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Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
Hallo zusammen,
an anderer Stelle haben Fischkopp und ich anhand einiger Segmente und Vorbildsituationen die Lage von Bws - parallel zum Pbf oder eher linear zu diesem - diskutiert. Dort ist die Diskussion langsam OT, aber vielleicht noch nicht zu Ende. Im Moment möchte ich zwei Literaturstellen ergänzen, beide aus Wolter 1943:
Zur "Lage des Lokomotivbahnhofs zum Abstellbahnhof. Die Gleisgruppen für die ankommenden und abfahrenden Wagenzüge sind so zu legen ... und der Lokomotivbahnhof ... so zu verbinden, daß Zuglokomotiven ... ihre Leerfahrten möglichst unbehindert und möglichst ohne Sägebewegungen ausführen können. Liegt der Lokomotivbahnhof weit entfernt, so wird er mit dem Abstellbahnhof durch besondere Verbindungsgleise zu verbinden sein." (S. 141)
Über "Abstellgleise in Verbindung mit den Bahnsteiggleisen. Soweit erforderlich, sind tunlichst nahe an den Bahnsteiggleisen und in bequemer Verbindung damit Gleise zum Aufstellen von Bereitschaftswagen und Lokomotiven ... vorzusehen." (S. 128)
Ich hatte mir mehr versprochen...
Schönen Sonntag,
Gilpin
#2 RE: Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
Ich hätte anzubieten: "Handbuch der Ingenieurswissenschaften in fünf Teilen, fünfter Teil: Der Eisenbahnbau, Vierter Band: Anordnung der Bahnhöfe, Zweite Abteilung: Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen, Abstellbahnhöfe, Eilgut- und Postanlagen", hg. von F.Loewe und Dr.Ing-Dr.H.Zimmermann, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig und Berlin, 1914 (ich liebe solche Titel, deshalb schreib ich sie in voller Länge hier auf!).
Da drin gibt es einen VI. Abschnitt "Die Gestaltung großer Bahnanlagen" mit immerhin ca. 12 Seiten (447...459) zum Thema "Gliederung einzelner Gesamtanlagen und zweckmäßige Lage der Teile", darunter auch "§5. Der Abstellbahnhof" und "§7. Die Lokomotivschuppen".
Interessiert?
EDIT: ... nach Durchlesen der zwei §§ steht da aber auch eher nur Allgemeines und Hausverstandsmäßiges. Viel mehr wird man aber wohl nicht sagen können, da der wesentliche Faktor damals wie heute die Grundstückspreise waren und sind: Sind sie hoch,legt man die Nebenanlagen weit weg; sind sie niedrig (weil die alten Bahnhöfe, etwa in Frankfurt oder Wien, an der Grenze der Bebauung errichtet wurde), liegen sie nahe dran - und sind dann im 19.Jh. entweder von vorneherein chaotisch gebaut worden; oder wurden es spätestens gegen 1910 mit der extremen Verkehrszunahme, sodass man dann erst nach weiter weg liegenden Grundstücken gesucht hat, um Nebenanlagen dorthin zu verlegen (München-Pasing Abstellbf. als Beispiel). Ich mach noch einen Scan ...
Sonst gibt's den alten Satz: Gleispläne studieren! ...EDIT2: ... z.B. alle (oder auch nur die "deutschländischen") bei sporenplan.nl - eine Statistik "Bw direkt / mit einfacher / mit doppeler Sägebewegung erreichbar" (ggf. noch nach Anzahl der jeweiligen Hauptgleise aufgeschlüsselt) wäre eine interessante Arbeit, wert der Aufzeichnung für die interessierte Nach- und Umwelt.
H.M.
#3 RE: Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
Ein Scan von
Zitat von hmmueller im Beitrag #2
"Handbuch der Ingenieurswissenschaften in fünf Teilen, fünfter Teil: Der Eisenbahnbau, Vierter Band: Anordnung der Bahnhöfe, Zweite Abteilung: Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen, Abstellbahnhöfe, Eilgut- und Postanlagen", hg. von F.Loewe und Dr.Ing-Dr. H.Zimmermann, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig und Berlin, 1914
- VI. Abschnitt "Die Gestaltung großer Bahnanlagen"
ist nun auf meinem Server downloadbar. Darin geht's aber schon sehr um "think (very) big" - also eher wie man die Bahnanlagen von Städten mit mehreren Millionen Einwohnern anlegt.
Aus gegebenem Anlass (Oktoberfest) erlaube ich mir einen Satz von der S.448 zu zitieren:
Zitat
In einzelnen Städten dagegen, die viel von Fremden aufgesucht werden, sowie in größeren Orten mit schöner Umgebung, wie z.B. München, spielt auch der Verkehr der Vergnügungsreisenden eine große Rolle; ihr Weg führt aber vom Bahnhof oft nicht in das eigentliche Geschäftsviertel, sondern in andere Teile der Stadt.
Wir Münchner/München-Nahe fühlen uns von der direkten Erwähnung der Schönheit der Umgebung natürlich gebauchpinselt.
H.M.
Ich unterbiete zeitlich.
