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Gleiswendel: Eine Bau-Alternative
#1 Gleiswendel: Eine Bau-Alternative
Hallo Forumer, beim Bau einer Gleiswendel wird in unserem Umfeld besonders eine Bauart propagiert, nämlich das Verfahren mit den Gewindestangen. Das scheint auf den ersten Blick einleuchtend, weil man jede Ebene durch Verstellen der Muttern (auch nach Fertigstellung der Wendel) genau justieren kann. Bei meinen beiden Gleiswendeln in der Anlage Triptis I habe ich dieses Verfahren erfolgreich eingesetzt, fand aber die Einstellerei etwas aufwändig; erstens weil es sehr viele Muttern waren, und zweitens, weil manche Muttern nicht besonders gut zugänglich waren.
Deshalb habe ich es bei Triptis II anders gemacht: Ich habe erstmal genau gerechnet, um die Parameter wie Gleisradien, Steigung, Ganghöhe, Ebenen-Abstand und Abmessungen der einzelnen Segmente festlegen zu können. Beim Bau habe ich dann zunächst die unterste Ebene Null exakt nach meinen Berechnungen mit festen keilförmigen Abstandsklötzen ausgeführt. Die weiteren Ebenen wurden dann mit lauter gleichen Abstandshölzern ergänzt, die vorher in einem Arbeitsgang maßgenau gesägt worden sind.
Die Segmente wurden im 45°-Abstand geplant, also 8 Segmente pro Ebene. Vorher hatte ich am Computer ermittelt, bei welcher Teilung sich ein möglichst minimaler Verschnitt aus der Sperrholzplatte herausholen ließ. Die Stärke von 4 mm hat sich als haltbar erwiesen, meine Wendel ist jetzt schon 7 Jahre in Betrieb und hat sich nur minimal verzogen. Als sehr hilfreich hat sich gezeigt, dass ich zwischen den Segmenten jeweils eine Lücke von 4 mm eingeplant habe, Dadurch ließen sich kleine Ungenauigkeiten bei der Montage beim Bau leicht ausgleichen. Die Zwischenräume fallen bei der fertigen Wendel nicht auf. Die Breite der (bogenförmigen) Segmente berechnet sich aus der Anzahl der Gleise plus Lichtraum nach NEM plus Rand zur Aufnahme der Abstandsklötze auf beiden Seiten. In meinem Fall ist der Radius des äußeren Gleises 700 mm, die weiteren haben einen Abstand von jeweils 55 mm nach innen. Es ist wichtig, dass man den Verlauf der Gleise mittels Schablone vor dem Einbau auf die Segmente überträgt.
Ganz wichtig ist die Stabilität der Bodenplatte, die muss dauerhaft plan und waagerecht sein! Auf dieses Planum habe ich die Grad- und Segmenteinteilung im 15°-Raster und die Kontur der Segmente aufgezeichnet, dazu für jeden 45°-Übergang die genauen Höhen.
WGrund_104.JPG
Als Berechnungsgrundlage dient die angehängte Excel-Datei, die ist für verschiedene Wendel-Konfigurationen anpassbar, dazu reichen die drei Roteintragungen. Der Zahlenfriedhof enthält für jede Ebene im 15°-Abstand die Höhenangaben, unten sind sie nochmal übersichtlicher im 45°-Raster wiederholt. Als Höhenunterschied wird die Gesamthöhe der Wendel eingegeben, die Anzahl der Windungen kann auch Kommastellen enthalten, praktischerweise hält man sich dabei auch an das 15°-Raster. Die Ganghöhe berücksichtigt nicht die Materialstärke der Segmente; wenn man die lichte Höhe ab Schienenoberkante wissen will, dann muss man die Stärke des Gleis-Oberbaus und die Materialstärke abziehen. Die Steigung berechnet sich aus der jeweiligen Gleislänge auf einer Ebene und der Ganghöhe.
