Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse

21.12.2009 17:48 (zuletzt bearbeitet: 23.12.2013 22:25)
avatar  OOK
#1 Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar
OOK

.
Der erste Strang "Illusion von Entfernung" hat eine gewisse Richtung eingeschlagen, wo das, was ich heute bringen will, nicht dran passt, daher halt dieser neue Strang. Es geht um die Trennkulisse.
Ich kam drauf, weil ich in der Version III des Anlagenplan Mördrisch (s. Anlagen-Ideen Fundus > Anlagenentwürfe für 4' x 8'-Sperrholzplatten) eine solche vorgesehen habe.
Eine Trennkulisse ist etwas ganz anderes als eine gewöhnliche Hintergrundkulisse. Sie kann das, was eine Hintergrundkulisse kann, auch, nämlich eine Fortsetzung der Landschaft in die Weite optisch vortäuschen. Aber sie kann noch mehr. Sie kann eine Anlage oder einen Teil einer Anlage optisch teilen und zwar so, dass man von dem eine Bereich nicht in den anderen schauen kann. Jeder Bereich ist dann eine Welt für sich, die mit der anderen nur über den von uns so vergötterten Schienenstrang verbunden ist.

Hier ein Zitat aus dem MAD ebook:

Zitat
4.2.4 Designerische Nachteile der Flächenanlage: alles zugleich

Damit ist einiges über die Vorzüge der offenen gegenüber der flächigen Anlage gesagt, aber längst nicht alles. Ein großer Nachteil flächiger Anlagen aus designerischer Sicht ist, dass man alles zugleich sieht: den Bahnhof oder die Bahnhöfe und alle nicht verdeckten Streckenabschnitte. Mann kann sehen, dass der fahrende Zug sich gar nicht wesentlich von seinem Ausgangspunkt entfernt. Wenn mehrere Züge unterwegs sind, sieht man sie alle zugleich. Damit ist jeglicher Versuch, die Illusion von Entfernung herzustellen, zum Scheitern verurteilt.



Bei einer flächigen Anlage, also so etwas wie Mördrisch, kann nur eine Sichtbarriere dieses "alles zugleich sehen" etc. unterbinden. Das muss keine Kulisse sein, manchmal reicht ein bewaldeter Hügel, wie das etwa bei der Juniorenanlage (im Blauen Buch unter dem Titel "Die Briloner Waldbahn" beschrieben):



Wenn man die Anlage auf eine "vernünftige" Höhe hebt, so dass die obere Ebene etwa 1,3m über FO ist, dann dürfte die Illusion von Entfernung fast perfekt sein.

Bei der BAE II hatte ich eine Anlagenzunge, die durch einen relativ hohen bewaldeten Berg getrennt war:



Vor dem Berg lag Schluft, dahinter Schlufterhütte. Sieht nicht schlecht aus, aber man sieht auch den Nachteil des Fehlens der Trennkulisse: man kann am Wald vorbei und z.T. drüber weg schauen auf die dahinter liegende Wand. Das wirkt dann schon nicht mehr so gut.

Bei der BAE III habe ich daher konsequent eine Trennkulisse die ganze Zunge entlang gezogen. Und diese Zunge ist recht lang und auch breit, so dass ich die Kulisse doppelt gezogen habe. Der vereinfachte Anlageplan lässt dies gut erkennen:



Am Ende der Zunge habe ich die Trennkulisse nicht einfach enden lassen - das muss man man bei fehlender Tiefe tun - sondern habe sie ausgerundet und sozusagen endlos weitergeführt. Finde gerade kein passendes Belegfoto (kann ich aber nachholen).

