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Englischer Verschub
Bevor ich woanders off-topic weiterschreibe, zitiere ich hier noch einmal BenH's Videolink ...
Zitat von BenH im Beitrag RE:Die Anleitung zum Betrieb
https://youtube.com/watch?v=XAzKjjo3RRY
... und meine Anmerkung dazu ...
Zitat von hmmueller im Beitrag RE:Die Anleitung zum Betrieb... und Gilpins Kommentar ...
Englischer Verschub! - bei uns (Österreich, ich denke auch in D und CH) mittlerweile verboten; auf der Modellbahn m.E. unmöglich - da geht ja nicht einmal normales Abstoßen
Zitat von Gilpin im Beitrag RE:Die Anleitung zum Betrieb
Das Verbot scheint wohlbegründet!
.. damit ich weiterschreiben kann:
Ja, leider - diese besonderen Verschubarten wären, wenn ich Zeit hätte, mein besonderes Hobby. Aber praktisch alle (Tierverschub, Verschub mit Kraftfahrzeugen, Stangenverschub, Abstoßen, Abrollen, englischer Verschub, Schwerkraftverschub*) sind auf der Modellbahn i.d.R. unmöglich, ein paar wenige offenbar mit viel Aufwand nachstellbar ...
* Von dem aber auch OOK sehr angetan ist ...
"Früher", bis in die 60er, war der englische Verschub gang und gäbe, in den Vorschriften geregelt und hilfreich; dass er den einen oder anderen entgleisten Wagen, die eine oder andere entgleiste Lok und auch Verletzte und Tote zur Folge hatte, wurde anscheinend als notwendiges Übel hingenommen. Mit dem Einzug der Arbeitsschutzbestimmungen einerseits und der Ansicht, dass Entgleisungen und Unfälle auf null zu drücken sind, ab den 1970ern (meines Wissens) wurde er immer mehr zurückgedrängt und eingeengt, zuerst an bestimmten Stellen verboten, dann nur mehr an einigen Stellen erlaubt, dann nur mehr im Sonderfall erlaubt, und schlussendlich ... ganz verboten. Eine ausgestorbene Art.
Auf einem Verschubbahnhof in Amerika hab ich um 1990 ein paar Fotos gemacht, die sowas zeigen ... wenn man weiß, dass sie sowas zeigen. Ich muss sie nur noch finden. Und dann sitz ich davor und versinke in Nostalgie ...
H.M.
#2 RE: Englischer Verschub
Schuur Gemeinde,
hier Auftragszettel 163 hatte ich ja unser an den "englischen Verschub" angelehntes Verfahren in Gambach erläutert. Das war damals zwar nicht ausdrücklich verboten, aber eben auch nicht explizit vorgesehen. Der seinerzeitige öBl hätte uns aber trotzdem "einen Kopf kürzer" gemacht, wenn es bei dieser nicht ganz ungefährlichen Arbeitsweise zu Unfällen gekommen wäre!
Hallo zusammen,
Ein heute noch praktiziertes Verfahren ist das Ablaufen lassen von Güterwagen mit besetzter Handbremse.
Der Unterschied zum englischen Verschub besteht darin, dass die Wirksamkeit der Handbremse zuvor geprüft wird.
Beim englischen Verschub zeigt sich nach wegfahren des Tfz ob die Handbremse wirkt... wirkt sie nicht hat Hartmut ja die Auswirkungen skizziert.
Leider muss man feststellen, dass jede Investition in Sicherheit bei der Eisenbahn mit Blut bezahlt wurde.
Passt auf Euch auf
Kai-Nils
Hallo Kai-Nils,
leider ist die Tatsache
Zitat von cargonaut im Beitrag #3
dass jede Investition in Sicherheit bei der Eisenbahn mit Blut bezahlt wurde
kein Vorrecht der Eisenbahn: Ich arbeite im Schiffbau und die heutigen Standards im internationalen Schiffbau und -betrieb gehen in Ihrem Ursprung auf den Untergang der Titanic zurück ... auch mehr oder weniger alle weiteren Verbesserung waren meistens die Folge schwerer Unglücke.
#5 RE: Englischer Verschub - OT-Beitrag
Hi Dirk,
da bin ich ja froh, dass wir im Prinzip weiter sind, beispielsweise mit der FMEA. Den Aufwand muss man sich eben leisten und die Konsequenzen daraus ziehen. Meiner Erfahrung nach wird das leider nicht immer so umgesetzt. Wichtig ist auch, chaotische Zustände möglichst rasch über komplexe Situationen hin zu beherrschten Verfahren in den Griff zu bekommen.
Schönes Restjahr,
Reiner
#6 RE: Englischer Verschub - OT-Beitrag
Ich habe den "englischen Verschub" Anfang der Sechziger in Spanien kennengelernt, wo ich bei den meterspurigen Ferrocarriles Secundarios de Castilla häufig auf der Lok mitfahren konnte, weil ich mit dem Lokführer befreundet war. Dort nannte man das Verfahren "la maniobra china", also chinesisches Rangieren.
Ich habe es nur einmal erlebt, im Anfangsbahnhof Palencia.
Der gemischte Zug war am Spätnachmittag von Palanquinos gekommen und der erste Waggon sollte in ein Stumpfgleis neben dem Ziehgeis rangiert werden. Warum man nicht zu dem Zweck erst umgelaufen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls wurde hinter dem Wagen entkuppelt (Fleischmann-Fallhakenkupplung asymmetrisch). Dann setzte sich der Rangierer auf die Pufferbohle des zu rangierenden Waggons, Juan, der Lokführer fuhr an und beschleunigte etwa auf Schrittgeschindigkeit. Ich konnte vom Führerstand den Rangierer gut beobachten, denn die Rückwand hatte statt Fenstern eine Öffnung über die ganze Breite.
Der Rangierer beugte sich vor und warf den an der Lokkupplung befindlichen Fallhaken hoch, so dass er oben blieb, sprang dann ab und rannte wie ein geölter Blitz neben dem Gleis entlang, während Juan beschleunigte. Der Rangierer traf genau passend an der Weiche ein, als die Lok diese passiert hatte und warf sie herum. Dann kam der Waggon schön langsam angerumpelt und rollte gemächlich in das vorgesehene Stumpfgleis. Fertig. Beine am Rangierer noch dran. Es machte alles einen routinierten Eindruck, es wurden auch keinerlei Handzeichen oder Pfiffe verwendet.
Jetzt muss ich mich korrigieren. Gerade kam ein Bild vorm inneren Auge hoch, dass wir das auf einem Unterwegsbahnhof auch einmal gemacht haben, und zwar auf der Fahrt Richtung Palanquinos in einem der Bahnhöfe Castroverde oder Valencia de Don Juan. Long long ago. Die Bahn hat nach meinem Besuch keine zehn Jahre mehr gelebt. Aber nicht wegen der maniobra china.
Gruß
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