Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)

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07.09.2014 22:14
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#26 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

Ein kleiner Ausflug in die Modellbahnhstorie: In den Neunzigern des letzten Jahrhunderts war der Freundeskreis Schmalspurbahn (FKSB) bekannt für seine großen 0e- und 0m-Modularrangements. Im Prinzip war es so, zumindest am Anfang, dass jedes Mitglied ein Modul baute, und das war in der Regel ein Bahnhof. Dieser war mit einer Schaltermimk zur Steuerung der Weichen und abschaltbaren Abschnitte versehen, womit sich eigentlich nur der Erbauer selber auskannte. Deshalb bürgerte es sich ein, dass dieser Erbauer während es Betriebes an diesem seinem Bahnhof sitzen blieb und die ankommenden Züge durch diesen schleuste oder auch in seinem Bf rangierte. Anschließend schickte er ihn weiter zum nächsten Bahnhof.

Extra Tf gab es nicht, sondern die Bahnhofsagenten oder de facto Fahrdienstleiter) setzten den Zug mit dem Selectrix-Handregler in Fahrt und nahmen ihn dann aus dem Regler. Sodann riefen sie dem Agenten des nächsten Bahnhof zu: "Ich hab ihn rausgeschmissen. Kannst ihn nehmen, ist die Nr. 14" Worauf der neue Fdl diesen Zug in seinen Regler programmierte etc. etc.

Als ich damals zum FKSB stieß, war ich beeindruckt, dass es so viele 0m-Module gab und dass ein so fetter Betrieb veranstaltet wurde. Nur dieses bahnhofsorientierte System (heute würde ich sagen Fdl-System) gefiel mir gar nicht. Daher schlug ich vor, zum Tf-orientierten Betrieb überzugehen und bekam heftigen Gegenwind.Wir haben es dann doch ausprobiert und ich mimte so etwas Ähnliches wie Zugleiter - ohne Telefon in einer großen Halle, den Rest kann man sich denken.

Die Folge für mich war, dass meine im Bau befindliche Anlage umgehend eine Telefonanlage erhielt.
Dass ich mich dann für das Zugleitersystem anstelle eines Fdl-Systems entschied, habe ich schon begründet. Das spricht nicht gegen die Fdl-Anlage, die für bestimmte Anlagen optimal ist. Für welche genau, wollen wir ja noch herausfinden.

OOK
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13.09.2014 12:12 (zuletzt bearbeitet: 13.09.2014 12:13)
#27 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Ohne Telefon, war der Versuch sicherlich sehr chaotisch. Wobei eine Telefonanlage eh sinnvoll ist, egal ob Zugleitbetrieb oder Zugmeldeverfahren. Im Endeffekt ist die Ausgangslage die du beschreibst ja schon ein gutes Beispiel von einer Fdl-Anlage. Sicherlich noch etwas "dilettantisch" umgesetzt. Für etwas mehr Vorbild Treue, würde ich per Telefon formal richtige Zugemeldungen hinzufügen. Bleibt noch die Übergabe der Lokadresse. Hier müsste man halt noch einen Modellbahn spezifischen Satz ergänzen.
Vielleicht wäre eine passende technische Unterstützung noch ein Bremsabschnitt vor den Einfahrsignalen, so dass der Fdl sicher sein kann dass der Zug vor dem ESig erstmal hält, auch wenn er ihn noch nicht übernommen hat.
Dazu Fahrplan und Uhr, Frachtkarten... klingt aus meinen Augen doch schon gar nicht so schlecht. Das den Job des Fdl nur der Erbauer guten Gewissens übernehmen kann ist natürlich ein Lapsus, der eindeutig auch für Vorbild gerechte Sicherungstechnik spricht. Denn dann gilt, kennst du eine, kennst du alle. Zumindest in gewissen Grenzen.

Ich will mal noch ein Zitat aus dem Nachbarstrang einfügen:

Zitat von OOK im Beitrag RE: Anlagen mit Zugleitbetrieb
Wobei ich natürlich von der BAE ausgehe. Der dortige Fdl-Job im Bf Sonnenberg ist nach Ansicht aller Mitmacher der spannendste und schwierigste der BAE und fordert "den ganzen Mann", den kann man - mit Verlaub - nicht "auf einer Arschbacke" nebenher machen.

Das kann ich mir gut Vorstellen und unterstreicht meiner Meinung nach den Reiz, den ein Fdl-Job ausmachen kann. Führt uns aber noch nicht weiter, wie ein entsprechendes Anlagen Design aussehen soll. Die BAE ist ja eher eine Anlage mit Zugleitbetrieb, auf der der es auch Betriebsstellen mit Fdl gibt.

Gruß
Michael


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18.09.2014 20:08
avatar  BR41
#28 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Ein Fahrdienstleiter sitzt ja, wie schon erwähnt, auf einem Bahnhof; also brauchen wir m.E. einen, der,
um auch etwas Aktion zu haben, nicht nur aus zwei Gleisen bestehen soll.

Wenn das Modellbahny noch mehr als nur Einfahrt und Ausfahrt der Züge steuern möchte, sollte im
Bahnhof auch einen eigene Rangierlok stationiert sein, mit der es die Anschlüsse bedienen kann,
schließlich ist Fdl ein stationärer Job.

Dies scheint mir die Grundausstattung zu sein und je mehr Strecken in diesen Bahnhof
führen, desto mehr Aktion ist da. Es muss ja nicht so extrem sein wie bei der
Stellwerkssimulation Altona.

Jetzt ist noch zu überlegen, wie denn die Züge und Wagen in den Bahnhof kommen.
Aus Fdl-Sicht kann diesen Skavenjob jeder andere Mitspieler übernehmen oder aber
der Computer...

----

-- Andreas

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03.10.2014 20:29
#29 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Hallo FDLs,

könnte mir bitte einer nochmal genau den Job eines (Modellbahn-) Fahrdienstleiters erklären?
Sorry, aber wenn ein Computer die Züge fahrt und der Mann am Stellpult "nur" die Weichen und Signale stellt, was ist dann der Reiz oder der Sinn des Spiels?
Und was bekommt man dann von der Anlage überhaupt noch mit?

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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03.10.2014 21:52 (zuletzt bearbeitet: 03.10.2014 21:54)
#30 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Ich versuche einmal eine Antwort zu geben, weil ich mir - wenn ich (in der Pension?) Zeit finde - auf jeden Fall eine "Fahrdienstleiter-betonte Anlage" bauen würde/werde.
Ich rede hier, als "Extremfall", von einer Ein-Person-Anlage (schon ab zwei Personen wird es viel lustiger und interessanter - ungefähr "fünf mal so interessant"; trotzdem soll dieser Extremfall zur klaren Darstellung dienen), und auch einer ganz ohne Computer!

Erstens: Man muss schon das wirkliche Arbeitszeug eines Fdl haben, damit man ihn spielen kann: Also sinnvoll nachgebildete Sicherungsanlagen und eine sinnvoll nachgebildete Betriebsvorschrift, die nicht alles "wegsimplifiziert". Dazu gehört in meinen Augen mindestens:

* Sicherungsanlagen, die alle Schritte der Bedienung für wesentliche Aktionen korrekt nachbilden: Rangierstraßen sind was anderes als (Zug-)Fahrstraßen; die Rücknahme von Fahrstraßen geht nicht "einfach so"; spitz befahrene Weichen sind (auf mechanischen Stellwerken) bei Zugfahrten zu riegeln; usw.usf.
* Schriftliche Befehle sind zumindest prinzipiell korrekt nachzubilden.
* Besondere Verfahren sind auch prinzipiell korrekt nachzubilden. Ein Beispiel, das vielleicht nicht jeder kennt: Ich war zufällig ausgerechnet heute nach langer langer Zeit wieder einmal auf einem Bahnhof, und da hatte ein Fahrdienstleiter-Einschuler seine Abnahme. Der wurde geprüft, wie in diesem Bahnhof die Nachtsperre durchzuführen ist: Man kann eben auf einem richtigen Bahnhof am Abend nicht einfach aufstehen und weggehen und das Stellwerk einfach so stehen lassen, wie's halt grad steht ... da braucht es eine technische Zustimmung von einem der Nachbarbahnhöfe, dann müssen Hebel umgelegt, Felder geblockt, Signale gestellt werden ... klar wäre das ein "Sonderfall", den man in einer Betriebssitzung nur einmal "spielt", aber es gehört eben so.
(* Ja und wenn's mehr als ein Fdl ist, dann könnte man nun mit Anbieten/Annehmen, Kreuzung verlegen usw.usf. loslegen! - aber das will ich ja nicht beschreiben).