Soviel erst einmal zum Thema Trennkulisse zur Schaffung der Illusion von Entfernung.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
22.12.2009 15:53
#2 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Hallo Otto,
vor einiger Zeit hatte ich hier unter "Identitätsstifter Hintergrundkulisse" gepostet. Die Resonanz war leider eher erbärmlich. Wahrscheinlich deshalb. weil noch kaum jemand mit seinem eigenen Anlagen(t)raum so weit gediehen ist, dass er sich um dieses "Randthema" konkrete Gedanken machen möchte, geschweige denn Beispiele hinzufügen könnte. Nun kommst du aber mit einem dazu durchaus passenden Beitrag. Lässt sich denn nicht beides besser zusammenbinden? Dann tue ich mich selbst auch nicht so schwer, dazu einen in Arbeit befindlichen Folgebeitrag einzustellen.
windbergbahn


 Antworten

 Beitrag melden
22.12.2009 18:09 (zuletzt bearbeitet: 22.12.2009 18:10)
avatar  Boscho
#3 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Moin windbergbahn,

sehe ich anders: in deinem Identitäts-Beitrag ging es darum, wie die Anlage durch die Hintergrundkulisse ein regional-typisches Gepräge erhält. In Ottos Beitrag hier ist eher die Trennkulisse an sich (als spezielle Variante des Hintergrundes) in ihrer Wirkung auf die Wahrnehmung einer Anlage in ihrer Ausdehnung das Thema - völlig losgelöst von Identität. Der separate Strang hat also seine Berechtigung.

Dein Hintergrundstrang dümpelt übrigens in erster Linie deshalb vor sich hin, weil der Eingangsbeitrag (also: deiner) schon derart umfassend und gut ist, dass dem wenig hinzugefügt werden kann. Sieh es einfach als Lob.

Grüße!
B.


 Antworten

 Beitrag melden
22.12.2009 21:23 (zuletzt bearbeitet: 23.12.2013 22:27)
avatar  OOK
#4 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar
OOK

Zitat von Boscho
Dein Hintergrundstrang dümpelt übrigens in erster Linie deshalb vor sich hin, weil der Eingangsbeitrag (also: deiner) schon derart umfassend und gut ist, dass dem wenig hinzugefügt werden kann. Sieh es einfach als Lob.


Hoffentlich ist mein Beitrag hier nicht auch so gut, dass es nichts mehr zu sagen gibt. Sonst müssen wir hier einfach schlechter werden, oder?

Es gibt ein generelles Problem mit Trennkulissen: sie müssen normalerweise irgendwo aufhören. Selten ist die Anlage so tief (bzw. bei einer Zunge so breit), dass man die Kulisse am Ende herumbiegen kann, wie ich es bei der BAE III gemacht habe (s. dritte Abb. in meinem vorigen Posting).

Im MR sieht man häufiger auch kleinere flächige Anlagen mit Trennkulissen, die einfach ein senkrecht stehendes beidseitig blaugestrichenes Brett sind und nicht bis an die Enden der Anlage reichen. Wenn man von der Schmalseite der Anlage schaut, blickt man gegen das Ende der Kulisse. Was kann man designerisch dagegen tun? Ich habe da leider keinen Trumpf im Ärmel.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
22.12.2009 22:18
#5 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Zitat von OOK
Wenn man von der Schmalseite der Anlage schaut, blickt man gegen das Ende der Kulisse. Was kann man designerisch dagegen tun?

Man kann die Hintergrundkulisse hinter hohen Fels,Bäumen oder einem Wald enden lssen. Oder die Schmalseite Seite mt einer schmalen Hausfront verdecken.

Gruß Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

 Antworten

 Beitrag melden
26.12.2009 08:54
#6 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Zitat von OOK

Im MR sieht man häufiger auch kleinere flächige Anlagen mit Trennkulissen, die einfach ein senkrecht stehendes beidseitig blaugestrichenes Brett sind und nicht bis an die Enden der Anlage reichen. Wenn man von der Schmalseite der Anlage schaut, blickt man gegen das Ende der Kulisse. Was kann man designerisch dagegen tun? Ich habe da leider keinen Trumpf im Ärmel.



Zu dem Thema kann ich mal meinen Senf dazu geben. Mein Anlagenentwurf mit der Friedenfelser Localbahn wurde ja hier im Forum schon diskutiert Wenn Einem Gutes widerfährt...; nun ist der Rohbau fertig geworden und in der mittleren Anlagenzunge steht die Trennkulisse. Im Prinzip das besagte "blaue Brett", welches nicht zum Anlagenrand geht. Ich habe statt einem blauen Brett deren zwei genommen und auf rechteckige Rahmen aus Fichtenlatten geschraubt. Wenn dieser Lattenrahmen nicht durchgängig ist sonder nun einzelne Felder beschreibt kann man das sogar in die Kurve biegen. Der Abschluss ist eine Papprolle, die ich mit einem Messer vorsichtig der Länge nach wie ein Stück Dachrinne halbierte und als runden Abschluss anklebte. Am Lattenrahmen kann man die gesamte Kulisse übrigens gut mit der Grundplatte von unten her verschrauben.

