Mechanisches Stellwerk: Zustimmungsfelder

10.05.2020 10:28 (zuletzt bearbeitet: 10.05.2020 11:48)
#1 Mechanisches Stellwerk: Zustimmungsfelder
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Hallo liebe Forumer, jetzt, wo wir (zumindest wir Rentner) ziemlich viel Zeit haben, habe ich mich mal wieder mit der Technik der mechanischen Stellwerke befasst. Diesmal wollte ich mehr über die Zustimmungsfelder lernen, denn so ganz klar war mir deren Funktion noch nicht.

Was ich schon bei Triptis I wusste: Zustimmungsfelder braucht man in Bahnhöfen mit mehr als einem Stellwerk; und zwar dann, wenn an der Einstellung einer Fahrstraße mehrere Stellwerke beteiligt sind. In Triptis I gab es ein Stw Twf, das war das Fahrdienstleiter-Stellwerk (auch Befehls-Stellwerk genannt); am anderen Bahnhofskopf das Wärterstellerk To.

Wenn eine Ausfahrt Richtung Osten gestellt werden sollte, dann war das Stw To für das zugehörige Signal zuständig; der Fdl im anderen Stw gab den Befehl dazu, indem er in seinem Stw das zugehörige Befehlsabgabe-Feld geblockt hat (nachdem er ggf. seinen Anteil am Stellvorgang zu dieser Fahrstraße erledigt hat). Im Stw To erschien dann am zugeordneten Befehlsempfangs-Feld die weiße Farbscheibe, so dass der Wärter den restlichen Stellvorgang bis zum Ziehen des Signals erledigen konnte. Das ging also ohne Zustimmungsfeld, weil die notwendige Kommunikation zwischen den Stellwerken durch die Befehlsfelder erledigt wurde.

Im umgekehrten Fall (zB Ausfahrt Richtung Westen) musste kein Befehl per Befehlsfeld erteilt werden, denn der Fdl war in diesem Fall gleichzeitig Stellwerksbediener und damit selbst zuständig für das Ziehen des Signals. Es konnte jetzt aber sein, dass die Mitwirkung des Stellwerks To an der Fahrstraße notwendig war. Für diesen Fall gab es die Zustimmungsfelder. Der Wärter hatte ein zur Fahrstraße gehöriges Zustimmungsabgabe-Feld und einen zugeordneten Fahrstraßenhebel, der Fdl hatte das zugehörige Zustimmungsempfangs-Feld. Der Stellvorgeng lief nun so ab: Der Wärter musste wissen, dass die Fahrstraße benötigt wurde (zB aus der Bahnhofs-Fahrordnung); er hat dann zuerst die zugeordneten Weichen-, Riegel- und Sperrsignalhebel umgelegt, darauf hat er dem Fahrstraßenhebel umgelegt und das Zustimmungsabgabe-Feld geblockt. Der Fdl hat gleichzeitig seinen Anteil an Hebel-Betätigungen (außer dem Signalhebel!) erledigt, sein Fahrstraßenhebel ließ sich aber erst umlegen, nachdem sein Zustimmungsempfangs-Feld entblockt wurde (weiße Farbscheibe). Dann erst konnte er das Fahrstraßen-Festlegefeld blocken und den Signalhebel umlegen.

Twf (Triptis I)


In der beschriebenen Struktur mit zwei Stellwerken funktionieren also die Zustimmungsfelder ähnlich wie die Befehlsfelder, nur in umgehrter Richtung (Wärter - Fahrdienstleiter). So war das auch in Triptis I realisiert und wurde von einem Profi-Fdl als richtig anerkannt. Man sieht an dem Bild aus Triptis I, dass sich die Anzahl der Zustimmungsfelder in Grenzen hält.

In Triptis II ist die Struktur deutlich komplizierter; hier gibt es vier Stellwerke: Im EG wirkt der Fahrdienstleiter (der gleichzeitig Aufsichtsbeamter ist) in seinem Befehlswerk. Das ist ein Stellwerk ohne Hebelbank, da gibt es nur einen Blockaufsatz mit Befehlsabgabefeldern, darunter sind die Fahrstraßenhebel angeordnet. Die Abgabefelder sind gruppenweise strukturiert, die Unterscheidung nach einzelnen Fahrstraßen geschieht durch die einzeln zugeordneten Fahrstraßenhebel.

