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Zeit-Identität durch Eisenbahner-Uniformen
#1 Ident-Elemente zur Zeit-Epoche: Uniformen und Arbeitskleidung
N' Guude,
Gilpin hat im Strang zu den Güterkunden der FGE einen interessanten Aspekt zu den "zeitlichen
Identelementen" aufgeworfen: Die Uniformen der Eisenbahner und die Arbeitskleidung insbesondere
des Rangier- und Bahnunterhaltungspersonals.
Zu den Uniformen der Vorkriegszeit weiss ich nur sehr wenig, da müssen Andere etwas zu sagen
Die Uniformen waren zur "Bundesbahnzeit" farblich immer annähernd gleich (schwarze Hose, blaugraue Hemden,
dunkelblaues Jacket), lediglich der Schnitt war mehr oder weniger der Mode angepasst. Dazu die Schirmmütze
mit der obligatorischen Kordel (auch "Gehirnbremse" genannt) der jeweiligen Dienstranggruppe entsprechend.
In manchen Gegenden wurde auch die Ski- oder Bergmütze heiss geliebt... Bei uns in Siegen konnte man Personal
der Einsatzstelle Erndtebrück noch lange Zeit schon aus weiter Ferne an der Bergmützn erkennnen. Nun denn,
Erndtebrück liegt ja auch deutlich höher als Siegen im Rothaargebirge.
Zu Zeiten der DB AG wurde die schwarze Hose durch eine mittelblaue ersetzt; in diesem Farbton kam auch das
Jacket der Zugbegleiter daher. Für die Lokführer gab's eine dunkelgraue Lederjacke oder einen dunkelblauen
Blouson. Schirmmützen bekamen nur noch die Zugbegleiter; ebenfalls in mittelblau. Die zugehörigen Hemden
waren steingrau oder blau-weiss gestreift. Zudem gab's zur Unterscheidung der Bordtechniker vom restlichen
Zugbegleitpersonal für diese rot-weiss gestreifte Hemden.
Rangierer trugen bis Mitte der 1980er DIE schwarze Kluft aller "Malocher" bei der Eisenbahn, gekrönt von
Uniformmützen aller Coleur. Ab Ende der 1970er kam dann als "Sicherheitsfeature" der gelbe Helm aus Kunststoff
dazu.
Ab den frühen 1980ern wurde dann erst das Rangierpersonal, später auch alle anderen mit Arbeiten im Gleisbereich
betrauten Personale in die leuchtorange Warnkleidung gesteckt.
#3 RE: Ident-Elemente zur Zeit-Epoche: Uniformen und Arbeitskleidung
Hi Gilpin,
der mit dem Dirndl ist gut Nee, im Ernst: Bei der (Bundes)bahn wurde die schwarze Arbeitskleidung
von der Kleiderkammer des Bhf oder Bw ausgegeben, der Wäsche zugeführt, bei Notwendigkeit repariert oder
ausgetauscht. Da waren (zumindest im BW Siegen) Marken mit Nummern festgenietet, die eine Zuordnung zum
jeweiligen Lokführer, Heizer oder Handwerker möglich machten. Helme und Handschuhe stellte generell die
Eisenbahn. Soweit ich mich erinnern kann auch die Sicherheitsschuhe.
Für das Uniform-, später Dienstkleidungspflichtige Personal gab es die Kleiderkammern, wo entweder bar bezahlt
wurde (Erstattung dann bei der Heimatdienststelle) oder gleich vom sog. Kleiderkassenkonto abgebucht wurde.
Bei meinem heutigen Arbeitgeber wird eine Grundausstattung bei der Einstellung gestellt. Zur weiteren, auch
Ersatzbeschaffung stellt das Unternehmen jährlích 180,--€ zur Verfügung. Ich gehe davon aus, dass wird anderswo
ähnlich ablaufen. Im Rahmen des Guthabens kann aus dem entsprechenden Sortiment nachbestellt werden.
Ich denke "Vauhundert" kann sowohl etwas zur aktuellen Praxis beim Rechtsnachfolger der Deutschen Bundesbahn als
auch zum Ablauf bei der Bundesbahn sagen.
vauhundert
(
gelöscht
)
#4 RE: Ident-Elemente zur Zeit-Epoche: Uniformen und Arbeitskleidung
Hallo zusammen,
den Ausführungen von Hartmut ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
Die Abfolgen die er für das Bw Siegen beschrieben hat, galten auch in Wuppertal und waren somit vermutlich bundeseinheitlich geregelt.
