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Scenic Modelling

Wie vor längerem versprochen möchte ich folgendes Buch vorstellen, das mir bei meinem London-Besuch im Sommer "in die Hände fiel":
"Scenic Modelling
A Guide for Railway Modellers"
von John de Frayssinet
The Crowood Press Ltd.
(www.crowood.com)
2013
ISBN 978 1 84797 457 0
Um es gleich vorauszuschicken: Das Wort "Betrieb" in unserem Sinne kommt kein einziges mal vor! Hier geht es, very british, um den Bau von Anlagen die, eine dringende Empfehlung des Autors, zerlegbar und transportabel sein sollten um sie auf Ausstellungen präsentieren zu können.
Im ersten Kapitel "The Landscape was there first" (Die Landschaft war zuerst da) wird auf die Wichtigkeit der darzustellenden Landschaft eingegangen (Geologie, Felsbildung, Erosion, aber auch Klima, Botanik, Formen des Ackerbaues, der typischen Architektur sowie später dann auch Infrastruktur und Kunstbauten der Eisenbahn)
Kapitel 2 "A Question of Scale" (Eine Frage des Maßstabs) beschreibt die gängigen (und auf dem Kontinent weniger gängigen) Baugrößen und deren Auswirkungen auf den Anlagenbau. Hier werden auch eher ungewöhnliche Fragen wie die Auswirkung des Maßstabes auf die Farbgebung, den Glanzgrad und Alterung der Modelle, die "gefühlte" Distanz des Betrachters zur Anlage bis hin zur Wirkung von Modellgeschwindigkeit, Geräuschen, Kunstdampf und Wasser in unterschiedlichen Baugrößen abgehandelt
Kap. 3 "Designing your Layout" bringt "uns" nichts neues ausser dem Thema "Blickwinkel" und dem für mich neuen Begriff "scenic breaks" (szenische Pausen/Unterbrechungen ?). Hier sind nicht die wohlbekannten "scenic dividers" im Sinne einer Trennwand gemeint sondern z.B. Hecken, Wäldchen, Dämme etc. die das Auge des Betrachters "blockieren" oder zu bestimmten Blickpunkten lenken um einen linearen Streckenverlauf optisch zu gliedern und subjektiv länger erscheinen zu lassen.
Der Unterpunkt "Composition" des Kapitels geht dann schon stark in den Bereich der bildenden Kunst. Es werden verschiedene Formen der Bildkomposition wie z.B. der "Goldene Schnitt" vorgestellt, eine "Regel der Drittelung" und "Blickführung durch geometrischen Bildaufbau". Interessant auch "übersteigerte Perspektive" und "Sfumato" (d.h. verschwimmende Schärfe und Farben) zum Anlagenrand hin um mehr Tiefe zu erzeugen.
Das Alles mit Fotobeispielen bestehender Anlagen!
Kap. 4 "The build Process" (Bau der Unterkonstruktion)
Kap. 5 "Backdrops and lighting" (Hintergrund und Beleuchtung)
Kap. 6 "Building Topographie" (Landschaftsaufbau)
bringen neben ein, zwei interessanten neueren Materialien nichts Unbekanntes.
Kap. 7 "Modelling Water" ist hingegen sehr ausführlich und stellt verschiedenste Methoden der Darstellung unterschiedlichster Gewässer vor.
Das Kap. 8 "Textures and Ground Cover" (Texturen und Bodendecker ?) zeigt verschiedene Methoden jahreszeitlich unterschiedliche "Bewüchse" und Pflanzen/Planzengruppen darzustellen, auch in Hinblick auf die erforderliche Detaillierung zum gewählten Maßstabes.
Kap. 9 "Trees, Shrubs and Hedges" (Bäume, Büsche und Hecken) beschreibt das Selbe dann in "größer". Sehr pfiffig die Gestaltung eines großen Hintergrund-Waldes mit Bauschaum-Klecksen und div. Woodland-turfs!
Auch interessant der Hinweis, Wälder und Hecken nicht durch das "Nebeneinanderstellen" von Bäumen/Büschen sondern das "Ineinaderwursteln" derselben zu gestalten, so daß für das Auge kein Einzelbaum sondern nur "Wald" zu erkennen ist. Das Gegenteil von "Den Wald vor lauter (Einzel-)Bäumen nicht zu sehen"
Das Kap. 10 "Inclement Weather" (unfreundliches/raues Wetter) beschreibt die Darstellung von Frost und Schnee
Das abschliessende 11. Kapitel "Making it real" ( es realistisch machen) dann Detailgestaltung wie den Einsatz von Unkraut, Abfall, Unordnung, Figuren und Patinierung im Allgemeinen. Zuletzt dann noch CAD-Gebaudekonstruktion.
Ganz zum Schluß noch ein sinnvoll gegliedertes Stichwortverzeichnis, das sonst in Modellbahnpublikationen auch eher Seltenheitswert hat.
Insgesamt ein sehr interessantes Buch (auch wenn man keine Ausstellungsanlage baut) mit vielen Anregung zur Anlagengestaltung und einem "künstlerischen" Blickwinkel, den ich in dieser ausgeprägten Form bisher noch in keiner Publikation gefunden hatte!
Die GBP 18,99 haben mich nicht gereut!
Grüße:
Stefan