Fotos vom Rohbau will ich in Kürze im anderen Strang einstellen.

Mit dem Bild-Hochladen klappt es bei mir leider immer nicht, daher habe ich die zwei Fotos in eine pfd gepackt - sorry.

Dateianhänge
  • Hintergrund.pdf

Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!

 Antworten

 Beitrag melden
26.12.2009 09:48
avatar  OOK
#7 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar
OOK

Hallo Robert,
das ist eine gute Lösung, gut fotografiert. Überhaupt sehr erfreulich zu sehen, wie du weiter kommst.
Noch eine Materialfrage: Die "blauen Bretter" bestehen woraus? Und was für eine Papprolle hast du genommen? Ø?

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
26.12.2009 11:02
#8 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Zitat von OOK
Hallo Robert,
das ist eine gute Lösung, gut fotografiert. Überhaupt sehr erfreulich zu sehen, wie du weiter kommst.
Noch eine Materialfrage: Die "blauen Bretter" bestehen woraus? Und was für eine Papprolle hast du genommen? Ø?



Hallo Otto,

es sind Hartfaserplatten, in meinem Fall 4 mm stark - den Tip hast Du mir mal gegeben :-)

Die Papprolle ist der Kern von Rollenware von Folien bzw. Papier für Plotter, sind in der Regel 60, 100 oder 126 cm lang und etwa auch 4 mm stark. Durchmesser müsste so 8 cm sein, müsst ich mal nachmessen. Fällt überall wo geplottet wird als Abfall an (Werbeagenturen - Folienbeschrifter oder evtl. Planungsbüros etc.)

Schöne Grüße
Robert


 Antworten

 Beitrag melden
26.12.2009 13:41 (zuletzt bearbeitet: 26.12.2009 13:43)
#9 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Ich bin sehr dankbar für die Bilder von der Trennkulisse. Ich konnte mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen. Jetzt kann ich es.

Es grüßt der Exil-Harzer
Lutterberger


 Antworten

 Beitrag melden
27.12.2009 11:42 (zuletzt bearbeitet: 23.12.2013 22:29)
avatar  OOK
#10 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar
OOK

Robert hat jetzt im Unterforum Planen von Anfang an in seinem Strang "Wenn einem also Gutes widerfährt" nochmal den Anlagenplan mit der Trennkulisse und eine Reihe von eindrücklichen Fotos eingestellt. Absolut empfehlenswert.

Edit: Im Blauen Buch gibt es ja,wie bekannt, ein extra Kapitel über Roberts Anlage.Und darin auch ein spezielles Foto,auf dem man die Trennkulisse und deren "Ende" bzw. Nicht-Ende deutlich sieht.

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
05.01.2010 22:39 (zuletzt bearbeitet: 23.12.2013 22:38)
avatar  OOK
#11 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar
OOK

Im Vollbach-Strang erwähnte ich schon die Möglichkeit, ein Voll-rein-leer-raus-System zu installieren, nur reichte bei der 4x8-Anlage der Platz nicht, um die entsprechenden Gleise zusammenzuführen. Jetzt habe ich eine etwas größere Anlage gezeichnet, um das Prinzip, das ja auch auf der Installation einer Trennkulisse beruht, zu verdeutlichen, in Minimalausführung sozusagen:



Einen einzigen Nachteil hat das System: es setzt gleiches Niveau der beiden Betriebsstellen voraus.Ist also kaum etwas für Gebirgsanlagen - weshalb es das auf der BAE auch nicht gibt.

Anm.: Dies ist kein vollständiger Anlagenentwurf. Es geht hier nur um das "Voll-rein-leer-raus.System".