"Das ist aber aufwendig"? Ja klar - wenn einen das nicht interessiert, ist man eben kein Fdl :-) ... (und ich verstehe, dass es von dieser Sorte noch weniger gibt, als von denen, die "richtigen Betrieb" machen wollen ...).

Zweitens: Unter "Fahrdienstleiter-Anlage", wie das hier gemeint ist, kann man sicherlich keine Anlage verstehen, wo jemand nur Fdl spielt. Die anderen Ein-Person-Anlagen und -Betriebskonzepte, die ihr hier besprecht, sind ja auch nicht "Lokführer-Anlagen" (wo ein Computer die Weichen stellt und die Wagen entkuppelt?) oder "Rangierer-Anlagen" (wo ein Computer mit der Lok fährt, weil man als "Spielender" nur entkuppelt???), sondern eben Anlagen, wo alle Dienstposten von einer Person mit verschiedener Gewichtung wahrgenommen werden. Ich finde, Benno hat das hier doch gut beschrieben (wenn er auch den Stellwerker ohne Auftrag und technische Mitwirkung des Fahrdienstleiters eine Fahrstraße stellen lässt - ich nehme an, er meint auch das Freistellen des Signals: Das ist schon ein grober Verstoß gegen die Realität ... der vielleicht auch zeigt, dass das Wissen über die Tätigkeiten eines Fdl noch nicht so ganz verbreitet ist...).

Drittens: Weiter oben (#2) hast Du ja selber geschrieben: "der Fahrdienstleiter, ... der die Zugfolge unter eigener Verantwortung regelt und die damit zusammenhängenden Geschäfte erledigt".

Also lassen wir ihn das doch tun! Erstens gibt es im realen Leben Verspätungen, und zwar oft nicht zu knappe. Der Fdl regelt nun die Zugfolge: D.h.
* er entscheidet über die Verlegung von Kreuzungen,
* lässt vorfahren,
* im Extremfall lässt er auch einmal einen Zug lokal stehen.
Das alles haben die Fdls auf der Strecke durchs Drautal, wo ich aufgewachsen bin, getan, und zwar täglich. Langweilig war das nicht (oder zumindest nicht immer).

"und erledigt die damit zusammenhängenden Geschäfte":
* Der ankommende Ng hat mehr Wagen als gedacht - das Ladegleis wird voll, und ein Hauptgleis muss als Abstellgleis verwendet werden (passiert hier in Grafing immer wieder, wenn von Italien her wegen Bauarbeiten am Brenner Züge zurückstauen).
* Der Maschinendienst (das Heizhaus) kann die notwendige Lok wegen Schadens nicht bereitstellen, sondern nur eine kleinere: Wagen abhängen, zweiten (Erfordernis-)Zug einleiten (i.d.R. auf einer Bedarfstrasse).

"Ja aber ...", höre ich Dich und andere sagen: "In unseren Fahrplänen sind keine Verspätungen vorgesehen - wir haben schon genügend Vergnügen damit, die Variabilität des Wagenbedarfs an den diversen Ladestellen zu "managen" (oder "spielen", wenn man so will)." Darauf sage ich: Auf einer "fahrdienstleiter-betonten" Anlage sind eben andere Variabilitäten interessant - vorrangig Verspätungen, aber auch Sonderzüge, lange Züge, dann auch Signalausfälle (Ersatzsignal!), spinnende Weichen (die kann man nicht einfach mit der Hand wieder zum Gehen bringen! - da muss dann schon der Sicherungsdienst anrücken, und solange muss man auf andere Gleise fahren, Verschlüsse anbringen, usw.)

Nun mag es sein, dass sich diese Variabilitäten schwieriger einbringen lassen als jene, die einen abwechslungsreichen Frachtbetrieb erzeugen: Aber das ist noch lang kein Grund, sie nicht zu versuchen (lies doch einmal über die "Situtationskarten" bei Bruce Chubb: "Heavy snowfall on the upper line requires that each train is double-headed" oder so ähnlich war eine; oder auch "Snowfall requires a snowplough run if the last train was running more than one hour ago" ...).

"Ohne Computer" erfordert, dass nun trotzdem jemand die Züge im FY zusammenbaut und über die Strecke zum (einen?) Bahnhof und weiter fährt - auf der Ein-Mann-Anlage bin das auch ich, aber ich fahre vermutlich etwas "lässiger", so wie andere eben das Weichenstellen nicht wirklich nach der Realität machen (das Umstellen einer mechanischen Weiche ist übrigens auch was, was man lernen muss ...).

Ich gestehe, das ist alles am grünen Tisch erfunden. Aber so würde (und werde, wenn's dann soweit ist) ich das machen wollen ...

Harald M.


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04.10.2014 10:10
#31 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Darf ich noch was ergänzen? - ich mach's in einem neuen Beitrag, weil's in eine andere Richtung geht: Hubert fragt:

Zitat
Und was bekommt man dann von der Anlage überhaupt noch mit?


Das ist, finde ich, eine sehr interessante Frage, weil sie - so lese ich sie zumindest - im Grunde das "Haptisch-Akustisch-Optische" einer Modellbahn thematisiert.

Wieso hat und baut man den überhaupt eine Modellbahn? Die Motive sind sicher verschiedene, aber sie überlappen sich alle daran, dass man etwas Reales, Angreifbares, sich im Raum Bewegendes vor sich hat: Man erfreut sich daran, wie ein Personenzug langsam aus der Haltestelle beschleunigt, wie ein längerer Güterzug über die Herzstücke von Weichen rattert, wie ein Flachwagen genau an der Laderampe zugestellt wird. Die Siegeszüge der Pulsweitensteuerung (mit der man sehr langsam fahren konnte), der Geräuschmodule oder auch der Finescale-Bewegung sind m.E. darauf zurückzuführen, dass Modellbahner eben dieses Haptisch-Akustische-Optische "brauchen" ...

Wenn es nur um das Verteilen von Wagen ginge, könnte man ja auch seine betriebliche Befriedigung bei einem entsprechenden Computerspiel oder auf der hier manchmal zitierten Brio-Anlage finden. Leute, die das tun, würde ich "Abstraktionisten" nennen: Sie abstrahieren eben von der "Physik der Modellbahn" und sind damit keine Modellbahner mehr. Ich denke, da sind wir uns zumindest im Prinzip einig.

Wenn ich von meiner Fahrdienstleiteranlage träume, dann gibt es da auch Haptisch-Akustisch-Optisches, das ich nicht vermissen möchte - allerdings bin ich hier nun garantiert in einem Minderminderheitenbereich unterwegs:

* Habe ihr schon einmal bewusst zugehört, wie eine elektrische Weiche umläuft? Wie in den paar Sekunden man die Rutschkupplung greifen hört, dann den Umlauf, dann das Einfallen der Verschlusshaken und des Spitzenverschlusses? In meinen Träumen hat eine Fdl-zentrierte Anlage Geräuschmodule für den Weichenumlauf!

