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Fassungslos durch die Nacht

Ich muß das jetzt einfach mal loswerden:
Gestern Abend war ich zur Besichtigung einer privaten MoBa-Anlage eingeladen.
Es handelt sich um einen Klüngel von 4-5 Leuten die, jeder eine eigene Anlage bauend/besitzend, sich gegenseitig beim Bauen unterstützen. Alle wohnen am Ort. An der Anlage wird seit 20 Jahren gebaut. Tiptop Modellbau, gekitbashte Gebäude, auch Eigenbau, vernünftige Hintergrundkulisse, viel Silflor-Material, keine "liebevollen Hingucker", gute Beleuchtung.
Es handelt sich um einen Ivo Cordes Vorschlag aus den frühen 90ern, das Thema (Überraschung): Zweigleisige Strecke mit abzweigender, eingleisiger Nebenbahn. Der Raum ist ca. 450 cm breit. In der Mitte der Bahnhof mit 6 (!) Bahnsteiggleisen, die Strecken wendeln links und rechts nach unten und treffen sich dort in einem 12-gleisigen (!!) Schattenbahnhof. über dem linken Wendel eine großzügige Ortsgüteranlage mit 2 (!!!) Schuppengleisen, über dem Wendel rechts ein BW (mit allen Schikanen). KEINE Bereitstellungsgleise für P-Züge, Lokwechsel, Anschliesser etc. Kein Hinweis darauf wann und wo der Bahnhof zu verorten ist.
Dafür Fahrzeuge (out of the Box) satt, im Bf. + Schattenbf. war jeweils 1 Gleis frei.
Und so gestaltete sich dann auch der Abend: "Jetzt könnten wir mal Zug X über Gleis Y fahren" usw.
Der Bf. hat zwar Ausfahr- aber keine Einfahrsignale, die gesamte Schaltung ist zwar auf einer Gleisbildplatte montiert mit Drucktastern und Dioden f.d. Weichenstellung, aber ohne Besetztmelder oder Abhängigkeiten Signale/Weichen so daß man auch als FDL keinen rechten Spaß hat.
Bin ich, durch jahrelange FREMO-Tätigkeit, blaue Bücher und Leute wie Euch so "versaut" daß ich dermaßen leidenschaftslos vor dem Ding stand und eigentlich nur dachte "was will man damit?" (bzw. "welche Verschwendung an Zeit, Arbeitskraft und Geld"). Auch daß hier 5 Leute, die am gleichen Ort wohnen und zusammen eine Anlage bauen nie auf den Gedanken kamen diese Anlage auch gemeinsam (sinnvoll) zu bespielen ließ mich dann "fassungslos durch die Nacht" nach Hause gehen.
Viele Grüße:
Stefan

Stefan, im anderen Strang schriebst du
Zitat von STBR im Beitrag RE: Wie steht man zu seinem Hobby?Es liegt ganz einfach daran, dass sie dich für einen der Fünf aus diesem Strang halten. So geht es mir ja auch dauernd.
Dieser Artikel wurde mir in "Print" gestern sofort auf den Schreibtisch gelegt, wie auch alles Andere was sich in der Tagespresse zum Thema MoBa/Modellbau findet. Die Kolleg/Innen sind da drauf geeicht, wissen was ich so mache und die Frage bei jedem Urlaubsantrag lautet "wo geht's denn diesmal zum Eisenbahnspielen hin?". Vielleicht liegt das mangelnde Selbstbewusstsein Vieler auch daran daß sie, vor ihrer "Spaghettischüssel" und mit der 580sten "weißen Schachtel" in Händen stehend, ganz tief drinnen erahnen wie wenig ernstzunehmen diese Art der Modellbahnerei ist?
Wenn ich dann solche Menschen ausnahmsweise mal in meinen Keller lasse, dann sind sie es, die fassungslos vor meinem Machwerk stehen und irgendwann fragen: Und wo ist jetzt die Modelleisenbahnplatte?