Auf der Anlage Triptis II ist das Befehlswerk hardwaremäßig nachgebildet und funktioniert, so dass ich die Tätigkeit des Fahrdienstleiters manuell nachbilden kann. Auf dem folgenden Bild sieht man die Anordnung der Stellwerks-Komponenten: Ganz links sieht man die Streckenblock-Blockfelder der drei Wärterstellwerke als Anzeige für den Fdl. Diese Blockfelder sind manuell nicht bedienbar, sie werden von den (virtuellen) Stellwerkswärtern nach Vorgabe des Fahrdienstleiters bedient. Der Fdl kann aber sehen, in welchem Zustand (frei/besetzt, Erlaubnis von oder nach Auma) sich die an den Bahnhof anschließenden Streckenabschnitte befinden. Daran schließt sich das Zugmeldepult an, das die Funktion des beim Vorbild noch vorhandenen Zugmelde-Telegrafen nachbildet; bei eingehenden Zugmeldungen ertönt ein Läutesignal (BimBam), die Zugnummer erscheint auf dem Display. Der Fdl muss eingehende Zugmeldungen quittieren, außerdem kann er von hier aus ausgehende Zugmeldungen absenden. In seiner Funktion als Aufsichtsbeamter kann er hier auch Abfahraufträge (Zp9) per Tastendruck geben.



Rechts sieht man das Befehlswerk mit den Befehlsabgabefeldern, darüber die Blocktasten; unter dem grün dargestellten Blockaufsatz die Fahrstraßenhebel. Am rechten Rand sieht man die Induktorkurbel. Im Modell ist jeder Fahrstraßenhebel durch einen Taster mit zwei Taststellungen und zwei grüne LEDs nachgebildet, eine leuchtende LED steht für einen umgelegten Fahrstraßenhebel. Das hat den Vorteil, dass die Bedienung des Fahrstraßenhebels in jedem Schaltzustand vorbildmäßig gesperrt werden kann. Eine mechanische Nachbildung einer solchen Sperre dürfte ziemlich schwierig werden und wurde meines Wissens in einer HaNull-Anlage noch nicht nachgebildet. Außerdem lässt sich das Befehlswerk auch vom Computer aus steuern: Falls der menschliche Fdl überfordert ist, kann er jederzeit seinen virtuellen Kollegen aus dem Urlaub zurückholen, damit der helfend eingreift.

Die Bedienung der Fahrwegelemente ist in Anlehnung an das Vorbild grob nach den drei Fahrtrichtungen auf die drei Wärterstellwerke W1, W2 und W3 aufgeteilt, was sich aber nicht konsequent durchziehen lässt, weil das Signal I (Gleis 3 rechts) sowohl für die Richtung Auma als auch für die Richtung Traun - Neustadt wirksam sein kann.

Lageplan


In meinem Steuerungsprogramm habe ich mir die Aufgabe vereinfacht: Ich habe die Stellwerksfunktionen nicht auf die drei Wärterstellwerke aufgeteilt, weil ich dann diese vertrackten Zustimmungsfunktionen zwischen den Stellwerken hätte nachbilden müssen. So habe ich nur den Fdl mit seinem Befehlswerk funktionsmäßig abgetrennt; deshalb kann ich jetzt diesen Programmteil "beurlauben" und die Funktion des Fahrdienstleiters manuell abwickeln.

Befehlswerk


Die LED in der linken oberen Ecke zeigt an, dass der virtuelle Fdl beurlaubt ist und dass der manuelle Fdl tätig werden muss, wenn der Betrieb weiter gehen soll. Die mit A, S und R bezeichneten LEDs sollen die Signalmelder darstellen. Weil die Stellungen der Einfahrsignale vom Standort des Befehlswerks am Hausbahnsteig nicht ohne weiteres einsehbar sind, kann der Fdl erkennen, ob der zuständige Wärter den Stellbefehl richtig ausgeführt hat.

Um die Zustimmungsfunktionen bei so einer komplexen Stellwerksstrukur zu verstehen, habe ich mir überlegt, wie die Bedienung der drei Wärterstellwerke wohl aussehen müsste. Dabei sind ziemlich umfangreiche Blockaufsätze herausgekommen, weil bei den meisten Fahrstraßen drei Stellwerke beteiligt sind, nämlich das Befehlswerk und zwei von den Wärterstellwerken. Der Befehl geht vom Befehlswerk an dasjenige Wärterstellwerk, das für die Bedienung des Signals zuständig ist; meistens ist zusätzlich noch eine Zustimmung von einem weiteren beteiligten Stellwerk notwendig. Damit die Wärter in den Stellwerken mit den erforderlichen Zustimmungsabgaben wissen, wann ihre Mitwirkung erforderlich ist, können die zugehörigen Befehle über Spiegelfelder an die beteiligten Wärter weitergegeben werden. Ein Spiegelfeld ist eine reine Anzeigefunktion ohne Einwirkmechannik, die den Farbwechsel weiß/rot eines in einem anderen Stellwerk befindlichen Blockfeldes nachbildet und meistens oberhalb des Blockaufsatzes positioniert wird. Damit kann zB der Zustand eines Befehlsfeld-Paares an das dritte an der Einstellung einer Fahrstraße beteiligte Stellwerk übermittelt werden, damit von da aus die sicherheitstechnisch wirksame Zustimmung erteilt werden kann.