* Wer einmal im Relaisraum eines Drucktastenstellwerks (oder auch in einer alten Telefonvermittlung) gestanden ist, hat das Rattern der Relais gehört - in einem Stellwerk hört man hier, wie eine Fahrstraße über die Gestelle einläuft oder wie ein Zug auf seiner Fahrt die Teilfahrstraßen auflöst. Die Schaltungen meines Stellwerks werden auf jeden Fall mit Relais aufgebaut (ein paar Dutzend 4xUm-Relais liegen schon hier, und ein Demostellwerk für eine Abzweigbahnhof mit 2 Gleisen hab ich schon einmal zusammengelötet ...).

* Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an die Fahrdienstleitung in St.Valentin in den 1980ern denke: An die 30 Blockfelder, die beim heftigen Betrieb auf der Westbahn dauernd am Rattern waren (zwei Fahrdienstleiter taten hier Dienst). Ob und wie man das auf eine Modellbahnanlage bekommt, weiß ich nicht - aber das wäre für mich das Höchste der Gefühle ...

* Um wieder zur Anlage zurüclzukommen: Signalflügel bewegen sich nicht "einfach so nach oben und unten" (gar nicht schnell wie bei Magnetspulenantrieben, aber auch nicht linear langsam), sondern parallel mit der Hebelbewegung: Entweder kuppelt man Hebel und Signal mechanisch, oder man simuliert die typische "Zwei-Wellen-Bewegung" (wegen des Umgreifens am Hebel) an einer Motorsteuerung (ok, manche Stellwerkswärter werfen die Hebel auch mit Schwung in die Endlage - nicht die feine Tour und eigentlich verboten).

* Die Bewegung von Schrankenbäumen parallel zur Bedienung, aber auch bei einem Motorantrieb ist auch etwas, das "richtig" sein sollte/könnte ...

usw.usf. Ja, das mag nun "überkandidelt" sein, und nicht alle dieser "Gestaltungselemente" würde ich unbedingt erwarten: Aber Details in diesem Bereich sind auch etwas, was eine "Fahrdienstleiter(-zentrierte) Anlage" in meinen Augen auszeichnen würde: Realität an teilweise anderen Stellen als bei betriebs-zentrierten Anlagen, aber eben auch Realität - das "bekommt man von der Anlage mit"!

Harald M.


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04.10.2014 22:01
#32 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Ich finde Haralds Ideen hochinteressant.

Zwar war ich nie als "echter" Fdl tätig, aber ich durfte trotzdem mal eine Erfahrung in dieser Richtung machen: Irgendwo hier wurde mal das "Eisenbahn-Betriebsfeld" an der TU Darmstadt erwähnt. Früher (vor über 15 Jahren) hieß der Vorgänger davon noch "Signallabor", und dort durfte ich ein paar Betriebssessions mitmachen. Nach einer Einweisung war es mein "Job", der Fdl eines kleinen Endbahnhofs mit 3 Gleisen am Ende einer eingleisigen Nebenstrecke zu sein. Natürlich dachte ich auch erst "wie langweilig", aber zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass das ein durchaus ausfüllender Job war. Der Bahnhof hatte ein mechanisches Stellwerk mit Hebelbank, und was man da alles beachten musste. Glücklicherweise standen die Abhängigkeiten auf Täfelchen an den Hebeln (ich weiß nicht, ob das zur Erleichterung war, oder ob das bei echten Stellwerken auch so ist). Dazu kam dann noch die Züge anbieten und annehmen, Voraus- und Zurückblocken sowie die Einträge im Stationsbuch. Es war genug.
Es blieb aber immer auch genug Zeit, den ein- und ausfahrenden Zügen zuzusehen. Das war auch nötig, denn man musste nachschauen, ob auf dem letzten Wagen ein roter Punkt klebte. Dieser symbolisierte den Zugschluss und musste kontrolliert werden. Wenn jemand den Punkt entfernt hatte, mussten alle, die zurückgeblockt hatten, obwohl der Zugschluss nicht da war, eine Mark in die Kaffekasse zahlen.
Und ich erinnere mich noch gut, wie nach einer halben Stunde ein erfahrener Mensch vorbeikam und mir erklärte, dass ich die Weichen nicht so stellen dürfe, wie ich es tat. Er erklärte mir dann, dass ich tot sei, wenn ich vor dem Hebel stehe und ein Zug spitz auf die Weichenzungen fährt, während ich die Weiche umlege. Daher habe ich neben dem Hebel zu stehen. Und plötzlich muss man beim Hebel umlegen auch noch umgreifen...

Das wesentliche daran war aber, dass es eben extrem wirklichkeitsgetreu war. Die fahrenden Modellzüge lösten sogar die Fahrstraßen von selbst wieder auf, und hier kann ich Harald nur zustimmen: Das war ein wesentlicher Teil des Erlebnisses. Wenn der angenommene Zug nämlich nicht kam, sondern stattdessen ein Anruf des Nachbar-Fdl, dass die Zugreihenfolge doch noch geändert werden musste, dann hieß es "schlüsseln" (also mit einem Schlüssel manuell die Fahrstraße auflösen, was wiederum ein Zählwerk weiterzählen ließ und im Stationsbuch eingetragen werden musste).

Übrigens fällt mir dabei auch noch ein, wie bei einer Fdl-Anlage die Zusammenarbeit mit einem Computer aussehen könnte: Es gab damals auf dieser (zugegeben riesigen) Anlage auf einer zweigleisigen Strecke ein Stück mit Selbstblock. Wenn ich mich richtig erinnere, endete dieser Bereich auf der einen Seite an einem Bahnhof mit Drucktastenstellwerk und auf der anderen Seite an einer Abzweigstelle mit einer ganz eigentümlichen Stellwerkstechnik: Dort gab es große runde Knöpfe, die wenn ich mich richtig erinnere herausgezogen und gedreht werden mussten. Das heißt aber, hier gab es bereits die Schnittstelle von einem manuell bedienten Stellwerk zu einer Automatik, und zwar absolut vorbildgerecht. Ich habe an den Stellen zwar nie mitgemacht, aber es muss ja vorbildliche Abläufe für das Übergeben von Zügen an den Selbstblock und für das Annehmen von Zügen aus dem Selbstblock geben. Wenn man nun den Computer mit einem geeigneten Programm den Schattenbahnhof steuern ließe und er mit dem Schattenbahnhof den Selbstblock simuliert, dann könnte man die Schnittstelle zum Computer absolut vorbilgetreu nachbilden.

Versteht mich nicht falsch: Mein persönlicher Traum ist eine Lokführer- und keine Fdl-Anlage, aber seit meinem damaligen Erlebnis verstehe ich Modellbahner, deren Traum eine Fdl-Anlage ist. Und ganz ehrlich: Es gibt Momente, da träume ich von einer Hebelbank für einen kleinen Endbahnhof...

Viele Grüße
Rolf


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05.10.2014 10:23 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2014 10:31)
avatar  dave
#33 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von hmmueller im Beitrag #31

* Habe ihr schon einmal bewusst zugehört, wie eine elektrische Weiche umläuft? Wie in den paar Sekunden man die Rutschkupplung greifen hört, dann den Umlauf, dann das Einfallen der Verschlusshaken und des Spitzenverschlusses? In meinen Träumen hat eine Fdl-zentrierte Anlage Geräuschmodule für den Weichenumlauf!


