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Frage zum Stückgutverkehr in Anschlussgleisen

Moinsen in die Runde,
in den endlosen Weiten des Interwebs bin ich grad über dieses Bild gestolpert:
http://www.fotocommunity.de/photo/stueck...setzer/32461057
Die Bildunterschrift ist zwar recht aufschlussreich, wirft bei mir aber die Frage nach dem konkreten Betriebsablauf auf:
Habe ich das richtig verstanden, daß die Köf den regulären Stückgut(kurs)wagen nur für die Verladung dieser abgebildeten Sendung
ins Agl drückt, um ihre Fahrt ein paar Minuten später mit Stückgutwagen fortzusetzen? Oder anders: War dieser vermutete Ablauf
(gängige) Praxis?
Danke schon mal im Voraus für eine (wie immer hilfreiche) Antwort,
Gruß
Alex

Hallo Alex,
üblich war dies sicher nicht. Die Kleinbahn Beuel- Großenbusch gehörte zur Deutschen Eisenbahn Gesellschaft in Frankfurt/ Main. Diese kurze Strecke hatte keine eigene Güterabfertigung der Kleinbahn. Von daher ist es gut möglich, dass mit dem Anfahren der Gleisanschlüsse, der Stückgutkurswagen die Ga Bonn Beuel angebunden wurde. So generierte die Kleinbahn zusätzliche Einnahmen.
Heute existiert die Strecke noch immer, nur Güterverkehr gibt es nicht mehr. Die rührige Rhein- Sieg Eisenbahn GmbH betreibt zu Zeiten der Großkirmes Pützchens Markt einen Triebwagenpendelverkehr direkt auf das Festgelände.
Gruß Kai-Nils

Das Bild mit der Köf und dem einzelnen Wagen wäre grad noch was für meine Rangiermärchen. Aber bisher habe ich es nie geschafft, an ein Bild aus der Fotocommunity heranzukommen, weil man den Bildautor nicht ausfindig machen und kontaktieren kann. Oder kann das jemand?
Nicht erwiesen ist übrigens, dass es sich um Stückgut handelt. Kann sehr gut sein, dass der Gabelstapler soo lange Gabeln in den Waggon stapelt, bis er voll ist, dann wärs Wagenladungsverkehr.



Zitat von Fischkopp im Beitrag #5
Okay,
selbst wenn wir die Frage nach Stückgut oder WLV kurz zurückstellen
(Kais Version klingt doch recht plausibel), bleibt immer noch,
daß die Köf während des Ladevorgangs im Anschluss verbleibt und den Wagen nicht einfach abstellt.
Also wenn ich einen Wagen abstellen würde dann nicht auf einem Überweg und ebenfalls nicht grenzzeichenfrei in der Nähe einer DKW!
Spricht also alles eher für ein Verbleiben!
Grüße Hubert

Zitat von OOK im Beitrag #3
Das Bild mit der Köf und dem einzelnen Wagen wäre grad noch was für meine Rangiermärchen. Aber bisher habe ich es nie geschafft, an ein Bild aus der Fotocommunity heranzukommen, weil man den Bildautor nicht ausfindig machen und kontaktieren kann. Oder kann das jemand?
Dann stell doch das Bild einfach auf deiner BAE nach! @Michael Sterna hätte es da aber wahrscheinlich einfacher.
Grüße Hubert
#8 RE: Frage zum Stückgutverkehr in Anschlussgleisen

Nur so als kleiner Vermerk:
Bei den Württ. Nebenbahnen scheint es das Verfahren auch gegeben zu haben.
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,8433649
Gruß
Alex
#9 RE: Frage zum Stückgutverkehr in Anschlussgleisen