Die für die Maßhaltigkeit der Konstruktion wichtigen Abstandskeile für die Ebene Null habe ich folgendermaßen hergestellt: Ich habe die Längen der Innen- und Außenkante der Segmentkontur für die erste Ebene ausgerechnet, auf das Material der Abstandsklötze (das darf in diesem Fall ausnahmsweise aus einer Spanplatte stammen) habe ich jeweils ein Dreieck aus der ermittelten Länge und der Ganghöhe aufgezeichnet. Das 15°-Raster muss jetzt aufgetragen werden, die Länge entspricht 360°. An der unteren Kante muss anschließend die Materialstärke abgezogen werden. Dann werden die Dreiecke präzise ausgesägt, anschließend werden sie jeweils in acht Teile zersägt, aber so, dass die 15°-Markierungen jeweils etwa in der Mitte liegen.
Dies Teile werden nun nacheinander auf die Grundplatte maßgenau an den Konturlinien unter Beachtung des 15°-Rasters aufgeleimt; damit hat man eine korrekte Basis für die Ebene Null. Am oberen Ende der Ebene Null muss die Außenkontur unterbrochen werden, denn untendrunter ist die Zufahrt zur Wendel. Deswegen sollte man das oberste Segment der Ebene Null an die Einfahrt-Gestaltung anpassen.
Nach dem Abbinden des Leims können die Segmente der Ebene Null montiert werden, ich habe sie mit kurzen Schrauben aufgeschraubt. Die Gleise müssen sukzessiv montiert werden, so lange die Trasse noch von oben zugänglich ist. Die Montage der Ebene 1 und der weiteren ist nun ganz leicht: Man sägt gleich mehrere möglichst lange Holzstreifen im genauen Abstand der Ebenen und teilt die in etwa 5 cm breite Klötze. Die Sägeschnitte beim Teilen sind gemäß Steigungswinkel leicht schräg zu führen, so dass die seitlichen Kanten der Klötze nach dem Einbau senkrecht stehen. Jetzt werden die Klötze im 15°-Raster auf die darunter liegende Ebene geleimt, so entsteht die Basis für den Einbau der nächsten Segmente. Die Höhen sollten gut mit den berechneten Daten übereinstimmen, bei Abweichungen lässt sich die korrekte Höhe zB durch Unterlegen von Papierstreifen ausgleichen. Danach montiert man wieder die Gleise; und so geht es weiter, bis die endgültige Höhe der Wendel erreicht ist.
WBau1_531.JPG
WBau2_527.JPG
Winnen_529.JPG
Dabei ist zu beachten, dass (bei Verwendung von Flexgleisen) in den Schienenstößen ein Abstand von ca. 1 mm verbleibt, damit sich spätere Schrumpfungsprozesse im Holz nicht als Gleisverwerfungen manifestieren, die dann nur sehr schwer zu beseitigen sind. Spannungszuführungen und Trennstellen müssen jetzt schon berücksichtigt werden; später sind die Schienen nicht mehr so leicht zugänglich! Falls man in der Wendel Gleise mit unterschiedlichen Schienenkopfbreiten einbaut (ich habe zB meine älteren Roco-Gleise mit 2,5 mm Schienenhöhe aufgebraucht), dann sollte man die Übergangsstellen auf waagerechte Stufen überprüfen, da könnten manche Spurkränze (Stichwort Fünfkuppler) aufklettern.
Wfertig_152.JPG
Die gezeigte Gleiswendel ist mittlerweile sieben Jahre im Betrieb; In einem besonders heißen Sommer mit hoher Luftfeuchtigkeit hatte ich mehrere Gleisverwindungen, die ich nur sehr mühsam beseitigen konnte. Also: Gut auf die Schienenstöße achten!
Mit Hp1-Gruß - Helmut
- Gleiswendel_.xls
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Zitat von Fdl Triptis im Beitrag #1
Die Segmente wurden im 45°-Abstand geplant, also 8 Segmente pro Ebene. Vorher hatte ich am Computer ermittelt, bei welcher Teilung sich ein möglichst minimaler Verschnitt aus der Sperrholzplatte herausholen ließ
Hallo Helmut,
da wäre noch das "Schnittmuster" interessant.
Grüße Hubert
#3 RE: Gleiswendel: Eine Bau-Alternative
Hallo zusammen
Interessant ist auch die von mir ausgeführte Bauweise, die Trapezelemente.