Bei der Modellbahn muss man sich auch über die Geräuschkulisse machen, die der Bediener hören kann. Sounddecoder für Loks sind ja zur Zeit total "in". Sind sie zu laut, dann hört man auf der ganzen Anlage die Lok. So verliert man die Illusion der Entfernung. Bei der letzten Weihnachtsausstellung des SMEC (www.smec.at) konnte man eine 1044 durch die Schattengleise sehr gut verfolgen, weil sei wirklich extrem laut eingestellt war. Nach zwei Minuten hat es genervt.
Komment wir zum Stellwerker: Hört der wirklich die Antriebe? Sollte man beim Umstellen nicht eher den Wecker, der bei sich meldet wenn Weichenschalterstellung und Zungenstellung nicht ident sind? So wie hier https://www.youtube.com/watch?v=tj-AXdvwy3M oder https://www.youtube.com/watch?v=rOywLmJ3mL4 .

Zitat von Wanderer im Beitrag #32

Übrigens fällt mir dabei auch noch ein, wie bei einer Fdl-Anlage die Zusammenarbeit mit einem Computer aussehen könnte: Es gab damals auf dieser (zugegeben riesigen) Anlage auf einer zweigleisigen Strecke ein Stück mit Selbstblock. Wenn ich mich richtig erinnere, endete dieser Bereich auf der einen Seite an einem Bahnhof mit Drucktastenstellwerk und auf der anderen Seite an einer Abzweigstelle mit einer ganz eigentümlichen Stellwerkstechnik: Dort gab es große runde Knöpfe, die wenn ich mich richtig erinnere herausgezogen und gedreht werden mussten. Das heißt aber, hier gab es bereits die Schnittstelle von einem manuell bedienten Stellwerk zu einer Automatik, und zwar absolut vorbildgerecht.


Da dürfte es sich wohl um ein Stellwerk Siemens 1912 oder eines seiten "Nachfahren" handeln, siehe http://stellwerke.de/formen/seite2_j.html . Da lässt sich so gut wie alles elektrisch umsetzen (haben ja viele Bahnen außer die DRG ab den 1930ern gemacht). Da Probelm wird sein passende Schalter zu einem halbwegs venünftigen Preis zu basteln...


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05.10.2014 10:41
#34 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von dave im Beitrag #33
[quote="hmmueller"|p9065]

Da dürfte es sich wohl um ein Stellwerk Siemens 1912 oder eines seiten "Nachfahren" handeln, siehe http://stellwerke.de/formen/seite2_j.html . Da lässt sich so gut wie alles elektrisch umsetzen (haben ja viele Bahnen außer die DRG ab den 1930ern gemacht). Da Probelm wird sein passende Schalter zu einem halbwegs venünftigen Preis zu basteln...


Ja genau, so sah das aus.

Viele Grüße
Rolf


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09.10.2014 20:02 (zuletzt bearbeitet: 09.10.2014 20:40)
#35 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Hallo FDLs,

erst mal Danke für den Einblick in eurer Seelen!
Allerdings bräuchte man doch für den "richtigen" Betrieb und Spielspaß mindestens zwei Personen!
Ob die eine Person durch einen Computer ersetzt werden könnte halte ich für fraglich! Der Computer ist berechenbar! ;-)

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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10.10.2014 22:43
#36 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von Pfalzbahn im Beitrag #35
Allerdings bräuchte man doch für den "richtigen" Betrieb und Spielspaß mindestens zwei Personen!


... wie ich ja geschrieben habe.
Zitat von Pfalzbahn im Beitrag #35
Ob die eine Person durch einen Computer ersetzt werden könnte halte ich für fraglich! Der Computer ist berechenbar! ;-)

Das ist er sicher nicht.
Was er aber wirklich nicht ist: "Kommunikativ", "zu kreativen Fehlern neigend" und solche Sachen - deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass ich drauf verzichten würde und werde.

Harald M.


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13.10.2014 11:14
avatar  OOK
#37 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

So, ich habe mal die Posts überflogen, die während meiner zehntägigen Abwesenheit aufgelaufen sind. Was soll ich zum Verlauf der Diskussion sagen? Zunächst einmal, dass sich mir der Gedanke aufdrängt, den Strang in "Theorie des Modellbahnbetriebs" umzubennnen.
Des Weiteren stelle ich fest, dass diejenigen, die am weitesten von der Praxis entfernt sind, die "hundertprozentigsten" Vorstellungen und Forderungen haben, wie es gemacht werden muss. Das erinnert ein wenig an die Politik, wo eine Partei in der Opposition absolut fundamentalistische Forderung stellt, kaum sitzt sie auf der Regierungsbank, ist davon kaum noch etwas zu hören. Dann setzt sich "die Normative Kraft des Faktischen" durch bzw. reiner Pragmatismus.
Das meiste, was hier als Minimalvoraussetzung für Fdl-Anlagen gefordert wird, ist allenfalls wünschenswert, schön, praktisch, vorbildlich usw., aber keineswegs notwendig.

Mit Verlaub, ich rede aus praktischen Erfahrungen. In einem anderen Strang geht es ja um die sicherungstechnische Ausrüstung des Bahnhofes Sonnenberg meiner Anlage. Ich finde es wahnsinnig "geil" hier ein "richtiges" mechanisches Stellwerk hin zu bekommen, das nach Vorbildvorschrift bedient wird. Und ich treibe einigen Aufwand, diesen Wunschtraum zu verwirklichen.

Aber: Notwendig ist dies nicht. Der Fdl von Sonnenberg händelt den Bahnhof derzeit auch ohne die korrekte Sicherungstechnik, stellt wie Weichen entweder lokal oder über Schubstangen, die drei Einfahrsignale ebenfalls über Schubstangen. Das ist manchmal etwas umständlich, und wer den Job zum ersten Mal macht, kriegt leicht die Krise. Aber das ist wohl bei jedem Vorbildbahnhof dieser Art auch so.

Ich halte wenig von maximalistischen Forderungen, was nicht heißen soll, dass wir nicht diskutieren dürften, wie es das Vorbild macht. Im Gegenteil, das ist sehr wünschenswert. Aber das ist dann eben die Theorie, und ein jeder nimmt sich davon so viel, wie er mag und vor allem kann.

OOK
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13.10.2014 17:44 (zuletzt bearbeitet: 13.10.2014 17:49)
#38 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Hallo Allerseits,

ich war am Wochenende in Rheda auf dem FREMO-Nebenbahntreffen. Und wie das bei FREMO-Arrangements so
üblich ist, sind die Jobs von Lok-/Zugführern und Fahrdienst-/Zugleitern "streng" voneinander getrennt.

Unter Anderem hatte ich das Vergnügen als "örtlicher Bahnhofsfahrdienstleiter" des Bahnhofs Neulippertor
innerhalb der Zugleitstrecke tätig zu sein.

Zu diesem Bahnhof ist zu sagen, das es sich um den Betriebsmittelpunkt einer NE-Bahn mit Übergang zur DB
handelt. Hier gibt es ein rundes Dutzend Anschliesser im Bahnhofsbereich, ausserdem hat Neulippertor
Zugbildungsaufgaben für die NE-Bahn.

Die Stelltechnik ist "elektromechanisch" mit vorbildnahen, softwarebasierten Abhängigkeiten.

Meine bisherige Meinung hat sich (wieder einmal) vollumfänglich bestätigt: Wer einen Fahrdienstleiterjob
nach der "reinen Lehre" auf seiner Anlage verwirklichen möchte, braucht Mitspieler!!

1.) Mindestens einen, der die Züge fahren lässt.
2.) Mindestens einen "Nachbarfahrdienstleiter".
Beide können als Cheffe der Schattenwelt ggf. in Personalunion tätig sein.

ICH kann mir nicht vorstellen, ALLEINE eine reine FDL-Anlage zu planen, zu bauen und zu betreiben, wenn
ich nicht über das "nötige" Personal verfüge; dann ist vielleicht eine der verfügbaren Stellwerksimulationen
das Richtige für mich.

Mir hat der Job deshalb Spass gemacht, WEIL ich mit dem Zugleiter, dem Nachbarfahrdienstleiter und den
Zugpersonalen kommunizieren musste UND eben die "reine Stelltätigkeit" auszuführen hatte.