Guten Abend,
zu dem verlinkten Bild aus Bonn-Beuel würde ich in Frage stellen, ob es sich um einen Stückgutwagen handelte (auch wenn die Bildunterschrift das behauptet). Eigentlich zeigt es einfach nur einen G-Wagen, der von einem Anschließer mit einem Stück Ladung beladen wird; tariflich kann es sich dabei um eine Wagenladung handeln, d. h. der Versender hat einen G-Wagen bestellt um eine Ladung zu einem Empfänger zu versenden.
---
Allgemein ist es aber zu Lebzeiten des Stückgutverkehrs (in Deutschland bis 1998) völlig üblich gewesen, Stückgutwagen (also Wagen in denen eine Vielzahl von Einzelsendungen verladen wird, die dann zusammen zu einer Umladestelle fahren und von da aus in andere Stückgutwagen umgeladen werden die sie ihrem Ziel näher bringen), aus Anschlussgleisen abzufertigen.
Das klassische Stückgut wurde ja bei einer Güterabfertigung aufgegeben, dann von der Bahn verladen und abgefahren. Die Anlieferung bei der Güterabfertigung war Sache des Versenders, oder er beauftragte die Bahn bzw. die von ihr beauftragte Spedition (das war der gerne zitierte "bahnamtliche Rollfuhrunternehmer") das Zeug gegen Entgelt bei ihm abzuholen, bei Empfang und Auslieferung sinngemäß.
Wenn nun aber ein Unternehmen mit Gleisanschluss ein nennenswertes Stückgutaufkommen im Empfang oder Versand hatte konnte es sich lohnen, eigene Stückgutwagen in das oder aus dem Anschlussgleis vorzusehen. Bei der DB sprach man vom "StAB-Wagen" (keine Ahnung was die Abkürzung bedeutet, womöglich "Stückgutwagen aus Anschlussbahnen"?). Je nach Aufkommen gab es "zielreine" Wagen, die nur Stückgut dieses einen Empfängers/Versenders beförderten, als auch Wagen die auch "allgemeines" Stückgut der bahneigenen Güterabfertigung enthielten.
Einige Beispiele die mir dazu einfallen (wegen entsprechender Interessenslage alle von NE-Bahnen, die DB machte das aber genauso):
1. Hartmut Wunderlich hatte in einem Beitrag hier das Güteraufkommen der FGE beschrieben. Das Aufkommen der Fa. Schäfer "Halle West" in Salchendorf hatte ich so verstanden dass hier überwiegend Stückgut versendet wurde, das dann wohl aus dem Anschluss bis zur Umladestelle (Kreuztal?) befördert und von dort weiter verteilt wurde.
2. Der Autozulieferer Hella (Anschluss an die WLE in Lippstadt) versendete jeden Tag 10-20 G-Wagen mit Stückgut zu seinen Abnehmern.
3. Bei der Kiel-Schönberger Eisenbahn (KSE) befanden sich im Bahnhof Kiel-Süd die Güterabfertigung der KSE und ein Anschließer der Medizinprodukte zum Versand brachte. Nachmittags stand der Stückgutwagen zunächst im Anschluss und wurde beladen. Nach Ladeschluss setzte die KSE ihn zur Güterabfertigung um und machte ihn mit "allgemeinem" Stückgut voll, von dort ging die Reise dann zum Umladung nach Hamburg Hgbf.
4. Die Farge-Vegesacker Eisenbahn (FVE) betrieb in den 80er Jahren noch zwei schienenbediente Stückgutbahnhöfe, Bremen-Blumenthal und Bremen-Farge. Außerdem gab es mit der Bremer Wollkämmerei (Anschlussbahn am Bahnhof Blumenthal) und der Werft Bremer Vulkan zwei Anschließer mit nennenswertem Stückguteingang, und das lief so:
- Die Blumenthaler Stückgutwagen (je nach Aufkommen 1-4 Stück täglich) kamen morgens mit dem Nahgüterzug in Blumenthal an und wurden am Güterschuppen komplett "leer gemacht".
- Das Stückgut für "die Kämmerei" wurde dann wieder in einen dieser G-Wagen eingeladen, der von der Lok des Nahgüterzuges im Übergabebahnhof zur Kämmerei bereitgestellt und dort von der Werklok abgeholt wurde.
- Für den "Vulkan" gab es einen eigenen Stückgutpendelwagen der FVE. Dieser wurde in Blumenthal mit dem "Vulkan-Stückgut" beladen, dieser dann in einer Sperrfahrt zum Bahnhof "Aumund-Vulkan" (nur ein paar hundert Meter vom Bf. Blumenthal) verbracht und dort von der Vulkan-Werklok abgeholt.
Beide Betriebe hatten übrigens hohes Stückgutaufkommen nur im Empfang, der Vulkan-Pendelwagen z. B. kam leer zurück.
---
Für die Modellumsetzung sind das sicher interessante Vorlagen. Glaubhaft wäre es aber nur wenn die Produktpalette des Anschließers es erfordert seine Produkte "kleinteilig" zum Versand zu bringen.
Ein fiktives Beispiel:
- Ein Hersteller von Blechregalen wird seine Rohprodukte (Stahlblech, Zink...) sicher in großen Mengen, d. h. als Wagenladung, erhalten. Hier ware Stückgut kaum sinnvoll.
- Versendet werden die Regale sicher überwiegend in kleinen Mengen zu vielen Händlern, hier ware es typisch täglich Stückgutwagen aus dem Anschlussgleis laufen zu lassen.
Das kann durchaus erforderlich machen den Anschluss einmal mehr durch die Bahn bedienen zu lassen, etwa so:
07.00h Lok des Nahgüterzuges bedient den Anschluss, eingehende Wagenladungen und leere G-Wagen für Stückgutversand werden zugestellt.
15.00h Lok des Nahgüterzuges bedient den Anschluss, ausgehende Wagenladungen werden abgeholt.
18.30h Stückgutwagen werden abgeholt (für Stückgut wird dem Versender eine verlängerte Ladefrist bis 18.00 Uhr garantiert) und am Schluss eines Personenzuges mitgenommen, am nächsten Anschlussbahnhof erreichen sie noch den dort beginnenden Ne (Naheilgüterzug) mit dem sie dann zur Umladestelle fahren.
Und sage keiner, innovative Logistikkonzepte seien eine neuzeitliche Erfindung, die gute alte Bundesbahn war da sehr erfindungsreich!
#10 Antwort zum Stückgutverkehr in Anschlussgleisen der FGE