In Wuppertal war zu Beginn meiner Zeit (1984) die Kleiderkammer noch in Barmen angesiedelt. Dort wurden eigentlich dann fast alle hingeschickt.
Die Bw-Schlosser und Werkmeister konnten jedoch die "Schwarzkittel" im Nebenlager (Bw Steinbeck) nicht nur tauschen, sondern auch neu empfangen.
Dort lenkte man als stolzer Reservelokomtivführeranwärter auch seine Schritte hin, wenn es andere Ver- und Gebrauchsgegenstände aufzunehmen galt.
Helm, Einsatzpapiere dafür, Handschuhe, Taschenlampen (die Lokleitung hatte eine Reihe von Ersatzbirnen und Batterien vorrätig), Bleistifte und vieles mehr.
Die Sicherheitsschuhe waren wirklich gut und wenn man sie gut gepflegt hat, dann konnte man auch aus "fußklimatischen Gründen" mit ihnen zurecht kommen.
Ein Paar hatte/habe ich immer noch, das ich bis vor ein paar Jahren noch bei gelegentlichen Dampffahrten getragen habe.
Ausgabe davon muß ungefähr 1988 gewesen sein . . .
Sinnigerweise wurden die auch nie zurück verlangt.
Der "Kulturschock" Rangierkleidung war auch bei uns ein heißes Thema, bei dem es eben auch die Vergleiche mit der Müllabfuhr
oder auch drastischere vergleichende Formulierungen gegen sexuell anders orientierter Personen gab.
Was die heutige Ubk (Unternehmensbekleidung) angeht sieht es zumindest bei DB Regio auch nicht anders aus, als von Hartmut beschrieben.
Es steht ein Betrag um die 190€ pro Jahr zur Verfügung, mit dem man eigentlich auch ausreichend ausgestattet ist
und die entsprechend seiner Zuweisung gültigen Teile ersetzen kann. Die qualitative Seite lassen wir mal außen vor.
Generell sehe ich das Tragen der Ubk als sinnvoll an, da man oft genug der einzige Ansprechpartner für die Reisenden (Kenntlichkeit)auf dem Bahnsteig ist
und ich lieber die Klamotten des Unternehmens auf den vollverkeimten Prothesen namens Lok versaue, als dies mit meinen eigenen Sachen zu machen.
Also von mir nicht wirklich Neues, sondern nur eine Bestätigung.
Beste Grüße aus dem Bergischen
Michael
Dieses Thema kamm im Strang über andere Ident-Elemente. Ich trenne das der Übersichtlichkeit halber ab und verschiebe es nach hier.
#6 RE: Zeit-Identität durch Eisenbahner-Uniformen
Zitat von hwunderlich im Beitrag #1
Zu den Uniformen der Vorkriegszeit weiss ich nur sehr wenig, da müssen Andere etwas zu sagen
In den 50er Jahren hatten wir einen Wohnungsnachbarn, der war Bahnbeamter im einfachen Dienst (Schrankenwärter mit Gemüsegärtchen). Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mit seiner Frau am Sonntag immer in die Kirche ging. Dazu trug er seine beste Uniform. In meiner Erinnerung war die Jacke dunkelblau, hochgeschlossen mit Kragenspiegeln, einreihig mit goldfarbenen Knöpfen. Die Kragenspiegel waren goldgefasst und trugen goldene Flügelräder. Kann gut sein, dass er die Uniform schon vor dem Krieg hatte.
Im Dienst war er auch uniformiert, obwohl er nur zum Kurbeln der Schranken aus seinem Häuschen rauskam. Die Zugmeldungen bekam er über ein Läutewerk: BimBam - BimBam - BimBam ...
Immer am Dienstag musste er seine Schutzhalte-Scheiben sichtbar aufstellen (aber das ist O.T.).
Gruß Helmut
#7 RE: Zeit-Identität durch Eisenbahner-Uniformen
Das mit dem Scheibendienstag (der früher regional durchaus auch ein anderer Wochentag sein konnte) wird hier ausführlicher behandelt: http://www.drehscheibe-online.de/foren/r...655784,page=all (interessant: Sh2-Scheiben aus Korb, die es wohl nur in einem bestimmten Zeitraum und nur in Norddeutschland gegeben zu haben scheint - Stichwort Identität).
Zu den Uniformen gibt es ein Buch: Henneking/Koch, Die Uniform des deutschen Eisenbahners, Freiburg 1980 - ob es was taugt weiß ich leider (noch) nicht.
Alles gut und schön, was hier gesagt wird, aber ohne Bilder werden wir bei der Anlagengestlatung kaum davon profitieren können. Also: Wer hat?
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