Für Einzelkämpfer aber eher ungeeignet! Wobei Neulippertor auch nicht für den Alleinspieler entworfen und
gebaut wurde, sondern schon in der Grundkonfiguration (Fiddleyard - Strecke - LPT) mindestens 3 Leute beschäftigt.

Weiterhin war im Arrangement mit dem Bahnhof "Bülthausen" eine Betriebsstelle vertreten, wo die Weichen und
Signale mittels mechanischer Stellhebel (quasi der Prototyp der "Hellmann'schen-Hebel") bedient werden. Der
Erbauer hat mittlerweile auch die Fahrstrassenfestlegung mittels eines rein mechanischen Verschlussregisters
realisiert. Der Job des FDL in Bülthausen war sehr begehrt, was doch die Faszination der Mechanik verdeutlicht!!
aber auch für Bülthausen gilt, das ohne Mitspieler der Spass weniger als halb so gross sein dürfte.
Hier wäre die Anordnung in einem Loop mit Einsatzbahnhof denkbar. Ob letzterer durch einen PC steuerbar sein
könnte, will ich nicht beurteilen, ebensowenig inwieweit Zugmeldungen "mechanisierbar" sind. Ob allerdings
der Spass am Bahnhof bei dieser Grundlage lnge anhalten wird, möchte ich bezweifeln! Irgendwann wird die
"Action" (Züge von A nach B, von B nach A, Zugkreuzungen, Überholungen; ggf ein wenig Rangieren) der Routine
weichen...

Soweit meine (erneut gefestigte) Meinung zur FDL-Anlage.

Grüsse aus Frankfurt

Hartmut

Tante Edit hat Zeichen sortiert...

Grüße vom Exilsiegerländer aus Butzbach in der Wetterau

Hartmut

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14.10.2014 09:53 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2014 09:57)
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#39 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

Da dieser Strang dem Titel des Unterforum "Praxis des Modellbahnbetriebes" wie erwähnt, ohnehin nicht mehr so ganz gerecht wird, kann ich auch einmal ein Fdl-Erlebnis erzählen. Das liegt aber schon viele Jahre zurück und ist Vorbild, nicht Modellbahn, für letztere aber vielleicht richtungsweisend:

Ich weilte auf dem Bahnhof Ehrwald der Außerfernbahn. In der Zeit, bevor man meinte, den Fahrdraht runter reißen zu müssen (um ihm dann für viel Geld wieder aufzuhängen!) Dieser Bf ist ein Kreuzungsbahnhof mit Einfahrsignalen, jedoch ohne Ausfahrsignale. Die Weichen sind ortsgestellt und vermutlich für Einfahr-Fahrstraßen vom Stellwerk aus verriegelbar. So jedenfalls meine Schlussfolgerungen aus meinen Beobachtungen.
Und, wichtig: Der Bf hat (oder hatte zumindest damals) einen Fdl, einen der noch so richtig mir roter Mütze und Befehlsstab unterm Arm rumlief.

Wie der Zufall es so wollte, durfte ich Zeuge einer Zugkreuzung werden. Die beiden Züge liefen nacheinander auf Gl 1 und 2 ein. Züge war ein großes Wort: jeweils eine 112 und ein Silberling.
Jetzt wird's spannend. Wie werden nun die Fahrstraßen für die Ausfahrten eingestellt? Ganz einfach: der Fdl schwingt sich auf sein Fahrrad, saust auf einem extra dafür angelegten Radweg zur Ausfahrweiche Richtung Garmisch, legt diese um und gibt dem Tf von dort aus mit dem Befehlsstab den Abfahrauftrag.
Kaum ist der "Zug" an ihm vorbei, legt er die Weiche wieder zurück, schwingt sich wieder auf sein Radl und saust noch schneller als beim ersten Mal zur Einfahrweiche Richtung Reutte i.Tirol. Dort springt er von Rad, legt die Weiche und gibt dem zweiten Zug den Abfahrauftrag. Dieser fährt aus und im Bf ist wieder Ruhe. Nach Zurücklegen der Weiche fährt der Fdl diesmal entspannt zurück zum AG und darf sich ausruhen.
Da sehe ich viel Potential für die Modellbahn. Low-Tech vom Feinsten.

OOK
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14.10.2014 13:29
#40 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von OOK im Beitrag #39

....einen Fdl, einen der noch so richtig mir roter Mütze und Befehlsstab unterm Arm rumlief.

da dies eine unter Modellbahnern, aber auch der übrigen Bevölkerung, weitverbreitete Fehlmeinung widerspiegelt, sollte man sie ausgerechnet in einem Forum mit etwas Anspruch nicht noch weiter vertiefen.
Rote Mütze und Befehlsstab sind die Kennzeichen des Aufsichtsbeamten, der grundsätzlich ganz andere Aufgaben als der Fdl hat (zB das Ablassen von Zügen). Der Fdl hat dagegen keinerlei Kennzeichen, trägt in Epoche III/IV auch nicht notwendigerweise Uniform.

Was das eigentlich ganz Einfache so verkompliziert und zu dem wahrscheinlich unausrottbarem Fehler geführt hat, sind vermutlich zwei Dinge: Einmal treten Fdl und Aufsicht bei kleinen Bahnhöfen in Personalunion auf, und verständlicherweise prägen sich rote Mütze und Befehlsstab bei den Fahrgästen sehr stark ein. Dummerweise ist Fahrdienstleiter die bei Laien bekanntere Tätigkeitsbezeichnung. Und schon war es passiert, und wurde von der Fachpresse unzähligemale weitergetragen.
In dem sehr lebendigen Beispiel gilt: Stellt der Beamte gerade das Esig, ist er Fdl, gibt er das Abfahrtsignal für den Zug, ist er Aufsichtsbeamter. Er wird deswegen kaum ständig die Insignien wechseln.

Christian

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14.10.2014 14:02
avatar  OOK
#41 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

Christian, du hast ja soooo Recht! Ich habe genau das gemacht, was Otto Normalmodellbahner immer macht, nämlich die beiden Jobs in einen Topf geworfen, was beim Beispiel Ehrwald aber absolut ok ist. Es liegt auch daran, dass ich in meiner Jugend immer an kleineren Bahnhöfen gewohnt habe, wo Fdl und Aufsichtsbeamter stets in Personalunion waren. Ich glaube auch nicht, dass durch diese Verwischung irgendetwas falsch rüber gekommen ist,oder?
Und bei der Modellbahn, selbst bei einer mit einer weit gefächerten Rollenverteilung wie der BAE, wird es kaum eine Trennung von Fdl und Aufsichtsbeamten geben.

OOK
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14.10.2014 14:09
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#42 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von OOK im Beitrag #39

Ich weilte auf dem Bahnhof Ehrwald der Außerfernbahn.


Zitat von Casey Jones im Beitrag #40
Zitat von OOK im Beitrag #39

....einen Fdl, einen der noch so richtig mir roter Mütze und Befehlsstab unterm Arm rumlief.

da dies eine unter Modellbahnern, aber auch der übrigen Bevölkerung, weitverbreitete Fehlmeinung widerspiegelt, sollte man sie ausgerechnet in einem Forum mit etwas Anspruch nicht noch weiter vertiefen.
Rote Mütze und Befehlsstab sind die Kennzeichen des Aufsichtsbeamten, der grundsätzlich ganz andere Aufgaben als der Fdl hat (zB das Ablassen von Zügen). Der Fdl hat dagegen keinerlei Kennzeichen, trägt in Epoche III/IV auch nicht notwendigerweise Uniform.


Achtung, wir befinden uns in Österreich! Uniform, rote Kappe (und Befehlsstab) sind auch heute noch Kennzeichen des österreichischen Fahrdienstleiters.


