ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?

08.08.2021 11:29 (zuletzt bearbeitet: 08.08.2021 12:19)
#1 ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Hallo Forumer, das Thema "DDR-Mauerbau" des Films hat mich (als Ostzonenflüchtling) sehr berührt, das wäre hier aber OT.

Interessant war der Eisenbahn-Aspekt des Films. Es ist heute ja gar nicht so einfach, einen authentischen Film zu drehen, der im Jahr 1961 fast komplett im Eisenbahn-Milieu spielt, noch dazu an der Berührungsstelle der beiden deutschen Staaten. Also, nach meiner Meinung ist das ganz gut gelungen. ich habe mal etwas recherchiert:

Einen D 151 habe ich in mehreren Reichsbahn-Kursbüchern gesucht und nicht gefunden. Hätte mich auch gewundert, wenn es einen komplett durchgehenden Zug von München bis nach Ostberlin gegeben hätte. Die Zugnummer hat nicht gepasst, denn die ungeraden Nummern hat die DR vorwiegend für Züge in Südrichtung verwendet. Am ehesten wäre für die Handlung der D 1402 geeignet gewesen, der fuhr von Nürnberg über Ludwigstadt - Probstzella - Saalfeld, aber nur bis Leipzig (dafür aber über meine Anlage ).

Das Bw Probstzella, das im Luftbild in gutem Zustand mit dampfenden Loks zu sehen war, sah tatsächlich so ähnlich aus, das ist aber heute halb verfallen und eignet sich sicher nicht für Filmaufnahmen. Der Zug war ziemlich überzeugend, eine richtige DR-Wagengarnitur, sogar mit Original-Mitropa-Speisewagen. Innen habe ich den Speisewagen auch als Mitropa erkenen können, die Sitzwagen waren innen aber durchweg DB-Büm. Mit dem Büm war ich früher oft unterwegs, deshalb hatten die Aufnahmen einen hohen Erinnerungswert.

Die Uniformen sahen so aus, wie ich sie in Erinnerung habe, der Mann mit der roten Mütze war damals noch der Aufsichtsbeamte. Und die Bahnsteigsperren waren noch bis in die 70er Jahre üblich.

Und dann die Loks! Die V 200 033 sah aus wie neu aus dem Modellbahnladen, echt Hochglanz! Und die 50 3610 war auch in hervorragendem Zustand, vielleicht haben die DR-Eisenbahner ihre Loks gelegentlich so sorgfältig gepflegt.

Der Film lohnt sich m. E. auch generell, besonders wenn man irgendwie irgendwann mit der DDR zu tun hatte. Er ist noch einige Zeit in der ARD-Mediathek zu sehen.

Mit Hp1-Gruß - Helmut

PS: Mir ist noch was eingefallen: Ich frage mich, ob das sympathische DR-Lokführer-Mädel den Zug wirklich ohne Heizer von Ludwigstadt den Berg rauf bis kurz vor den DDR-Grenzzaun fahren konnte? Immerhin hat sie gerade noch rechtzeitig zum Führerbremsventil gegriffen! Gruß H.

Edit: Ich muss korrigieren: Das Flüsschen Loquitz neben der Bahnstrecke fließt in Richtung Saale, also nach Norden. Deshalb fährt der Zug eher den Berg runter, da gehts vielleicht auch ohne Heizer. Gruß H.


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08.08.2021 18:31 (zuletzt bearbeitet: 08.08.2021 18:46)
#2 RE: ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Einen D151 gab es wirklich siehe bei db58 https://db58.de/2019/08/02/d-151-d-152-s...winter-1957-58/
Prinzipiell schwächelt der Film historisch in den Details. Die Frankenwaldrampe wurde seitens der DB elektrisch betrieben. Der Lokwechsel war daher im Bahnhof Probstzella
Die Wagen vom Typ Y gab es erst später und ob es eine Frau 1961 in der DDR zu einer Lokomotivführerin einer Dampflokomotive geschafft hätte ist auch fraglich, schließlich musste neben einer Ausbildung erst mal als Heizer dienen. Lasse mich aber da gerne eines besseren belehren.