Das folgende Bild zeigt schematisch die Bahnhofsblock-Kommunikation der vier Stellwerke in Triptis II, so wie sie nach meinen Recherchen aussehen müsste: Der Fdl gibt die Befehle für die Fahrstraßen (nach Signalen gruppiert) an die drei Wärterstellwerke weiter. Wenn das befehlsempfangende Stellwerk (das ja das Signal stellen muss) auf sicherheitsrelevante Stellvorgänge in einem weiteren Stellwerk angewiesen ist, dann braucht es von dort eine Zustimmung, mit der der erforderliche Stellvorgang bestätigt wird. Damit dieses weitere Stellwerk erfährt, dass seine Mitarbeit benötigt wird, kann diese Information zusätzlich über ein entsprechendes Spiegelfeld übertragen werden, das ist aber nicht zwingend, denn das beteiligte Stellwerk hat ja auch alle fahrplan-Informationen.

Bahnhofsblock.jpg


Hier nochmal der Lageplan für die Position der Fahrstraßen:

Lageplan


Daraus ergeben sich (jedenfalls nach meiner Vorstellung) folgende Blockfelder im Bahnhofsblock-Aufsatz:

Stellwerk W1, Richtung Niederpöllnitz:


Stellwerk W2, Richtung Auma:


Stellwerk W3, Richtung Traun - Neustadt


Der Stellvorgang müsste beispielsweise für die Fahrstraße g (Ausfahrt aus Gleis 1 nach Niederpöllnitz) wie folgt ablaufen:

-- Zug 8008 steht abfahrbereit in Gleis 1, das Signal G wird im Stw W2 bedient

-- Fdl legt den Fahrstraßenhebel g um

-- Fdl drückt die Blocktaste Befehlsabgabe B,C,G und dreht die Kurbel

-- Befehlsabgabefeld B,C,G wird weiß, Fahrstraßenhebel g ist festgelegt.

-- Befehlsempfangsfeld g im Stw W2 wird weiß (dabei rattert es)

-- Wärter Stw W2 stellt die zugehörigen Weichen und Sperrsignale, sein Fahrstraßenhebel g ist noch in Grundstellung blockiert, weil die Mitwirkung von Stw W1 notwendig ist

-- Im Stw W1 ertönt ein Wecker, das Spiegelfeld Befehlsempfang g wechselt auf weiß

-- Wärter W1 stellt die zu Fahrstraße g gehörigen Weichen in seinem Stellbezirk

-- Wärter W1 legt seinen Fahrstraßenhebel g um

-- Wärter W1 drückt die Blocktaste Zustimmungsabgabe g und dreht die Kurbel

-- Zustimmungsabgabefeld g wird weiß, Fahrstraßenhebel g ist festgelegt

-- Zustimmungsempfangsfeld g in Stw W2 wird weiß

-- Wärter W2 legt seinen Fahrstraßenhebel g um, das geht jetzt

-- Wärter W2 drückt die Blocktaste am Fahrstraßen-Festlegefeld g, ohne die Kurbel zu drehen (das ist ein Gleichstromfeld, das reagiert sofort)

-- Das Fahrstraßen-Festlegefeld g wird weiß, damit ist die Fahrstraße festgelegt; das Signal G kann jetzt gezogen werden.