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14.10.2014 14:27
#43 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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... und zur Ergänzung noch: Den Begriff "Aufsichtsbeamter" gab und gibt es in Österreich nicht.

Wenn überhaupt eine eigene Stelle zur Zugabfertigung nötig war (üblich z.B. in größeren Bahnhöfen mit Zentralstellwerken, manchmal auch, wenn eine Deutsche Einheit mit Befehlsstellwerk vorhanden war), dann gab es (bis zur letzten Vorschriftenreform) einen "Bahnsteigfahrdienstleiter", der auch alle Verantwortungen eines Fahrdienstleiters hatte - bis zur prinzipiellen Möglichkeit, die Zugfolge zu ändern. Praktisch waren natürlich auf solchen Bahnhöfen - wie analog auch im Nachbarland Deutschland - die Aufgaben der mehreren Fahrdienstleiter in einer Bf-Do (Bahnhofsdienstordnung) so festgelegt, dass für jede Fdl-Verantwortung klar war, wekcher Fdl sie in welchem Bereich wahrnehmen durfte und musste.

H.M.


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14.10.2014 14:40 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2014 16:39)
avatar  dave
#44 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Zitat von hmmueller"|p9133
Bahnsteigfahrdienstleiter



Den Außenfahrdienstleiter gibt heute ja auch noch! Zumindest sehe ich einen jeden Tag in Attnang-Puchheim (Zentralstw. mit zwei Fdl. im Innendienst und einem Außen-Fdl.).


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14.10.2014 16:50
avatar  OOK
#45 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

Sehr interessant! Das wusste ich auch noch nicht, dass es in Österreich den Aufsichtsbeamten als solchen nicht gibt, sondern dass hier tatsächlich das Rotkäppchen der Fdl ist.

Aber nachdem dies geklärt ist, könnten wir zum eigentlichen Thema zurückkehren, nämlich wie Anlagen beschaffen sein sollten, die Fdl-orientiert sind. Hartmut schrieb von einer spannenden Erfahrung bei einem FREMO-Treffen und meinte u.a., dass der Fdl-Job, damit er interessant genug ist, mindestens einen Nachbar-Fdl braucht.
Bei der BAE gibt es meist nur einen Fdl (wie bekannt in Sonnenberg). Ansonsten nur die temporär als Fdl fungierenden Zf, wie in der SbV vorgesehen. Er kann also in der Regel Nachbarbahnhöfe nicht anrufen, weil nicht sicher ist, ob da gerade jemand ist. Er kann aber von den Nachbarbahnhöfen von aktuellen Fdl angerufen werden, was selten vorkommt, aber ggf halt doch. Sein Hauptgesprächspartner ist der Zl, dessen verlängerter Arm er ist. Insofern kann ich mir auch eine Fdl-orientierte Anlage mit nur einem Fdl vorstellen, wenn er mitten im Zugleitbereich sitzt.

OOK
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14.10.2014 22:56
#46 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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ihr habt euch leider so in den Details verbissen, um mir nur ja etwas nachzuweisen, daß ihr gar nicht gemerkt habt, worauf es mir eigentlich angekommen ist: Bei uns in Deutschland gilt beim größten Teil der Eisenbahnspielenden der Mann mit der der roten Mütze als Fahrdienstleiter, was sachlich einfach falsch ist und demzufolge besser nicht zu eigen gemacht werden sollte. Mehr war nicht.

Christian

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15.10.2014 09:25
avatar  OOK
#47 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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OOK

Christian, ich vermag nicht zu erkennen, dass dir jemand am Zeuge flicken will. Ich selber hatte gleich auf deinen Einwand geantwortet, dass er sachlich korrekt ist. Dass nun unsere österreichischen Forumsmitglieder den österreichischen Usus darstellen, ist angesichts der Tatsache, dass die beschriebene Szene in Österreich stattfand, eigentlich das Selbstverständlichste von der Welt und gerade in diesem Forum äußerst wünschenswert. Wir alle sind doch nicht nur hier, um unser Wissen kund zu tun, sondern auch dazu, dieses zu erweitern. Und damit meine ich an erster Stelle mich selbst.

OOK
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13.05.2016 17:23 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2016 17:47)
#48 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Hallo liebe Forumer, bevor ich in einem neuen Strang beginne, meine "Verflossene", nämlich die Fahrdienstleiter-Anlage Triptis I vorzustellen, habe ich mir das vorliegende Thema zur Vorbereitung nochmal angeschaut. Dabei habe ich eine Menge wichtige Aussagen gefunden, die ich hier mal kurz wiederholen möchte. (Meine Kommentare in Kursivschrift). Die alte Anlage befand sich im gleichen Raum wie die jetzige Anlage Triptis II, allerdings hatte ich nur etwa halb so viel Gleismaterial verbaut, der Platz für Bediener war entspechend großzügiger. Es gab nur zwei Bahnhöfe im sichtbaren Bereich (Triptis und Auma) dafür aber drei Abstellbahnhöfe und einen verdeckten Arbeitsplatz in der "Unterwelt". Ich habe die Anlage in den 80er Jahren geplant und gebaut, Computer zur Anlagensteuerungwaren damals noch in weiter Ferne. Alle Züge mussten am Anfangspunkt ihrer Fahrt zeitrichtig von Hand gestartet werden, das war ziemlich personalaufwendig.


#4 OOK
Aber ich würde gern den Radius etwas größer ziehen und auch die mainstreamige Variante mit einbeziehen: ein einzelner Modellbahner baut sich eine Anlage, auf der er als Fdl mächtig zu tun haben möchte. Wie kann/muss die aussehen?
Vermutlich wird er an seinem Stellpult sitzen und auf die Züge warten, die ihm eine Programmautomatik von beiden Seiten "schickt". Es braucht also im Prinzip nur zwei gut sortierte Schattenbahnhöfe (die auch in einem zusammengefasst sein können) und den "Hauptbahnhof". Eigene Erfahrung habe ich mit diesem System nicht, aber vielleicht jemand anders?

So ähnlich lief das bei mir ab, allerdings gab es keine Programmautomatik, sondern einen "Fdl Unterwelt", der die Züge zum richtigen Zeitpunkt in den sichbaren Bereich losschicken musste.


#7 hwunderlich/Hartmut
Alleinunterhalter, Ersterer müsste dann aber schon seine Anlage so konfigurieren, dass die Züge am Halt zeigenden Signal
alleine anhalten und bei einem Fahrtbegriff dann auch weiterfahren.

Auf den Streckengleisen war das genau so. Der Aufsichtsbeamte im Bahnhof (der gleichzeitig Fdl sein konnte) schickte den Zug per Zp9 los und musste sich dann nicht mehr um ihn kümmern. Der nächste Fdl bekam eine Zugmeldung per Telefon und nahm den Zug dann am Einfahrsignal "in Empfang". Falls das Signal auf Halt stand, hielt der Zug selbständig an, er hatte sozusagen einen eingebauten Tf.


#10 hwunderlich/Hartmut
beschreibt den Ablauf der Zugmeldungen,
- Anbieten/Annehmen (Wird Zug 4711 ... ?) wird auf eingleisigen Strecken mit Streckenblock praktiziert,
- Abmelden (Zug 4711 ab ...) ist einfacher, das gibts bei zweigleisigen Strecken mit Streckenblock,
- Rückmelden (Zug 4711 vollständig ...) ist für Strecken ohne Streckenblock oder bei Fehlern vorgesehen.

In Triptis I hatten wir Anbieten und Annehmen auf der Nebenstrecke, und Abmelden auf der Hauptstrecke. Unsere Frauen hatten kein Verständnis dafür, dass erwachsene Männer über eine Distanz von paar Metern Telefongespräche führen


#19 OOK
In diesem Strang nur über Fdl-Anlagen ohne C. diskutieren

Das passt zu Triptis I, denn MoBa-Computer gab es damals noch nicht.