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

 Antworten

 Beitrag melden
06.01.2010 12:53 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2010 12:54)
avatar  Boscho
#12 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

Wenn der Platz reicht, wäre es natürlich betrieblich noch interessanter, wenn in das janusköpfige Fabrikensemble zwei Gleise eingeführt werden. Auf die Art und Weise kann die "Gegengarnitur" bereits zugestellt werden, wenn die andere noch drinsteht.

Betrieblich sähe das dann zum Beispiel so aus, dass die geladene Garnitur in der Zettweiler Möbelfabrik zugestellt wird und im gleichen Zuge - statt Lz des Solo-Tfz - die Leerwaggons wieder mitgenommen werden und in Ahaus zugestellt werden (wo ja bereits geladene Wagen auf ihren Abtransport warten). Wer in den Bahnhöfen noch ein wenig rangieren mag, kann das trotzdem tun (virtuell liegt ja in den Anschlüssen nur jeweils ein Gleis), muss es aber nicht.

Eine betriebliche Idee, die zwei Gleise sinnvoll macht: das Ahäuser Sägewerk war fleissig - geladene Wagen raus und ab nach Zettweiler, zustellen. Lz zurück nach Ahausen, wo bereits ein weiterer Leerwagenzug bereitsteht. Dieser wird ins Sägewerk rangiert (beide Gleise belegt). Nach angemessener Zeit wird der geladene Zug abgeholt und in Zettweiler zugestellt, vorher muss natürlich der Leerwagenzug abgeholt werden. Nach etwas Rangiererei geht es zurück nach Ahaus, wo die Leerwagen direkt wieder in das Sägewerk gehen.

Ergo: irgendwie geht das auch mit einem Gleis. Aber mit zwei Gleisen hat eben jede Fabrik ihr echtes, eigenes Anschlussgleis - auch wenn das zwischen jeder Zustellung bzw. Abholung wechselt. Und man hat weiter sogar die Möglichkeit, einer der beiden Firmen zwei Gleise zuzugestehen - in der Möbelfabrik z.B. wird dann auf Gleis 1 das Schnittholz entladen, während auf Gleis 2 die Fertigmöbel versendet werden.

Grüße!
B.


 Antworten

 Beitrag melden
06.01.2010 14:22
#13 RE: Die Illusion von Entfernung II: Trennkulisse
avatar

das klingt ja auf den ersten Blick recht bestechend, aber nur auf den ersten.

Was bekommt ein Sägewerk normalerweise? Richtig, Baumstämme, sonst gäbe es ja nichts zu sägen.
Wohin bitte mit den eingefahrenen Baumstämmen? Kommen die dann zwangsläufig aus der Möbelfabrik wieder heraus?
Und die leeren Schemel- oder Rungenwagen, die das Sägewerk verlassen sollen. Fahren die dann vorher in die Möbelfabrik ein?

Ich kriege das jedenfalls nicht auf die Reihe.
Vielleicht hilft der Trick, dass man vorgibt, das Sägewerk wird ausschließlich per LKW beliefert, genauso wie die Möbelfabrik nur auf der Straße ausliefert. Dann blieben zwei (identische) Züge, einer leer, der andere mit Schnittholz, die zwischen den Werken pendeln, und unsichtbar ausgetauscht werden.

Allerdings dürfte man grundsätzliche Schwierigkeiten haben, sich bei einem Sägewerk die Be- und Entladevorgänge in einer geschlossenen Halle vorzustellen. Das soll allerdings nicht das Grundprinzip schmälern, sonder eher anregen, besser geeignete Industriepartner für solche Taschgeschäfte zu suchen.

Bliebe noch der Einwand, ob man da nicht mit viel Aufwand etwas installiert, was sich nach einigen Wiederholungen eher weniger fesselnd und betriebsfördernd auswirkt, da es völlig starre vorgegebene Vorgänge sind.

Als Gag für eine Ausstellungsanlage, wo sich das Publikum ständig austauscht (man weiß ja, wie lange solche Betriebsspiele Aufmerksamkeit erregen), sicher hervorragend geeignet, zuhause eher weniger, da man im Endeffekt nur Gags (Ganzzüge) hin und herschiebt.

sieben_k


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!