Zitat von STBR im Beitrag #1Im Grunde traumhafte Voraussetzungen: fünf Leute am Ort, davon kann ich nur träumen. Meine Freunde reisen z.T. hunderte Kilometer an, um die Braunlage-Andreasberger Eisenbahn gemeinsam zu betreiben. Aber so ist nun mal die deutsche Modellbahnermentalität: eine Anlage ist dazu da, dran zu bauen, zu "frokeln" bis der Arzt kommt. Eine Modelleisenbahn als Modell einer Eisenbahn zu betreiben oder auch nur anzusehen, scheint völlig abwegig. Daran, das wurde im anderen Strang schon richtig vermutet, ist auch unsere Modellbahnpresse "schuld", die den Betriebsaspekt ebenfalls für den unwichtigsten hält.
Es handelt sich um einen Klüngel von 4-5 Leuten die, jeder eine eigene Anlage bauend/besitzend, sich gegenseitig beim Bauen unterstützen. Alle wohnen am Ort. An der Anlage wird seit 20 Jahren gebaut.
Zitat
In der Mitte der Bahnhof mit 6 (!) Bahnsteiggleisen,... eine großzügige Ortsgüteranlage mit 2 (!!!) Schuppengleisen,...rechts ein BW (mit allen Schikanen). ... Kein Hinweis darauf wann und wo der Bahnhof zu verorten ist.
Da fällt mir eine Reaktion auf mein Blaues Buch in einem der Foren ein: da war einer richtig wütend, dass eine Modellbahn, die keinen Namen hat (und der "Hauptbahnhof" auch nicht) nicht gut sein soll.
Eigentlich auch irgendwie lustig, dass das Augenscheinlichste, das Auf-der-Hand-Liegendste für manche gerade das Abwegigste zu sein scheint.

Zitat
Da fällt mir eine Reaktion auf mein Blaues Buch in einem der Foren ein: da war einer richtig wütend, dass eine Modellbahn, die keinen Namen hat (und der "Hauptbahnhof" auch nicht) nicht gut sein soll.
Eigentlich auch irgendwie lustig, dass das Augenscheinlichste, das Auf-der-Hand-Liegendste für manche gerade das Abwegigste zu sein scheint.
Gerade diese Reaktion scheint mir sehr logisch!
Denn dann, bei einer Benennung, muß man sich ja plötzlich Gedanken über die konkrete Darstellung, Ident-Elemente Fuhrpark, Ausstattung und Fahrbetrieb machen. Und man wird "angreifbar" denn es könnte ja mal jemand vorbeikommen der den Bf. oder die Gegend kennt und etwas kritisiert (ganz böses Wort!)
UND man könnte sogar bei der X-ten weißen Schachtel die man zur Kasse trägt auf den Gedanken kommen daß man das Fahrzeug auf seiner Anlage gar nicht gebrauchen kann (obwohl es einem doch SO gut gefällt).
Kurzum, der ganze "Spaß" jeden Blödsinn vor sich und anderen rechtfertigen zu können wäre dahin.
Das ist ein wenig so wie beim Rumpelstielzchen das seinen Namen geheim hält um nicht "greifbar" zu sein.
Viele Grüße:
Stefan
#6 RE: Fassungslos durch die Nacht