#22 tuxlover/Michael
Eine Fdl-Anlage besteht im Zweifelsfall nur aus einer Betriebsstelle und Zugspeichern.

Genau. Die Kommunikation geht dann allerdings von der Betriebsstelle in beide Richtungen zum Zugspeicher-Steuerpersonal (falls es kein Kopfbahnhof ist), d.h. die Zugspeicher brauchen eigene Fdl.


#24 hmmüller/Harald
Bahnhofsstruktur: entweder zwei Stw (ein Fdl-Stw und ein Wärter-Stw) oder drei Stw (eine Befehlsstelle und zwei Wärter-Stw)

Befehlswerke gibts nicht nur in Österreich; in Neustadt (Orla) gab es ein solches im EG und dazu die Wärter-Stw No und Nw. Der Fdl war gleichzeitig Bahnsteigaufsicht und hatte dazu eine rote Mütze (so wie ich auf dem Avatarbild).


#30 hmmüller/Harald
Ausstattung Bahnhhof für Fdl-Betrieb,
Ich gestehe, das ist alles am grünen Tisch erfunden. Aber so würde (und werde, wenn's dann soweit ist) ich das machen wollen ...

Das liegt wohl nahe, ich hab das tatsächlich weitgehend so gemacht!


#31 hmmüller/Harald
Wenn ich von meiner Fahrdienstleiteranlage träume, dann gibt es da auch Haptisch-Akustisch-Optisches, das ich nicht vermissen möchte - allerdings bin ich hier nun garantiert in einem Minderminderheitenbereich unterwegs:

* Habe ihr schon einmal bewusst zugehört, wie eine elektrische Weiche umläuft? Wie in den paar Sekunden man die Rutschkupplung greifen hört, dann den Umlauf, dann das Einfallen der Verschlusshaken und des Spitzenverschlusses? In meinen Träumen hat eine Fdl-zentrierte Anlage Geräuschmodule für den Weichenumlauf!

* Wer einmal im Relaisraum eines Drucktastenstellwerks (oder auch in einer alten Telefonvermittlung) gestanden ist, hat das Rattern der Relais gehört - in einem Stellwerk hört man hier, wie eine Fahrstraße über die Gestelle einläuft oder wie ein Zug auf seiner Fahrt die Teilfahrstraßen auflöst. Die Schaltungen meines Stellwerks werden auf jeden Fall mit Relais aufgebaut (ein paar Dutzend 4xUm-Relais liegen schon hier, und ein Demostellwerk für eine Abzweigbahnhof mit 2 Gleisen hab ich schon einmal zusammengelötet ...).

* Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an die Fahrdienstleitung in St.Valentin in den 1980ern denke: An die 30 Blockfelder, die beim heftigen Betrieb auf der Westbahn dauernd am Rattern waren (zwei Fahrdienstleiter taten hier Dienst). Ob und wie man das auf eine Modellbahnanlage bekommt, weiß ich nicht - aber das wäre für mich das Höchste der Gefühle ...

* Um wieder zur Anlage zurückzukommen: Signalflügel bewegen sich nicht "einfach so nach oben und unten" (gar nicht schnell wie bei Magnetspulenantrieben, aber auch nicht linear langsam), sondern parallel mit der Hebelbewegung: Entweder kuppelt man Hebel und Signal mechanisch, oder man simuliert die typische "Zwei-Wellen-Bewegung" (wegen des Umgreifens am Hebel) an einer Motorsteuerung (ok, manche Stellwerkswärter werfen die Hebel auch mit Schwung in die Endlage - nicht die feine Tour und eigentlich verboten).

Das spricht mir aus der Seele, leider konnte ich diese Geräuschkulisse nur unvolkommen nachbilden, denn die mechanischen Stellwerke in der Anlage waren elektrisch/elektronisch nachgebildet.


#32 Wanderer/Rolf
Natürlich dachte ich auch erst "wie langweilig", aber zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass das ein durchaus ausfüllender Job war. Der Bahnhof hatte ein mechanisches Stellwerk mit Hebelbank, und was man da alles beachten musste. Glücklicherweise standen die Abhängigkeiten auf Täfelchen an den Hebeln (ich weiß nicht, ob das zur Erleichterung war, oder ob das bei echten Stellwerken auch so ist). Dazu kam dann noch die Züge anbieten und annehmen, Voraus- und Zurückblocken sowie die Einträge im Stationsbuch. Es war genug.
Es blieb aber immer auch genug Zeit, den ein- und ausfahrenden Zügen zuzusehen.

Ich kann euch sagen, diese Tätigkeit konnte auch in Triptis I ganz schön stressig werden (zum Glück purer Eu-Stress), wenn der Zug mit leichter Verspätung vor dem Einfahrsignal steht, und man bekommt diesen verdammten Fahrstraßenhebel nicht umgelegt, weil da noch so ein Riegel (welcher denn?) nicht in der richtigen Stellung ist. Wie im richtigen Stellwerk steht auf den Täfelchen an den Fahrstraßenhebeln, welche Bedingungen erfüllt sein müssen. Die Einträge im Zugmeldebuch haben wir uns verkniffen.


#35 Pfalzbahn/Hubert
Allerdings bräuchte man doch für den "richtigen" Betrieb und Spielspaß mindestens zwei Personen!

Bei Triptis I waren es fünf Personen für uneingeschränkten Betrieb: Ein Fdl im Stw Twf, ein Wärter im Stw To, ein Aufsichtsbeamter/Rangierleiter/Rangierlokführer, ein Fdl im Bahnhof Auma, eine Person (ich!) für die beiden Fdl in den Unterwelt-Abstellbahnhöfen.


#37 OOK
Ich finde es wahnsinnig "geil" hier ein "richtiges" mechanisches Stellwerk hin zu bekommen, das nach Vorbildvorschrift bedient wird. Und ich treibe einigen Aufwand, diesen Wunschtraum zu verwirklichen.

Die Teile für die Hebelbank und für die Fahrstraßenhebel mit ihren Abhängigkeiten kann man ja kaufen, allerdings ist mir kein Bausatz für einen Blockaufsatz mit elektromechanisch funktionierenden Blockfeldern bekannt. Ich habe in der Anlage alles elektrisch nachgebildet, die Bedienung war weitgehend vorbildorientiert. Was gefehlt hat, waren die Induktorkurbel und die Gleichstrom-Fahrstraßen-Festlegefelder. Der Rest war kompliziert genug! Fehlbedienungen waren nicht wie beim Vorbild mechanisch verriegelt. Wenn man was falsch gemacht hat, kam erst ein deutlich erkennbares Warnlicht und nach ein paar Sekunden eine nicht überhörbare Hupe, so lange, bis die falsche Bedienhandlung zurückgenommen wurde.


#38 hwunderlich/Hartmut
Wer einen Fahrdienstleiterjob auf seiner Anlage verwirklichen möchte, braucht Mitspieler!!

1.) Mindestens einen, der die Züge fahren lässt.
2.) Mindestens einen "Nachbarfahrdienstleiter".

Hatten wir alles.

#40 Casey Jones/Christian
Rote Mütze und Befehlsstab sind die Kennzeichen des Aufsichtsbeamten;
Fdl und Aufsicht treten bei kleinen Bahnhöfen in Personalunion auf

Das war auch in Triptis I möglich. Es gab ein spezielles Aufsichtspult, das bei knapper Personallage vom Fdl mitbedient werden konnte. Da konnte er Abfahraufträge geben oder einfahrende Züge an der richtigen Stelle am Bahnsteig stoppen (sonst fuhren die sturen Lokführer bis ans Hauptsignal). Wenn genügend Bedienpersonal verfügbar war, gab es im Bahnhof Triptis neben dem Fdl und dem Wärter auch einen speziellen Aufsichtsbeamten, der gleichzeitig auch Rangierleiter und Rangierlokführer war. Für die Rangierfahrten gab es den guten alten Trix-Traffo, die notwendigen Weichenbedienungen musste der Rangierleiter mit den Stellwerken absprechen, ortsgestellte Weichen durfte er selbst stellen (wenn sie nicht vom Stellwerk verschlossen waren).