Kleiner im Maßstab und im Umfang, aber auch für die großen Spuren brauchbar.
Noch weniger Verschnitt, weniger Stichsägenarbeit und gerade Kanten für
Absturzsicherungen.
Ich erlaube mir, auf mein kleines Tutorial hinzuweisen.
https://www.youtube.com/watch?v=MTh8Y3XgHug
Wendelbau macht auch Spaß meint Otto (ow)
Aufbau der Gebirgsbahn https://www.youtube.com/watch?v=-aCUMpnSguw
Rangieren auf der Gebirgsbahn https://www.youtube.com/watch?v=sxZ2RnF8Y-Y
Die Basis-Schublade der Gebirgsbahn https://www.youtube.com/watch?v=WHI4u3BtUX4
Digital oder Analog auf der Gebirgsbahn https://www.youtube.com/watch?v=PrACJYEXupA
Mehr Platz durch eine Wendung https://www.youtube.com/watch?v=zpx9q1KcoLs
Wendel mit Trapez und Leitplanke https://www.youtube.com/watch?v=MTh8Y3XgHug
#5 RE: Gleiswendel: Eine Bau-Alternative und eine weitere Alternative
#6 RE: Gleiswendel: Eine Bau-Alternative und eine weitere Alternative
Das denke ich auch. Auf dem "Schnittmuster"-Bild sieht man, dass nur wenig Abfall übrig bleibt. Wenn man versucht, die gleiche Trassenbreite mit Trapezelementen zu gestalten, dann bringt man weniger Elemente unter.
Und der Stichsäge ist es egal, ob man im Bogen oder gerade sägt.
Mit Hp1-Gruß - Helmut
Hallo,
zum Bau der Gleiswendel habe ich folgende Exceltabelle benutzt.
Dazu habe ich mir Sperrholz in der entsprechenden Breite und in der kompletten Länge der Sperrholzplatte (3m) zuschneiden lassen. Dann mußte ich nur die einzelnen Trapeze absägen. Im Idealfall entstehen nur zwei kurze Abfallstücke am Anfang und Ende des 3m-langen Streifens. Klug ausgemessen, läßt man gleich die benötigte Gesamtlänge schneiden und die Firma behält die Abschnitte. Kommt auf die Kalkulation an( wie wird der Zuschnitt berechnet?)
Aber ehrlich: einige gerade Reststücke kann man doch immer verarbeiten.
Ich bin mit dieser Methode gut zurecht gekommen.
- Gleiswendel.xls
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#8 RE: Gleiswendel: Eine Bau-Alternative und noch eine weitere Alternative
Hallo Kollegen,
in meiner Anlage spielen Gleiswendeln eine große Rolle, und ich habe mich gegen die Trapezmethode entschieden. Nicht wegen Holzverschnitt, sondern weil es anders nicht passte:
Die Dimensionierung der Wendel war ein Balanceakt zwischen Mindestradius und Platzbedarf - da kam es auf jeden Zentimeter an. Und die Trapezkonstruktion hat halt erhebliches "Übermaß" nach außen, hätte ich damit gebaut hätte die Raumbreite (Anlagensegment "an der Wand" - Bediengang - Gleiswendel - Bediengang - Anlagensegment "an der anderen Wand") nicht gereicht.
Daher habe ich Wendelsegmente konstruiert die nur so breit sind wie das nötige Lichtraumprofil plus Platz für die Gewindestangen. Diese Segmente habe ich mit CAD gezeichnet und dann von einem Dienstleister lasern lassen Dabei habe ich auch an den Stirnseiten "Halbkreise" auslasern lassen in die die Gewindestangen hineinpassen (und mit Muttern und Karosseriescheiben befestigt werden).
Das Lasern kostet ein paar Euro, aber die Zeitersparnis nicht die Trapeze auszusägen und die Lagen zusammenleimen zu müssen hat das in jedem Fall gelohnt! Die Montage geht dafür richtig flott, alles passt auf Anhieb und lässt sich - auch nachträglich - noch justieren.
Gruß,
Sebastian
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