Stefan, das ist sehr dankenswert, dass du dieses Buch hier einbringst und vorstellst. Da gibt es offenbar noch was zu lernen.
Ein paar Anmerkungen von mir:
Zitat von STBR im Beitrag #1Ja, ich beziehe derzeit eine britische Modellbahnzeitschrift im Abo und habe verstanden, was man dort mit Betrieb meint. Gewiss keinen Fahrbetrieb, aber auch nicht das, was wir hier darunter verstehen.
Um es gleich vorauszuschicken: Das Wort "Betrieb" in unserem Sinne kommt kein einziges mal vor! Hier geht es, very british, um den Bau von Anlagen die, eine dringende Empfehlung des Autors, zerlegbar und transportabel sein sollten um sie auf Ausstellungen präsentieren zu können.
Zitat
"The Landscape was there first" (Die Landschaft war zuerst da)
Das schreiben alle, die was Grundlegendes über Landschaft auf Anlagen schreiben. Vielfach ist es Kloogschieterie. Ob dein Autor es besser macht, würde ich gerne bei Gelegenheit überprüfen.
Zitat
Kap. 3 "Designing your Layout" bringt "uns" nichts neues ausser dem Thema "Blickwinkel" und dem für mich neuen Begriff "scenic breaks" (szenische Pausen/Unterbrechungen ?).
Ich habe hier gerade ein blau beumschlagtes schmales Buch vor mir liegen, da steht auf Seite 49 als Bildtext zu einem Foto von der Friedenfelser Lokalbahn: "Bei der Ausfahrt aus Thumsenreuth ist der Zug unter der Straßenüberführung hindurch "abgetaucht" und durchfährt anschließend diesen Einschnitt, vor dem aus Betrachterrichtung auch noch eine Baumgruppe den Blick behindert. Solche Stellen,an denen der fahrende Zug einen Moment lang dem Blick des Verfolgers entzogen ist, tragen wesentlich zur Illusion von Entfernung bei."Aber du hast Recht. Ein deutscher Ausdruck für "scenic breaks" wäre noch zu kreieren.
Zitat
Es werden verschiedene Formen der Bildkomposition wie z.B. der "Goldene Schnitt" vorgestellt, eine "Regel der Drittelung" und "Blickführung durch geometrischen Bildaufbau".
Das ist nur für Anlagen im britischen Stil brauchbar, wo der Betrachter einen festen, zumindest aber einen optimalen Standpunkt hat. Bei walk around-Anlagen völlig redundant.
Zitat
Kap. 7 "Modelling Water" ist hingegen sehr ausführlich und stellt verschiedenste Methoden der Darstellung unterschiedlichster Gewässer vor.
Da bin ich noch am Fuß der Lernkurve und offen für jedes input.
Zitat
Auch interessant der Hinweis, Wälder und Hecken nicht durch das "Nebeneinanderstellen" von Bäumen/Büschen sondern das "Ineinaderwursteln" derselben zu gestalten, so daß für das Auge kein Einzelbaum sondern nur "Wald" zu erkennen ist.
Auch dafür ist der Bericht über die Friedenfelser Lokalbahn a.a.O. ein hervorragendes Beispiel.
Zitat
Das Kap. 10 "Inclement Weather" (unfreundliches/raues Wetter) beschreibt die Darstellung von Frost und Schnee
Interessiert mich sehr. Ein total vernachlässigtes, um nicht zu sagen unbeliebtes Thema.

Hi,
kauf' ich!
Mich interessiert das Thema "Sfumato" - wie leiten wir die Aufmerksamkeit des Betrachters in's Zentrum des Geschehens, weg von der Vorderkante der Anlage und von der Kante zwischen Anlagenebene und Hintergrund? (Dass wir da irgendetwas 'blockieren' können, bezweifle ich - aber auf Interessantes "ziehen", weil's kräftigere Farben und mehr Details hat als die eher Pastell gestaltete Peripherie, das hätte doch 'was!)
Gruß,
Gilpin
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