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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08.08.2021 21:24
#3 RE: ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Ich hatte letzte Woche im Hifo von DSO das Theama "Gab es bei der DR Dampflokführerinnen?" gelesen, da stach mir am Samstag in der WAZ das Bild einer (Dampf-)Lokführerin in strahlendblauer, sauberer Uniform ins Auge.
Das von Hubert angeführte Argument,

Zitat von Pfalzbahn im Beitrag #2
ob es eine Frau 1961 in der DDR zu einer Lokomotivführerin einer Dampflokomotive geschafft hätte ist auch fraglich, schließlich musste neben einer Ausbildung erst mal als Heizer dienen.

wird auch dort als Hindernis angesehen.
Die Fotos einer weiblich geführten Schmalspurdampflok sind ... ne, ne, ich sage hier nichts gegen ...äh zu Schmalspurbahnen.

Gruß von Ruhr und Nette
Hans


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09.08.2021 09:51 (zuletzt bearbeitet: 09.08.2021 09:58)
#4 RE: ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Also gab es den D 151 tatsächlich mal (wenn auch als Nachtzug); meine DR-Kursbücher sind aus einer späteren Periode, da hatte man den Zug wohl schon abgeschafft.

Dass die Frankenwaldrampe bis Probstzella elektrisch betrieben wurde, wusste ich; ich weiß nur nicht ab wann. Die Strecke gehörte vor dem Krieg zu der ersten vollständig elektrifizierten Verbindung zwischen Berlin und München, die Russen haben aber die Oberleitung bald abgebaut und in der Transsib verwendet, wahrschainlich auch im Bahnhof Probstzella. Ich kann mich daran erinnern, dass man in den 50ern in Jena an der Saalebahn noch einzelne Fahrleitungsmasten sehen konnte. Vor der Wende war die Verbindung zwischen Probstzella und Ludwigstadt nur noch eingleisig, davon konnte ich mich im Sommer 1990 persönlich überzeugen. Auf der Straße im Loquitztal hatte man in der Nähe des Restaurants Falkenstein schon einen provisorischen Grenzübergang eingerichtet, mit ausnehmend freundlichen Grenz-Vopos! Die haben damals schon geahnt, dass sie diesen Job nicht mehr lange behalten würden.

Dass es 1961 in der DDR Lökführeinnen (und Heizerinnen) gab, kann ich mir gut vorstellen, denn die Frauen waren als Arbeitskräfte in der DDR absolut notwendig. Daraus resultierte auch der frühe Ausbau der Kindertagesstätten.

Mi Hp1-Gruß - Helmut


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09.08.2021 13:25 (zuletzt bearbeitet: 09.08.2021 13:40)
#5 RE: ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Hallo Forumer, ich habe das VHS-Video von meinem Besuch in Thüringen im Jahr 1990 gefunden, hier einige Screenshots von der Grenzsituation - es war im April 1990, also Noch-DDR, vor der Währungsunion:

Der Gasthof Falkenstein ist direkt an der Grenze auf bayrischem Gebiet. Man erkennt deutlich die Fahrleitung, noch in Vorkriegs-Bauart:
Bild43.jpg
Bild44.jpg

Zufällig kam einer von den damals noch seltenen Zügen, Richtung Süden:
Bild46.jpg
Bild45.jpg
Bild47.jpg
Auf dem letzten Bild sieht man, dass es am Falkenstein mal einen Haltepunkt gegeben hat.

Hier noch ein Bild vom provisorischen Grenzübergang. Der Vopo war sogar so freundlich, dass er uns erlaubt hat, die Kontrolle zu filmen. Ein Jahr früher liefen die Grenzkontrollen ganz anders ab!
Bild48.jpg

Mit Hp1-Gruß - Helmut

Edit: Die Vorsignalbake gehört zum Einfahrsignal Probstzella. Gruß H.


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09.08.2021 14:47 (zuletzt bearbeitet: 12.08.2021 05:21)
avatar  Gilpin
#6 RE: ARD 3 1/2 Stunden, wer hat den Film gesehen?
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Hi Helmut,

zwei Ident-Elemente fallen auf: die Gastwirtschaft und die Oberleitungsmasten! Den Vopo-Posten streichen wir mal.

Gruß, Reiner

Edith: da war eine unwillkommene Einmischung der Rechtschreibfunktion drin. Habe ich korrigiert.


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