Schuur ihr Jonge,
schuur Sebastian,
genau so lief das bei der FGE. Übrigens nicht nur aus der "Halle West", sondern auch aus denm Betriebsteil "Fritz Schäfer"
direkt am Bahnhof Salchendorf.
Der gesamte Ausgang von SSI Schäfer war als Stückgut tarifiert.
Man muss bei der FGE mehrere Arten von Stückgutwagen unterscheiden:
- Wagen aus den Anschlüssen zur Umladehalle Kreuztal
- Wagen aus den Anschlüssen mit direkten (Stückgut)zielbahnhöfen
- Wagen von den Ga der FGE (Neunkirchen und Salchendorf -ab 1987 nur noch Salchendorf)
Als Spezialität gab es dann noch Stückgutwagen, die in Salchendorf von Schäfer auf die andere Seite des Bahnhofs zur Ga gebracht
wurden. SSI fertigt und verkauft z.B. Mülltonnen unter eigenem Label, beliefert aber auch Mitbewerber mit, bis auf das Logo,
baugleichen Tonnen. Die Ga der FGE fungierte hier quasi als Agent für den Endkunden, um die Kundendaten der Mitbewerber nicht bei
Schäfer preisgeben zu müssen.
Aus tariflichen Gründen liefen auch die Wagen von Capito nicht als Wagenladungen sondern als Stückgut.
Im Jahr 1987 betrug der durchschnittliche tägliche Ausgang an Stückgutwagen 25-30, während es im Eingang nur zwei bis vier waren.
Ähnlich waren die Verhältnisse bei der benachbarten Westerwaldbahn, an deren Streckennetz in Weitefeld wie auch in Scheuerfeld weitere
Produktionsstätten der Schäfergruppe angeschlossen waren.

nochmal an Euch beide für diese Ausführungen,
die besonders wertvoll sind für jemanden wie mich, der seine Existenz praktisch mit dem Ableben
des Stückgutverkehres begann...
Hier noch ein paar Impressionen eines solchen Vorgangs (so denke ich zumindest) von DSO:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,8440832
Grüße
Alex
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