Ich habe mal die releventen Kapitel aus dem "Deutsche[n] Bahnhandbuch. Eine systematische Zusammenstellung der Resultate der Bauwissenschaften mit allen Hülfswissenschaften [sic!] in ihrer Anwendung auf das Entwerfen und die Ausführung der Bauten, Band III, Baukunde des Ingenieurs" Kommisions-Verlag von Ernst Toeche, Berlin, 1879 herausgescannt:
https://img.manuelhu.de/foren_bilder/bau...-bahnhoefen.pdf
Ich bin jetzt auf die schnelle nicht dazugekommen, es komplett zu lesen, aber es sieht so aus, aber ein paar Passagen zum Thema dieses Threads habe ich im Kapitel gefunden. Vielleicht ist das andere ja auch noch für den einen oder anderen interessant.
mit Grüßen aus dem Münchner Norden in den Münchner Osten.
Manuel
Mein derzeitiges Anlagenbauprojekt (N): Wieslauterbahn.
Fahrplanprogramm FPLedit: Homepage.
#6 RE: Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
In Mannheim (ich zähle den Bhf mal zu den größeren) ist das Bw an den Rangierbahnhof angeschlossen, die dort stationierten Loks bedienen heutzutage logischerweise hauptsächlich die Güterzüge. Zwischen Pbf und Bw liegt eine Fahrstrecke von etwa 2,5 km; man kann also von einer linearen Anordnung sprechen. Neben dem Pbf war auch schon bei dessen Bau kein Platz für das Bw. Zwischen Pbf und Bw gibt es heute eine größere Abstellgruppe hauptsächlich für S-Bahn-Triebzüge und einige wenige ICEs.
Heute enden im Pbf Mannheim kaum noch lokbespannte Züge, das war bis in die 70er Jahre anders, da fuhren auf der Neckarstrecke noch Dampfloks, ich habe damals noch etliche P8 an Mannheimer Bahnsteigen gesehen.
Gruß Helmut
#7 Literatur zur Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
#8 RE: Lage des Bw in Relation zum Pbf (bei größeren Bahnhöfen)
Hallo Ihr beiden Archivare, hallo die Mitdiskutierer, hallo Alle,
Im älteren Buch (Hrsg.: Deutsche Bauzeitung und Deutscher Baukalender: Deutsches Bauhandbuch, Band III, Berlin: Ernst Toeche 1879) folgt auf die ohnehin triviale Regel gleich die Relativierung: "Lokomotivschuppen sollen zu den Gleisen und Bahnhofseinrichtungen so belegen sein, dass* die Lokomotiven auf dem kürzesten, bezw. sichersten Wege nach und von den Zügen gelangen können. Bestimmte Regeln über die Stellung der Schuppen lassen sich nicht aufstellen." (S. 438) Der dennoch folgenden Empfehlung "Ist dagegen der Güterzugs- und Rangirdienst der überwiegende [Dienst der Lokomotiven], so sind die Schuppen [so] anzuordnen, um Kollisionen mit dem Betriebe auf den Personengleisen möglichst zu vermeiden. Zum Anschluss der Schuppen an die Bahnhofsgleise zweigt man aus einem der durchgehenden Gleise ein besonderes Gleis ab, welches ... mit den einzelnen Lokomotivständen in Verbindung steht. (ebda.)"
Dieser Stand der Technik war bald überholt - im Handbuch von 1914 heißt es bereits "Legt man hier nämlich den Lokschuppen seitwärts an, so sind … zahlreiche Hauptgleiskreuzungen unvermeidlich… Besser ist es daher, bei derartigen Bahnhöfen den Lokomotivschuppen weiter abzurücken. Dann kann man auch ... die Verbindungsgleise zum Schuppen schienenfrei unter oder über den Gleisen hinwegführen... " Indessen: "Bei Stationen, auf denen alle oder die meisten Züge endigen, ist die Anlage des Schuppens für Personenzuglokomotiven auf dem Abstellbahnhof besonders vorteilhaft, weil sich hierbei die Anzahl der Leerfahrten vermindern lässt" (Handbuch der Ingenieurwissenschaften, a.a.O., S. 459).
Bleibt die Frage, was das alles für Modellbahnplanungen soll. Zunächst einmal haben wir anhand der Literaturstellen die Planungen für Kopfbahnhöfe verlassen – die dortigen Erörterungen zu unserem Thema unterscheiden kaum zwischen Kopf- und Durchgangsbahnhöfen – und erst recht die Planungen für Millionenstädte. Nicht zu vergessen: Ausgangspunkt der Erörterung war ein realisiertes Modul, das wohl wg. sägefahrtintensiver Anordnung des Bw zu Verzögerungen im Zugverkehr und nachfühlbarem Frust beim Bediener führte. (Obacht: das ist noch lange keine Kritik am Designer/Erbauer: er mag das so gewollt haben, und die Gestaltung ist doch gelungen!) Was noch kommt: abwarten... Nur:
Zitat von hmmueller im Beitrag #2
Sonst gibt's den alten Satz: Gleispläne studieren! ... - eine Statistik "Bw direkt / mit einfacher / mit doppeler Sägebewegung erreichbar" (ggf. noch nach Anzahl der jeweiligen Hauptgleise aufgeschlüsselt) wäre eine interessante Arbeit, wert der Aufzeichnung für die interessierte Nach- und Umwelt.
H.M.
Den Trick kenn' ich! Hab' ihn selbst schon hier probiert. (Aber ich habe da auch eine Idee, eine andere als Sporenplan.)
Leider wurde dieser Beitrag ein Bleifriedhof; auch da gilt: abwarten!
Schönen Sonntag noch,
Gilpin
* Ich habe die Schreibweise des Buches nicht verändert – die ist schon gewöhnungsbedürftig. Nur "dass" mit zwei s statt ß ist auf der Höhe unserer Zeit!
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