Moin Leute.
Alles Jammern zum Trotz! Es liegt doch an uns, und nur an uns selber!
Wer darüber steht, also zu dem steht was er macht und weniger Rücksicht auf das nimmt was andere (eventuell) über ihn denken, lebt in der Modell Eisenbahner Welt und zu Hause entspannter. Treu dem Motto:
Ist der Ruf erst einmal ruiniert
lebt’s sich völlig ungeniert
Wenn mich jemand zu einer Eisenbahnplatte einlädt, um diese zu besichtigen, lehne ich höflich ab… es bringt doch nichts als Unzufriedenheit. Der Einladende ist glücklich mit seinem Werk und ich würde sein Weltbild zerstören, das er sich aufgebaut hat--- oder ich muss lügen. In der Regel antworte ich nur: Ich spiele anders…
Ist er neugierig fragt er nach, vielleicht wird er dann nachdenklich… Der Rest der „Modelleisenbahner“ hält mich für hochgradig arrogant, damit kann ich gut leben.
Der Ansatz, der auch hier im Forum oft propagiert wird, einen solchen Menschen aus seiner Welt in eine andere zu holen ist mir zu mühsam und auch von wenig Erfolg beschieden.
Verstehen kann man das durchaus, weil auf einer „Platte“ zwar gefahren werden kann, der Ansatz zum „Fahren mit Sinn“ (in Form von Transport-Aufgaben die zu erfüllen sind) aber in den meisten Fällen unmöglich ist. Also zerstöre ich eine „Heile Welt“ mit meinen komischen Ansichten bis hin zum Abriss und Neuanfang.
Mein Leben lang habe ich immer und überall jedem gesagt, das ich Modelleisenbahner bin und was ich so treibe. Irgendwann 1986/87 habe ich den richtigen „Kick“ bekommen, weil ich mehr oder weniger zufällig auf den FREMO und die dazugehörigen Menschen gestoßen bin. Da habe ich das gefunden was ich schon immer gesucht habe, etwas was ich als Schüler schon im TRIX-Handbuch gelesen habe. Nun bin ich Betriebsbahner, aber auch Landschaftsbauer und mehr oder weniger unfreiwillig Fahrzeug „Umbauer“ weil mir die Gestaltungstiefe von der Industrie ausgelieferten Modellen nicht ausreichte.
Da ich, wie schon gesagt, immer berichtet habe was ich treibe haben mich aus meinem Bekanntenkreis auf FREMO Treffen viele Leute besucht, vom „hohen Tier“ bis zum „einfachen …“! Das Fazit war überwiegend positiv, durchaus mit der Bemerkung: „ das was Sie da treiben würde ich nicht machen, auch weil ich es gar nicht könnte. Aber das was ihr da auf die Beine stellt ist schon außergewöhnlich und beachtenswert. Und ! So etwas habe ich noch nie gesehen… // … konnte ich mir so nicht vorstellen.“ Fazit: Das Gesehene wurde auch positiv weitergegeben!
Bei fast allen Älteren war und ist die Weihnachts-„Platte“ fest im Kopf eingebrannt. Missionieren bringt nichts, aber die andere Art vorstellen und den Leuten näher bringen wie man Eisenbahn spielen kann, das ist schon ein Weg der Erfolg haben könnte.
Nun scheint es so zu sein das die Verlagsleiter der Modellbahnpresse, ebenso wie die Verantwortlichen bei den Modellbahnherstellern eher zur Kategorie der Weihnachtsplatten Modellbahner gehören und darüber hinaus die eigenen Kunden mit genau der Brille sehen wie der Bundesrepublikaner vermeintlich den Modelleisenbahner sieht und wir nicht gehen werden wollen.
Abhilfe zu all den Problemen?
Ja:
1. Ein Handbuch für Betriebsbahner der Anfänger an die Hand nimmt. Damit ist das Buch/Heft für den einen oder anderen zwar kalter Kaffee (Verleger inbegriffen) aber es könnte und müsste einen Weg geben „vom Kreis weg“ zu kommen. Also ein Heft aufgezogen wie das Blaue Buch von Otto (OOK) für Anfänger.
2. Eine feste Rubrik in der MIBA die Monat für Monat nicht einen nun praktizierten unsäglichen Modellbau Wettbewerb unterhält, sondern jeden Monat eine Transport oder Rangieraufgabe aufzeigt und deren Lösung von einfach bis schwer und von klein bis groß vorstellt.
3. Damit einhergehend mehr Artikel in unserem (Betriebs) Sinne in der Fachpresse
4. Weniger „Alles Besserwisser“ in öffentlichen Foren
Dann kann man einen interessierten Zeitgenossen mit der Nase darauf stoßen und muss nicht selber als Missionar auftreten.
aber Friedrich träum weiter…
meint
Friedrich

Zitat von Friedrich aus O im Beitrag #6Das Vollbach-Kapitel im Blauen Buch war ja genau das. Noch anfängeriger geht nicht. Und ein ganzes Betriebsbuch für Anfänger? Ich schreibe ja wie ihr wisst gerade an einem Buch über rangieren. Da wird für Anfänger und Profis gleichermaßen was drin sein.
Es liegt doch an uns, und nur an uns selber!
Abhilfe zu all den Problemen?
Ja:
1. Ein Handbuch für Betriebsbahner der Anfänger an die Hand nimmt.... es könnte und müsste einen Weg geben „vom Kreis weg“ zu kommen. Also ein Heft aufgezogen wie das Blaue Buch von Otto (OOK) für Anfänger.
Zitat
2. Eine feste Rubrik in der MIBA die Monat für Monat nicht einen nun praktizierten unsäglichen Modellbau Wettbewerb unterhält, sondern jeden Monat eine Transport oder Rangieraufgabe aufzeigt und deren Lösung von einfach bis schwer und von klein bis groß vorstellt.
Kaum Chancen.
Zitat
3. Damit einhergehend mehr Artikel in unserem (Betriebs) Sinne in der Fachpresse
Nur zu. Ich habe da meinen Beitrag geleistet,jetzt seid ihr dran.
Zitat
4. Weniger „Alles Besserwisser“ in öffentlichen Foren
Ich werde im Gegenteil häufiger kritisiert, weil ich meine Auffassungen und meine Planungsideen so wenig in andere Foren trage.
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