleis 13. Von Gleis 13 zweigt Gleis 15 in das Fabrikgebäude ab. Das ist das Sbf-Gleis für den Triebwagen. Oben rechts befindet sich Gleis 12 und darunter/davor Gleis 14. Das sind die Zugspeichergleise des Sbf. Richtig rangiert wird also im Sbf nicht, sondern nach Einfahrt Kopfgemacht, umfahren, wieder an den Zug gesetzt und in ein freies Speichergleis vorgerückt. Wenn ich den Zug rausfahren will, muss ich zuerst zurück in Gleis 11. Dann wird die Weiche auf Abzweig gestellt und es geht gerade über die DKW nach Leinhausen West. Im Sbf gibt es keinerlei Zugbildung, obwohl es händisch durchaus möglich wäre. Das würde aber einen Zweimannbetrieb voraussetzen.

Viele Grüße

Michael


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!