Ich denke, das reicht für heute. Für die eigentliche Beschreibung mache ich ein neues Thema hier im Bereich auf. Mit Hp1 aus Triptis - Helmut


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30.05.2019 11:57 (zuletzt bearbeitet: 10.01.2021 14:50)
#49 RE: Anlagen für Fahrdienstleiter (Fdl-Anlagen)
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Hallo Forumer, ich hole mal eine alte Frage von OOK aus dem Jahr 2014 hervor, die ich jetzt endlich beantworten kann:

Zitat von OOK im Beitrag #4
Aber ich würde gern den Radius etwas größer ziehen und auch die mainstreamige Variante mit einbeziehen: ein einzelner Modellbahner baut sich eine Anlage, auf der er als Fdl mächtig zu tun haben möchte. Wie kann/muss die aussehen?
Vermutlich wird er an seinem Stellpult sitzen und auf die Züge warten, die ihm eine Programmautomatik von beiden Seiten "schickt". Es braucht also im Prinzip nur zwei gut sortierte Schattenbahnhöfe (die auch in einem zusammengefasst sein können) und den "Hauptbahnhof". Eigene Erfahrung habe ich mit diesem System nicht, aber vielleicht jemand anders?


Ja, jetzt habe ich eine Erfahrung mit genau so einem System! Triptis II lässt sich mittlerweile haargenau so betreiben: Der einzige Unterschied ist, dass ich als Fdl nicht am Stellpult sitze, sondern ich muss stehen, weil die Bedienungselemente relativ hoch positioniert sind.

Tf2_274.jpg

Die Programmautomatik liest den Fahrplan und bedient danach alle Betriebsstellen, die nicht zum Arbeitsbereich des Fdl Triptis gehören. Wenn ein Zug diesen "externen" Zuständigkeitsbereich Richtung Triptis verlässt, dann gibt der jeweils zuständige virtuelle externe Fdl eine Zugmeldung nach Triptis ab und tut dann nichts mehr. Diese Zugmeldung macht sich dann bei mir durch eine je nach Richtung unterschiedliche Anzahl von Glockenschlägen bemerkbar, und die Zugnummer erscheint auf dem Zugmelde-Display. Ich quittiere diese Zugmeldung und kann mir dann überlegen, welche Fahrstraße für diesen Zug einzustellen ist. Allerdings warte ich ab, bis der Zug sich wirklich dem Bahnhof Triptis nähert, denn die Zugmeldung kann aus relativ großer Entfernung kommen, weil zwischen Triptis und der vorher zuständigen Zugmeldestelle (zB Neustadt (Orla)) noch eine Zugfolgestelle (zB Traun) liegen kann, an der der Zug noch nicht vorbei ist. Wenn der Zug tatsächlich in den Streckenabschnitt direkt vor Triptis eingefahren ist, merke ich das daran, dass das Endfeld aus der entsprechenden Richtung entblockt wird, weil der dortige Wärter der Blockstelle vorgeblockt hat. Es rattert also im Blockkasten, und die Farbscheibe des Endfelds wechselt von weiß auf rot.

Tf5_277.jpg

Jetzt muss ich die Fahrstraße für die Einfahrt befehlen. Ich kenne das richtige Gleis aus der Bahnhofsfahrordnung, deshalb lege ich den Fahrstaßenhebel für die passende Zugstraße um. Wenn gleichzeitig keine "feindliche" Fahrstaße eingestellt ist, dann geht das auch; sonst wäre der Fahrstraßenhebel gesperrt. Ich drücke also die Blocktaste des Befehlsabgabefelds und drehe die Induktorkurbel. Das zugehörige Befehlsempfangsfeld im Wärterstellwerk wird entblockt (=weiß). Dadurch, dass mein Stellwerk ein reines Befehlswerk ist, muss ich mich um die umzulegenden Hebel nicht kümmern, das tut mein Stellwerkswärter im Wärterstellwerk. Dass der Wärter korrekt arbeitet und meinen Befehl ausführt, merke ich daran, dass das Einfahrsignal nach einer gewissen Zeit auf Fahrt geht. Allerdings kann ich das Einfahrsignal von meinem HaNull-Arbeitsplatz aus nicht einsehen (der ist im Empfangsgebäude am Hausbahnsteig), deshalb habe ich in meinem Stellwerk einen Signalmelder, der die Stellung des zugehörigen Einfahrsignals wiederholt.

Jetzt muss ich noch berücksichtigen, ob der Zug durchfahren soll; vielleicht ist es ja ein Dg oder ein Schnellzug, der in Triptis keinen Halt hat. Durchfahrten sind normalerweise nur auf den durchgehenden Hauptgleisen möglich. Falls also die Einfahrstraße auf ein solches Gleis führt, dann (und nur dann) kann ich schon eine Ausfahrstraße stellen, bevor der Zug im Bahnhof ist. Der Lokführer sieht dann am Ausfahr-Vorsignal, dass die Ausfahrt steht und dass er keine Stillstandsbremsung machen muss.

Wenn es aber ein Reisezug ist, oder wenn die Einfahrstraße nicht auf das durchehende Hauptgleis zeigt, dann muss der Zug anhalten, und zwar entweder an der Haltetafel oder im Falle eines Güterzugs am Ausfahrsignal.

Wenn der Zug eingefahren ist, dann wird der Wärter rückblocken, indem er sein Endfeld blockt, das ist wieder deutlich hörbar, es rattert im Blockkasten. Wenn der Zug die Einfahrstraße vollständig passiert hat, dann wird der Wärter sie auflösen. Ich merke das daran, dass er als letzte Bedienhandlung sein Befehlsempfangsfeld blockt, damit wird mein Befehlsabgabefeld wieder entblockt (=rot). Jetzt kann ich meinen Fahrstraßenhebel wieder zurücklegen.

Wenn es vom Fahrplan her passt, dann kann ich jetzt die Ausfahrstraße befehlen. Sobald die Fahrstraße steht (das merke ich an der Fahrtstellung des Ausfahrsignals), kann ich eine Zugmeldung an den Fdl der nächsten Zugmeldestelle abgeben. Da ich mit meinem Computer nicht telefonieren kann, hat er die Zugmeldung freundlicherweise schon vorbereitet und zeigt mir die Zugnummer an, ich muss nur noch auf "Send" drücken, dann geht sie raus. Falls der Zug ein Reisezug mit fahrplanmäßigem Halt in Triptis ist, dann steht der noch da und wartet auf Zp9, das auf Fahrt stehende Ausfahrsignal reicht ihm nicht als Fahrfreigabe. Ich schaue also auf die Uhr und auf den Fahrplan und setze mit gegebenenfalls im Geiste die rote Mütze der Bahnsteigaufsicht auf und drücke dann die Zp9-Taste. Falls der Zug auf Gleis 7 steht, dann wird mein kleiner HaNull-Kollege dort seine Kelle heben und die Abfahrt veranlassen.

Damit ist meine Aufgabe für diesen Zug fast erledigt, ich muss nur noch darauf achten, dass der Wärter korrekt vorblockt und die Ausfahrstraße wieder auflöst.

Das ist alles noch ganz gut zu beherrschen, jetzt stellt euch aber mal vor, dass die Züge in kurzen Abständen aus drei Richtungen ankommen und gegebenenfalls in Tripts enden oder in Triptis starten. Das habe ich alles noch nicht komplett ausprobiert, die bisherigen Versuche haben aber großen Spaß gemacht.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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