-- Wärter W2 zieht das Signal G

-- Fdl registriert die Stellung Hp2

-- Fdl setzt die rote Mütze auf und geht als Aufsichtsbeamter auf den Bahnsteig

-- Wenn der Zugführer die Abfahrbereitschaft bestätigt hat und die Abfahrtzeit erreicht ist, hebt der Fdl als Aufsichtsbeamter die Zp9-Kelle und pfeift

-- Zug fährt ab

-- Fdl geht zurück in sein Kabuff und gibt eine Zugmeldung nach Niederpöllnitz ab (Abmeldung)

-- Wärter W2 beobachtet die Ausfahrt, stellt das Signal zurück

-- Wärter W1 beobachtet die Ausfahrt, nach Hp0 am Signal G blockt er vor; die Fahrstraße ist möglicherweise noch festgelegt

-- Wenn das Ende des Zuges die Zugeinwirkungsstelle passiert hat, wird das Fahrstraßen-Festlegefeld g selbsttätig entblockt, damit wird der Fahrstraßenhebel g im Stw W1 frei

-- Der ganze Festlegungsvorgang wird jetzt in umgekehrter Reihenfolge rückabgewickelt, bis das Befehlsabgabefeld B,C,G beim Fdl wieder rot wird

-- Der Fdl legt seinen Fahrstraßenhebel g wieder zurück, damit ist der Ausgangszustand (aber nur im Bahnhofsblock) wieder hergestellt.

Im Streckenblock ist der Zug noch sichtbar, das Anfangsfeld ist noch rot, bis der Zug in Niederpöllnitz angekommen ist und der dortige Wärter oder Fahrdiensleiter rückgeblockt hat.

Ganz schön kompliziert, ODR? Ich habe jedenfalls nicht vor, diese einzelnen Bedienschritte und die zugehörigen Stellwerksfunktionen in meiner Anlage hardwaremäßig nachzubilden, höchstens als Dummy-Kästen mit den aufgeklebten Bahnhofsblock-Bildchen. Die Bedienung des vorhandenen Befehlswerks ist gelegentlich schon (eu-)stressig genug!

Mit Hp1-Gruß - und bleibt gesund - und schönen Sonntag - Helmut


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11.05.2020 10:03
#2 RE: Mechanisches Stellwerk: Zustimmungsfelder
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Hallo Forumer, nachträglich sind mir in den Bahnhofsblock-Bildern zwei Fehler aufgefallen:

Im Stw W2 fehlt die Fahrstraßen-Festlegung zur Fahrstraße h (Gleis 1 Richtung Auma), da müsste noch ein Festlegefeld eingefügt werden. Das könnte mit der Festlegung zu iA zusammengelegt werden, so dass man im rechten Festlegefeld die Fahrstraße iA entfernen könnte.

Im Stw W3 ist im linken Festlegefeld die Fahrstraße iA mit aufgeführt; das geht aber gar nicht, weil das Signal zu dieser Fahrstraße im Stw W2 gestellt wird. Die Fahrstraße wird dort auch festgelegt. Also: Zu diesem Festlegefeld gehören nur noch die Fahrstraßen m, n, o aus Gleis 4, 5, 7.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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11.05.2020 10:41
#3 RE: Mechanisches Stellwerk: Zustimmungsfelder
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... ich hab mir das heute Früh ein erstes Mal durchgelesen (auf die Fehler bin ich nicht gekommen ... nun ja). Ich schau mir das in den nächsten Tagen im Detail einmal an - hab aber Lust drauf, ein wenig drüber zu sinnieren, was man statt dieser "Maximalaustattung" (die aber tatsächlich die Regel ist, das stimmt schon) noch machen könnte. Außerdem kratze ich mir bei W2 den Kopf - würde man wirklich G von dort aus stellen? - aber das "ist schon so", nehme ich an = kannst/willst Du nicht mehr ändern.

H.M.


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11.05.2020 11:38 (zuletzt bearbeitet: 11.05.2020 12:05)
#4 RE: Mechanisches Stellwerk: Zustimmungsfelder
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Hallo Harald, mit dem Signal G habe ich wohl einen falschen Gedankengang erwischt! Ich hatte bei meinen Zustimmungs-Überlegungen alle Nebenstrecken-orientierten Fahrwege dem Stw W2 zugeordnet, hatte aber nicht an die Stellwege gedacht. Eben war ich im Keller und habe mir den Verlauf der nachgebildeten Drahtzugleitungen angeschaut: Du hast völlig recht! Das Signal G wird ohne Zweifel in W1 gestellt! Der Stellweg zum W2 ist doppelt so weit, wäre aber noch möglich.

Zur Erklärung der Stellvorgänge eignet sich das gezeigte Beispiel m. E. aber doch, könnte ja so sein.

MIt Hp1-Gruß - Helmut

EDIT: Ich habe das Strukturbild im Sinne von Haralds Einwand mal angepasst, es wird dadurch etwas einfacher, weil keine Zustimmungen von W1 nach W2 mehr notwendig sind (dafür muss jetzt W2 die Zustimmung g an W1 geben):



Vielleicht gibt es noch mehr Haare in der Suppe? Gruß H.


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